,,Kulturelle Öffnung“ – Diversity und Interkulturelle Kompetenz im Kontext der Integration von Geflüchteten
Workshops und Projekte
Workshop im Dezember 2017 in Osnabrück
Vom 05.-08.12.2017 fand ein Small Research Meeting, das vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen ausgetragen wurde, an der Hochschule Osnabrück statt. Dabei trafen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten aus Ungarn, Tschechien, Lettland, Serbien, Ungarn, Slowakei und Deutschland. Aus der Kooperation in dem Workshop wird u. a. die Stärkung der Internationalisierung, Europaorientierung und Wettbewerbsfähigkeit von Institutionen im Forschungs- und Bildungsbereich und der Förderung einer Innovationsunion angestrebt. Dabei soll die regionale Zusammenarbeit in der Gesellschaft und Wirtschaft gestärkt und der Austausch länderübergreifend sichergestellt werden. Der Themenbereich des Workshops umfasste Diversity und Interkulturelle Kompetenz sowie die Ermittlung von entsprechenden Aspekten zur Förderung einer positiven Diversity-Kultur, insbesondere im Kontext der aktuellen Integrationsherausforderung der Geflüchteten. Lange Zeit war das Thema wie Interkulturelle Kompetenz Nischenthema und zählte nicht zur Mainstreamforschung. Das Thema Interkulturelle Kompetenzen ist heutzutage jedoch hochaktuell, u. a. bedingt durch die Globalisierung und Internationalisierung von Unternehmen und die Flüchtlingskrise.
In dem viertägigen Workshop beschäftigten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler intensiv mit den Themen Diversity und Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts. Zu Beginn wurde die Situation mit den Migrantinnen und Migranten und Flüchtlingen in den europäischen Ländern vorgestellt. Der Vergleich der beteiligten europäischen Länder zeigte, dass Migration ein weit verbreitetes und aktuelles Thema in Europa ist. Bis auf die Slowakei haben alle europäischen Länder in den letzten Jahren mit Geflüchteten zu tun gehabt.
In dem Workshop setzten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler intensiv mit den aktuellen Herausforderungen der europäischen Wirtschaft und Gesellschaft, u. a. aufgrund der Flüchtlingskrise aus, mit dem Ziel innovative Lösungsansätze für die Praxis aufzuzeigen. Die Frage mit denen sich die Forscherinnen und Forscher im Workshop auseinandersetzten war, wie Individuen Bedenken gegenüber Diversity und Geflüchtete abbauen können und dadurch Diversity nicht mehr als Bedrohung sehen? Hierbei wurde zu kulturellen, individuellen, politischen, sozialen sowie religiösen Aspekten Bezug genommen. Ein langfristiges Ziel der Kooperation ist, gemeinsame europäische Maßnahmen in Bezug auf Geflüchtete zu entwickeln sowie Interkulturellen Kompetenzen von Individuen zu fördern. Einstellungsänderung und Kompetenzförderungsmaßnahmen stehen dabei im Vordergrund. In dem Workshop zeigte sich, dass die europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein gemeinsames Verständnis von Interkultureller und globaler Kompetenz haben und diese als eine Schlüsselkompetenz von Individuen sehen. Das Thema Migration und Diversity stellt jedoch für die Gesellschaft, den Staat und die Wirtschaft Herausforderungen dar. Die Wissenschaft zeigt bereits, dass Bedenken und Distanz eine übliche erste Reaktion bei diversity-bedingten Veränderungen sind. In der Tschechischen Republik sind vor allem die älteren Bürgerinnen und Bürger gegenüber Migrantinnen und Migranten skeptisch. Sie werden besonders durch die Medien beeinflusst. Die Skepsis gegenüber Migrantinnen und Migranten zieht sich durch alle sozialen Schichten und ist unabhängig von der Bildung.
Aus dem Small Research Meeting sollen langfristig Maßnahmen abgeleitet werden, wie Interkulturelle Kompetenzen gefördert und Vorurteile gegenüber Migrantinnen und Migranten abgebaut werden können. Die gemeinsame Forschung und verschiedene Maßnahmen sollen zu Einstellungsänderungen führen, die die Basis für eine positive europäische Diversity-Kultur schaffen. So können die Potenziale, wie Diversity durch Unterschiedlichkeit, Perspektivenwechsel und Kreativität eine Bereicherung für die Gesellschaft und Wirtschaft sein kann, genutzt werden. Dies gilt insbesondere für die Herausforderungen durch die Zuwanderung Geflüchteter und Begegnungen, die von hoher kultureller Distanz geprägt sind. Die Kultur spielt eine entscheidende Rolle in der Integration von Geflüchteten. Eine besondere Herausforderung stellt vor allem die Religion dar.
In den beteiligten Ländern und Kulturen wird mit dem Thema Geflüchtete sozial, gesellschaftlich und politisch verschieden umgegangen. Serbien z. B. legt den Fokus darauf, dass die Geflüchteten medizinisch gut versorgt sind. Die humane Behandlung steht dabei besonders im Vordergrund. Seit 2013 haben insgesamt nur 36 Geflüchtete in Serbien Asyl erhalten, davon zwei Geflüchtete in 2017. Serbien wird von den Geflüchteten sozusagen als Zwischenstation auf dem Weg in andere europäische Länder gesehen. Ähnlich ist es in der Tschechischen Republik. In 2016 wurden nur 12 Flüchtlinge angenommen. Rund 180.000 Migrantinnen und Migranten aus China, Rumänien, Serbien und Ukraine leben in Ungarn. Im Vergleich zu Deutschland, haben die östlichen europäischen Länder weniger Flüchtlinge, die Asyl erhalten.
In dem Workshop tauschten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Erfahrungen mit Geflüchteten und den Herausforderungen der Globalisierung, Digitalisierung sowie Zu- und Abwanderung aus und verglichen die aktuellen Maßnahmen untereinander, um darauf aufbauend kulturadäquate Lösungsvorschläge für die ermittelten Problembereiche der involvierten Länder zu entwickeln. Es zeigte sich, dass vor allem die Abwanderung von hochqualifizierten Mitarbeitenden aus z. B. Ungarn und Serbien nach Westeuropa oder nach Skandinavien für die jeweiligen Länder eine wirtschaftliche Herausforderung darstellen. Rund 300.000 junge Menschen haben in den letzten Jahren Serbien verlassen, da sie sich bessere wirtschaftliche Möglichkeiten in westlichen europäischen Ländern erhofften. Die Menschen in den westlichen Ländern haben ein besseres Einkommen im Vergleich zu den östlichen europäischen Ländern. Zudem herrscht in den westlichen Ländern ein höherer Arbeitskräftemangel und es ist eine bessere Infrastruktur vorhanden. In der Slowakei ist z. B. der Arbeitskräftemangel am höchsten. Aufgrund der höheren Gehälter, die in der Slowakei gezahlt werden, immigrieren viele ungarische Menschen in die Slowakei.
Neben der Analyse der europäischen Herausforderungen, die u. a. durch die Flüchtlingskrise und Globalisierung entstanden sind, lag ein besonderer Fokus des Workshops dabei auf der Förderung von Diversity und Interkultureller Kompetenz, z. B. bei Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie mittelständischen Unternehmen. Dies kann dazu beitragen, eine gemeinsame europäische Identität herauszubilden. Ein Resultat des Workshops ist, dass die beteiligten Projektländer im Jahr 2018 eine gemeinsame Forschung an ihren Universitäten durchführen werden. Dazu werden jeweils mindestens 200 Studierende der europäischen Universitäten zu dem Thema Einstellungen gegenüber Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlingen befragt. Die Ergebnisse der gemeinsamen Studie sollen voraussichtlich im Oktober 2018 veröffentlicht werden.
Diversity und Interkulturellen Kompetenzen spielen eine zentrale Rolle bei der Integration von Geflüchteten. Auch in divers geprägten Arbeitssituationen ist die Interkulturelle Kompetenz der Mitarbeitenden als Teil ihrer Globalen Kompetenz ein entscheidender Erfolgsfaktor und eine Schlüsselqualifikation.
Durch die Fokussierung des Projektes auf die Themen Diversity und Interkulturelle Kompetenzen, die bei der Zuwanderung von Geflüchteten eine zentrale Rolle spielen, werden im Anschluss an das Small Research Meeting Synergien und gemeinsame Strategien für Integration und berufliche Qualifikation von Geflüchteten erarbeitet, die für Deutschland ebenfalls von besonderem Stellenwert sind. Es werden die Nachhaltigkeit und der wirtschaftliche sowie politische Austausch angespornt.
Vorträge
Ein weiterer Bestandteil des Workshops waren verschiedene Vorträge, die durch die Projektpartner gehalten wurden. Die Themen der Vorträge sind vielseitig und beziehen sich teilweise auf das Herkunftsland des Redners, doch stehen sie alle im Bezug zu interkulturellem Austausch und bieten Input für das Projekt. Im Folgenden können Sie eine Kurzzusammenfassung der einzelnen Vorträge finden.
Im Vergleich zu Europa ist Deutschland das diversity-fördernde Management z.B. in Unternehmen nur gering. Dabei wird in Personalauswahlprozessen längst unabhängig von Ethik, Kultur und sozialem Hintergrund entschieden. Daher sollte der Umgang und die Zusammenarbeit mit Menschen verschiedener Kulturen ,,normal‘‘ sein und kein besonderer Fall. Für Vielfalt unter den Angestellten sprechen verschiedene Faktoren: Marketing, Flexibilität, Kreativität, Problemlösekompetenz, Personalmarketing – all diese Faktoren können von Vielfalt profitieren. Zudem kommt, was für Unternehmen häufig am wichtigsten ist: Kosten können eingespart werden. In gemischten Gruppen (z.B. bzgl. Nationalität, Geschlecht, Alter, Fähigkeiten usw.) werden bessere Arbeitsergebnisse produziert. Wichtig hierfür sind soziale Kompetenz und interkulturelle Kompetenzen (Definition unter Kompetenzmodellierung).
Auch in Deutschland ist es die Regel, dass innerhalb eines Unternehmens Menschen verschiedener Herkunft arbeiten, nicht die Ausnahm. Gerade im Baugewerbe ist der Anteil an Migranten hoch, ebenso in Unternehmen des industriellen Sektors und des Handels. Allerdings zeigen sich deutliche West-Ost-Unterschiede: Im Westen Deutschlands ist die Anstellung von Migranten deutlich häufiger (64%) als im Osten (38%). Die Einstellungsrate ist insgesamt hoch und dennoch zeigte eine Studie, dass zwei Drittel aller deutschen Unternehmen kein Diversity Management betreiben und Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt durchführen. Motivation, Diversity zu fördern können Unternehmen vor allem in der Internationalisierung sehen. Vielfalt unter den Arbeitnehmern kann bei der Erschließung neuer Märkte helfen. Zur Förderung können Diversity Workshops angeboten werden, Diversity kann als Teil der Strategie festgelegt werden, Bewerbungen anonymisiert werden zudem können interne Medien für den Austausch genutzt werden.
Doch wie sieht die Situation speziell von Flüchtlingen in Deutschland aus? Es gibt ein ,,Q-Programm‘‘, (Integration durch Qualifizierung) durch welches besser ausgebildete Flüchtlinge schneller eine Arbeit finden, ebenso werden Deutschkurse und Eingliederungskurse sowie Sportprogramme angeboten. Es wurden Apps zur Einstiegserleichterung entwickelt (im lokalen Informationen über Bürokratie, Sprachangeboten usw.) und zudem Zugang zum Gesundheitswesen geschafft. Doch gerade der Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt ist schwierig. Eine Befragung zeigte, dass Toleranz, Empathie, Soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Wissen über andere Kulturen helfen können, Barrieren abzubauen. Daran, diese Fähigkeiten auf- und auszubauen, sollte aktiv gearbeitet werden.
Serbien hat durch die geographische Lage in Europa schon früh mit Flüchtlingen aus Bosnien, Kroatien, dem Kosovo sowie Afrika und Asien zu tun gehabt. Da die Balkanroute quer durch das Land führt, stieg die Zahl der Flüchtlinge mit Beginn der Flüchtlingskrise 2014 bis zur Schließung der Route 2016 sehr stark an. In den letzten beiden Jahren hat sich die Lage nun stabilisiert. Es wurden fünf große Asylantenzentren aufgebaut, zudem sieben Einreise- und Ausreisezentren. Derzeit halten sich knapp 5000 Asylanten, größtenteils aus Afghanistan, in dem Land auf. 80% dieser Asylanten sind Männer. Dies stellt langfristig einen Problemfaktor dar.
Ein weiteres Problem stellt die Bevölkerungsflucht der Einheimischen dar. Ein großer Anteil der Menschen, die Serbien verlassen, sind nämlich junge Menschen, die sich in anderen europäischen Ländern bessere Zukunftschancen erhoffen. Diese fehlen nun dem serbischen Arbeitsmarkt.
Doch wie wird in Serbien Flüchtlinge gesehen und welche Perspektiven gibt es für diese? Die Meinungen der Bevölkerung gehen hier auseinander, sowohl Empathie als auch Angst sind vorhanden. Die sozialer und wirtschaftlicher Perspektive ist eher negativ: die Gelder fehlen, die Arbeitslosigkeit ist hoch, ebenso wie die Kriminalität, zudem wächst der Schwarzmarkt. Dabei sind die Ankunftsbedingungen mit offenen, organisierten Camps gut ausgebaut, doch es fehlt an weiteren Maßnahmen. Für die Regierung ist menschliche Behandlung der Flüchtlinge zwar ein absolutes Must-Have, doch Integration ein Fremdwort. Somit ist der Aufbau eines ,,normalen‘‘ Lebens für Flüchtlinge nicht möglich. So finden keine Ausbildung (z.B. Schule) und keine Sprachangebote statt. Auch fehlt der Zugang zum Gesundheitswesen und psychologische Unterstützung. Gerade letzteres ist ein großes Problem. Eine Befragung zeigte, dass knapp 90% der Flüchtlinge Unterstützung brauchten, so zeigt beispielsweise die Hälfte der Flüchtlinge die Anzeichen einer Depression, zudem sind viele traumatisiert. Es sollten Angebote zur Traumabewältigung eingeführt werden. Auch ist es wichtig, den Flüchtlingen eine Perspektive zu geben. Hier sind Integration (auch sozial) und Ausbildung besonders wichtig. Das Erlernen der Sprache und das Verständnis für verschiedene Kulturen ist die Basis für eine erfolgreiche Eingliederung.
Die Anzahl an Flüchtlingen in Lettland ist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern gering, doch ist das Land mit einer Fläche von 24.930 km² ja auch nur etwa so groß wie Hessen. An der Lettischen Akademie für Sport wurde sich insbesondere mit der Rolle von Sport für das alltägliche Leben beschäftigt, wobei die Forschungsbefragungen europaweit durchgeführt wurden. Sport hilft bei der Bewältigung des Alltags und dabei, Stress abzubauen und Ressourcen für das Lernen aufzubauen. Und so kann Sport ein wichtiger Faktor bei der Integration von Flüchtlingen sein. Diese stehen vor der Herausforderung, einer neue Sprache zu lernen, sich in einer fremde Kultur einzugliedern und eine neue soziale Identität zu finden. Zudem müssen das Trauma überwunden und der Stress abgebaut werden. Die Studien haben gezeigt, dass Sport helfen kann, Selbstsicherheit und Stabilität zu finden und sich sein tägliches Leben zu organisieren. Auch hilft die Teilnahme an Sportgruppen bei der Integration und dem Finden eines sozialen Netzwerkes. Durch das gemeinsame Sportmachen können Barrieren abgebaut werden und Freundschaften geknüpft werden.
Wie bereits in der Projektbeschreibung angesprochen sind gerade bei älteren Menschen Angst und Vorurteile vorhanden. 2016 wurde in Tschechien eine Datenerhebung durchgeführt, die die Lebensbedingungen älterer Menschen, den Gesundheitsstand, die finanzielle Situation sowie das Gefühl, in Sicherheit zu leben zum Thema hatte. Gerade letzterer Punkt ist in Bezug zu Migranten interessant. Bei den Gründen, warum sich Senioren nicht sicher fühlen, stand bereits an zweiter Stelle: ,,Ich habe Angst vor den Migranten, die in unser Land kommen.‘‘ Über die Hälfte aller Teilnehmer bestätigten diesen Satz. Es zeigte sich, dass diese Angst unabhängig von Alter, Lebensart, Gesundheitsstand und Schulbildung ist und sich über die gesamte Teilnehmergruppe streut. Ein Drittel deren, die angaben, Angst vor Migranten zu haben, gab auch an sich nicht sicher in ihrem Land zu fühlen. Es zeigte sich, dass diese negative Einstellung gegenüber Migranten durch die Medien stark beeinflusst ist.
Wichtig ist es, gerade auch für die ältere Generation Maßnahmen zur Förderung von interkulturellem Verständnis anzubieten, um Ängste und Vorurteile abzubauen und ein gemeinsames Miteinander zu möglich zu machen.
Auch in Tschechien ist die Zahl der Migranten stark angestiegen. Wie gehen die Tschechen mit den neuen Menschen und Kulturen um? Sind die Einstellungen bzgl. weiblicher Einwanderer unterschiedlich zu denen gegenüber männlicher Einwanderer? Eine Studie untersuchte die Einstellungen von tschechischen Studenten gegenüber Migranten. Den Studenten wurden Bilder von europäischen und mittelöstlichen bzw. afrikanischen Männern und Frauen gezeigt mit dem Auftrag, diese einzuschätzen. Es zeigte sich, dass der kulturelle Hintergrund eine große Rolle für die Einschätzung einer Person spielt. Europäische Menschen wurden als kompetenter, jedoch als weniger warm(herzig) eingeschätzt, als die afrikanischen und mittelöstlichen Menschen. Frauen wurden bei allen Kulturen insgesamt als wärmer eingeschätzt.
So zeigt diese Studie, dass es neben Maßnahmen für ältere Menschen ebenso wichtig ist, das Verständnis und die Offenheit von jungen Menschen zu fördern, um auch hier den Stereotypen entgegenzuwirken.
,,Globale Manager werden geformt, nicht geboren‘‘ (Percy Barvenik) – doch welche Eigenschaften brauchen Manager, die im weltweiten Umfeld handeln? Die Kompetenz eines Managers ist abhängig vom Wissen, von den Fähigkeiten und von der Personalität des Einzelnen. Besonders wichtig sind die Fähigkeiten Kommunikation, Problemlösung, Delegation, Organisation, Zeitmanagement und die Honorierung guter Arbeit. Ein Manager, der Managerkompetenz besitzt, ist erfolgreicher und bringt dem Unternehmen einen Vorteil. Durch die zunehmende Globalisierung ist es heutzutage üblich, multikulturelle Teams zu leiten und in Kontakt mit Leuten anderer Kulturen zu treten und deren Marktverhalten zu kennen. Dabei muss dem Manager bewusst sein, dass neben der Sprache, auch andere Werte, Businessregeln und Denkweisen vorherrschen. Ein Manager sollte über die anderen Kulturen Bescheid wissen und die anderen Werte und Normen akzeptieren und im Umgang berücksichtigen.
Der Aufbau von interkultureller Kompetenz ist ein Prozess, in welchem man jeden Tag etwas Neues dazulernt, in welchem man Unterschiede wahrnimmt und akzeptiert, in welchem man lernt, kulturelle sensibel zu handeln. Manager, die interkulturell kompetent sind, erscheinen offen, wissen, wie sie im interkulturellen Kontext wirken und können das handeln anderer Kulturen richtig beurteilen. Sie sind flexibel und empathisch und tolerant gegenüber Vielseitigkeit. Mit diesen Fähigkeiten wird der Umgang mit anderen Kulturen zur Bereicherung. Durch die verschiedenen Denkmuster werden neue Sichtweisen eingebracht, was Problemlösungen optimiert.
Unternehmen sind einem Wandel mit verschiedenen Dimensionen ausgesetzt: zunehmend findet eine Globalisierung der Märkte und Produktionsstandorte statt, der globale Handel wird immer stärker und die Forschung bringt neue technische Geräte auf den Markt, die die Arbeit umgestalten. Insgesamt wird die Konkurrenz größer und der Preisdruck höher. Die Frage nach dem Produktionsstandort ist häufig eine Frage des Lohnes. Die Bedingungen sind hier innerhalb Europas sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu den zentraleuropäischen Ländern ist der Mindestlohn in den osteuropäischen Ländern deutlich geringer, ein ungarischer Niedriglohnarbeiter verdient nur etwa ein Drittel des deutschen Niedriglohngehalts. Das stellt die osteuropäischen Ländern vor ein Problem. Viele Arbeiter, gerade Fachkräfte, verlassen das Land, um in einem Land mit höherem Standard zu arbeiten und die eigene Lebenssituation zu verbessern. Das Personalmanagement wird vor neue Herausforderungen gestellt. Wichtig ist es, vorhandene Mitarbeiter zu erhalten und ihnen Anreize zu schaffen. Die Denkweise ,,Der Kunde ist König‘‘ wird zunehmend abgelöst, der Arbeitnehmer rückt an erste Stelle.
Wie sieht die Arbeitskräftesituation in Ungarn aus? Es herrscht ein West-Ost-Gefälle. Im Westen sind die Löhne häufig höher, die Infrastruktur besser und die Arbeitslosigkeit geringer. In Folge davon ist hier der Arbeitskräftemangel höher als im Osten des Landes. Das Land hat es geschafft, die Migranten in ihren Arbeitsmarkt zu integrieren – die Beschäftigungsrate von Einwandern ist, ebenso wie die der Ungarn, hoch, die meisten (Migranten) sind im kleineren Wirtschaftsbetrieben angestellt.
Im Vergleich hierzu wurde die Arbeitsmarktsituation des Nachbarlandes Slowakei betrachtet. Hier ist der Arbeitskräftemangel deutlich höher. In den letzten Jahren haben immer mehr Autohersteller ihre Produktionen in die Slowakei verlegt. Den Firmen fällt es schwer, qualifiziertes Personal und erfahrene Manager zu finden. Inzwischen sind viele Ungarn in slowakischen Firmen angestellt und pendeln auf ihrem Weg zur Arbeit über die Grenze hinweg. Dieser Prozess wird durch die höheren Löhne in der Slowakei noch gefördert. Die ungarische Regierung ist nun aufgefordert zu handeln und sich zu bemühen, die eigenen Arbeiter im Land zu halten, um den Anstieg des Fachkräftemangels aufzuhalten.
Wie sich die Situation des Fachkräftemangels langfristig entwickelt, ist abzuwarten. Technische Neuerungen, wie neue autonom laufende Maschinen können hier einen großen Umschwung bringen.
Konferenz im März 2018 in Brno
Im Rahmen des Forschens ist der Informationsaustausch ein wichtiger Punkt. So fand im März 2018 im tschechischen Brno eine weitere Konferenz statt. Hauptanliegen war es, über Fortschritte zu berichten. Hier wurde auf drei Themenpunkte besonders eingegangen:
- Mitteilung in der Zeitschrift ,,Politische Psychologie‘‘
- Status der Datenerhebungen
- Status der Calls für den Horizon 2020 Antrag
In der Zeitschrift ,,Politische Psychologie‘‘ ist in der aktuellen Ausgabe, die im Juli 2018 erschienen ist, ein Artikel über das Forschungsprojekt zu finden. Die Inhalte dieses Artikels wurden auf der Konferenz besprochen, ebenso wie, wer hierfür verantwortlich ist. Die Veröffentlichung in Zeitschriften hilft, auf das Projekt aufmerksam zu machen und sogar ggf. weitere Förderer und Unterstützer zu finden.
In einem weiteren Schwerpunkt der Konferenz wurde der Status der Datenerhebungen besprochen. Wie bereits in den Zielsetzungen erläutert, werden verschiedene Datenerhebungen in den einzelnen Ländern durchgeführt, die sich rund um das Thema Migration, Flüchtlinge und die Einstellungen der Bevölkerung zum Thema Integration drehen. Zum Zeitpunkt der Konferenz gaben die Forscher das Feedback, dass die einzelnen Datenerhebungen aktuell stattfinden. Sie legten fest, dass die Auswertung dieser anschließend mit dem Statistikprogramm SPSS stattfinden soll. Die Ergebnisse können genutzt werden, um Handlungsvorschläge und Maßnahmen konkret an die Ausgangsbedingungen und Bedürfnisse des einzelnen Landes anzupassen.
Lange wurde zudem über das dritte Thema diskutiert – der konkrete Titel für den Antrag bei dem EU-Förderungsprogramm Horizon 2020 musste gefunden werden. Besonders wichtig war hierbei der Punkt: Welchen Nutzen können wir erzielen? Hier wurde der Fokus auf die politische Perspektive gesetzt. Durch die Erstellung eines ,,Tool Kit‘‘ sollen den Regierungen geholfen werden, Integration und Öffnung der Menschen für Migranten voranzutreiben. Wichtig ist hierfür auch die Analyse des Arbeitsmarktes und der Lebensbedingungen in den Ländern. Zudem möchten die Forscher auf den Aspekt Geschlecht und Gleichbehandlung aufmerksam machen. Im Zuge der Integration sollen Frauen ebenso wie Männer die Chance haben, Bildung zu erhalten und sich in den Arbeitsmarkt des Landes zu einzuarbeiten.
Zum Abschluss der Konferenz wurden erneut Verantwortlichkeiten für die nächsten Schritte im Projekt abgeklärt.