Fair Future
Aktuelles
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Am 29.11.2024 kamen Expert*innen aus ganz Europa in einer Online-Konferenz zusammen, um über aktuelle Konzepte und Erkenntnisse ihrer Forschung im Bereich Diversity zu berichten und zu diskutieren. Initiiert wurde die Konferenz im Rahmen des Forschungsprojekts „Fair Future“ unter der Leitung von Prof. Dr. Petia Genkova, Professorin für Wirtschaftspsychologie. Erklärtes Ziel des Projekts ist es, Ungleichheit zu reduzieren, Chancengleichheit zu unterstützen und soziale Exklusion zu bewältigen. Durch das Zusammenkommen multidisziplinärer europäischer Forscher*innen konnten bestehende Kooperationen gestärkt werden, um daraus neue Forschungsvorhaben zu initiieren.
Diese Perspektivenvielfalt wurde in allen Vorträgen deutlich, die sowohl von den involvierten Wissenschaftler*innen als Grundlage für tiefergehende Diskussionen als auch von einem externen Publikum als wichtiger Einblick in aktuelle Forschung genutzt wurde:
Prof. Dr. Marco Peña-Jimenez (Pariser Labor für Sozialpsychologie, Frankreich) widmete seinen Beitrag der Erforschung des Potenzials von Vielfalt zur Förderung von sozialer Zusammenarbeit und Innovation und teilte zentrale Erkenntnisse aus der Untersuchung von Team-Bruchlinien. Diese werden in der Forschung als symbolische Trennlinien gesehen, die eine Gruppe in homogene Untergruppen auf der Grundlage ihrer Merkmale aufteilen und mit dem innovativen Arbeitsverhalten von Teams zusammenhängen.
Prof. Dr. Sebastian Saniuk (Universität Zielona Góra, Polen) teilte seine Erkenntnisse zur Entwicklung von Kenntnissen und Fertigkeiten für die Umsetzung des Konzepts Industrie 5.0. Dieses Konzept beinhaltet ein höheres Maß an Zusammenarbeit zwischen Menschen und dem cyber-physischen System. Die wichtigsten Säulen, auf denen dieses Konzept steht, sind Nachhaltigkeit, Fokus auf den Menschen (Nutzung seines Potenzials im maschinellen Lernprozess) und Widerstandsfähigkeit.
Prof. Dr. Todor Dyankov (Universität für Wirtschaftswissenschaften, Bulgarien) stellte Bulgarien als Reiseziel vor und welchen Vorteil es hat, ein kleines, aber vielfältiges Land zu sein. Dabei nimmt er unter Anderem die Resilienz-Eigenschaften (z. B. Widerstandsfähigkeit, die durch Risikobeherrschung und Risikomanagement gestärkt werden kann) und Soft-Power-Eigenschaften in den Blick. Zu letzteren gehören zum Beispiel Kunst, berühmte Bücher, Sportler*innen und ihre Leistungen, aber auch bereitgestellte Stipendien, staatliche Beteiligung an internationalen Foren und das Ansehen der exportierter nationaler Waren und Produkte.
Prof. Dr. Eva Benková (Universität Presov, Slowakei) stellte eine Bewertung der Eigenschaften der sozialen und emotionalen Führungskompetenz in Bezug auf Geschlecht und Alter von Unternehmer*innen vor. Dazu zählen zum Beispiel Werteorientierung, gegenseitige Akzeptanz, angemessene Konfliktlösung, Kommunikation, Höflichkeit, Einfühlungsvermögen und Selbstvertrauen. In der vorgestellten Studie zeigten sich keine Geschlechterunterschiede. Älter Führungskräfte waren viel Erfahrung zeigten eine offenere und selbstbewusstere Kommunikation und höhere Aspekte emotionaler Reife.
Prof. Dr. Mathias Czaika (Donau-Universität Krems, Österreich) beleuchtete in seinem Beitrag über Migration und ihre Steuerung die Komplexität, Dynamik und Unsicherheit beider Bereiche. Als wichtige Forschungsziele für die Zukunft sieht er die Komplexität der Migration verstehen, die Migrationssteuerung und politische Analyse, die Bewertung der Effektivität der Migrationspolitik, die Migrationszukunft und Szenarioplanung und die Sammlung von Daten für methodische Weiterentwicklungen.
Prof. Dr. Maria-Giuseppina Bruna (IPAG Business School, Paris, Frankreich) stellte ein systemisches und integriertes Modell zur Bewältigung und Bewertung der wichtigsten Herausforderungen von Vielfalt und Inklusion in postmodernen Organisationen vor. Um der Komplexität des Themas gerecht zu werden, betrachtet sie Inklusion auf verschiedenen Ebenen (von individuell bis makro-gesellschaftlich) unter Einbezug verschiedener Facetten und als fortschreitenden Kreislauf.
Prof. Dr. Alexandra Halkias (Pantion-Universität Athen, Griechenland) nahm diverse Bedeutungen von Vielfalt in den Blick – von sozialer Gerechtigkeit bis zum Profit.
Im Anschluss an die Vorträge diskutierten alle Forscher*innen gemeinsam über ein gemeinsames Forschungsvorhaben für den Horizon Europe Proposal mit dem Fokus Kultur, Kreativität und integrative Gesellschaft.
Hochschule Osnabrück stärkt Kooperationen mit Wissenschaftler*innen aus Mittel- und Südosteuropa
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Der Workshop bot die Gelegenheit, viele Perspektiven sowohl durch verschiedene Fachrichtungen als auch europäische Länder zusammenzubringen. Die Expert*innen teilten Ihre aktuellen Forschungserkenntnisse zu diesen Themenbereichen:
Prof. Dr. Martin Mihajlov (Laboratory for Open Systems and Networks, Jozef Stefan Institute, Ljubljana, Slowenien) schaute aus einer technologischen Perspektive auf das Thema digitale psychische Gesundheit bei jungen Erwachsenen. Er beschreibt Internetsucht eher als eine Sucht nach Inhalten aus dem Internat und weniger als eine Sucht nach dem Internet an sich. In einer Studie mit Studierenden untersuchte er, welche Emotionen während einer einwöchigen Abstinenz vom Internet entstehen und ob diese vergleichbar mit Suchtsymptomen sind.
Prof. Dr. Dragan Tevdovski (Cyril and Methodius University, Faculty of Economics, Skopje, Nordmazedonien) berichtete über Ungleichheit aus makroökonomischer Sicht mit dem Fokus Lohn- und Gewinnanteil. Er beschreibt den Wirtschaftskuchen anhand von Karl Marx, Thomas Piketty und Joseph Stiglitz und dass sich der Anteil am Einkommen in den letzten 20 Jahren kaum verändert hat. Für die Beantwortung der Forschungsfrage, welche Ursachen für die Unterschiede bei den Arbeitsanteilen in den europäischen Ländern in den letzten zwei Jahrzehnten zu finden sind, wurden jährliche Paneldaten aus 30 Ländern von 2004 bis 2023 ausgewertet.
Dr. Petra Přibilová (Newton University, Head of Science and Research Center, Tschechien) setzte an bei der interdisziplinären Forschung und Lehre für eine nachhaltige Zukunft in Bezug auf soziale, Umwelt- und ökonomische Aspekte. Als Herausforderungen sieht sie zum Beispiel unterschiedliche Terminologie und Bewertungsmethoden. Auf der Seite der Chancen stehen Innovation, umfassendere Problemlösungen und neue Finanzierungsquellen. Einen Einblick bieten verschiedene Projekte zur Entwicklung notwendiger Fertigkeiten von nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Arbeitskräften. Ihre Forschung stützt sich dabei auf Erkenntnisse aus den Bereichen Management/Führung, Wirtschaft/Finanzen, Nachhaltigkeit/soziale Verantwortung von Unternehmen und Innovation/Technologie.
Prof. Dr. Dragan Stanojevic (Universität Belgrad, Serbien) präsentierte die Dynamik der pro-europäischen Orientierung inmitten der COVID-Krise unter der europäischen Jugend. In einer vergleichende Analyse auf der Grundlage von ESS-Daten (European Social Survey) von 2018 bis 2022 wurde der Forschungsfrage nachgegangen, welche die Determinanten für die Unterstützung der EU-Integration unter jungen europäischen Bürger*innen während der COVID-Krise sind. Dabei wird die EU-Integration durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener politischer, wirtschaftlicher und kultureller Faktoren sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene beeinflusst.
Prof. Dr. Mihaela Vancea (University of Barcelona, Spanien) berichtete über die Entwicklung und Bewertung von interkulturellen Kompetenzen in der Hochschulbildung in Spanien aus einer bildungswissenschaftlichen Perspektive. Dabei sieht sie interkulturelle Kompetenz als entscheidend für die Förderung von interkulturellem Verständnis, Kommunikation und Respekt in Bildungskontexten. Gleichzeitig besteht ein Bedarf an umfassenderer Forschung zur interkultureller Kompetenz, insbesondere im spanischen Kontext (z. B. mehr qualitative und Längsschnittforschung und Entwicklung valider und zuverlässiger Instrumente zur Bewertung der interkulturellen Kompetenz im Hochschulbereich). Diese soll genutzt werden, um bessere Strategien, Interventionen und Praktiken in der interkulturellen Bildung zu entwickeln.
Tania Momcheva und Maria Chankova (Association for support of people with mental disabilities, Varna, Bulgarien) gaben wichtige praktische Impulse für vielfältige Techniken und Ansätze für die Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung zu Tabuthemen. Die vorgestellten Interventionen dienten dem Schutz der Gesundheit im Hinblick auf die Familienplanung und der Prävention vor sexuellem Missbrauch. Bearbeitete Themen waren zum Beispiel Rechte und Pflichten, Wissen über den eigenen Körper, unabhängige Entscheidungen treffen und Grenzen setzen. Es wurden verschiedene Kunsttechniken für nicht-formales Lernen genutzt.
Prof. Dr. Rita Takács (ELTE Eötvös Loránd University, Faculty of Informatics, Budapest, Ungarn) referierte über die Förderung des Studienerfolgs und gab Einblicke in die aktuelle Dropout-Forschung an der ELTE Faculty of Informatics Student Support Centre. Zur Fakultät zählen aktuell insgesamt 2500 ungarische und 1000 internationale Studierende. Das dort implementierte Programm dient der Prävention des Studienabbruchs von Studierenden im ersten Studienjahr mit den beiden Pfeilern (1) akademische Integration (zur Unterstützung der Studierenden bei der Schaffung ihrer eigenen individuellen und bewussten Lernstrategien) und (2) soziale Integration (zur Unterstützung der Studierenden bei der Integration in eine neue universitäre Umgebung) und besteht aus verschiedenen Bausteinen wie Training und Mentoring.
Prof. Dr. Maurice Crul (Faculty of Social Sciences, Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande) präsentierte Diversität – mit dem Fokus Migration – in der Hochschulbildung als neues Forschungsgebiet. In den Niederlanden haben ca. ein Drittel der Einwohner*innen einen Migrationshintergrund (hier definiert bis zur dritten Generation - Großeltern aus anderen Ländern). Er beschreibt die Fähigkeit, in einem ethnisch vielfältigen Umfeld zu leben und zu arbeiten, als eine der wichtigsten Kompetenzen dieses Jahrhunderts mit sozialem und wirtschaftlichem Gewinn. Im Diversity Transformation Model wird die Entwicklung von Diversity- & Inklusionsleitlinien in den drei Phasen Sensibilisierungsphase, interkulturelle Phase und institutionelle Phase beschrieben.
Prof. Dr. Mirko Antino (Universidad Complutense de Madrid, Spanien) präsentierte verschiedene Forschungsansätze der die Arbeits- und Organisationspsychologie, die einen Mehrwert für die multiprofessionelle europäische Zusammenarbeit im Themenfeld Diversity bieten können. Dazu gehören die Definition von Diversity, die Erfassung von Diversity und die zeitliche Entwicklung. Bei der Betrachtung von Team-Bruchlinien nimmt er sowohl objektive als auch subjektive Maße in den Blick, um die Homogenität bzw. Heterogenität einer Gruppe zu bestimmen. Darüber hinaus bietet die zeitliche Entwicklung von Phänomenen wie Zufriedenheit, zukunftsorientiertes Denken, Mobbing am Arbeitsplatz, Angstzustände und Schlaflosigkeit wichtige Implikationen für neue Forschungsansätze.
Zum Abschluss stellte Henrik Schreiber (Kompetenzzentrum Globale Kompetenz, Hochschule Osnabrück, Deutschland) die verschiedenen Forschungsprojekte von Prof. Dr. Petia Genkova vor. Dazu zählen zum Beispiel Cult Open, Accept and Utilize Diversity , Cost: Work Inequalities in later life und Cult Euro 1: Intercultural Competence. Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Forschungsansätze lieferte er Einblicke in den Horizon Europe Proposal mit dem Fokus Kultur, Kreativität und integrative Gesellschaft.
Frau Prof. Dr. Genkova konnte eine neue Partnerschaft für die Forschungs- und Netzwerkarbeit gewinnen. Sie hat die Universität in Malta besucht und konnte sich mit Frau Dr. Maria Brown aus der Education Fakultät treffen. Bei diesem Treffen haben sie unter anderem den Abschluss eines neuen Erasmus Vertrages besprochen, sodass ein stärkerer Austausch in der Forschung und der Lehre bestehen kann und zukünftige gemeinsame Erasmus-Projekte möglich sind.
Darüber hinaus wurden die Möglichkeiten für Kooperationen für gemeinsame Horizon Projekte ausführlich diskutiert.
Bei der Genehmigung dieses Projektes ist Frau Dr. Brown nicht nur bereit, einen Workshop vor Ort zu organisieren, sondern auch eventuell den Kick-Off-Workshop für das Treffen mit allen Kooperationspartnern und Stakeholdern, sodass ein Austausch mit allen möglich wird.
Außerdem wurden verschiedene Modalitäten und Möglichkeiten diskutiert, sodass eine detaillierte Planung gemeinsam erarbeitet werden konnte.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Beteiligung der Universität Malta an der Cult Open Study über Interkulturelle Kompetenz, einer positiven Sozialidentität und einer positiven Diversitätseinstellung.
Hierbei wird sich Frau Dr. Maria Brown aktiv dran beteiligen, damit an der großen Cross Cultural Studie auch Malta beteiligt ist. Malta ist eine diversity orientierte Kultur, die verschiedene Ansätze in sich vereint.
Außerdem versucht Frau Dr. Brown mithilfe von Migrationsplattformen dies weiter anzutreiben und eine große Verbreitung zu erreichen. Darüber hinaus beteiligen sich Dr. Christian Borg Xuereb und Prof. Carmel Cefai aus der Fakultät für soziales Wohlbefinden an allen Maßnahmen.
Es wurden auch die regionalen und kulturspezifischen Gegebenheiten der Universität und der Regierung besprochen und kennengelernt.
Wir freuen uns auf die neue Partnerschaft und hoffen auf eine erfolgreiche Kooperation.