Diverschance_East – Globale Kompetenzförderung und Diversity-Herausforderungen in einem innovativen Europa
Aktuelles
Days of Ukraine in Lower Saxony - Tage der Ukraine in Niedersachsen
Während die Ukraine täglich in den Medien auf unschöne Weise präsent ist, ist weniger im öffentlichen Bewusstsein, dass seit vielen Jahren zahlreiche Ukrainer:innen in Deutschland leben und arbeiten. Daraus wurden bereits in der Vergangenheit mehrere deutsch-ukrainische Netzwerke entwickelt. Auch unabhängig von den in Deutschland lebenden Ukrainer:innen gab es vor dem jüngsten Krieg direkte Kooperationen zwischen Forschenden in Deutschland und der Ukraine.
Ein Projektteam um Prof. Petia Genkova, welches im Bereich der Kulturpsychologie am „Kompetenzzentrum Globale Kompetenz“ forscht (Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften), hatte bereits vor dem aktuellen Krieg ein Forschungsnetzwerk aufgebaut, welches Forschende in mehreren Ländern Zentral- und Osteuropas umfasst. Dieses Netzwerk wurde als Kern des Projekts “Diverschance_East - Global competence development and diversity challenges in an innovative Europe” gebildet und beschäftigt sich mit den Chancen, die sich aus einem sich diversifizierenden Europa ergeben. Infolge des Austausches innerhalb des Netzwerks verbringt auch derzeit eine Forscherin aus der Ukraine einen Forschungsaufenthalt an der Hochschule Osnabrück.
Das Projektteam wurde unlängst zur Konferenz „Days of Ukraine in Lower Saxony - Tage der Ukraine in Niedersachsen“, die am 30.09.2022 und 01.10.2022 an der Leibniz Universität Hannover stattfand, eingeladen. Die Konferenz wird jährlich in Kooperation mit der Deutsch-Ukrainischen Akademischen Gesellschaft und der Medizinischen Hochschule Hannover ausgerichtet. Sie dient dazu, wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Beteiligten aus der Ukraine und Deutschland zu fördern und deutsch-ukrainische Hochschul- und Forschungskooperation weiter auszubauen.
Am ersten Tag der Konferenz präsentierten ukrainische und deutsche Forschende ihre Projekte. Für das Projektteam berichtete Jonathan Herbst von verschiedenen internationalen und nationalen Projekten, welche am Kompetenzzentrum Globale Kompetenz durchgeführt werden. Detailliertere Einblicke gewährte er in das Projekt „Diverschance_East“, in dessen Rahmen Dr. Liudmyla Smokova von der National Mechnikov University Odesa derzeit an der Hochschule Osnabrück forscht.
Zwischen den Vortragssitzungen stellten die ukrainischen Referent:innen ihre Bildungseinrichtung vor. Flüchtlingsforschende berichteten über ihre Aktivitäten in den niedersächsischen Gasteinrichtungen. Dabei konnte das Projektteam Kontakte zu weiteren Forschenden knüpfen, die potentielle Kooperationspartner:innen für zukünftige Projekte sind.
Wie zu erwarten war, spielte der aktuelle Krieg in der Ukraine auch eine zentrale Rolle auf der diesjährigen Konferenz. Einige Referent:innen berichteten, wie der Krieg die wissenschaftliche Arbeit behindert, aber auch, wie über Kooperationsprojekte zwischen deutschen und ukrainischen Universitäten schnell und gezielt Hilfe geleistet werden konnte. Die Konferenz bot auch Raum für deutsch-ukrainische Hilfsorganisationen, ihre Tätigkeiten vorzustellten.
Von aktueller Praxisrelevanz war ein Programmpunkt, in dessen Rahmen durch Gruppenarbeiten spezifische Probleme geflüchteter ukrainischer Forschender diskutiert wurden und Lösungen gesucht wurden. Dort konnte Jonathan Herbst seine Erfahrungen aus der Arbeit mit Geflüchteten und sein theoretisches Wissen aus der Flucht- und Integrationsforschung miteinfließen lassen. Ebenfalls konnte hier das Projektteam weitere Kontakte zu NGOs und Vereinen knüpfen, die im Bereich der Flucht- und Integrationsforschung und Erforschung interkultureller Kompetenz wichtige zukünftige Partner:innen darstellen können.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Doktorandenwettbewerb und durch ukrainische Musiker:innen, welche für eine festliche Abschlussatmosphäre sorgten.
Workshops
Vom 18. bis 21. September 2023 fand der zweite Workshop im Projekt DiversChance_East in Osnabrück statt.
Daran teilgenommen haben die folgenden Professor*innen verschiedener europäischer Länder aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.
Prof. Dr. Vasily Popkov, Professor für Politikwissenschaften, Odessa Mechnikov National Uinversity
Prof. Dr. Yevhen Plotnikov, Professor für Psychologie, Nizhyn Gogol State University
Prof. Dr. Rosina Shevchenko, Professorin für Psychologie, Odessa National Maritime University
Prof. Dr. Victor Pakhmurnyy, Professor für Medizinwissenschaften, Odessa National Maritime University
Prof. Dr. Tetiana Kryvosheia, Professorin für Soziologie, Odessa Mechnikov National University
Prof. Dr. Filip Majetić, Wissenschaftler in Soziologie und Entrepreneurship, Ivo Pilar Institute of Social Sciences
Prof. Dr. Eva van Belle, Professorin für Economics, Vrije Universiteit Brussel
Prof. Dr. Fátima Barbosa, Professorin für Soziologie, Universidade do Minho
Prof. Dr. Dorothy Olsen, Research Professor, Nordic Institute for Studies in Innovation
Prof. Dr. Mauro Romanelli, Professor für Organization and Human Resource Management, University of Napoli Parthenope
Die Agenda des Workshops beinhaltete die Vorstellung der aktuellen Forschung des Kompetenzzentrum Globale Kompetenz sowie die Vorstellung der teilnehmenden Institutionen und Universitäten durch ihre Vertreter*innen.
Das Kompetenzzentrum Globale Kompetenz wurde durch Henrik Schreiber vertreten, der vergangene sowie gegenwärtig laufende Projekte vorstellte. Dies umfasste neben der Vorstellung von DiversChance_East die Projekte Cult-Open, Accept and Utilize Diversity (DNA), Ready for a Colourful World, EduChance, Investigation on Ukrainian Refugees, Cost: Work Inequalities in later life, Fair Future, PDM: Diversity management for Universities und Cult Euro 1: Intercultural Competence. Hinsichtlich des gemeinsamen Horizon EU-Antrags wurden weiterhin das Rahmenwerk von Horizon EU sowie der ausgewählte Call dargestellt.
Prof. Dr. Vasily Popkov präsentierte Strukturen der Odessa Mechnikov National Uinversity. Zudem zeigte er durch die politikwissenschaftlichen Ansätze der Systems Analysis sowie des Clash of Civilization historische und systemische Erklärungen für Entwicklungen in der EU. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten „Research is not about the sunset but the sunrise of Europe”.
Prof. Dr. Yevhen Plotnikov stellte die Nizhyn Gogol State University sowie relevante Projekte des psychologischen Zentrums der Universität und Projekte im Zusammenhang mit Erasmus+ vor. Dabei handelte es sich unter anderem um Projekte der Gesundheit von Lehrer*innen und Schüler*innen in Kriegszeiten oder der psychischen Stabilität im Zusammenhang mit Trauma-fokussierten therapeutischen Maßnahmen.
Prof. Dr. Rosina Shevchenko stellte in ihrer Präsentation mit dem Titel „Main areas of work and training of practical psychologists“ die Haupttätigkeiten des Department of Practical Psychology der Odessa National Maritime University dar. Die Tätigkeiten lassen sich in die Felder pedagogical psychology, medical psychology, military psychology und psychology of adaptation einteilen. Zu jedem der Felder wurden aktuelle Projekte vorgestellt.
Prof. Dr. Victor Pakhmurnyy von der Odessa National Maritime University hielt einen Vortrag mit dem Titel „Civil self-organization as a way of influencing the mental state residents of Odessa in anticipation of hostilities”. Ziel der Studie war es, die psychischen Veränderungen von Menschen zu untersuchen, die sich nicht direkt in feindlichen Gebieten aufhielten, aber unter Stressfaktoren standen. Die Studie zeigte, dass die Stabilisierung des emotionalen Zustands und des allgemeinen Anpassungsniveaus erfolgreicher ist, wenn Betroffene unter Gleichgesinnten sind und körperliche Aktivitäten unternehmen.
Prof. Dr. Tetiana Kryvosheia stellte die Odessa Mechnikov National University sowie verschiedene Projekte vor. Die Projekte umfassten unter anderem die Beseitigung der Hindernisse für Kontakte zwischen der Ukraine und der EU durch Liberalisierung der Visum- und Grenzbestimmungen oder soziologische Forschung zur Ermittlung der bestehenden Arbeitsabläufe bei sozialen Konflikten in der Region Odessa.
Prof. Dr. Filip Majetić präsentierte das Ivo Pilar Institute of Social Sciences sowie vergangene und gegenwärtige Forschungsprojekte. Diese Projekte zielten unter anderem auf Arbeitsunsicherheit in der Gig-Economy oder auf die Verbesserung der technologischen und unternehmerischen Fähigkeiten in sozialen Organisationen.
Prof. Dr. Eva van Belle präsentierte die Vrije Universiteit Brussel und ihr Forschungsteam sowie derzeitige Forschung zum Thema Wage Gaps, mit Erklärungen durch Migrationsstatus, Mutterschaft sowie den Wahrnehmungen an Fairness, in einer Metaanalyse. Weiterhin präsentierte sie Ergebnisse zu Diskriminierung bei der Personalauswahl durch die Nutzung von Eye-Tracking bei der Durchsicht von Lebensläufen.
Prof. Dr. Fátima Barbosa stellte die Universidade do Minho vor sowie ihren beruflichen Werdegang inklusive ihrer Projekte. Ihre Themenbereiche umfassen ältere Pflegende, häusliche Pflege und andere Gesundheitsbereiche. So zeigte sie unter anderem, dass co-residential caregivers eine sozial, wirtschaftlich und gesundheitlich benachteiligte Gruppe sind, wohingegen extra-residential caregivers eine sozial, wirtschaftlich und gesundheitlich begünstigte Gruppe sind. Zudem ist häusliche Pflege in Portugal mit depressiven Symptomen verbunden.
Prof. Dr. Dorothy Olsen präsentierte das Nordic Institute for Studies in Innovation. Ihre Forschungsthemen umfassen Kompetenzen und lebenslanges Lernen, Berufsbildung, Forschungssystem, Hochschulbildung, Innovation, Vielfalt und Gleichstellung sowie Schule und Kindergarten. Sie zeigte verschiedene theoretische Ansätze zu interdisziplinärem Lernen auf, unter anderem Praxis-basierte Perspektiven zur Entwicklung von geteilten Praktiken sowie Kommunikationstheorien mit dem Ziel eines geteilten Verständnisses.
Prof. Dr. Mauro Romanelli stellte die University of Napoli Parthenope vor und präsentierte Ergebnisse, wie Städte zu integrativen Gemeinschaften werden, indem sie Maßnahmen für Migrant*innen entwickeln. Dabei ging er auf die Aspekte internationaler und europäischer Rahmen für integrative und nachhaltige Städte, Städte als integrative und nachhaltige städtische Gemeinschaften, Städte als integrative Gemeinschaften, die Migrant*innen begegnen sowie der Weg zur Integration von Migrant*innen in europäische städtische Gemeinschaften ein.
Nach der Vorstellung aller Institutionen und Universitäten wurde in Gruppenarbeit ausgearbeitet, welche Forschungsperspektiven angesteuert werden. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten zu zukünftigen Kooperationen besprochen. Die Teilnehmenden sind bereit, an der Cult-Open-Studie teilzunehmen sowie Erasmus-Verträge zwischen den Universitäten zu diskutieren. Die Cult Open-Studie soll die Einstellungen zu Diversity, Migration, Interkultureller Kompetenz, Förderung einer europäischen Identität sowie Reduzierung von Diskriminierung erforschen, wobei sowohl die kulturspezifischen als auch die kulturübergreifenden Aspekte ermittelt werden sollen.
Darüber hinaus wurden weitere Möglichkeiten für die Ausgestaltung des Horizon EU-Antrags und für die Erhöhung des Impacts auf gesellschaftlicher Ebene besprochen. Mittels Projektarbeit in mehreren Gruppen wurden Ergebnisse für verschiedene Sektoren, wie Bildung, Politik und Arbeitsmarkt gesammelt. Die Gruppen erarbeiteten zudem wichtige zu berücksichtigende Stakeholder und Kompetenzen in den Sektoren.
In der Projektarbeit und während der Präsentation herrschte ein lebhafter Austausch von Gedanken, Fragen und neuen Konzepten, wodurch der Workshop als Treiber für Innovation diente. Es erfolgte ein vielfältiger und interdisziplinärer Austausch von Ideen sowie ein harmonisches Miteinander. Der Workshop betont die verbindende Rolle von Wissenschaft und Forschung, die zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und eines internationalen Austauschs beitragen, was die Zusammenarbeit innerhalb Europas verstärkt.
Vom 08.02.2022 bis 11.02.2022 hat im Rahmen des Projektes DiversChance-East ein Hybrid-Workshop an der Hochschule Osnabrück stattgefunden. Vertreterinnen und Vertreter aus der Ukraine, Ungarn, Litauen, Spanien und Deutschland kamen zusammen, um ein neues Forschungsprojekt zu entwickeln, mit dem das Thema Diversity in Zukunft noch interdisziplinärer erforscht werden soll.
Während des viertägigen Workshops setzten sich die Vertreterinnen und Vertreter intensiv mit den Themen Diversity, Inklusion und dem Abbau von Diskriminierung am Arbeitsplatz auseinander.
Zu Beginn des Workshops wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst in der Stadt Osnabrück begrüßt und durch die Stadt geführt. Nach der Begrüßung auf dem Campus der Hochschule durch den Vizepräsidenten der Hochschule Osnabrück, Prof. Dr. Lehmann, folgte eine Campusführung.
Im Anschluss stellte jeder Teilnehmende sich und die eigene Forschung vor. Es folgte eine fachliche Diskussionsrunde im Plenum. Dabei widmeten sich die Teilnehmenden dem gemeinsam geplanten Forschungsprojekt und stellten Ideen für die Umsetzung zusammen, um voneinander bestmöglich zu profitieren.
Mit Hilfe des Workshops wurde eine gemeinsame Forschungsskizze entwickelt, die auf den unterschiedlichen Schwerpunkten der Mitwirkenden im laufenden Projekt DiversChance-East basiert. Die zentrale Idee ist der Abbau von Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund bestimmter Merkmale wie Alter, Geschlecht oder kulturellem Hintergrund.
In den nächsten Monaten wird sich das Netzwerk dem aktiven Austausch von Forschung und Ideen widmen, um anschließend gemeinsam einen europäischen Forschungsantrag einzureichen.
Ziel des Projekts ist es, zu einer konfliktfreien interkulturellen Kommunikation beizutragen und für mehr Fairness und Verständnis zu sorgen.
Geplante Kooperation in Folgeprojekten
In der Zukunft sollen die Projektpartnerinnen in das CULT_OPEN-Netzwerk eingegliedert werden. Durch diese Einbindung entstehen vielfache Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit.
Durch den Ausbau der sektorübergreifenden Kooperation wird es zusätzlich möglich, in West- wie in Osteuropa mit Vertretern der lokalen Wirtschaft zusammenzuarbeiten, sodass zum einen der Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die Praxis vorangetrieben wird, und zum anderen innovatorisches Potenzial und Synergieeffekte in der Wissenschaft und Wirtschaft erschlossen werden können.
Geplante Ausweitung der Zusammenarbeit auf andere Einrichtungen und Netzwerke
Die bilaterale Kooperation der Projektpartnerinnen soll in dem Zusammenschluss des Cult_Open-Netzwerks eingegliedert werden. Das Netzwerk besteht aus Expertinnen und Experten aus den Bereichen Migration, Diversity, Interkulturelle Kompetenz und Migration. Die Eingliederung soll es ermöglichen, zum einen die räumliche Abdeckung des Netzwerks um die Ukraine zu erweitern. Zusätzlich können weitere Perspektiven in die Erforschung globaler Kompetenz miteinfließen und dadurch Antragsstellungen im laufenden und im kommenden Forschungsrahmenprogramm der EU ermöglicht werden. Die Kooperation mit dem CULT_OPEN Netzwerk legt auch eine Ausweitung der interorganisationalen Beziehungen der beteiligten Universitäten zusätzlich zu der Kooperation der beteiligten Projektpartnerinnen nahe. Durch Partnerschaften können lokale Wissenschaftssysteme modernisiert und gestärkt werden, wovon die wissenschaftliche Nachwuchsförderung profitiert. Darüber hinaus können Barrieren für Erasmus-Studierende gesenkt werden und so der interkulturelle Austausch bereits unter Studierenden erleichtert werden.