,,Kulturelle Öffnung“ – Diversity und Interkulturelle Kompetenz im Kontext der Integration von Geflüchteten
Projektbeschreibung
Projektbeschreibung
Das Projekt ,,Kulturelle Öffnung‘‘ ist ein gemeinsames Forschungsprojekt mit Beteiligten aus Deutschland, Tschechien, Lettland, Serbien, Ungarn sowie aus der Slowakei. Ziel ist es eine Basis für die Integration von Geflüchteten durch Diversity und interkulturelle Kompetenz zu schaffen. Hierzu soll die Zusammenarbeit der beteiligten europäischen Partner gestärkt werden und ein Netzwerk für die gemeinsame Forschung und den Wissenstransfer aufgebaut werden. Zur Förderung des Projektes wird gemeinsam ein Horizon-2020-Antrag gestellt.
Im Rahmen einer ersten Projektphase fand im November 2017 ein Workshop statt, der dazu diente, Ideen zur konkreten Projektskizze zusammen mit den Partnern zu generieren. Ein besonderer Fokus lag hierbei auf den Themen Diversity und interkulturelle Kompetenz sowie den geplanten Maßnahmen und Forschungsthemen in diesen Bereichen. Hierbei wurde insbesondere Bezug zur Situation von Geflüchteten genommen.
Der Vergleich zwischen den beteiligten europäischen Ländern zeigt, dass Migration ein weit verbreitetes und aktuelles Thema in Europa ist. Alle diese Länder hatten in den letzten Jahren viele Kontaktpunkte mit Geflüchteten. Die Ausgangssituationen in den einzelnen Ländern sind dabei jedoch unterschiedlich. Ausführlichere Informationen hierzu sind unter Migration in den beteiligten Projektländern – eine Kurzvorstellung zu finden.
Insgesamt zeigte sich, dass ein größeres Verständnis von den sozialen und wirtschaftlichen Einflüssen in Bezug auf Migration erlangt werden muss. Eine große Rolle spielen hierbei die Aspekte Beschäftigung der Migranten sowie Produktivität. Eine ,,Best Praktice‘‘ gibt es hierbei für den europäischen Raum jedoch noch nicht.
Ein wichtiger Aspekt bei der Integration in das soziale und wirtschaftliche Leben ist der Abbau von Misstrauen und Angst bei der einheimischen Bevölkerung. Eine Befragung in der Tschechischen Republik im Jahr 2016 zeigte, dass insgesamt 43% der befragten Senioren Angst vor Geflüchteten und den Konsequenzen des Zuzuges dieser haben. Diese negative Einstellung ist vor allem durch Einflüsse aus den Medien aufgebaut worden. Das Projekt soll dazu beitragen, die negative Einstellung abzubauen. Wichtige Kompetenzen zur Entgegenwirkung sind nach den Forschungsergebnissen die Kommunikation, das interkulturelle Wissen sowie interkulturelle Kompetenzen (siehe auch Kompetenzmodellierung).
Bei der Integration ins wirtschaftliche Leben ist zudem die Situation des Arbeitsmarktes im jeweiligen Land wichtig. Durch die Globalisierung wurde der europäische Arbeitsmarkt stark beeinflusst. Insbesondere die Technologie sowie die Veränderungen des globalen Handelns haben einen großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Dennoch sind die Bedingungen, z.B. in Bezug auf Arbeitnehmerschutz und Mindestlohn sehr unterschiedlich.
Durch die Zuwanderung der Migranten ändert sich die Arbeitsmarktsituation von Ost- und Westeuropa. Dies stellt eine Herausforderung für die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Politik dar. Immer häufiger ist die Rede von Fachkräftemangel. Aufgabe der Regierung ist es, die überregionale Kooperation zu Förderung und das Bildungssystem zu erweitern, um Auswanderungen entgegenzuwirken und zu verhindern, dass hochqualifizierte Fachkräfte auswandern (Farrel, 2013).
Beim Austausch der beteiligen Partner über Vorgehensweisen und Maßnahmen wurde deutlich, dass die Interkulturelle Kompetenz in allen Ländern eine große Rolle spielt. Wissen, Fähigkeiten, Lebenserfahrungen sowie Einstellungen sind dabei wichtig, um interkulturell kompetent zu sein (Early & Peterson, 2004).
Zielsetzungen: Arbeitspakete
Innerhalb des Forschungsprojektes wird an der Erreichung verschiedener Ziele gearbeitet. Die Ziele wurden in verschiedenen Arbeitspaketen festgehalten.
Wie im ersten Abschnitt beschrieben, ist Migration ein hochaktuelles Thema, welches sowohl in Wirtschaft als auch in der Politik und Gesellschaft berücksichtigt werden muss. Kern des Projektes ist das Arbeitspaket 1. Ziel dieses ist es, gemeinsam einen Antrag für das Horizon 2020 Rahmenprogramm 2018-2020 zu erstellen, um die Finanzierung des Projektes sicherzustellen. Das Horizon 2020 ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation.
In einem ersten Workshop im Dezember 2017 wurden aus einem erarbeiteten Pool an Projektideen konkrete Vorhaben (,,Calls‘‘) herausgezogen. Die beteiligten Projektpartner entschieden sich zwei Antrage für zwei Calls für das Rahmenprogramm des Horizon 2020 einzureichen. Die Calls, die im Bereich ,,Migration, Europe in a changing world – Inclusive innovative and reflective societies‘‘ (zu Deutsch: Migration, Europa in einer sich wandelnden Welt – einschließlich innovativer und reflektierender Gesellschaften) liegen, lauten:
- Understanding migration mobility patterns: elaborating mid and long-term migration scenarios (zu Deutsch: Verstehen der Bewegungsschemata der Migration: Ausarbeitung von mittelfristigen und langfristigen Szenarien)
- Social and economic effects of migration in Europe and integration policies (RIA) (zu Deutsch: soziale und wirtschaftliche Auswirkungen der Migration in Europa und die Integration der Politik)
Diese Calls werden bis Ende des Sommers 2018 fertig gestellt und behandeln die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Migration sowie die Erarbeitung von mittel- und langfristigen Migrationsszenarien. Es sollen Weiterbildungsprogramme für Lehrer, Eltern und Flüchtlingskinder entwickelt werden, um ein besseres Verständnis und eine bessere Akzeptanz einer multikulturellen Gesellschaft zu sichern.
Die Partner des Projektes informierten sich über Skype und Dropbox gegenseitig, um kontinuierlich auf dem aktuellen Stand bezüglich der Antragstellung für Horizon 2020 zu sein.
Wichtiger Bestandteil des Workshops war es zudem, einen Zeitplan aufzustellen, in dem auf die Verantwortlichkeiten für die einzelnen Schritte festgehalten wurden.
Im März 2018 fand schließlich eine weitere Konferenz in Brno (Tschechien) statt, bei dem sich über Fortschritte und weiteres Vorgehen ausgetauscht wurde. Zudem stellten die Partner weitere Projekte und Arbeiten aus ihren jeweiligen Ländern vor, die sich mit Themen im Zusammenhang mit den Zielen des Forschungsprojektes beschäftigen. Unter Workshop-Beschreibung finden Sie hierzu nähere Informationen.
Alle Partner hatten im Vorhinein Kontakt mit der Nationalen Kontaktstelle (NKS) aufgenommen, um von dort relevante Informationen für die Antragstellung zu erhalten. Dabei handelte es sich beispielsweise um länderspezifische Informationen und Statistiken zum Thema Migration und Netzwerke, die unterstützend für das Projekt sein können. So konnten Stakeholder (Mitwirkende) für das Projekt gewonnen werden, die Forschungswissen ergänzen und weitere Sichtweise einbringen können.
Die Öffnung der Calls soll im November 2018 stattfinden.
Neben dem ersten Arbeitspaket, auf dem der Fokus des Projektes liegt, gibt es noch fünf weitere Arbeitspakete. Das zweite Arbeitspaket beschäftigt sich mit der Identifikation eines Rahmenmodells für die Entwicklung von globaler bzw. interkultureller Kompetenz. Diese ist, wie oben bereits erläutert, äußerst wichtig, um das kulturelle Verständnis zu fördern und eine Integration der Migranten in das alltägliche Leben möglich zu machen. Bestandteil des Arbeitspaketes ist eine Studie für die Befragung in Universitäten und in der Gesellschaft zu entwickeln und durchzuführen. Aus dieser sollen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen abgeleitet werden, welche anschließend auch in das EU-Projekt (Arbeitspaket 1) einfließen sollen.
Die Entwicklung eines Kompetenzenstrukturmodell für globale Kompetenz ist der Fokus des dritten Arbeitspaketes. Es soll herausgefiltert werden, welche Fähigkeiten für den Umgang mit Menschen fremder Kulturen nötig sind, sodass diese bei Personen in einem relevanten Arbeitsfeld gefördert werden können. Bestandteil des Paketes ist es zudem Critical Incidents zu formulieren. Diese beinhalten Beispielsituationen mit verschiedenen Lösungsvorschlägen, von denen eine den ,,Best-Way-of-Practise‘‘ darstellt. So kann alltagsnah erlernt werden, welches Verhalten in besonders schwierigen Situationen gezeigt werden sollte. Die Methode ist sehr praxisorientiert und erzielt daher sehr gut Transferergebnisse.
Im vierten Arbeitsmodell geht es darum, diese Kompetenzenmodell weiter auszuarbeiten und Messskalen hierfür festzulegen. Wie kann ich feststellen, ob eine Person die relevanten Fähigkeiten erlernt hat? Welche müssen konkret gefördert werden? Dazu ist es wichtig feste Bewertungsschemata zu entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Punkt im Rahmen eines Forschungsprojektes ist die vollständige sowie korrekte Dokumentation des Fortschrittes und der Ergebnisse. Nur durch diese kann sichergestellt werden, dass alle beteiligten Partner und Multiplikanden auf dem aktuellen Stand des Projektes sind und die relevanten Informationen zur Verfügung haben. Ein kontinuierlicher Austausch der Informationen ist also essentiell. Dies ist Ziel des fünften Arbeitspaketes.
Im sechsten Arbeitspaket geht es darum, die Qualität zu sichern und den Transfer voranzutreiben. Die Ergebnisse des Projektes sollen auch langfristig einen Nutzen haben und werden daher auf verschiedene Datenbasen veröffentlicht.
Nutzen für die Zukunft
Die Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem Netzwerk können am Ende der Projektphase von der Politik und Organisationen sowohl von wirtschaftlichen Organisationen als auch von Non-Profit Organisationen genutzt werden, um die Integration von Geflüchteten und Migranten in den europäischen Arbeitsmarkt zu verbessern. Bei Antragstellung war vorgesehen, einen Antrag für Horizon 2020 zu erstellen. Durch den Entschluss, zwei Calls zu stellen, können Organisationen, Kommunen sowie die Wirtschaft noch mehr von den Ergebnissen des Projektes profitieren, da sich die Calls sowohl auf wirtschaftliche Aspekte beziehen als auch auf die sozialen Aspekte von Migration.
Der Austausch mit den Multiplikatoren und Netzwerken, die während des Projektes durch die Partner gewonnen werden, wird die Berücksichtigung von Besonderheiten der osteuropäischen Kultur bei der Arbeitsmarktintegration und bei internationalen wirtschaftlichen Kollaborationen verbessern. Es werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Diagnostik von beruflichen Qualifikationen abgeleitet, die durch Beratung und Austausch an Interessenten weitergegeben und umgesetzt werden. Die Förderung von Diversity-Maßnahmen durch Beratungstätigkeiten der Projektbeteiligten wird zur Implementierung der Erkenntnisse und Ergebnisse in Unternehmen führen. Es werden gemeinsame Konzepte entwickelt, die auch an KMU und Beratungsunternehmen weitergegeben werden.
Das Projekt ermöglicht, die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Sektoren zu fördern und dadurch die europäische Integration von Migranten zu verbessern. Für Deutschland bedeutet dies insbesondere, dass Diskriminierung sowie negative Einstellungen gegenüber Geflüchteten reduziert werden können und der Zugang von Migranten in den Arbeitsmarkt gestärkt werden kann. Des Weiteren findet ein erhöhtes Interesse für die benannten Themenfelder auf europäischer Ebene statt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Bereich Wirtschaft mittelfristig die Förderung der Zusammenarbeit und des Austauschs zwischen den Sektoren intendiert wird. Dadurch werden integratives Wachstum und neue Beschäftigungsmöglichkeiten insbesondere für Deutschland gefördert. Durch die Erhöhung des Interesses für die benannten Themenfelder und Partizipation an weiterführenden Projekten auf europäischer Ebene soll die Reduktion von Diskriminierung und negativen Einstellungen in Bezug auf Geflüchtete erzielt werden. Langfristig werden durch das Projekt die Förderung einer Innovationsunion, Stärkung und Ausbildung von Netzwerken, neue Geschäftsmodelle und Wissensaustausch angestrebt. Durch die Fokussierung auf den Raum Osteuropa sollen Erfolgswahrscheinlichkeiten bei wirtschaftlichen Aktivitäten (z. B. Mergers & Acquisitions) durch Einbezug spezifischer Kultureinflüsse gesteigert werden.
Das Projektteam verfolgt kulturvergleichende und interkulturelle Untersuchungen mit einem Methodenmix und der Verknüpfung von Grundlagenforschung und angewandter Forschung für den Kulturraum Mittelosteuropa. Dazu werden quantitative Befragungen in den beteiligten Ländern durchgeführt. Diese ermöglichen einen Überblick über die Einstellungen von Menschen gegenüber Migranten und Geflüchteten zu bekommen. Auf Basis dessen können wissenschaftliche und praxisrelevante Implikationen für die Forschung und Wirtschaft abgeleitet werden.
In dem Projekt wird besonderer Fokus auf Osteuropa gelegt und die Einstellungen von Menschen gegenüber Geflüchteten aus Osteuropa genauer beleuchtet. In diesem Kontext werden sowohl kulturübergreifende als auch für Osteuropa kulturspezifische Ergebnisse berücksichtigt. Osteuropäische Kultureinflüsse werden genauer beleuchtet und erfasst.
Das Projekt stellt zwei Anträge zu zwei Calls für Horizon 2020, die sich mit dem Themenkomplex „Europe in a Changing World“ beschäftigen. Dabei werden nicht nur soziale, sondern ebenfalls wirtschaftliche Aspekte von Migration in den einzelnen Ländern betrachtet. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die Wirtschaft wichtig, sondern auch für die Forschung. Darauf aufbauend können weitere Forschungsprojekte abgeleitet werden, die sich vertiefend mit den gewonnenen Erkenntnissen aus dem Projekt und der Calls beschäftigen.
Die Ergebnisse der Befragungen, die während des Projektes durchgeführt werden, werden auf Kongressen, Tagungen und Konferenzen präsentiert und öffentlichkeitswirksam verbreitet, wie z.B. im März 2018 auf der Enterprise and Competitive Environment Konferenz in Brno. Während des Projektes werden die bilateralen Forschungsbeziehungen in ein funktionierendes Forschungsnetzwerk aufgebaut, das auch nach dem Projektende weiter fortbestehen soll. Das Forschungsnetzwerk dient nicht nur der Forschung, sondern soll die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft stärken, vor allem mit regionalen KMUs und dazu beitragen, dass alle ins Konsortium einbezogene Institutionen durch den Austausch aktiv zusammenarbeiten, auch nach Projektende. Das Forschungsnetzwerk ermöglicht, eine positive Diversity-Kultur europaweit zu stärken. Zudem können sich die Mitglieder des Netzwerks über ihre Erfahrungen etc. austauschen. Durch Multiplikatoren innerhalb des Netzwerks kann der Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis gewährleistet werden und die Maßnahmen praxisnah implementiert werden.
Aufgrund der Evaluationen zunehmender internationaler Tätigkeiten von Organisationen aus dem westlichen Kulturraum, wird auch ein hohes Interesse der wissenschaftlichen Community an den Projektergebnissen erwartet. Gerade die Themen Interkulturelle Kompetenz und Interkulturelle Kommunikation gehörten lange nicht zur Mainstreamforschung und waren Nischenthemen. Es werden erste fundierte Erkenntnisse aus dem Bereich der Integration Geflüchteter/ Migranten und der Reduktion von Diskriminierung erwartet, auf denen weiter aufgebaut werden kann. Die Nachwuchsförderung in der wissenschaftlichen Qualifikation wird dies weiter vorantreiben. Durch die Ergebnisse kann eine fundierte wissenschaftliche Basis für kulturvergleichende Ergebnisse zur Reduktion von Diskriminierung und Förderung von Integration geschaffen werden. Dies führt dazu, dass die Internationalisierung und der Wissenstransfer gestärkt werden.
In Bezug auf die Forschungsaktivitäten sollen demnach mittelfristig die Themen Diversity und Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikationen weiter erforscht werden. Die Ergebnisse sollen der Reduktion von Diskriminierung und negativen Einstellungen in Bezug auf Geflüchtete beitragen. Zudem sollen die Spezifika osteuropäischer Länder und Kultur erfasst werden. Langfristig wird die Internationalisierung und Europaorientierung der Forschung gestärkt und Wissenstransfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis verfolgt. Hierzu wird eine Wissenstransferplattform entwickelt.