Ziele
Gesundheitsversorgung neu gestalten
Das Leitmotiv des Gesundheitscampus heißt: „Gesundheitsversorgung neu gestalten“. Diesem Ansatz liegen einige Schlüsselprinzipien zugrunde:
- Eine zukunftsfähige Versorgung setzt innovative Bildungskonzepte voraus.
- Um die regionale Gesundheitsversorgung zu optimieren, weiterzuentwickeln und prägende Innovationen einzubringen, müssen Wissenschaft und Praxis stärker verzahnt werden – zum Wohle der Patientinnen und Patienten.
- Um die Qualität in der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der Gesundheitsversorgung auszubauen, muss sie wissenschaftlich fundiert sein.
Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, haben die beteiligten Akteure des Gesundheitscampus Ziele formuliert und sich einige Aufgaben gesetzt. So sollen die Aktivitäten in Forschung und Lehre sollen im Rahmen des Gesundheitscampus noch stärker gebündelt werden. In einem für Niedersachsen und ganz Deutschland einmaligen Projekt wird hier die Expertise beider Hochschulen zusammengeführt: einerseits die etablierte und im Wechselspiel mit der Praxis um innovative Konzepte bestrebte Lehrerbildung für berufsbildende Schulen an der Universität Osnabrück. Das Lehramt an Berufsbildenden Schulen in den Bereichen Pflegewissenschaft, Gesundheitswissenschaften und Kosmetologie hat hier eine lange Geschichte.
Andererseits die impulsgebenden, akademisch ausgerichteten Studiengänge für Gesundheitsberufe sowie die Gesundheits- und Pflegemanagementstudiengänge der Hochschule Osnabrück. Die Hochschule hat zahlreiche Impulse in der Akademisierung von Gesundheitsberufen gesetzt. Die deutschlandweit erste Professur für Pflegewissenschaften wurde an der Hochschule Osnabrück geschaffen, ebenso die erste Professur für Hebammenwissenschaften. Auch im Gesundheits- und Pflegemanagement setzt die Hochschule Maßstäbe. Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) beispielsweise ist an der Hochschule Osnabrück angesiedelt. Der bundesweite Zusammenschluss von Pflegeexpertinnen und -experten ist über Deutschland hinaus einer der Taktgeber, wenn es um die Entwicklung von Standards in der Pflege geht.
Der Gesundheitscampus Osnabrück lebt vom intensiven Austausch mit der Praxis. Sei es, dass Dozentinnen und Dozenten aus der Praxis an den Hochschulen und Fachschulen lehren, dass Studierende und Schülerinnen und Schüler Praxiserfahrungen in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung sammeln oder dass anonymisierte Daten aus der Praxis den Forschenden an den Hochschulen Grundlagen für ihre wissenschaftlichen Arbeiten liefern: Genau dieses Wechselspiel ist Kernelement des Gesundheitscampus Osnabrück. Die Hochschulen, die Stadt, der Landkreis, das Bistum, der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Osnabrück sowie GewiNet, das Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft, bringen hier ihre Stärken zusammen. Allein in GewiNet vereinen sich etwa 90 Mitglieder aus allen Bereichen der Gesundheitswirtschaft in der Region Weser-Ems.
Förderung eines interprofessionellen, kontinuierlichen Dialogs in Bildungs- und Versorgungskontexten
Der Wissenschaftsrat, das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland, hat 2012 den Wert eines Gesundheitscampus herausgestellt: „Erforderlich ist eine insgesamt stärker kooperativ organisierte Gesundheitsversorgung, in der insbesondere die Angehörigen der Gesundheitsfachberufe nicht nur zunehmend komplexere Aufgaben erfüllen, sondern in einem gewissen Umfang auch bestimmte, vormals von Ärztinnen und Ärzten wahrgenommene Aufgaben übernehmen.“ Die Veränderung der Arbeitsteilung wirke sich wiederum auf die zukünftigen Qualifikationserfordernisse und Qualifizierungswege in den Berufen der Gesundheitsversorgung aus. „Neben neuen fachlichen Qualifikationen – z. B. im Zusammenhang mit der zunehmenden Technisierung der Gesundheitsversorgung – sind hier auch für alle Gesundheitsversorgungsberufe relevante, übergreifende Qualifikationen wie die Fähigkeit zur interprofessionellen Zusammenarbeit zu nennen.“
Die Osnabrücker Hochschulen setzen diese Anforderungen schon jetzt an vielen Stellen in Lehre und Forschung um. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Im Projekt „Das Lernende Gesundheitssystem in der Region Osnabrück-Emsland“ wollen zahlreiche regionale Partner aus der Gesundheitsbranche und die Hochschulen unter anderem den Austausch anonymisierter Daten etablieren, um so Erkenntnisse beispielsweise über den Erfolg von Therapieansätzen zu erlangen. Im Studiengang „Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen“ wiederum wechseln sich im Studienverlauf Theorie und Praxis ab. Zum Netzwerk zählen 300 Kooperationspartner. Viele „Praktiker“ sind als Lehrbeauftragte an der Hochschule tätig. Studierende absolvieren ein 16-wöchiges Praxis-Projekt, zum Beispiel in Kliniken, Pflegeeinrichtungen oder bei Krankenkassen.
Der Gesundheitscampus Osnabrück soll zu einem regionalen Standortfaktor werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei, attraktive Ausbildungsmöglichkeiten in der Region zu bieten, sodass junge Menschen hier zu Fachkräften in verschiedenen Gesundheitsberufen werden. Dies ist aber nur der erste Schritt. In der Folge muss es darum gehen, diese Fachkräfte auch langfristig für die Region zu gewinnen. Der Gesundheitscampus kann hier eine zentrale Rolle einnehmen. Mit seinen Weiterbildungsangeboten und auch der Möglichkeit, sich als Praktiker/in in Lehre und Forschung zu engagieren bzw. sich als Wissenschaftler/in in die Praxis einzubringen, schafft er ein attraktives Berufsumfeld. Die Chance des lebenslangen Lernens im regionalen Umfeld kann so zu einem wertvollen Standortvorteil werden.
Eine enge Kooperation der beteiligten Einrichtungen und Unternehmen ist auch ein Garant dafür, die Vielfalt der Berufsfelder abzubilden und Angebote über vermeintliche Berufsgrenzen hinweg zu schaffen, die das Vermitteln interprofessioneller Kompetenzen weiter fördern werden.
Der Gesundheitscampus Osnabrück bietet einen großen Rahmen, in dem Innovationen entstehen können und in dem der Bogen zur Praxis geschlagen wird. Dieses Wechselspiel zwischen der Wissenschaft und der Praxis ist keinesfalls eine Einbahnstraße, also das allein die Erkenntnisse der Wissenschaft in die Praxis einfließen sollen. Genauso sollen Themen der Praxis die Forschenden veranlassen, neue Denkmuster zu entwickeln.
Unterm Strich soll der Gesundheitscampus Osnabrück dazu beitragen, die Region als national und international sichtbare Größe in der gesundheitsbezogenen Forschung, der Bildungs- und Versorgungspraxis zu etablieren.