Forschungsinhalte
Der Binnenforschungsschwerpunkt ist als transdisziplinäre, transformative Forschung angelegt. Das bedeutet, dass Zwischenergebnisse noch während des Forschungsprojekts in der Praxis angewendet, überprüft und mit den Anwendenden diskutiert werden. Die Anwendung dient dazu, konkrete Vorschläge für die Große Transformation (Schneidewind 2018) zu finden und somit über die Analyse des Status Quo hinauszugehen. Transdisziplinäre Forschung ist normativ ausgerichtet. Im Fall des Binnenforschungsschwerpunkts EN ROUTE bedeutet das, dass die Implikationen der Ergebnisse sich erst in der Erörterung mit den beteiligten Akteuren vollständig klären lassen – vor allem für das Reallabor, das in Realexperimenten exemplarisch Teile des Forschungsgegenstands verändert und die Wirkungen dieser Veränderungen analysiert und mit den bisherigen Forschungsergebnissen rückkoppelt.
Das Projekt EN ROUTE gliedert sich dabei in vier Arbeitspakete (AP). Zunächst wird mittels qualitativer und quantitativer Methoden untersucht, wie HSOS-Studierende sowohl physisch als auch virtuell im Hochschulkontext unterwegs sind, welche Nachhaltigkeitspotentiale sich daraus ableiten lassen und wie die Bildungslandschaft der Hochschule Osnabrück zukünftig aussehen soll (AP1+AP2). Wie diese Vision erreicht werden kann, wird mithilfe von Realexperimenten im Studienalltag erprobt. Die Realexperimente werden nicht nur für, sondern vor allem mit den Studierenden und anderen Beteiligten geplant, durchgeführt und evaluiert. Die in diesem Reallabor EN ROUTE (AP3) gemachten Erfahrungen dienen als Grundlage für eine dauerhaft tragfähige Strategie für nachhaltiges Unterwegssein in Bildungslandschaften (AP 4).
Ansprechpartner*innen: Prof. Dr. Kai-Michael Griese, Prof. Dr. Karsten Morisse und Prof. Dr. Sandra Rosenberger
Arbeitspaket 1 zielt darauf ab, die komplexen, physisch-virtuellen Unterwegsseinsmuster der HSOS-Studierenden zu verstehen. Was bedeutet Unterwegssein heutzutage für Studierende? Wie sind sie in diesen Bildungslandschaften unterwegs? Wie hängen physische und virtuelle Mobilität im Studienkontext zusammen? Welchen Einfluss haben individuelle Lernbedürfnisse auf physische und virtuelle Mobilitätsmuster?
Auf Grundlage qualitativer Erhebungen konnten erste Erkenntnisse zu physisch-virtuellen Unterwegsseinsmustern von HSOS-Studierenden gewonnen werden. Diese zeigen, dass individuelle Lernbedürfnisse, virtuelle Lehrangebote und studentisches Pendelverhalten zusammenwirken, aber in ihren Anteilen höchst unterschiedlich sein können. Eine Strukturierung der Erkenntnisse in Form einer Typologie eignet sich, individuelle Bildungs- und Pendelbedürfnisse zu beschreiben und Aussagen über den optimalen Einsatz von Onlinelehre zu treffen sowie Nachhaltigkeitspotentiale der einzelnen Typen zu identifizieren.
Ansprechpartner*innen: Prof. Dr. Johanna Schoppengerd, Prof. Dr. Henrik Schultz
Arbeitspaket 2 zielt darauf ab, die physische Gestalt der Bildungslandschaft der Hochschule Osnabrück zu verstehen. Mithilfe von Raumanalysen und qualitativen Interviews werden prototypische Strecken und wichtige Knotenpunkte identifiziert und visualisiert. Zudem werden die unterschiedlichen Standorte der Hochschule Osnabrück hinsichtlich ihrer Funktion(en) untersucht.
Neben dem Campus, dem eigenen Zuhause und sogenannten Dritten Orten, wird auch der Pendelraum als Teil der Bildungslandschaft verstanden. Welche Funktionen übernimmt dieser Raum en route, wie wird er genutzt und wahrgenommen? Die Nutzung des Raums en route hängt neben räumlichen Faktoren von der individuellen Wahrnehmung ab und erfüllt verschiedenste Funktionen für die Studierenden, die über rein "produktive" Tätigkeiten (Arbeiten, Lernen) hinausgehen, aber ebenso zum Studienerfolg beitragen können. Die Ergebnisse wurden in Form einer Typologie strukturiert – auf diese Weise lässt sich die Vielfalt der Nutzung und Wahrnehmung des Raums en route abbilden und verstehen. Die Typologie wurde auf der ECLAS Conference 2022 in Ljubljana einem Fachpublikum vorgestellt und wird voraussichtlich im Sommer 2023 veröffentlicht.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Henrik Schultz
Auf Grundlage der Analysen in AP1 und AP2 werden Stellschrauben und Potentiale ersichtlich, wie letztlich gesellschaftliche Transformationsprozesse zur nachhaltigen, digital organisierten und durch virtuelle Räume ergänzten Mobilität als integrierende Lernprozesse gestaltet werden können. Wirkmechanismen und Interdependenzen zwischen individuellen Lernbedürfnissen, virtuellen Lehrangeboten und studentischem Pendelverhalten werden durch im Co-Design mit Studierenden und Praxisakteuren entwickelte Realexperimenten getestet.
Das geplante Reallabor zeigt auf, wie Zukunftsvisionen für ein völlig neues Zusammenwirken von Bildungseinrichtungen, Wohnorten, virtuellen Räumen und multifunktionalen Wege-Räumen aussehen könnten. Außerdem können passende planerische Reaktionen und Wirkungen getestet werden. Auf diese Weise kann das Zusammenspiel von virtuellem und realem Unterwegssein in seiner Komplexität verstanden, als Kultur praktiziert, geübt und reflektiert werden.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Karsten Morisse, Prof. Dr. Henrik Schultz
Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnissen aus den Arbeitspaketen AP 1-3 werden in AP 4 Konzepte für nachhaltiges Unterwegssein und Handlungsempfehlungen für Lehr-und Lernformate sowie für geeignete Lernorte entwickelt.