Entwicklungsprofessur
Entwicklungsprofessuren
Neues Förderinstrument für den weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchs
Die Hochschule Osnabrück etabliert ein neues Instrument zur Förderung des weiblichen, wissenschaftlichen Nachwuchses – die sog. Entwicklungsprofessuren.
Ziel ist es dass Frauen, die bereits überdurchschnittlich promoviert sind oder kurz vor Abschluss ihrer Promotion stehen (Disputation bereits erfolgt), die für eine Professur an einer Fachhochschule benötigte dreijährige Berufspraxis außerhalb des Hochschulbereiches erlangen, ohne dass sie die Wissenschaft vollständig verlassen müssen. Dementsprechend ist die Stelleninhaberin mit einer 0,5 TV-L 13 Stelle an der Hochschule Osnabrück in Lehre und Forschung tätig und mit einer weiteren (selbstorganisierten) 0,5 Stelle bei einem/einer kooperierenden Praxispartner*in . Die 0,5 Stellen an der HS werden finanziert aus dem BMBF-Programm „Professorinnenprogramm III“ (eingeworben durch das Gleichstellungsbüro), da Professorinnen in Deutschland noch immer sehr stark unterrepräsentiert sind (an FHs in 2019 24,4%).
Die HS OS folgt damit den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Personalentwicklung an Fachhochschulen.
Weitere Informationen sind in der Richtlinie und im der Programmausschreibung nachzulesen.
Stelleninhaberinnen
Forschungsschwerpunkte |
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Forschungsprojekte | Diverse Projekte zur Diagnostik von Dysphagien und aktivierenden logopädischen Therapien bei Patienten mit Morbus Parkinson am Klinikum Osnabrück in Kooperation mit der Hochschule Osnabrück (09/2021- ) Mitarbeiterin im Projekt „SPRICH MIT! Ein Open-Source-Trainingsprogramm zur besseren Verständigung in der Gesundheitsversorgung“ gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur an der Hochschule Osnabrück (01/2022- ) |
Lehre und Lehrerfahrung |
Betreuung von Bachelorarbeiten auf Anfrage möglich. |
Mentor*innen an der HS OS | Prof. Dr. Hilke Hansen |
Kooperierendes Praxisunternehmen | Klinikum Osnabrück, Neurologie (Chefarzt der Neurologie Prof. Dr. Rainer Dziewas) |
Schwerpunkte | Klinisch-praktischen Versorgung von Patient*innen mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen |
Fakultät | Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften |
Thema der Dissertation | "Effects of cerebellar transcranial direct current stimulation (tDCS) on motor skill learning in swallowing" erstellt an der University of Canterbury, Christchurch, Neuseeland. Ihr Promotionsstudium absolvierte Frau Dr. Erfmann im Rose Centre for Stroke Recovery and Research der University of Canterbury unter der Leitung von Prof. Dr. Maggie-Lee Huckabee. |
Studienabschlüsse |
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Kontakt: | Tel.: 0541/ 969 3507 Raum: CF0322 |
Forschungsschwerpunkte |
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Forschungsprojekte
| Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Künstliche Intelligenz in der Gesundheitsversorgung - Grundlagen, Anwendungen, Perspektiven (ai4health)" am GesundheitsCampus Osnabrück (04/2021-04/2022) Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Verkürzte Zeit bis zur Heilung durch mehr Evidenz mittels augmentierter Intelligenz (ZIEL)" an der Universität Osnabrück (02/2021-03/2022) Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Osnabrück im Projekt Kompetenzentwicklung von Gesundheitsfachpersonal im Kontext des Lebenslangen Lernens (KeGL)" (11/2019-07/2020) Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Osnabrück für die Projektsteuerung und Koordination des Forschungsprojekts: "Gestaltungskompetenz als Innovator für hochzuverlässige Organisationen im Gesundheitssystem (GIO)" (06/2016-12/2020) | |
Mentor*innen an der HS OS | Dr. Daniel Kalthoff und Prof. Dr. Andrea Braun von Reinersdorff | |
Kooperierendes Praxisunternehmen | AOK Niedersachsen | |
Schwerpunkte | Versorgungsstrategie und Innovationsmanagement | |
Fakultät | Wirtschafts- und Sozialwissenschaften / Gesundheitscampus Osnabrück | |
Thema der Dissertation | "Die Perspektive des Verwirklichungschancen-Ansatzes zur Analyse sozialer und gesundheitlicher Ungleichheitsdimensionen im höheren Lebensalter" erstellt an der Universität Osnabrück, Abteilung New Public Health, in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover im Rahmen des GESA-Promotionsprogramms (Langform: Gesundheitsbezogene Versorgung für ein selbstbestimmtes Leben im Alter: Konzepte, Bedürfnisse der Nutzer und Responsiveness des Gesundheitssystems aus Public-Health-Perspektive) (Abschluss Dr. PH) | |
Studienabschlüsse |
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Kontakt | n.goetz@hs-osnabrueck.de | |
Fakultät | Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik |
Fakultät | Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften |
FAQ Entwicklungsprofessuren
Die Entwicklungsprofessur ist ein Instrument der Hochschule Osnabrück zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an Fachhochschulen und entspricht den Empfehlungen des Wissenschaftsrates (vgl. „Empfehlungen zur Personalgewinnung und -entwicklung an Fachhochschulen“ des Wissenschaftsrates S. 59ff.). „Entwicklungsprofessur“ beschreibt hier einen intern genutzten Begriff der HS OS, um die Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Richtung einer Professur zu verdeutlichen (in Analogie zur Juniorprofessur an Universitäten, jedoch ohne Tenure Track). Im Rahmen der sehr erfolgreichen Teilnahme am Professorinnenprogramm III ist es der HS OS gelungen, Gelder zur Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses einzuwerben, da Frauen auf Professuren noch immer deutlich unterrepräsentiert sind. Ihr Anteil betrug bundesweit an Fachhochschulen in 2018 24,4%. Untersuchungen zur Geschlechterverteilung im wissenschaftlichen Qualifikationsverlauf zeigen, dass insbesondere nach der Promotion Frauen der Wissenschaft verloren gehen („leaky pipeline“). Aus diesem Grund sind zunächst ausschließlich Nachwuchswissenschaftlerinnen zur Förderung berechtigt.
Die in der Regel dreijährige Entwicklungsprofessur setzt sich aus einer 50%-Stelle TV-L 13 an der Hochschule und einer 50%-Stelle bei einer/einem Praxispartner/in zusammen. Die Entwicklungsprofessur soll überdurchschnittlich promovierten Nachwuchswissenschaftlerinnen die Möglichkeit geben die erforderliche dreijährige Berufspraxis außerhalb der Hochschule zu erlangen und am Ende der Entwicklungsprofessur ihre Berufungsfähigkeit für eine Fachhochschulprofessur zu erlangen.
Nutzen für Nachwuchswissenschaftlerin
Die Nachwuchswissenschaftlerin wird durch die Förderung berufungsfähig! Sie erhält die Möglichkeit, die für eine Berufung auf eine Professur an einer FH notwendige dreijährige Berufspraxis außerhalb des Wissenschaftsbereiches zu erlangen. Ihre Tätigkeit im Unternehmen wird dabei so definiert, dass sie die vom Gesetz geforderten „besondere Leistungen bei der Anwendung oder Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden in einer […] beruflichen Praxis“ (vgl. § 25 Abs. 1 Satz 4 NHG) erbringen kann. Darüber hinaus kann die Nachwuchswissenschaftlerin ihre beruflichen Netzwerke ausbauen, sowohl in die berufliche Praxis als auch in den Wissenschaftsbetrieb, sowohl national als auch international. Sie kann ihre Lehr- und Forschungserfahrungen vertiefen, publizieren, Drittmittelgelder einwerben, etc. Durch Teilnahme an entsprechenden Fort- und Weiterbildungen kann sich die Nachwuchswissenschaftlerin sowohl fachlich weiterqualifizieren, als auch ihren Karriereweg hin zu einer Professur an einer FH weiter ebnen, z.B. durch Teilnahme an Berufungstrainings o.ä.
Nutzen für antragstellende und begleitende Professor*innen/Mentor*innen
Antragstellende Professor*innen leisten einen wertvollen und wichtigen Beitrag zur Förderung von weiblichem wissenschaftlichen Nachwuchs. Sie erhalten durch die Entwicklungsprofessur die Möglichkeit, qualifizierte Nachwuchswissenschaftlerinnen direkt aus bzw. in ihren Bereichen gezielt zu fördern. Dadurch gewinnen sie eine zusätzliche Lehrperson und/oder Forscherin in ihrem Bereich, eine qualifizierte Kollegin und idealerweise eine qualifizierte Bewerberin für zukünftige Berufungsverfahren. Darüber hinaus können Unternehmenskontakte intensiviert und gemeinsame Projekte vorangetrieben werden.
Nutzen für Unternehmen und Praxispartner
Die Beschäftigung einer Entwicklungsprofessorin bietet viele Vorteile für ein Unternehmen/eine Institution:
- Förderung von Innovationen durch
- den Einsatz einer hochqualifizierten Fachkraft z.B. in Projekten
- den Aufbau bzw. die Intensivierung von Kontakten zur Hochschule Osnabrück (incl. der Möglichkeit weitere Forschungs- und Entwicklungsprojekte anzubahnen)
- die Möglichkeit, Problemstellungen des Unternehmens z.B. im Rahmen von Abschlussarbeiten oder Praxisprojekten bearbeiten zu lassen.
- über die Entwicklungsprofessorin engen Kontakt zu Studierenden und Absolvent*innen,
- zeitlich flexibler Einsatz im Unternehmen/in der Institution, da die andere Hälfte der Beschäftigung an der Hochschule weitgehend an die Beschäftigung im Unternehmen angepasst werden kann,
- keine Verpflichtung des Unternehmens/der Institution über die Laufzeit der Kooperation hinaus,
- gut planbare da zeitlich befristete Personalkosten.
Darüber hinaus leistet das Unternehmen einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zur Erhöhung des Frauenanteils auf Professuren und damit auf Führungspositionen, denn hochqualifizierte Professorinnen können anschließend wieder für Führungsgremien wie Vorstände, Beiräte, Aufsichtsräte etc. zur Verfügung stehen.
Neben der 50%-Stelle an der HS OS werden für jede Entwicklungsprofessorin 1.500 Euro/Jahr als Sachkostenbudget zur Verfügung gestellt, z.B. für die Teilnahme an Tagungen, Fort- und Weiterbildungen, Literatur. Die Grundausstattung wird von der Fakultät getragen, zu der die/der antragstellende Professor*in zählt.
Im Sinne des Konzeptes wäre es wünschenswert, wenn die antragstellenden Professor*innen als Mentor*innen für die Nachwuchswissenschaftlerin fungieren und ihren Karriereweg hin zu einer Professur an einer FH unterstützen.
Dazu könnte gehören:
Als Mentor*in nutzen Sie Ihre Kontakte in die Praxis um der Nachwuchswissenschaftlerin eine passende Stelle in einem Unternehmen oder bei einer Organisation zu vermitteln. Sie koordinieren den Abschluss einer Kooperationsvereinbarung sowie eine regelmäßige Form der Qualitätssicherung (z.B. 2x jährliche Fortschrittsgespräche zwischen Ihnen, der Entwicklungsprofessorin und dem*der Praxispartner*in). Die Interne Forschungsförderung steht gerne unterstützend und beratend zur Verfügung.
Sie begleiten die Entwicklungsprofessorin während der gesamten Förderdauer als kollegiale Ansprechperson.
Sie unterstützen den Einstieg der Entwicklungsprofessorin in das Wissenschaftsnetzwerk bzw. in die „scientific community“ national und international, z.B. durch Hinweise auf Fachtagungen, Fachgesellschaften, relevante Netzwerke etc.
Die Zusammenarbeit zwischen der Hochschule, dem/der Praxispartner*in und der Entwicklungsprofessorin wird in einer Kooperationsvereinbarung festgeschrieben. Dafür stellt die Hochschule gerne ein Muster bereit.
In Deutschland wird aktive Sorgeverantwortung noch immer überwiegend von Frauen übernommen. Häufig fallen Karriereplanung und Familiengründung in dieselbe Lebensphase. Dies möchte die HS OS als familienfreundliche Arbeitgeberin berücksichtigen.
Die Nachwuchswissenschaftlerin wird an der HS OS in der Regel nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) als Entwicklungsprofessorin eingestellt. Das Gesetz beinhaltet eine Familienkomponente die vorsieht, dass Zeiten von Mutterschutz und Elternzeit an die ursprünglich vereinbarte Vertragslaufzeit angehängt werden können, vgl. § 2 Absatz 5 Nr. 3 WissZeitVG.
Mit dem kooperierenden Unternehmen sollte dringend sichergestellt werden, dass eine adäquate Regelung übernommen wird, z.B. im Arbeitsvertrag oder als Anlage zum Arbeitsvertrag. Denn für eine Berufung auf eine Professur an einer Fachhochschule ist eine mind. dreijährige Tätigkeit mit mind. 50% der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit zwingende Voraussetzung. Schon alleine die Inanspruchnahme der gesetzlichen Mutterschutzfristen und eine entsprechende „Verkürzung“ der dreijährigen Tätigkeit würde in Niedersachsen (und ggf. weiteren Bundesländern) dazu führen, dass die Wissenschaftlerin nicht mehr berufungsfähig ist! Die Regelung im Arbeitsvertrag könnte folgendermaßen formuliert werden:
„Es wird vereinbart, dass die Reglungen des § 2 Absatz 5 Nr. 3 des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes in der jeweils gültigen Fassung in analoger Anwendung gelten sollen. Projektbezogene Vertragsverlängerungen aufgrund von Inanspruchnahme von Beschäftigungsverbot, Mutterschutz und Elternzeit erfolgen in dem Umfang, in dem eine Erwerbstätigkeit nicht erfolgt ist. Hierbei wird zugesichert, dass die jeweils übertragenen Tätigkeiten in Qualität und Güte denjenigen Aufgaben entsprechen, die dem Qualifikationsgrad der Arbeitnehmerin entsprechen.“
Das Ziel der Entwicklungsprofessur besteht darin, dass die Nachwuchswissenschaftlerinnen nach ihrer Beschäftigung im Unternehmen die gesetzlichen Anforderungen an eine Professur an einer Fachhochschule erfüllen. Dazu muss die Einstellung im Unternehmen in verantwortungsvoller Funktion erfolgen und „besondere Leistungen bei der Anwendung oder Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden in einer […] beruflichen Praxis“ (vgl. § 25 Abs. 1 Satz 4 NHG) ermöglichen, z. B. Leitung besonderer Projekte, Anmeldung von Patenten, Auszeichnungen, Vertiefung von Anwendungsbezügen von eigenen Forschungsleistungen in der Praxis, etc.
Die Personalkosten sind gut planbar, da die Kosten für eine halbe Stelle an die Entwicklungsprofessorin zeitlich befristet sind. Darüber hinaus entstehen ggf. Kosten für die Einrichtung eines Arbeitsplatzes/Arbeitsumfeldes.
Von einer Kooperation mit der Hochschule Osnabrück kann ein Unternehmen in mehreren Hinsichten profitieren:
- Studierende fördern und damit den eigenen Nachwuchs rekrutieren: https://www.hs-osnabrueck.de/vernetzung/unternehmen-institutionen/foerdern-und-rekrutieren/
- Eigenes Personal weiterbilden: https://www.hs-osnabrueck.de/vernetzung/unternehmen-institutionen/personalentwicklung/
- Zusammenarbeit in Forschung und Transfer: https://www.hs-osnabrueck.de/vernetzung/unternehmen-institutionen/zusammenarbeit-in-forschung-und-transfer/
Der Bereich Hochschulförderung berät Unternehmen, Stiftungen, Institutionen und Privatpersonen, die sich an der Hochschule Osnabrück engagieren möchten: https://www.hs-osnabrueck.de/vernetzung/foerdern-und-stiften/beratung-und-information/
Nach ihrer Promotion und mehrjähriger Lehrtätigkeit an der Hochschule Osnabrück hätte Sabine Bornkessels Weg 2016 an der Hochschule enden können. Für eine FH-Professur fehlte die notwendige außerhochschulische Praxiserfahrung. Ein von der Hochschule entwickeltes Tandem-Modell war die Lösung. Seit dem Frühjahr lehrt und forscht Prof. Dr. Sabine Bornkessel am Campus Haste. Das Beispiel soll Schule machen.
„Ich habe jetzt die Chance, mein ganzes Arbeitsleben lang in meinem Traumberuf tätig zu sein.“ Seit dem 1. März hat Professorin Dr. Sabine Bornkessel die Professur für Lebensmittelverarbeitung und Verpflegung an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück inne. Bornkessels Weg ist in vielerlei Hinsicht beispielhaft. Er fußt auf einem von der Hochschule entwickelten Tandem-Modell, um den weiblichen, wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Das Modell hat der Wissenschaftlerin ermöglicht, die für eine FH-Professur notwendige außerhochschulische Berufserfahrung bei einem kooperierenden Praxispartner zu sammeln, ohne dem Wissenschaftssystem vollständig den Rücken kehren zu müssen. Die Hochschule hofft, mit ihrer jüngst veröffentlichten Förderinitiative der „Entwicklungsprofessuren“ weitere Erfolgsgeschichten wie die von Sabine Bornkessel ermöglichen zu können.
Rückblende: Bornkessel studierte an der Universität Bonn Ökotrophologie und war im Anschluss am Institut für Landtechnik beschäftigt. 2010 trat sie eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Osnabrück an, verbunden mit der Möglichkeit zur Promotion an der niederländischen Universität Wageningen.
„Ein guter Weg, um nicht aus der Wissenschaftswelt aussteigen zu müssen.“
„In den Niederlanden rechnet man für eine Dissertation vier Jahre Vollzeitarbeit“, verdeutlicht Bornkessel die hohen Ansprüche an ihre Doktorarbeit. Hinzu kam, dass sie an der Hochschule sehr schnell stark in die Lehre eingebunden war und längere Zeit als „Lehrkraft für besondere Aufgaben“ arbeitete. Im April 2016 verteidigte sie ihre Dissertation. Konsequent gedacht, hätte Bornkessel die Hochschule nun verlassen müssen, um beruflich voranzukommen. Denn für eine Professur an einer FH fehlte ihr die Voraussetzung der berufspraktischen Erfahrung.
„An der dreifachen Qualifikation in Forschung, Lehre und Berufspraxis als Berufungs-voraussetzung soll festgehalten werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass Fachhochschulprofessuren die Wissenschaft mit dem außerhochschulischen Arbeitsmarkt-sektor verschränken.“ So formuliert es 2016 der Wissenschaftsrat, Deutschlands wichtigstes wissenschaftspolitisches Beratungsgremium, in seinen „Empfehlungen zur Personalgewinnung und -entwicklung an Fachhochschulen“.
Bornkessel stellt diese Anforderungen nicht infrage, sieht sie sogar als notwendig an. Gleichzeitig sollte die Hochschule weiter eine Rolle in ihren beruflichen Planungen spielen. Die Lösung lag in einem Tandem-Modell. Mit einer halben Qualifizierungsstelle arbeitete Bornkessel ab September 2016 an der Hochschule, mit den anderen 50 Prozent als Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) in Quakenbrück. Das DIL ist ein Industrieforschungsinstitut, dem etwa 175 Unternehmen aus den Bereichen Lebensmittelproduktion, Maschinenbau, Mess- und Verfahrenstechnik angehören.
Möglich wurde dieses Pilotprojekt zur Förderung des weiblichen, wissenschaftlichen Nachwuchses für Professuren an Fachhochschulen durch Gelder aus dem Professorinnenprogramm II von Bund und Ländern. Die Konzeptionierung der Qualifizierungsstelle hatte das Präsidium mit der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule Osnabrück, Bettina Charlotte Belker, entwickelt.
Jetzt, fünf Jahre später, ist Bornkessel am Ziel. Durch ihre außerhochschulische Arbeit im DIL erfüllte sie die Voraussetzungen, um sich auf Professuren an FHs zu bewerben. An der Hochschule Osnabrück hat es dann geklappt. Würde sie den von ihr beschrittenen Weg weiterempfehlen? „Ja, ich kann das durchaus empfehlen“, sagt sie rückblickend. „Das Tandem-Modell, das jetzt durch die neuen Entwicklungsprofessuren abgebildet wird, ist ein guter Weg, um nicht aus der Wissenschaftswelt aussteigen zu müssen.“ Auch im Blick auf ihre Familiengründung ist Bornkessel von dem Modell überzeugt: „In einem anderen Setting hätte ich mir das kaum vorstellen können. Ohne die Rückendeckung durch die gesicherte Stelle an der Hochschule, die als Rückfallebene immer da war, weiß ich nicht, ob ich mich getraut hätte.“ Um den Nachwuchswissenschaftlerinnen diese Entscheidung zu erleichtern, sieht das Konzept nach Möglichkeit Vertragsverlängerungen bei Übernahme von Sorgeverantwortung vor.
Zugleich betont Bornkessel, dass der Erfolg des Tandem-Modells nach ihren Erfahrungen ganz wesentlich an eine Bedingung geknüpft ist: „Für zwei Arbeitgeber tätig zu sein, ist definitiv bereichernd, aber immer wieder auch ein Spagat. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Hochschule und der kooperierende Partner einen sehr engen Austausch pflegen.“
Bis zum 31. August auf eine der sieben Entwicklungsprofessuren bewerben
Bettina Charlotte Belker freut Bornkessels Erfolgsgeschichte: „Professorinnen sind in Deutschland noch immer stark unterrepräsentiert. 2019 lag ihr Anteil an Fachhochschulen bundesweit bei 24,4 Prozent, an der Hochschule Osnabrück mit 24 Prozent etwas niedriger.“ Deshalb sei es so wichtig, dass mit den Entwicklungsprofessuren ein neues Förderinstrument geschaffen wurde, um Nachwuchswissenschaftlerinnen ganz gezielt in der Post-Doc-Phase für den Karriereweg Professur an einer FH zu ermutigen und zu qualifizieren. Initiiert wurde es vom Gleichstellungsbüro und dem Bereich „Forschung, Kooperation & Drittmittel“ in Abstimmung mit dem Präsidium. „Aktuell gibt es sieben solcher Stellen an unserer Hochschule, finanziert aus Mitteln des Professorinnenprogramms III. Anträge können bis zum 31. August gestellt werden.“
Auch Prof. Dr. Bernd Lehmann, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Nachwuchsförderung, betont die zentrale Bedeutung von Förderinitiativen, um Wissenschaftlerinnen wie Bornkessel zu halten: „Das Beispiel zeigt, vor welcher Problematik wir immer wieder stehen. Natürlich wollen wir unseren gut ausgebildeten Nachwuchs halten, gerade weil es immer schwieriger wird, hochqualifizierte Köpfe zu gewinnen.“ Innovative Modelle wie die Entwicklungsprofessuren nehmen hier eine wichtige Rolle ein. „Und das Beispiel Sabine Bornkessel zeigt ja wunderbar: Es funktioniert.“