Zum zwölften Mal diskutierten Expertinnen und Experten der anwendungsorientierten Hochschulen die unterschiedlichen Herausforderungen in China und Deutschland. Schwerpunktthema 2019 waren die Professuren. In Osnabrück sucht man geeignete Bewerberinnen und Bewerber, während in China eher der inhaltliche Wandel für die Lehre ansteht. Das große gesteigerte Interesse verdeutlichten in diesem Jahr zahlreiche Teilnahmen aus weiteren europäischen Ländern.
(Osnabrück, 23. Oktober 2019) Alt-Bundespräsident Christian Wulff würdigte in seinem Grußwort besonders die Dynamik in der chinesischen Entwicklung. Die Einwohnerzahl von Osnabrücks Freundschaftsstadt Hefei hat sich in wenigen Jahren verdoppelt, auf 8 Millionen Einwohner. Und genau diese dynamische Entwicklung spiegelt auch die Einführung des anwendungsorientierten Hochschultyps in China wider. Auf fast 25 Prozent bezifferte Qing Chengsong, stellvertretender Bildungsminister der Provinz Anhui, die Anzahl der Hochschulen, die Lehre in Anlehnung an das deutsche Hochschulmodell der angewandten Wissenschaften anbieten, mit weiter wachsender Tendenz. Dass dieses Modell auch von der Politik in Niedersachsen als Erfolg gewertet wird, konnte Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler berichten. Die Vorzüge der praxisorientierten Lehre wären besonders im internationalen Austausch für die jungen Menschen erlebbar.
Bereits zum zwölften Mal konnten Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram und der Leiter des Hochschulzentrums China in Osnabrück, Prof. Dr. Hendrik Lackner, internationale Gäste zum Deutsch-Chinesischem Symposium zur anwendungsorientierten Hochschulbildung begrüßen. Alle Redner stellten zum einen die grundsätzlichen Unterschiede im jeweiligen Hochschulwesen der beiden Länder fest. Aber man war sich einig, dass der anwendungsorientierten Lehre verstärkt Aufmerksamkeit in beiden Staaten sicher ist. In diesem Jahr standen Aufgaben, Profil, Gewinnung und Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität von Hochschulprofessuren im Vordergrund. Besonders im Präsidentendialog zum Abschluss des ersten Tages wurde dies verdeutlicht, als aus Sicht deutscher und chinesischer Hochschulleitungen unterschiedliche Strategien zur Gewinnung hochqualifizierter Lehrpersonen diskutiert wurden. Während man in Deutschland Schwierigkeiten hat, Stellen zu besetzen, steht in China der Wandel von der traditionellen und etablierten klassischen Lehre hin zur modernen anwendungsorientierten und praxisnäheren Lehre an.
Das gesteigerte europäische Interesse unterstrichen die zahlreichen Teilnahmen sowie Beteiligungen am Programm von Gästen und Referentinnen und Referenten aus den europäischen Nachbarländern, wie den Niederlanden, Schweden, Österreich, Finnland und der Schweiz, die einen Einblick in die jeweiligen Besonderheiten in der anwendungsorientierten Hochschulausbildung gaben und so den Austausch noch über die deutsche und chinesische Sichtweise erweitern konnten.
„Mit unseren deutsch-chinesischen Symposien haben wir die führende Dialogplattform beider Länder rund um das Thema „Applied Sciences“ geschaffen. Deutschland und China sind gleichermaßen auf praxisnah ausgebildete Fach- und Führungskräfte angewiesen. Durch unsere jährlichen Symposien lernen wir voneinander. Der langjährige Austausch ermöglicht einen offenen und vertrauensvollen Austausch auf Augenhöhe“, betonte Prof. Dr. Hendrik Lackner in seiner Rede beim Symposium.
Hintergrund:
Seit über 30 Jahren unterhält die Hochschule Osnabrück partnerschaftliche Beziehungen in die Provinz Anhui. Besonders mit der Universität in Hefei gibt es zahlreiche Projekte sowie gemeinsame Studienprogramme. Der Studiengang Internationales Logistikmanagement China ist ein beispielhaftes Kooperationsprogramm zwischen der Hochschule Osnabrück und der Universität Hefei. Die Hochschule Osnabrück unterhält seit mehreren Jahren das Hochschulzentrum China. Es findet ein intensiver Austausch von Lehrenden und Studierenden mit beiden Hochschulen statt, dazu werden an der Hochschule Osnabrück zahlreiche Veranstaltungen in diesem Bereich angeboten. Seit zwölf Jahren gibt es das Deutsch-Chinesische Symposium zur anwendungsorientierten Lehre, das immer im Wechsel in Hefei und Osnabrück stattfindet. Dass das Interesse der deutschen Studierenden an China wächst, verdeutlicht die Zahl von 100 Studierenden an der Hochschule Osnabrück, die momentan intensiv die chinesische Sprache erlernen.
Von: Ralf Garten M.A.