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Am 2. Dezember 2020 führte das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen mit dem Standort Osnabrück eine erfolgreiche Online-Veranstaltung mit über 50 Teilnehmenden durch. In drei Vorträgen von Lutz Plagge, Dirk Westrup und Fabian Mandrella wurden die Möglichkeiten und Herausforderungen von Digitalisierungsvorhaben in der Landwirtschaft geschildert und anschließend diskutiert.
Der erste Referent Lutz Plagge stellte seine Studie vor, die den Digitalisierungsgrad der Landwirtschaft im Großraum Osnabrück betrachtet. In seiner Erhebung lag der Fokus auf Digitalisierungstechniken in der Außenwirtschaft. Die Studie zeigte, dass der Grad der Digitalisierung bei Lohnunternehmern grundsätzlich höher als bei Landwirten ist. Die Bereitschaft zur Nutzung von Lenksystemen und digitaler Software (App-Nutzung) jedoch auch bei Landwirten Interesse weckt.
In den zwei anschließenden Praxisberichten schilderte zunächst Dirk Westrup, praktizierender Landwirt und einer von drei Geschäftsführern der Westrup-Koch GbR, die knapp 600 Milchkühe hält, 600 ha Ackerland sowie 130 ha Grünland bewirtschaftet, dass die Digitalisierung positive Auswirkungen auf sein Unternehmen hat. Neben dem Herden- und Fütterungsmanagement betrachtete Westrup ebenfalls die Außenwirtschaft. Unter anderem werden dort Digitalisierungstechniken, wie Spurführungstechniken, N-Sensorik zur Düngung oder auch teilflächenspezifische Feldbewirtschaftung erfolgreich genutzt. Sowohl in der Innen- wie auch in der Außenwirtschaft sah Herr Westrup einen großen Nutzen der digitalen Techniken in seinem Betrieb.
Im zweiten Praxisvortrag betrachtete Fabian Mandrella von der Kaufmann Dienstleistungs GmbH als Lohnunternehmer die Chancen der digitalen Systeme. Dazu zählen beispielsweise die ressourcen- und umweltschonende Landbewirtschaftung sowie die Vereinfachung vorgeschriebener Dokumentationen. Neben den Chancen ging Mandrella auch auf die Schwierigkeiten beim Etablieren digitaler Systeme ein. Dabei sprangen besonders der enorme Investitionsaufwand und die mangelnde Bereitschaft der Kunden den Mehrwert zu bezahlen hervor. Für sein Unternehmen bleibt dann häufig die Frage, in welche Technologie sich eine Investition lohnt und welche Neuerung wieder ausscheidet. Dennoch überwiegen bei der Kaufmann Dienstleistungs GmbH die Vorteile der Digitalisierung, auch hinsichtlich der Entlastung der Mitarbeiter.
Nach den Vorträgen wurde in einer anschließenden Diskussion noch einmal das Thema der Daten aufgenommen. Herr Westrup wies darauf hin, dass keine Datenfriedhöfe erzeugt werden sollten, sondern der genaue Nutzen der Daten bekannt sein muss. Auch Lutz Plagge ergänzte, dass es wichtig ist nicht des digitalisieren wegen zu digitalisieren, sondern dass der Nutzen erkennbar sein muss und jeder agieren statt reagieren sollte. Hinsichtlich politischer Rahmenbedingungen merkte Westrup an, dass gutes Internet noch nicht an "jeder Milchkanne" angekommen sei, wodurch Betriebe gehemmt würden, da beispielsweise der Upload von Betriebsdaten sehr lange dauert und für andere Betriebsteile nicht verfügbar sei.
Das Fazit der Veranstaltung lautete, dass die Digitalisierung in der Landwirtschaft grundsätzlich ein Segen ist, der Weg jedoch holprig und mit Hürden verbunden sein kann. Das Mittelstand 4.0-Kompenenzzentrum hilft dort gerne weiter mit individuellen Coachings, Workshops und weiteren informativen Veranstaltungen.
Gelungene Digitalisierung im Funkloch
Der landwirtschaftliche Betrieb Langsenkamp (http://www.hof-langsenkamp.de/) blickt auf eine lange Geschichte zurück. Im Jahr 1995 feierte die Familie Langsenkamp sein 200-jähriges Bestehen. Der Hof mit seinem denkmalgeschützten Fachwerk liegt inmitten grüner Wiesen am Rande des Wiehengebirges bei Osnabrück und bewirtschaftet im
konventionellen Verfahren ca. 70 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Die angebauten Kulturpflanzen wie Getreide und Mais finden ausschließlich Verwendung im Veredelungszweig des Betriebes mit rund 1350 Mast-Schweineplätzen. Ergänzt werden diese Betriebsbereiche durch eine Pensions-Pferdehaltung mit knapp 30 Stellplätzen, entsprechender Infrastruktur und Grünlandnutzung.
Die Pferdehalter, die einen Stellplatz auf dem Hof Langsenkamp angemietet haben, bedecken ihre Tiere je nach Wetterlage zum Kälteschutz mit Pferdedecken. Zudem besitzen die Halter diverse Reitutensilien, die gelagert werden müssen. Aufgrund der Vielzahl von Stellplätzen reichen die Lagerkapazitäten im Reitstall für diese nicht aus. Daher meldeten sich die Pferdehalter bislang vor ihrer Fahrt zum Stall telefonisch bei dem Hof Langsenkamp, um die aktuellen Temperaturen in der Pferdegasse zu erfragen. Allerdings sind die Bewirtschafter des Hofes nicht immer sofort telefonisch erreichbar. Grund hierfür ist, dass sie nicht nur die Pferdepension, sondern zugleich ein landwirtschaftliches Unternehmen betreiben.
Mit der Idee dieser Herausforderung mit einer digitalen Lösung zu begegnen, ist der Betriebsleiter Frederik Langsenkamp an das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen herangetreten[v1] .
Somit wurde ein gemeinsames Umsetzungsprojekt initiiert. Ziel ist es, die klimatischen Bedingungen in der Pferdegasse digital zu erfassen. Zudem sollen die Daten auf der Hof-Homepage direkt übertragen werden und das System skalierbar sein.
Zunächst überprüfte das Team des Kompetenzzentrums Mittelstand 4.0-Lingenfür diesen Anwendungsfall verschiedene Datenübertragungsverfahren auf ihre Eignung. Zur Auswahl standen hier kabelgebundene sowie kabellose Datenübertragungsverfahren.
Aufgrund der fehlenden kabelgebundenen Netzwerk-Infrastruktur, einer möglichen kostenintensiven Anschaffung einer geeigneten WLAN-Struktur durch das weitläufige Gelände und der fehlenden Netzabdeckung fiel die Entscheidung auf ein Long Range Wilde Area Network (Niedrigenergie-Weitverkehrs-Netzwerk), auch LoRaWAN-Netzwerk genannt. Dieses ist eine Spezifikation für drahtlose batteriebetriebene Systeme in einem regionalen, nationalen oder auch globalen Netzwerk und kann Datenraten von 0,3 bis 50 Kbits versenden. Das System ist zudem End-zu-End -verschlüsselt und gewährleistet somit eine hohe Datensicherheit. Zudem ermöglicht das System ein energieeffizientes Senden und Empfangen von Daten über lange Strecken. Es können mit einem LoRaWAN-Zugang mehrere hundert Sensoren innerhalb eines Netzwerkes verwaltet und Sensordaten verarbeiten werden. Mindestens drei Komponenten bilden ein LoRaWAN-Netzwerk. Dazu zählt der Sensor, ein Gatway und ein LoRa-Server, der das Netzwerk verwaltet. Das Gateway dient dabei als Schnittstelle zwischen Sensor und Server. In dem System empfängt ein Gateway von IOT-Geräten Daten, die an einen Server, beispielsweise einer Cloud, weitergleitet werden. [v1] Der Sensor sendet Daten mittels LoRa an alle Gateways in seiner Umgebung. Diese nehmen die Daten auf und geben sie an den Server weiter. Ab diesem Zeitpunkt können die Daten individuell weiterverarbeitet, visualisiert und/oder gespeichert werden.
Von der Hochschule Osnabrück wurde ein prototypischer Sensor zur Verfügung gestellt und in den Stallungen des Hofes angebracht.
Auf dem Dachboden des Wirtschaftshauses des Hofes Langsenkamp wurde das Gateway und eine Antenne installiert. Die Schnittstelle zur Visualisierung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf der Homepage des Betriebes wurde von der Hochschule Osnabrück ebenfalls zur Verfügung gestellt
Durch das eingesetzte LoRaWAN-System konnte mittels eines einzigen Gateways im Haupthaus des Hofes der gesamte Betrieb inklusive angrenzender Flächen und Nachbarbetriebe mit LoRaWAN abgedeckt werden. Das ermöglicht auch eine einfache Einbindung weiterer Sensoriken auf dem Betrieb und stellt einen erheblichen Mehrwert für den sonst mit 0G versorgten Hof dar. Durch die Darstellung des Stallklimas in den Pferdestallungen auf der Hof-Homepage, ist es den Pferdebesitzern inzwischen möglich, jederzeit die aktuelle Temperatur der Stallung abzufragen. Dies führt zu einer deutlichen Erhöhung der Services und entlastet den alltäglichen Arbeitsablauf.
Zukünftig ist geplant, dass LoRaWAN-Netzwerk auf dem Hof Langsenkamp für weitere Sensoriken, z. B. die angezeigte Frequentierung der Reithalle oder den Füllstand der Futtersilos, zu nutzen.
Mittestand 4.0: COALA Teil des Kompetenzzentrums Lingen
Die Digitalisierung macht auch vor einem der ältesten Wirtschaftsbereiche der Welt nicht halt. Vorzugsweise landwirtschaftliche Großbetriebe nutzen schon seit etwa zwei Jahrzehnten alle Möglichkeiten der Precision Farming Technology, um die Prozesse entsprechend der fachlichen guten Praxis möglichst optimal und präzise zu gestalten. Durch digitale Lösungen, wie die Bündelung von Informationen, kann der Landwirt nicht nur Zeit sparen, sondern auch Wasser, Saatgut oder Düngemittel durch den Einsatz von Sensoren nur da einsetzen, wo es wirklich gebraucht wird. Das spart Ressourcen und kann zu Ertragssteigerungen führen. Dabei wenden erst etwa die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland digitale Hilfsmittel an.Grund für die überwiegende Nutzung dieser Techniken auf Großbetrieben ist die Konzentration der Hersteller für aufwendige und kostspielige Digitalisierungs-Lösungen im XXL-Format.
Aus diesem Grund gehört das Competence Center of Applied Agricultural Engineering (COALA) seit Oktober 2017 zum Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen. Das Mittelstand 4.0-Kompentenzzentrum Lingen mit seinen Branchenschwerpunkten Agrar, Handel, Handwerk und Maritim möchte kleine, mittelgroße Unternehmen (KMU`s) zur Digitalisierung ermutigen und die Umsetzung begleiten. Des Weiteren dient sie diesen als informierende Anlaufstelle.
Das Angebotsportfolio des Kompetenzzentrums orientiert sich an einem Leitbild für datenbasierte Geschäftsmodelle. Digitale Geschäftsmodelle sind in vielen Fällen datengetrieben, in Form von datengespeisten Dienstleistungen, die physikalische Produkte ergänzen oder erweitern, z. B. zur digitalen Veredelung von Produkten (Ackerschlagkartei mit Parallelfahrsystem).
Hierbei stehen die Praxisnähe und Wirtschaftlichkeit der Digitalisierungsmöglichkeiten im Vordergrund. Simple und preiswerte digitale Lösungsmöglichkeiten werden gesucht. Der Einstieg in die digitale Welt soll so einfach wie möglich gemacht werden und in der Agrarbranche Betriebe auf zukünftige Herausforderungen wie Klima- und Strukturwandel, Bevölkerungswachstum und immer strenger werdende gesetzliche Richtlinien vorbereiten.
Im Rahmen des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Lingen wird für den Agrarbereich beim Kompetenzzentrum COALA (Competence of Applied Agricultural Engineering) an der Hochschule Osnabrück das Konzept verfolgt, jährlich sechs kostenlose und anbieterneutrale Exkursionen zu gestalten, bei denen der zielorientierte Wissenstransfer im Vordergrund steht. Dabei soll einem ausgewählten Anwenderkreis von Landwirten, Unternehmen und Studierenden der Nutzen unterschiedlicher Digitalisierungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Diese richten sich in ihrer Thematik nach dem landwirtschaftlichen Vegetationszyklus und finden in kleiner Gruppe und in lockerer Atmosphäre auf einem landwirtschaftlichen Demonstrationsbetrieb statt. Dies bietet die Möglichkeit, vorgestellte Techniken den Teilnehmern vor Ort praktisch zu demonstrieren. Für die Veranstaltungen werden durch themenorientierte, intensive Recherchen Referenten und Vertreter von Firmen gewonnen, die den Expertenkreis erweitern und den Teilnehmern die Einsatzmöglichkeiten, Vor- und Nachteile digitaler Techniken sowie Produkte näherbringen.
Bei tiefergreifendem Interesse der Teilnehmer an Digitalisierungsmöglichkeiten im eigenen Betrieb folgt die Begleitung von konkreten Umsetzungsprojekten durch das Kompetenzzentrum.
Digitalisierung: Kostenlose Angebote für die Agrarbranche
Interessierte können sich über die Angebote und anstehende Veranstaltungen des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Lingen auf der folgenden Internetseite informieren: www.kompetenzzentrum-lingen.digital
Digitalisierung im Agrarbüro
Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen führte am 09. Mai die diesjährige zweite Exkursion durch. Der Themenschwerpunkt dieser Exkursion setzte seinen Fokus auf die Digitalisierung im Agrarbüro. Erstmalig wurde die Veranstaltungsreihe in der neu hergerichteten Tenne des Demonstrationsbetriebs Langsenkamp durchgeführt.
Als Referenten konnten dabei ein Wissenspartner der Hochschule Osnabrück, sowie ein Industriepartner gewonnen werden.
Prof. Dr. Trautz lehrt und forscht an der Hochschule Osnabrück in den Bereichen der nachhaltigen Landbewirtschaftung und ökologischen Landwirtschaft und eröffnete mit einem Impulsvortrag die Veranstaltung. Herr Trautz referierte über die nachhaltige Intensivierung durch Digitalisierung und verdeutlichte anfangs die derzeitigen Herausforderungen und Problematiken der Landwirtschaft, die eine nachhaltige Landwirtschaft erschweren.
Die weltweit verfügbare Fläche, die zur Erzeugung von Lebensmitteln geeignet ist, geht kontinuierlich zurück, wobei im Gegenzug die Bevölkerung steigt. Dies bedeutet, dass zukünftig mehr Ertrag von weniger Fläche geerntet werden muss.
Aus Sicht von Herrn Trautz kann durch den Einsatz von moderner Technik ein Umdenken in der landwirtschaftlichen Erzeugung erfolgen. Für ihn ist die stärkere Betrachtung der ökologischen Effizienz, die Nutzung von Kleinstmaschinen statt Großgerät und die Umstellung der Produktionssysteme von einer Monokultur hin zu einer Polykultur auf den Äckern dieser Welt ein gangbarer und zukunftsfähiger Weg, der auch nachfolgenden Generationen eine abgesicherte Lebensmittelversorgung garantiert.
Herr Johannes Effker – Produktmanager der LV digital GmbH, welches ein Tochterunternehmen des Landwirtschaftsverlages aus Münster-Hilltrup ist, verwies auf den immer größer werdenden Büroaufwand eines jeden Landwirtes. Seiner Aussage nach, ist den meisten Betriebsleitern nicht bewusst, wie komplex ihr Betrieb ist. Zudem sind die komplizierten Zusammenhänge meist nur in dessen Kopf. Die meisten Landwirte können sich gar nicht vorstellen, wie viel Zeit sie gewinnen könnten. Doch dies realitätsnah abzubilden und auszuprobieren, bedeutet bereits Aufwand und Kosten. Hier kann laut Herrn Effker mit einem relativ kostengünstigen digitalen Tool, welches unteranderem das Agrarbüro oder die Ackerschläge verwaltet, geholfen werden.
Im Nachgang der Vorträge erfolgte ein lockerer Ausklang und fachlicher Austausch aller angereisten Teilnehmer.
Bedarfsgerechte Düngung - Wie kann die Digitalisierung helfen?
Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen führte am 19. März ihre aus dem Vorjahr gestartete Veranstaltungsreihe, mit dem Fokus auf der Digitalisierung mittelständische landwirtschaftlicher Betriebe, fort. Titel der Veranstaltung war passend zu den aktuellen Tätigkeiten auf den Äckern und Feldern „Bedarfsgerechte Düngung – Wie kann die Digitalisierung helfen?“. Erstmalig wurde die Veranstaltungsreihe in eine bereits länger existierende fachliche Veranstaltung des Campus Osnabrück – Haste, dem sog. „Fachsymposium“ integriert. Als Referenten konnten dabei zwei Wissenspartner der Hochschule Osnabrück, sowie zwei Industriepartner gewonnen werden.
Herr Prof. Dr. H. Korte lehrt und forscht an der Hochschule Osnabrück in dem Bereich der Land- & und Agrartechnik und eröffnete mit einem Impuls-Vortrag die Veranstaltung. Beginnend mit einer Darstellung der allgemeinen Herausforderungen aus Politik und Gesellschaft, die der landwirtschaftliche Sektor seit einiger Zeit gegenübersteht – wie z.B. einer stetig steigenden Weltbevölkerung, dem landw. Flächenfraß durch Versiegelung, der stetigen Verschärfung von gesetzlichen Regelungen und Kontrollmechanismen, sowie einer unaufhörlichen Kritik aus weiten Teilen der Bevölkerung an der landwirtschaftlichen Wirtschafts- und Arbeitsweise, stellte Herr Korte offen die Frage zur Diskussion, ob und wie Digitalisierungstechniken auch für mittelständische landwirtschaftliche Betriebe ein Werkzeug sein könnten, diesen Herausforderungen, ggf. auch proaktiv begegnen zu können.
Als indirekte Antwort folgte die Eigenvorstellung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen durch Herrn Neddermann. Dieser vermochte in anschaulicher Weise darzustellen, dass das Kompetenzzentrum Lingen mit seinen Branchenschwerpunkten Agrar, Handel, Handwerk und Maritim kleine, mittelgroße Unternehmen zur Digitalisierung ermutigen und die Umsetzung begleiten möchte. Des Weiteren dient sie diesen als informierende Anlaufstelle. Das Angebotsportfolio des Kompetenzzentrums orientiert sich an einem Leitbild für datenbasierte Geschäftsmodelle.
Nachfolgend zum Vortrag von Herrn Neddermann durfte das anwesende Auditorium den Ausführungen von Herrn Kiefer von den Amazone Werken lauschen. Passend zum Oberthema der Veranstaltung setzte Herr Kiefer sich mit dem Wandel der Mineraldüngung – auch für die Amazone Werke – anschaulich auseinander. Er stellte dar, wie es seinem Unternehmen in den letzten Jahren durch Forschung & Entwicklung gelang, die Verteilung von gestreutem und pilliertem Dünger nahezu zu perfektionieren. Nachfolgend nahm er die Hörerinnen Schaft mit auf eine Art Entdeckungsreise in verschiedene Ackerbauregionen dieser Welt, die allesamt Dünger einsetzen, jedoch mit allerlei verschiedenen Techniken. Diese Techniken führt Amazone allesamt in seinem Produktportfolio.
Als letzter Referent trat Herr Hersemann von der Firma Yara GmbH & Co. KG auf und gab eine Einführung in die Gesamtthematik der bedarfsgerechten Düngung. Wie ist diese überhaupt definiert, wie haben sich Definitionen über den Verlauf der Zeit verändert, wie kann der Bedarf einer Pflanze ermittelt werden und welche Nährstoffe in welcher Menge benötigen Pflanzen eigentlich? Diese und andere Fragen konnte Herr Hersemann anschaulich beantworten und erreichte damit bei einigen der Landwirten und Studenten eine willkommene Auffrischung von Fachwissen.
Im Nachgang der Vorträge erfolgte ein lockerer Ausklang und fachlicher Austausch der über 130 angereisten Teilnehmer/innen bei Snacks und Getränken.
ISOBUS: Mehr als nur ein Stecker?
Zum Abschluss einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe im Jahr 2018 - organisiert durch das Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrums Lingen – mit dem Fokus auf der Digitalisierung mittelständische landwirtschaftlicher Betriebe, fand eine vierte Exkursionsveranstaltung am 30.11.2018 statt.
Der Themenschwerpunkt dieser Exkursion setzte seinen Fokus auf die Einsatzmöglichkeiten und praktischen Anwendungsfällen des gemeinsamen landwirtschaftlichen Datenbus-Systems, welches als ISOBUS bezeichnet wird und mittlerweile von allen großen Landtechniktechnikunternehmen zur Datenübertragung von Zugmaschine auf Arbeitsgerät u.a. verwendet wird. Als Referenten konnten dabei ein Wissenspartner der Hochschule Osnabrück, sowie zwei Industriepartner gewonnen werden.
Prof. Dr. Trautz lehrt und forscht an der Hochschule Osnabrück in den Bereichen der nachhaltigen Landbewirtschaftung und ökologischen Landwirtschaft und eröffnete mit einem Impuls-Vortrag die Veranstaltung. Prof. Dr. Trautz referierte über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Landwirtschaft. Während die weltweit verfügbare Fläche, die zur Erzeugung von Lebensmitteln geeignet ist, kontinuierlich zurückgeht, die Bevölkerung steigt und die Resistenzproblematik weiterhin als bedrohlich eingestuft werden kann, muss nach seiner Ansicht – auch durch den Einsatz von moderner Technik – ein Umdenken in der landwirtschaftlichen Erzeugung erfolgen. Für ihn ist die stärkere Betrachtung der ökologischen Effizienz, die Nutzung von Kleinstmaschinen statt Großgerät und die Umstellung der Produktionssysteme von einer Monokultur hin zu einer Polykultur auf den Äckern dieser Welt der einzig gangbare und zukunftsfähige Weg, der auch nachfolgenden Generationen eine abgesicherte Lebensmittelversorgung garantiert.
Herr Felix Wierling – Produktmanager am Competence Center ISOBUS e.V. – referierte direkt aus Sicht des Hersteller- und Entwicklerkonsortiums des ISOBUS über dessen vergangene und zukünftige Entwicklungen. Für ihn stellt der ISOBUS S neben Hydraulik, Zapfwelle und 3-Punkt Anbausystem die vierte genormte Schnittstelle in der Landtechnik dar. Der ISOBUS zeigt wunderbar wie eine herstellerübergreifende Entwicklung funktionieren kann und wie wichtig diese für einen gleichzeitigen Einsatz von unterschiedlichen Herstellern ist. Neben einer praktischen Vorführung des ISOBUS Terminals, gab er auch einen Ausblick auf die Zukunft. So wird zukünftig nicht mehr der Traktor das Anbaugerät steuern, sondern andersherum.
Als zweiter Industriepartner konnte Alexander Hemmen von der Firma Müller Elektronik aus Salzkotten bei Paderborn gewonnen werden. Die Firma Müller Elektronik gilt seit ihrer Gründung im Jahr 1977 als Innovationsführer im Bereich der Agrarelektronik und versteht sich als Zulieferer größerer Landtechnikunternehmen, sowie als Nachrüster von Agrarelektroniklösungen. Herr Alexander Hemmen ging in seinem Vortrag auf die verschiedenen Lösungen des Precision Farmings in Bezug auf den ISOBUS ein, nannte aber auch Lösungen um beispielsweise eine GPS-gesteuerter Teilbreitenschaltung an einer bestehenden Feldspritze nachzurüsten.
Im Nachgang der Vorträge erfolgte ein lockerer Ausklang und fachlicher Austausch aller angereisten Teilnehmer.
Teilflächenspezifische Feldbewirtschaftung in der Landwirtschaft
Im Rahmen einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrums Lingen – mit dem Fokus der Digitalisierung in der Agrarbranche, fand die dritte Exkursion am 11.09.2018 auf dem Gelände des Demonstrationsbetriebs Langsenkamp in Belm statt.
Der Themenschwerpunkt lag bei der teilflächenspezifischen Feldbewirtschaftung in der Landwirtschaft. Als Referenten waren dieses Mal Vertreter der Yara GmbH & Co. KG, der AGRAVIS Raiffeisen AG und des landwirtschaftlichen Dienstleistungsunternehmens Kaufmann GmbH dabei.
Carl-Philipp Federolf von der Yara stellte mit der Atfarm Plattform ein benutzerfreundliches digitales Tool zur Berechnung einer teilflächenspezifischen Düngung vor. Ein äußerst simpler Import der Ackerschläge, die Nutzung von Yara´s Erfahrungen und Berechnungsmodelle im Bereich der Pflanzenernährung sowie die Algorithmen des Yara N-Sensors in Kombination mit aktuellen und historischen Satellitenbildern der ESA, stellen die hohe Qualität der getroffenen Berechnungen und Düngeempfehlungen der Atfarm Plattform sicher.
Fabian Mandrella von der Kaufmann Dienstleistungs GmbH aus Bissendorf berichtete von dem Einsatz digitaler Tools und Techniken in einem traditionell gewachsenen Lohnunternehmen. Zum einen ist durch die Digitalisierung die interne Überwachung, Einsatzplanung des Maschinenparks und Kommunikation bzw. Informationsweitergabe stark vereinfacht worden. Zum anderen fragt auch der Kundenkreis zunehmend z.B. nach Ertragskartierungen oder schickt seine teilflächenspezifischen Anforderungen direkt mit der Auftragsbestätigung an die Verwaltung der Firma Kaufmann. Problematisch gestaltet sich jedoch der stark unterschiedliche Kundenkreis hinsichtlich seiner Bedürfnisse und Ansprüche. So können laut Herrn Mandrella nicht immer alle digitalen Neuerungen sofort für den Kunden bereitgestellt werden.
Über die internen Erfahrungen in der teilflächenspezifischen Maisaussaat berichtete abschließend Andreas Könemann aus der Digitalsparte der AGRAVIS Raiffeisen AG, die unter dem Namen AGRAVIS NetFarming bekannt ist. Gerade die teilflächenspezifische Aussaat von Mais bietet aus Sicht von AGRAVIS die höchsten Potentiale, da keine Bestockung stattfindet und somit ein direkter Zusammenhang zwischen dem gesäten Korn und der ertragsfähigen Pflanze besteht. Auch eine massive Einsparung an Saatgut lässt sich laut Herrn Könemann durch NetFarming beobachten. Anschaulich wurde an Hand eines Testkunden dargestellt, wie sich bei einem um ca. 10 % gesteigerten Ertrag eine gleichzeitige Einsparung von – rechnerisch – 2,1 Körnern/m² durch den Einsatz einer teilflächenspezifischen Aussaat erzielen ließ.
Das Mittelstandkompetenzzentrum Lingen, die Hochschule Osnabrück und das Kompetenzzentrum COALA möchten an dieser Stelle den Vertretern der drei angereisten Unternehmen, sowie den interessierten Landwirten für ihr Kommen und den fachlichen Austausch danken.
Ertragskartierung als Entscheidungshilfe – Nutzen von Satellitendaten in der Landwirtschaft
Die zweite Exkursionsveranstaltung des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrums Lingen fand am 27.08.2018 wieder auf dem Demonstrationsbetrieb Langsenkamp in Belm statt und setzte den Fokus auf die Nutzung von Satellitendaten und Techniken zur Ertragskartierung.
Trotz tagesaktueller Arbeitsspitzen in der Getreideernte erfreuten sich die Gastgeber über ein hohes Interesses seitens der teilnehmenden Landwirte. Als externe Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft kamen Herr Dr. Gebbers vom Leibniz-Institut für Agrartechnik & Bioökonomie aus Potsdam, sowie Herr Soer von der Firma Vantage Agrometius. Herr Dr. Gebbers forscht als Wissenschaftler am ATB Potsdam zu Themen und Fragestellungen aus den Bereichen des Precision Farmings im Pflanzenbau und der Tierhaltung. Herr Soer ist Generaldirektor der Firma Vantage Agrometius, die sich auf Hardware, Software und Dienstleistungen für Precision Farming spezialisiert hat.
Nach der Begrüßung und Vorstellung des Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentrum Lingen referierte Herr Dr. Gebbers über die Stärken und Schwächen der Ertragskartierung im praktischen Pflanzenbau. Die Wissenschaft ist bestrebt, weitere Erkenntnisse sowie eine höhere Genauigkeit in der Ertragsmessung durch stetige Fehlerminimierung zu erreichen. Für Dr. Gebbers ist vor allem die langjährige Betrachtung von Ertragsdaten sowie die automatisierte Analyse hoch interessant.
Es folgte ein Beitrag der Firma Vantage Agrometius, die den Einsatz von Applikationskarten mit dem Produkt applikationskarten.de vorstellte. Die Anwendung erlaubt die Erstellung und Nutzung von Applikationskarten auf Basis von Satellitendaten. Die generierten Karten können im jeweiligen Dateiformat der Landtechnikhersteller heruntergeladen werden und direkt für die Feldbearbeitung eingesetzt werden.
Prof. Dr. Korte referierte über den aktuellen Kenntnisstand der Forschung und Entwicklung im Bereich der Nutzung von Satellitendaten und Drohnen. Seiner Meinung nach werden Satelliten und Drohnen zunehmend in der Landwirtschaft Verwendung finden. Des Weiteren wird eine stärkere Marktdurchdringung sowie ein größerer Wettbewerb dazu führen, dass der Einsatz auch für kleinere und mittelgroße Landwirtschaftsbetriebe erschwinglich sein kann.
Digitale Flächenerfassung & was dann?
Am Dienstag den 29.05.2018 war es endlich soweit: Die erste Exkursions-veranstaltung im landwirtschaftlichen Kontext des Mittelstand 4.0 Kompetenz-zentrums Lingen fand mit Unterstützung des Kompetenzzentrums COALA und der Hochschule Osnabrück auf dem Hof Langsenkamp in Belm – direkt mit der Zielgruppe – statt.
Mit FARMsystem aus Osnabrück und m2Xpert aus Bielefeld zeigten zwei Partnerunternehmen des Projektes den zahlreich erschienen Landwirten neue Digitalisierungsmöglichkeiten auch für kleinere Betriebe. Die Exkursionsveranstaltung war Auftakt einer Veranstaltungsreihe und hatte neben den Vorträgen zum Ziel, den Live-Einsatz der Technik zu erleben und selbst auszuprobieren.
Im Startvortrag verschaffte das Kompetenzzentrums COALA einen Überblick zur Digitalisierung in der Landwirtschaft und Ansätze zu „Precision Farming für Jedermann“. Dabei zeigten die Vertreter Prof. Dr. H. Korte und Prof. Dr. C. Westerkamp die Perspektiven der Landwirtschaft und der Technik. Die vorherrschende regionale Agrarstruktur ermöglicht häufig eine begrenzte Investitionsfähigkeit verglichen mit größeren Agrarbetrieben in anderen Bundesländern. Die Referenten zeigten auf, dass auch einfache Precision-Farming Tools bei entsprechender Mitwirkung der Bediener sinnvoll eingesetzt werden können.
Mit m2Xpert konnte ein ebenso junges, wie dynamisches, doch zugleich tief in der landwirtschaftlichen Branche verwurzeltes Unternehmen aus Bielefeld für die Veranstaltung gewonnen werden. Mit Farmtune hat m2Xpert eine einfach zu bedienende Online-Plattform inklusive Android-App für das gesamte Betriebsmanagement entwickelt. Zusätzlich kann mit der App ein Ortungs- & Parallelfahrsystem eingebunden werden. Farmtune wird in enger Zusammenarbeit mit den Nutzern und auf dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb des Gründers Dr. Grothaus weiterentwickelt.
Für das in Osnabrück ansässige Unternehmen FARMsystem sprach der Gründer Dr. Hinck. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Datenaufbereitung und –analyse in der Landwirtschaft. Anhand vorliegender Ertragsdaten, Dünger-Applikationsmengen und Bodennährstoffgehalten werden die Nährstoffsalden von Ackerschlägen errechnet. Ziel ist die stetige ökologische und ökonomische Optimierung des Pflanzenbaus, sowie aktive Hilfe im zeitintensiven Datenmanagement mittels einer Software, die Datenaufbereitung und –analyse stark vereinfacht.
In der zweiten Hälfte der Veranstaltung erfolgte die praktische Demonstration der beiden vorgestellten Produkte, die auf hohes Interesse und viele Detailfragen der angereisten Landwirte stieß. Die meisten Betriebe vereinbarten mit den Vertretern des Kompetenzzentrum weiterführende Testphasen, bei denen die Erprobung im eigenen Betrieb und mögliche Einführungsszenarien betrachtet werden.
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