,,Kulturelle Öffnung“ – Diversity und Interkulturelle Kompetenz im Kontext der Integration von Geflüchteten
Projektbeschreibung
Das Projekt ,,Kulturelle Öffnung‘‘ ist ein gemeinsames Forschungsprojekt mit Beteiligten aus Deutschland, Tschechien, Lettland, Serbien, Ungarn sowie aus der Slowakei.
Ziel ist es, eine Basis für die Integration von Geflüchteten durch Diversity und interkulturelle Kompetenz zu schaffen. Hierzu soll die Zusammenarbeit der beteiligten europäischen Partner gestärkt werden und ein Netzwerk für die gemeinsame Forschung und den Wissenstransfer aufgebaut werden. Abschließender Meilenstein des Projektes war ein gemeinsamer Antrag im europäischen Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe.
Unten finden Sie eine Auflistung der Kernthemen des Projektes, der Arbeitspakete und Implikationen. Eine Übersicht von Veranstaltungen, Publikationen und Aktuellem finden Sie hier.
Das Projekt ,,Kulturelle Öffnung‘‘ ist ein gemeinsames Forschungsprojekt mit Beteiligten aus Deutschland, Tschechien, Lettland, Serbien, Ungarn sowie aus der Slowakei. Ziel ist es eine Basis für die Integration von Geflüchteten durch Diversity und interkulturelle Kompetenz zu schaffen. Hierzu soll die Zusammenarbeit der beteiligten europäischen Partner gestärkt werden und ein Netzwerk für die gemeinsame Forschung und den Wissenstransfer aufgebaut werden. Zur Förderung des Projektes wird gemeinsam ein Horizon-2020-Antrag gestellt.
Im Rahmen einer ersten Projektphase fand im November 2017 ein Workshop statt, der dazu diente, Ideen zur konkreten Projektskizze zusammen mit den Partnern zu generieren. Ein besonderer Fokus lag hierbei auf den Themen Diversity und interkulturelle Kompetenz sowie den geplanten Maßnahmen und Forschungsthemen in diesen Bereichen. Hierbei wurde insbesondere Bezug zur Situation von Geflüchteten genommen.
Der Vergleich zwischen den beteiligten europäischen Ländern zeigt, dass Migration ein weit verbreitetes und aktuelles Thema in Europa ist. Alle diese Länder hatten in den letzten Jahren viele Kontaktpunkte mit Geflüchteten. Die Ausgangssituationen in den einzelnen Ländern sind dabei jedoch unterschiedlich. Ausführlichere Informationen hierzu sind unter Migration in den beteiligten Projektländern – eine Kurzvorstellung zu finden.
Insgesamt zeigte sich, dass ein größeres Verständnis von den sozialen und wirtschaftlichen Einflüssen in Bezug auf Migration erlangt werden muss. Eine große Rolle spielen hierbei die Aspekte Beschäftigung der Migranten sowie Produktivität. Eine ,,Best Praktice‘‘ gibt es hierbei für den europäischen Raum jedoch noch nicht.
Ein wichtiger Aspekt bei der Integration in das soziale und wirtschaftliche Leben ist der Abbau von Misstrauen und Angst bei der einheimischen Bevölkerung. Eine Befragung in der Tschechischen Republik im Jahr 2016 zeigte, dass insgesamt 43% der befragten Senioren Angst vor Geflüchteten und den Konsequenzen des Zuzuges dieser haben. Diese negative Einstellung ist vor allem durch Einflüsse aus den Medien aufgebaut worden. Das Projekt soll dazu beitragen, die negative Einstellung abzubauen. Wichtige Kompetenzen zur Entgegenwirkung sind nach den Forschungsergebnissen die Kommunikation, das interkulturelle Wissen sowie interkulturelle Kompetenzen (siehe auch Kompetenzmodellierung).
Bei der Integration ins wirtschaftliche Leben ist zudem die Situation des Arbeitsmarktes im jeweiligen Land wichtig. Durch die Globalisierung wurde der europäische Arbeitsmarkt stark beeinflusst. Insbesondere die Technologie sowie die Veränderungen des globalen Handelns haben einen großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Dennoch sind die Bedingungen, z.B. in Bezug auf Arbeitnehmerschutz und Mindestlohn sehr unterschiedlich.
Durch die Zuwanderung der Migranten ändert sich die Arbeitsmarktsituation von Ost- und Westeuropa. Dies stellt eine Herausforderung für die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Politik dar. Immer häufiger ist die Rede von Fachkräftemangel. Aufgabe der Regierung ist es, die überregionale Kooperation zu Förderung und das Bildungssystem zu erweitern, um Auswanderungen entgegenzuwirken und zu verhindern, dass hochqualifizierte Fachkräfte auswandern (Farrel, 2013).
Beim Austausch der beteiligen Partner über Vorgehensweisen und Maßnahmen wurde deutlich, dass die Interkulturelle Kompetenz in allen Ländern eine große Rolle spielt. Wissen, Fähigkeiten, Lebenserfahrungen sowie Einstellungen sind dabei wichtig, um interkulturell kompetent zu sein (Early & Peterson, 2004).
Bisherige Forschung und Forschungsthema
Immer wieder war die Rede von Problemen im Umgang mit Leuten anderer Kulturen. Doch welche Eigenschaften und Fähigkeiten helfen konkret, mit diesen Problemen umzugehen und eine Verbesserung zu schaffen? Dies herauszufinden ist ein weiteres Ziel des Projektes (siehe Zielsetzungen: Arbeitspakete).
Ein wichtiger Ausgangspunkt ist die interkulturelle Wahrnehmung. Unsere Personenwahrnehmung ist kulturspezifisch geprägt, sodass ein kulturabhängiges Menschenbild aufgebaut wird. Gehört der Interaktionspartner nun einer anderen Kultur an, weicht dieser von der von uns gewohnten Verhaltensweise ab. Wenn diese abweichenden Verhaltensmuster nun auch bei anderen Personen der Kultur immer wieder auftreten, handelt es sich um kulturspezifische Verhaltensmuster. Diese wahrzunehmen und zu erkennen ist ein erster Schritt, Verständnis aufzubauen. Damit die Zusammenarbeit gelingt, müssen die Erwartungen an den Gegenüber nun von beiden Seiten angepasst werden (Quelle: Thomas, A., 2014).
Zunächst ist es wichtig, eine gute Selbstwahrnehmung zu haben. Dazu gehört, mein Selbstbild zu kennen: Welcher Gruppe gehöre ich an? Welche Denk- und Handlungsschemata sind für meine Gruppe normal? Welche Vorstellungen, Wünsche, Werte und Einstellungen habe ich? Welche Ziele sind mir wichtig, nach welchen Motiven handle ich? (Quelle: Layes, 2013). Zur Selbstwahrnehmung gehört nun noch das Wissen darüber, wie mein Handeln, meine Gestik, meine Mimik und mein Erscheinungsbild nach außen hin wirken. Kurz gesagt: Ich weiß, welchen Eindruck ich hinterlasse.
Um nun das Handeln meines Gegenübers richtig beurteilen zu können, ist interkulturelles Wissen äußerst wichtig. Nach dem Abgleich des Selbstbildes mit dem Fremdbild des Gegenübers wurde bemerkt: ,,Wir sind unterschiedlich‘‘. Um das Verhalten nun einzuschätzen ist es wichtig zu wissen, welche Verhaltensweisen in der Kultur meines Gegenübers ,,normal‘‘ sind (Thomas, A., 2014).
Einfühlungsvermögen und Empathie sind Eigenschaften, die in diesem Zusammenhang äußerst wichtig sind (Bolten, 2001). Sie helfen, meine Selbstwahrnehmung zu verbessern und mein Fremdbild (Einschätzung des Gegenübers) genauer aufzubauen. Durch das Einfühlungsvermögens ist es möglich, sich in den Partner hineinzuversetzen und der Frage ,,Was sind die Motive und die Anreize meines Gegenübers für sein Verhalten?‘‘ nachzugehen.
Innerhalb der Interaktion mit Menschen, ist Kommunikation eine der wichtigsten Komponenten. Und gerade hier treten – bedingt durch unterschiedliche Sprachen – häufig große Probleme auf. Das Risiko des Missverstehens ist sehr groß, gerade beim Verwenden von Redewendungen oder Sarkasmus bzw. Ironie. Die Fähigkeit zur interkulturellen Kommunikation ist daher von Bedeutung. Dabei benutzt mindestens einer der Kommunikationspartner eine ihm fremde Sprache. Zudem ist Wissen über Sprachegebräuche und symbolisches Handeln sowie die Gestik der fremden Kultur vorhanden. Der Aufbau dieser Fähigkeit setzt das Interesse für andere Sprachen voraus (Thomas, A., 2016).
All diese Eigenschaften und Fähigkeiten spielen zusammen und helfen beim Aufbau der Interkulturellen Kompetenz. Diese ist, wie bereits erläutert nicht einheitlich zu definieren. Interkulturell kompetente Personen haben die Fähigkeit, kulturelle Überschneidungssituationen zu erkennen und in diesen Situationen die Verlaufsprozesse und Wirkungen aus dem eigenen sowie fremden Organisationssystemen zu verstehen. Auf Grundlage dieses Verständnisses werden nun Handlungsstrategien abgeleitet, die die Ziele aller beteiligten Personen berücksichtigen. Die oben beschriebenen Eigenschaften helfen beim Aufbau der Kompetenz. (Thomas, 2016).
Insgesamt kann die Erwerbung von interkultureller Handlungskompetenz als Lern- und Entwicklungsprozess gesehen werden. Die Aneignung von Wissen über fremde Kulturen sollte einhergehen mit persönlichen Kontakt und der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur (Thomas, 2016).
Zentraler Begriff dieses Forschungsprojektes ist Kultur. Was versteht man darunter eigentlich? Eine einheitliche Definition hierzu gibt es nicht. Versucht man die verschiedenen Erklärungen zusammenzufassen ergibt sich, dass Kultur sich zum einen in adaptiven Interaktionen abbildet, welche Sprache, Konzepte, Symbole, Religion, Verhaltensmuster und soziale Muster bezeichnen. Zudem besteht Kultur aus gemeinsamen Elementen, wie Sprache, Zeit und Ort und wird über längere Zeitperioden und über Generationen hinweg übertragen. Kultur ist als nicht von einem einzelnen Menschen abhängig, sondern wird über diesen nur weitergegeben (Kroeber & Kluckhohn (1990), zitiert nach Genkova, P. 2012). Menschen, die einer Kultur angehören sind sich also ähnlich, somit ist der Umgang mit Menschen der eigenen Kultur einfach, er ist einem vertraut. Die Ähnlichkeit schafft eine gewisse Art von Sympathie. Dagegen werden gegen Menschen anderer Kultur häufig Vorurteile und Stereotype gebildet, d.h. es existiert eine (unbegründete) Voreinstellung über eine andere Gruppe von Personen. Da einem die andere Kultur ,,fremd‘‘ erscheint, sind diese Einstellungen häufig eher negativ (Genkova, P. 2012).
In der Interaktion von Menschen unterschiedlicher Kulturen kommt es schnell zu Missverständnissen und Problemen. Dies kann schon bei der Begrüßung anfangen: Während sich die Menschen in dem einen Land mit Wangenküssen begrüßen, wird in dem anderen Land durch eine Begrüßung mittels einer Verbeugung deutlich größere Distanz bewahrt. Um hier vorzubeugen, ist es wichtig, Wissen über die fremde Kultur aufzubauen und zudem ein Bewusstsein dafür zu haben, wie das eigene Verhalten auf andere Menschen wirkt (Thomas, A. 2014). In diesem Zusammenhang ist häufig die Sprache von Interkultureller Kompetenz. Interkulturelle Kompetenz ist ein sehr umfassendes Konstrukt, welches unterschiedliche Fähigkeiten miteinschließt. Es gibt keine einheitliche Definition. Nach Thomas (2016) beschreibt der Begriff die Fähigkeit, kulturelle Überschneidungssituationen zu erkennen und in diesen Situationen die Verlaufsprozesse und Wirkungen aus dem eigenen sowie fremden Organisationssystemen zu verstehen. Auf Grundlage dieses Verständnisses werden nun Handlungsstrategien abgeleitet, die die Ziele aller beteiligten Personen berücksichtigen. So kann die kulturelle Überschneidungssituation zur Zufriedenheit aller Personen abgeschlossen werden und das Verständnis für die jeweils andere Kultur gestärkt werden.
Voraussetzung für die Entwicklung von interkultureller Handlungskompetenz ist die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit fremden Organisationssystemen und das Interesse an interkulturellem Kontakt (Thomas, 2016).
Insgesamt kann die Erwerbung von interkultureller Handlungskompetenz als Lern- und Entwicklungsprozess gesehen werden. Die Aneignung von Wissen über fremde Kulturen sollte einhergehen mit persönlichen Kontakt und der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur (Thomas, 2016).
Nach Van der Zee und Von Oudenhoven (2008) helfen Kulturelle Empathie, Aufgeschlossenheit, Emotionale Stabilität, Flexibilität und Soziale Initiative dabei, interkulturelle Kompetenz aufzubauen. Unter Kompetenzenmodellierung finden Sie eine Zusammenstellung aus verschiedenen Forschungsergebnissen. Kurz gesagt ist Interkulturelle Kompetenz die Fähigkeit, sicher mit Personen anderer Kulturen interagieren zu können, ihr Verhalten richtig einzuschätzen und sein eigenes Verhalten so anzupassen, dass Missverständnisse vermieden werden.
Doch wie kann eigentlich erfasst werden, in wie weit eine Person interkulturell kompetent ist? Inzwischen wurden zur Messung interkultureller Kompetenz verschiedene Fragebögen entwickelt, die unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Einige finden Sie hier aufgelistet:
- Multicultural Personality Questionnaire (MPQ; Van der Zee & Van Oudenhoven, 2000): misst Kulturelle Empathie, Aufgeschlossenheit, Emotionale Stabilität, Flexibilität und Soziale Initiative
- Cultural Intelligence Scale (CQS; Deardorff, 2006): basiert auf dem Modell der Einstellungsänderung, dabei finden Änderungen auf kognitiver (Annahmen und Überzeugungen), affektiver (Gefühle und Emotionen) und behavioraler (Verhaltensweisen) Ebene statt. Diese Ebenen werden durch den CQS erfasst
- Sociolcultural Adjustment Model (Ward, Bochner & Furnham, 2001): befasst sich vor allem mit den Stress- und Belastungsfaktoren
- Diversity Organisationskultur (Harrsion und Klein, 2007): beschäftigt sich mit dem Umgang Menschen unterschiedlicher Kulturen im Unternehmen und den Anforderungen an das Management
- Skala ,,Soziale Identität‘‘ (Orth, Broszkiewiccz & Schütte, 1996)
- Fragebogen zu der Akkulturationsstrategien - eine Skala von Berry, Kalin & Taylor (1977): besonderer Fokus liegt hier auf Strategien der Integration und Kulturübernahme, bzw. der Anpassung an eine andere Kultur
Es gibt noch viele weitere Messinstrumente und Skalen in diesem Kontext. Bei der Zusammenstellung eines Fragebogens wird zudem häufig auf die Kurzfassung des Inventar Sozialer Kompetenz (ISK-K) nach Kanning (2009) zurückgegriffen, durch welchen beispielsweise die Empathie und das Einfühlungsvermögen eingeschätzt werden können.
Die Forschung hat gezeigt, dass der Umgang mit anderen Kulturen besonders gut über die Critical Incident Methode und den Cultural Assimilator trainiert werden kann.
Diese Trainingsmethoden wurden entwickelt, um für eine effizientere Kommunikation in heterogenen kulturellen Gruppen zu sorgen (Kosowoski, 2010). Sie gründen auf dem Grundsatz, dass interkulturelle Missverständnisse auf kulturspezifischen Interpretationsmustern basieren, weil das Verhalten des Gegenübers entweder irritierend wirkt oder aber fehlinterpretiert wird (Kumbruck & Derboven, 2016). Aus diesem Grund soll ein besseres Verständnis der anderen Kultur durch die Auseinandersetzung mit problembehafteten Fallbeispielen, die auf die Praxis, z. B. den Arbeitsalltag, übertragbar sind, erreicht werden.
Bei der Critical-Incident-Methode wird das Fallbeispiel in der Gruppe analysiert – was ist geschehen? Wo könnte das Problem und die Missverständnisse entstanden sein? Im Anschluss daran findet eine Diskussion über verschiedene Handlungsalternativen statt. Ziel ist es einen Lösungsweg für ähnliche Situationen zu finden.
Der Cultural Assimilator ist in gewissen Maße eine Weiterentwicklung der Critical Incident Methode. Die Handlungsvorschläge/ Erklärungsansätze werden hierbei jedoch schon vorgegeben (meistens vier), von denen einer die ,,Musterlösung‘‘ darstellt. In dieser Musterlösung ist auch Verhaltensvorschlag mitinbegriffen.
Ein besonderer Vorteil dieser Methode stellt die flexible Einsatzmöglichkeit dar. Je nach Kontext und Zielgruppe können die Dimensionen und Fallbeispiele entsprechend angepasst werden und vielfältig für Personengruppen, die im interkulturellen Kontext kommunizieren, genutzt werden. So helfen mit diese Methoden den Umgang mit Menschen anderer Kulturen direkt zu erproben und die fremde Kultur besser zu verstehen (Kosowoski, 2010).
Themenverantwortliche:
Matt Flynn, Universität von Hull, m.c.flynn@hull.ac.uk
Louise Wong, Wai Yin, louise_wong@waiyin.org.uk
Elaine Dewhurst, University of Manchester, elaine.dewhurst@manchester.ac.uk Petia Genkova, Hochschule Osnabrück, p.genkova@hs-osnabrueck.de Christoph Daniel Schaefer, Hochschule Osnabrück, drandenken@gmx.de
Forschungsthema für Frontiers in Psychology
Wir schlagen ein Forschungsthema zum Thema Alterung und Migration vor. Wir suchen Beiträge von Kollegen aus dem akademischen Bereich, von Migrationsgruppen, politischen Gremien und dem dritten Sektor. Zu den Beiträgen gehören Originalforschung, systematische Übersichten, Fallstudien aus der Gemeinschaft, Forschungsberichte und politische Übersichten. Um das Thema vorschlagen zu können, müssen wir eine Liste von dreißig Beitragszahlern erstellen. Wenn Sie daran interessiert sind, einen Beitrag zu leisten, senden Sie bitte eine E-Mail an Matt Flynn (m.c.flynn@hull.ac.uk) mit Ihrem vorgeschlagenen Beitrag. Dies ist nur eine vorläufige Liste von Beiträgen, so dass wir nur das Interesse abwägen. Bitte teilen Sie uns Ihr Interesse bis zum 22. April 2021 mit.
Hintergrund
Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung wächst das Interesse von politischen Entscheidungsträgern, Unternehmen und anderen Stakeholdern an der Frage, wie älteren Menschen ein "aktives Altern" ermöglicht werden kann: durch Maßnahmen zur Förderung des gesunden Alterns, durch die Teilnahme an sozialen, wirtschaftlichen und bürgerschaftlichen Angelegenheiten und durch die Gewährleistung von physischer, sozialer und Einkommenssicherheit. Der Zugang älterer Menschen zu Ressourcen, die für ein gutes Altern notwendig sind, wird durch den sozioökonomischen Status beeinflusst. Dies wiederum lenkt die Aufmerksamkeit auf die politischen und ressourcenbezogenen Bedürfnisse von Gemeinschaften älterer Menschen. Eine solche Gemeinschaft sind ältere Migranten, die von Warnes et al. (2004) als "Ageing in Place" bezeichnet werden, einschließlich Wirtschaftsmigranten, Asylbewerber und Arbeiter ohne Papiere. Für viele ist ihr Lebensverlauf durch prekäre und unterbrochene Karrieren, fehlenden Zugang zu öffentlichen Ressourcen und soziale Isolation gekennzeichnet. Hinzu kommt, dass sich Alter und Rasse überschneiden und einzigartige Formen der Diskriminierung schaffen. Daher ist ein multidisziplinärer Fokus erforderlich, um einen Rahmen für aktives Altern (Weltgesundheitsorganisation, 2002) anzuwenden, um das Leben älterer Migranten zu verbessern.
Das Ziel dieses Forschungsthemas ist es, zu untersuchen, wie das Rahmenwerk "Aktives Altern" der WHO genutzt werden kann, um zu verstehen, wie ältere Zuwanderer die sozialen, wirtschaftlichen und persönlichen Erfahrungen des Alterns erleben, welche Barrieren sie für ein gutes Altern überwinden müssen und welche Herausforderungen für die öffentliche und soziale Politik bestehen, um ein sicheres, partizipatives und gesundes Altern innerhalb der älteren Zuwandererpopulation zu gewährleisten. Ein multidisziplinärer Ansatz ist notwendig, um die Erfahrungen älterer Zuwanderer mit dem Altern zu verstehen und Wege zur Förderung des aktiven Alterns zu finden. Dieses Forschungsthema zielt darauf ab, zu erforschen, wie sich die früheren Erfahrungen älterer Zuwanderer in sozialen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Bereichen auf die gegenwärtigen Erfahrungen bei der Vorbereitung auf den Ruhestand und beim Durchleben des Ruhestands, beim Engagement in Familie und Gemeinde und bei der Pflege am Lebensende auswirken. Außerdem soll ein Dialog darüber entstehen, wie politische Entscheidungsträger, Unternehmen, Organisationen des dritten Sektors und ältere Zuwanderer selbst das aktive Altern innerhalb dieser Gemeinschaft fördern können.
Aufruf zur Einreichung von Beiträgen
Wir freuen uns über Originalarbeiten, systematische Übersichten, kommunale Fallstudien, Forschungsberichte und Politikberichte sowie allgemeine Kommentare und Meinungsbeiträge zum Thema aktives Altern und Zuwanderung. Beiträge aus den Perspektiven der Migrationsforschung, der öffentlichen und sozialen Politik, der Soziologie, der Gesundheit, der Psychologie und der Wirtschaft sind willkommen, wobei diese Liste nicht vollständig ist. Um die politische Wirkung dieses Forschungsthemas zu verstärken, ermutigen wir insbesondere zur Koproduktion von Beiträgen zwischen Akademikern und Mitgliedern von Zuwanderergemeinschaften. Wir begrüßen Beiträge zu folgenden Themen:
- Wie ältere Zuwanderer das Älterwerden im sozialen, wirtschaftlichen und persönlichen Bereich erleben
- Barrieren, denen sich ältere Zuwanderer gegenübersehen, um gut zu altern
- Soziale und politische Herausforderungen bei der Ermöglichung eines aktiven Alterns innerhalb der Migrantenbevölkerung
- Die Überschneidung von Alter und Migrationsstatus in Bezug auf die gelebte Erfahrung
- Beispiele für bewährte Praktiken des aktiven Alterns mit Zuwanderern und wie diese verbreitet werden können, geteilt und eingebettet werden können.
Zielsetzungen: Arbeitspakete
Innerhalb des Forschungsprojektes wird an der Erreichung verschiedener Ziele gearbeitet. Die Ziele wurden in verschiedenen Arbeitspaketen festgehalten.
Wie im ersten Abschnitt beschrieben, ist Migration ein hochaktuelles Thema, welches sowohl in Wirtschaft als auch in der Politik und Gesellschaft berücksichtigt werden muss. Kern des Projektes ist das Arbeitspaket 1. Ziel dieses ist es, gemeinsam einen Antrag für das Horizon 2020 Rahmenprogramm 2018-2020 zu erstellen, um die Finanzierung des Projektes sicherzustellen. Das Horizon 2020 ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation.
In einem ersten Workshop im Dezember 2017 wurden aus einem erarbeiteten Pool an Projektideen konkrete Vorhaben (,,Calls‘‘) herausgezogen. Die beteiligten Projektpartner entschieden sich zwei Antrage für zwei Calls für das Rahmenprogramm des Horizon 2020 einzureichen. Die Calls, die im Bereich ,,Migration, Europe in a changing world – Inclusive innovative and reflective societies‘‘ (zu Deutsch: Migration, Europa in einer sich wandelnden Welt – einschließlich innovativer und reflektierender Gesellschaften) liegen, lauten:
- Understanding migration mobility patterns: elaborating mid and long-term migration scenarios (zu Deutsch: Verstehen der Bewegungsschemata der Migration: Ausarbeitung von mittelfristigen und langfristigen Szenarien)
- Social and economic effects of migration in Europe and integration policies (RIA) (zu Deutsch: soziale und wirtschaftliche Auswirkungen der Migration in Europa und die Integration der Politik)
Diese Calls werden bis Ende des Sommers 2018 fertig gestellt und behandeln die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Migration sowie die Erarbeitung von mittel- und langfristigen Migrationsszenarien. Es sollen Weiterbildungsprogramme für Lehrer, Eltern und Flüchtlingskinder entwickelt werden, um ein besseres Verständnis und eine bessere Akzeptanz einer multikulturellen Gesellschaft zu sichern.
Die Partner des Projektes informierten sich über Skype und Dropbox gegenseitig, um kontinuierlich auf dem aktuellen Stand bezüglich der Antragstellung für Horizon 2020 zu sein.
Wichtiger Bestandteil des Workshops war es zudem, einen Zeitplan aufzustellen, in dem auf die Verantwortlichkeiten für die einzelnen Schritte festgehalten wurden.
Im März 2018 fand schließlich eine weitere Konferenz in Brno (Tschechien) statt, bei dem sich über Fortschritte und weiteres Vorgehen ausgetauscht wurde. Zudem stellten die Partner weitere Projekte und Arbeiten aus ihren jeweiligen Ländern vor, die sich mit Themen im Zusammenhang mit den Zielen des Forschungsprojektes beschäftigen. Unter Workshop-Beschreibung finden Sie hierzu nähere Informationen.
Alle Partner hatten im Vorhinein Kontakt mit der Nationalen Kontaktstelle (NKS) aufgenommen, um von dort relevante Informationen für die Antragstellung zu erhalten. Dabei handelte es sich beispielsweise um länderspezifische Informationen und Statistiken zum Thema Migration und Netzwerke, die unterstützend für das Projekt sein können. So konnten Stakeholder (Mitwirkende) für das Projekt gewonnen werden, die Forschungswissen ergänzen und weitere Sichtweise einbringen können.
Die Öffnung der Calls soll im November 2018 stattfinden.
Neben dem ersten Arbeitspaket, auf dem der Fokus des Projektes liegt, gibt es noch fünf weitere Arbeitspakete. Das zweite Arbeitspaket beschäftigt sich mit der Identifikation eines Rahmenmodells für die Entwicklung von globaler bzw. interkultureller Kompetenz. Diese ist, wie oben bereits erläutert, äußerst wichtig, um das kulturelle Verständnis zu fördern und eine Integration der Migranten in das alltägliche Leben möglich zu machen. Bestandteil des Arbeitspaketes ist eine Studie für die Befragung in Universitäten und in der Gesellschaft zu entwickeln und durchzuführen. Aus dieser sollen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen abgeleitet werden, welche anschließend auch in das EU-Projekt (Arbeitspaket 1) einfließen sollen.
Die Entwicklung eines Kompetenzenstrukturmodell für globale Kompetenz ist der Fokus des dritten Arbeitspaketes. Es soll herausgefiltert werden, welche Fähigkeiten für den Umgang mit Menschen fremder Kulturen nötig sind, sodass diese bei Personen in einem relevanten Arbeitsfeld gefördert werden können. Bestandteil des Paketes ist es zudem Critical Incidents zu formulieren. Diese beinhalten Beispielsituationen mit verschiedenen Lösungsvorschlägen, von denen eine den ,,Best-Way-of-Practise‘‘ darstellt. So kann alltagsnah erlernt werden, welches Verhalten in besonders schwierigen Situationen gezeigt werden sollte. Die Methode ist sehr praxisorientiert und erzielt daher sehr gut Transferergebnisse.
Im vierten Arbeitsmodell geht es darum, diese Kompetenzenmodell weiter auszuarbeiten und Messskalen hierfür festzulegen. Wie kann ich feststellen, ob eine Person die relevanten Fähigkeiten erlernt hat? Welche müssen konkret gefördert werden? Dazu ist es wichtig feste Bewertungsschemata zu entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Punkt im Rahmen eines Forschungsprojektes ist die vollständige sowie korrekte Dokumentation des Fortschrittes und der Ergebnisse. Nur durch diese kann sichergestellt werden, dass alle beteiligten Partner und Multiplikanden auf dem aktuellen Stand des Projektes sind und die relevanten Informationen zur Verfügung haben. Ein kontinuierlicher Austausch der Informationen ist also essentiell. Dies ist Ziel des fünften Arbeitspaketes.
Im sechsten Arbeitspaket geht es darum, die Qualität zu sichern und den Transfer voranzutreiben. Die Ergebnisse des Projektes sollen auch langfristig einen Nutzen haben und werden daher auf verschiedene Datenbasen veröffentlicht.
Nutzen für die Zukunft
Die Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem Netzwerk können am Ende der Projektphase von der Politik und Organisationen sowohl von wirtschaftlichen Organisationen als auch von Non-Profit Organisationen genutzt werden, um die Integration von Geflüchteten und Migranten in den europäischen Arbeitsmarkt zu verbessern. Bei Antragstellung war vorgesehen, einen Antrag für Horizon 2020 zu erstellen. Durch den Entschluss, zwei Calls zu stellen, können Organisationen, Kommunen sowie die Wirtschaft noch mehr von den Ergebnissen des Projektes profitieren, da sich die Calls sowohl auf wirtschaftliche Aspekte beziehen als auch auf die sozialen Aspekte von Migration.
Der Austausch mit den Multiplikatoren und Netzwerken, die während des Projektes durch die Partner gewonnen werden, wird die Berücksichtigung von Besonderheiten der osteuropäischen Kultur bei der Arbeitsmarktintegration und bei internationalen wirtschaftlichen Kollaborationen verbessern. Es werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Diagnostik von beruflichen Qualifikationen abgeleitet, die durch Beratung und Austausch an Interessenten weitergegeben und umgesetzt werden. Die Förderung von Diversity-Maßnahmen durch Beratungstätigkeiten der Projektbeteiligten wird zur Implementierung der Erkenntnisse und Ergebnisse in Unternehmen führen. Es werden gemeinsame Konzepte entwickelt, die auch an KMU und Beratungsunternehmen weitergegeben werden.
Das Projekt ermöglicht, die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Sektoren zu fördern und dadurch die europäische Integration von Migranten zu verbessern. Für Deutschland bedeutet dies insbesondere, dass Diskriminierung sowie negative Einstellungen gegenüber Geflüchteten reduziert werden können und der Zugang von Migranten in den Arbeitsmarkt gestärkt werden kann. Des Weiteren findet ein erhöhtes Interesse für die benannten Themenfelder auf europäischer Ebene statt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Bereich Wirtschaft mittelfristig die Förderung der Zusammenarbeit und des Austauschs zwischen den Sektoren intendiert wird. Dadurch werden integratives Wachstum und neue Beschäftigungsmöglichkeiten insbesondere für Deutschland gefördert. Durch die Erhöhung des Interesses für die benannten Themenfelder und Partizipation an weiterführenden Projekten auf europäischer Ebene soll die Reduktion von Diskriminierung und negativen Einstellungen in Bezug auf Geflüchtete erzielt werden. Langfristig werden durch das Projekt die Förderung einer Innovationsunion, Stärkung und Ausbildung von Netzwerken, neue Geschäftsmodelle und Wissensaustausch angestrebt. Durch die Fokussierung auf den Raum Osteuropa sollen Erfolgswahrscheinlichkeiten bei wirtschaftlichen Aktivitäten (z. B. Mergers & Acquisitions) durch Einbezug spezifischer Kultureinflüsse gesteigert werden.
Das Projektteam verfolgt kulturvergleichende und interkulturelle Untersuchungen mit einem Methodenmix und der Verknüpfung von Grundlagenforschung und angewandter Forschung für den Kulturraum Mittelosteuropa. Dazu werden quantitative Befragungen in den beteiligten Ländern durchgeführt. Diese ermöglichen einen Überblick über die Einstellungen von Menschen gegenüber Migranten und Geflüchteten zu bekommen. Auf Basis dessen können wissenschaftliche und praxisrelevante Implikationen für die Forschung und Wirtschaft abgeleitet werden.
In dem Projekt wird besonderer Fokus auf Osteuropa gelegt und die Einstellungen von Menschen gegenüber Geflüchteten aus Osteuropa genauer beleuchtet. In diesem Kontext werden sowohl kulturübergreifende als auch für Osteuropa kulturspezifische Ergebnisse berücksichtigt. Osteuropäische Kultureinflüsse werden genauer beleuchtet und erfasst.
Das Projekt stellt zwei Anträge zu zwei Calls für Horizon 2020, die sich mit dem Themenkomplex „Europe in a Changing World“ beschäftigen. Dabei werden nicht nur soziale, sondern ebenfalls wirtschaftliche Aspekte von Migration in den einzelnen Ländern betrachtet. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die Wirtschaft wichtig, sondern auch für die Forschung. Darauf aufbauend können weitere Forschungsprojekte abgeleitet werden, die sich vertiefend mit den gewonnenen Erkenntnissen aus dem Projekt und der Calls beschäftigen.
Die Ergebnisse der Befragungen, die während des Projektes durchgeführt werden, werden auf Kongressen, Tagungen und Konferenzen präsentiert und öffentlichkeitswirksam verbreitet, wie z.B. im März 2018 auf der Enterprise and Competitive Environment Konferenz in Brno. Während des Projektes werden die bilateralen Forschungsbeziehungen in ein funktionierendes Forschungsnetzwerk aufgebaut, das auch nach dem Projektende weiter fortbestehen soll. Das Forschungsnetzwerk dient nicht nur der Forschung, sondern soll die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft stärken, vor allem mit regionalen KMUs und dazu beitragen, dass alle ins Konsortium einbezogene Institutionen durch den Austausch aktiv zusammenarbeiten, auch nach Projektende. Das Forschungsnetzwerk ermöglicht, eine positive Diversity-Kultur europaweit zu stärken. Zudem können sich die Mitglieder des Netzwerks über ihre Erfahrungen etc. austauschen. Durch Multiplikatoren innerhalb des Netzwerks kann der Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis gewährleistet werden und die Maßnahmen praxisnah implementiert werden.
Aufgrund der Evaluationen zunehmender internationaler Tätigkeiten von Organisationen aus dem westlichen Kulturraum, wird auch ein hohes Interesse der wissenschaftlichen Community an den Projektergebnissen erwartet. Gerade die Themen Interkulturelle Kompetenz und Interkulturelle Kommunikation gehörten lange nicht zur Mainstreamforschung und waren Nischenthemen. Es werden erste fundierte Erkenntnisse aus dem Bereich der Integration Geflüchteter/ Migranten und der Reduktion von Diskriminierung erwartet, auf denen weiter aufgebaut werden kann. Die Nachwuchsförderung in der wissenschaftlichen Qualifikation wird dies weiter vorantreiben. Durch die Ergebnisse kann eine fundierte wissenschaftliche Basis für kulturvergleichende Ergebnisse zur Reduktion von Diskriminierung und Förderung von Integration geschaffen werden. Dies führt dazu, dass die Internationalisierung und der Wissenstransfer gestärkt werden.
In Bezug auf die Forschungsaktivitäten sollen demnach mittelfristig die Themen Diversity und Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikationen weiter erforscht werden. Die Ergebnisse sollen der Reduktion von Diskriminierung und negativen Einstellungen in Bezug auf Geflüchtete beitragen. Zudem sollen die Spezifika osteuropäischer Länder und Kultur erfasst werden. Langfristig wird die Internationalisierung und Europaorientierung der Forschung gestärkt und Wissenstransfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis verfolgt. Hierzu wird eine Wissenstransferplattform entwickelt.