Behinderungen und chronische Erkrankungen

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 22.07.2024.

Modulkennung

22B0431

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

Winter- und Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Aus der Perspektive der Klinischen Sozialarbeit werden verschiedene Beeinträchtigungen, Behinderungen und chronische Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters sowie des Erwachsenenalters unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer und interkultureller Unterschiede behandelt. Grundlage des Verständnisses von Behinderung und langandauernden Erkrankungen ist das biopsychosoziale Modell der WHO (ICF; ICF-CY). Auf der Grundlage fundierter theoretischer Kenntnisse werden psychosoziale Interventionen und Unterstützungsmöglichkeiten mit der Zielsetzung einer gelingenden Lebensbewältigung unter erschwerten gesundheitlichen und sozialen Bedingungen vermittelt. Die Auswirkungen einer Behinderung oder chronischen Erkrankung werden wesentlich mitgeprägt von den Möglichkeiten der Partizipation und Teilhabe, die die Gesellschaft anbietet oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen vorenthält. Der sich damit ergebende Aufgabenbereich der Klinischen Sozialarbeit erfordert eine reflexive und mehrdimensionale Betrachtung der Fragestellungen zur Lebensbewältigung bei vorhandenen gesundheitlichen Einschränkungen.

Lehr-Lerninhalte

• Behinderungsbegriff (WHO, 2001) und Klassifikationssysteme ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) und ICF-CY (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen)
• Definitionen, Ursachen und Erscheinungsformen von chronischen Erkrankungen (z.B. atopische Erkrankungen (Allergien, Asthma bronchiale), Koronare Herzerkrankungen, Morbus Parkinson, Demenzerkrankungen, Epilepsie, Multiple Sklerose, rheumatische Erkrankungen, onkologische Erkrankungen, Diabetes mellitus) und Behinderungen in verschiedenen Lebensaltern bei gleichzeitiger Berücksichtigung geschlechtsspezifischer und interkultureller Unterschiede
• Psychosoziale Belastungen und Unterstützungsbedarfe von Menschen mit Behinderungen / chronischen Erkrankungen und ihren Angehörigen (z.B. Lebenspartner, Kinder, Eltern, Geschwister) sowie Unterstützungsangebote (z.B. Selbsthilfeangebote, Angehörigenarbeit)
• Subjektive Krankheitstheorien, health beliefs und Kontrollüberzeugungen im Bereich Gesundheit und Krankheit
• Schulungs- und Trainingsprogramme zur Steigerung der Lebensqualität und zur Verbesserung des Selbstmanagements (Empowerment) 
• Inklusive (Aus)Bildung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen
• Leistungen und Interventionsmöglichkeiten innerhalb des Versorgungssystems
• Ausrichtung der Beratungs- und Unterstützungsleistung an der Art der chronischen Erkrankung und der Form der Behinderung
• Kritische Reflexion des Handlungs- und Verantwortungsraums in der Sozialen Arbeit (insbesondere bei Betreuungsverhältnissen) gegenüber den Lebensentwürfen von Menschen mit Behinderungen
• Möglichkeiten und Grenzen gesellschaftlicher Teilhabe und die psychosozialen und gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen und deren Angehörige
• Möglichkeiten und Probleme interdisziplinärer und interprofessioneller Zusammenarbeit im Gesundheitssystem

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
60VorlesungPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
90Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
Benotete Prüfungsleistung
  • Klausur oder
  • Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung) oder
  • Portfolio-Prüfungsleistung
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Portfolio-Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und setzt sich aus den Prüfungselementen Klausur 1-stündig (K1) und einer Präsentation (PR) zusammen, die jeweils mit 50 Punkten gewichtet werden.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Klausur: siehe jeweils gültige Studienordnung

Referat: ca. 20 Minuten; dazugehörige Ausarbeitung: ca. 5 Seiten

Präsentation im Rahmen der Portfolio-Prüfung: ca. 15 Minuten

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

In diesem Modul wird an Vorkenntnisse aus den Modulen „Erziehungswissenschaftliche Grundlagen der Sozialen Arbeit“ und „Psychologische Grundlagen der Sozialen Arbeit“ angeknüpft.

Wissensverbreiterung

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, besitzen grundlegende disziplinäre Kenntnisse zu Behinderungen und chronischen Erkrankungen und können diese in einen interdisziplinären Kontext einordnen. Sie haben einen Überblick über Behinderungsformen und kennen verschiedene chronische Erkrankungen des Kindes-, Jugend- und Erwachsenalters. Sie kennen die Ursachen und Auswirkungen von körperlicher, seelischer und geistiger Behinderung und sie können zwischen Behinderung und chronischer Krankheit unterscheiden. Des Weiteren haben die Studierenden Kenntnisse über Möglichkeiten und Bedingungen des sozialen und gesundheitlichen Versorgungssystems für Menschen mit Behinderungen und/oder chronischen Erkrankungen sowie über Unterstützungsangebote für Angehörige.

Wissensvertiefung

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, haben sich mit der WHO-Definition von Behinderung und den WHO-Klassifikationssystemen ICF/ICF-CY auseinandergesetzt und können Beeinträchtigungen in ihrer Komplexität beschreiben und differenzieren. Sie kennen die vielfältigen Auswirkungen (sozial, psychisch, körperlich) von chronischen Erkrankungen und Behinderungen auf die Lebensführung und die Teilhabemöglichkeiten der Betroffenen. Darüber hinaus sind sie in der Lage, im Einzelfall individuelle oder familiäre Ressourcen und Herausforderungen sowie psychosoziale und gesundheitliche Belastungen für die Familien- oder Betreuungssysteme zu identifizieren.

Wissensverständnis

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, können das erworbene Wissen im Hinblick auf unterschiedliche Anwendungsbezüge Klinischer Sozialarbeit einsetzen. Sie können Menschen mit spezifischen Beeinträchtigungen im Rahmen einer klientenorientierten Gesprächsführung passgenaue und lösungsorientierte Beratungsangebote unterbreiten. Dabei können sie altersspezifische Erfordernisse der Betroffenen (z. B. kindgerechte Wissensvermittlung) berücksichtigen. Sie sind in der Lage gemeinsam mit Betroffenen, Angehörigen und Bezugspersonen (z. B. bei Betreuungsverhältnissen) sowie im multiprofessionellen Austausch angemessene Unterstützungs- und Förderperspektiven zu entwickeln. 

Nutzung und Transfer

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind mit Interventionen zur Verbesserung der Lebensqualität und des Selbstmanagements von Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen sowie ihren Angehörigen vertraut. Sie sind in der Lage in verschiedenen Versorgungskontexten gezielte Unterstützungsangebote sowie Einzel- oder Gruppeninterventionen für die Betroffenen und alle Beteiligten anzubieten beziehungsweise zu vermitteln.

Wissenschaftliche Innovation

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, kennen Forschungs- und Innovationsbedarfe im Hinblick auf Versorgungsangebote der Klinischen Sozialarbeit für Menschen mit Behinderungen und/oder chronischen Erkrankungen. Sie sind in der Lage, innovative Beratungs- und Unterstützungsangebote einzusetzen und diese einer Prozess- und Ergebnisevaluation zu unterziehen, um die Maßnahmen stetig weiterentwickeln und verbessern zu können.

Kommunikation und Kooperation

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind auf die multiprofessionelle Zusammenarbeit von Fachkräften des Sozial- und Gesundheitswesens vorbereitet. Sie können Zielabsprachen unterschiedlicher Professionen aufeinander abstimmen und haben zugleich ein hohes Maß an interdisziplinärer Handlungskompetenz erworben. Sie sind in der Lage, die Zuständigkeiten und Aufgaben der Klinischen Sozialarbeit von denen anderer Disziplinen abzugrenzen.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, können ihr berufliches Handeln in der Beratung und Begleitung von Menschen mit Behinderungen und/oder chronischen Erkrankungen theoretisch und methodisch begründen. Sie können die Angemessenheit von Unterstützungsangeboten beziehungsweise Einzel- und Gruppeninterventionen im Hinblick auf formulierte Beratungsziele prüfen und fundierte Einschätzungen bezüglich der wissenschaftlich geprüften Wirksamkeit einzelner Maßnahmen abgeben. Sie können somit ihr professionelles Handeln kritisch reflektieren sowie Möglichkeiten und Grenzen sozialarbeiterischen Handelns in multiprofessionellen Versorgungskontexten erkennen.

Literatur

Biermann, H. (Hrsg.) (2015). Inklusion im Beruf. Stuttgart: Kohlhammer.

Degener, T. & Diehl, E. (2015). Handbuch Behindertenrechtskonvention. Teilhabe als Menschenrecht – Inklusion als gesellschaftliche Aufgabe. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

Franke, A. (2012). Modelle von Gesundheit und Krankheit. 3. Auflage. Bern: Huber.

Hollenweger, J. & Kraus de Camargo, O. (Hrsg.) (2017). ICF-CY - Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen, 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe. 

Kraus de Camargo, O., Simon, L. & Rosenbaum, P.L. (2020). Die ICF-CY in der Praxis, 2. Aufl. Göttingen: Hogrefe.

Lohaus, A. & Heinrichs, N. (Hrsg.) (2013). Chronische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Psychologische und medizinische Grundlagen. Weinheim: Beltz.

Pixa-Kettner, U. (Hg.) (2015). Tabu oder Normalität? Eltern mit geistiger Behinderung und ihre Kinder. Heidelberg: Universitätsverlag Winter.

Pretis, M. (2016). ICF-basiertes Arbeiten in der Frühförderung. München: Reinhardt.

Pretis, M., Kopp-Sixt, S. & Mechtl, R. (2019). ICF-basiertes Arbeiten in der inklusiven Schule. München: Reinhardt.

Weinbach, H. (2016). Soziale Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Das Konzept der Lebensweltorientierung in der Behindertenhilfe. Weinheim: Beltz Juventa.

Zusammenhang mit anderen Modulen

Das Modul ist Teil des Schwerpunktes „Klinische Sozialarbeit“ und steht damit in Zusammenhang mit den Modulen „Substanzmissbrauch und -abhängigkeit“ und „Psychische Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten“.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Soziale Arbeit
    • Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Wiedebusch-Quante, Silvia
    Lehrende
    • Wiedebusch-Quante, Silvia