Diversity in der Sozialen Arbeit

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 17.01.2024.

Modulkennung

22B1414

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

Winter- und Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Die Studierenden beschäftigen sich in diesem Modul mit den theoretischen Grundlagen des Diversity- Ansatzes und seiner Bedeutung für die Praxis Sozialer Arbeit. Entlang von Diversity-Dimensionen wie Geschlecht, Behinderung, Alter, sexuelle Identität, Migration und Schicht befassen sich Studierende mit Theorien, Forschungsbefunden und möglichen Handlungsoptionen des Diversity-Ansatzes für die Soziale Arbeit. Dabei geht es um eine reflexive Auseinandersetzung mit verschiedenen politischen, institutionellen und fachlich geprägten Strategien des Diversity-Mainstreamings. Studierende setzen sich mit den historischen Hintergründen und der strategischen Disseminierung des Diversity-Begriffs auseinander und kennen Unterschiede, Schnittmengen sowie Gemeinsamkeiten zu ähnlich gelagerten Ansätzen (z. B. Inklusion, Gender- Mainstreaming, Intersektionalität etc.). Gleichzeitig werden bestimmte Lebenslagen als Ansatzpunkte für Handlungsoptionen der Sozialen Arbeit in den Blick genommen. Im Mittelpunkt der Analyse stehen Prozesse der kritischen Analyse gesellschaftlicher Differenzordnungen und ihrer Auswirkungen auf die Teilhabe und Identität von als „anders“ markierten Zielgruppen der Sozialen Arbeit. Wichtige Zusammenhänge zwischen der Konstruktion von Differenzkategorien und sozialer Ungleichheit werden veranschaulicht und die Wechselwirkungen zwischen den Differenzkategorien und verschiedenen Handlungsebenen (Makro, Meso, Mikro) verdeutlicht. Aus der kritischen Betrachtung hegemonialer Diskurse und Praktiken folgt die Vorstellung diversitätsbewusster und lebensweltenbezogener Haltungs- und Handlungsansätze für die Soziale Arbeit. 

Lehr-Lerninhalte

• Geschichte und Intention des Diversity-Ansatzes
• Theorien zu Sexismus, Klassismus, Rassismus und Lookismus
• Gesellschaftliche Differenzordungen und Differenzmarkierungen und Identität
• Forschung zu Diskriminierung und Ausgrenzung
• Intersektionale Perspektiven und Analysen 
• Gender und Queer Studies 
• Gender-Mainstreaming und Diversity-Mainstreaming als Strategie
• Diversitäts- und vorurteilsbewusste Sprache und Handlungsansätze

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
60SeminarPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
90Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
Benotete Prüfungsleistung
  • Hausarbeit oder
  • Portfolio-Prüfungsleistung oder
  • Präsentation
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Portfolioprüfung umfasst 100 Punkte und setzt sich aus den Prüfungselementen Präsentation (PR) und Hausarbeit (HA) zusammen. Die PR und die HA werden jeweils mit 50 Punkten gewichtet.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Hausarbeit: ca. 10-15 Seiten

Präsentation: ca. 20 Minuten

Präsentation im Rahmen der Portfolio-Prüfung: ca. 15 Minuten

Hausarbeit im Rahmen der Portfolio-Prüfung: ca. 10 Seiten

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

Theorien und Perspektiven auf Soziale Exklusion und Inklusion

Wissensverbreiterung

Nach erfolgreicher Teilnahme am Modul verfügen die Studierenden über ein breites Wissen über die Konzepte Intersektionalität, Gender, Diversity, race/Herkunft, Schicht/Klasse und Body als zentrale Querschnittfragen der Sozialen Arbeit. Sie können den Zusammenhang zwischen der Konstruktion von Differenzkategorien und der Produktion von sozialer Ungleichheit verstehen. Studierende kennen die Hintergründe, die Geschichte und Ausformungen des Diversity-Ansatzes und seiner Bedeutung für die Entwicklung von Konzepten für die Soziale Arbeit. 

Wissensvertiefung

Die Studierenden können die Wissensgrundlage auf konkrete Praxisfelder, Aufgabengebiete und Fallbeispiele übertragen und erlagen ein vertieftes Verständnis der Theoriemodelle und der daraus abzuleitenden Handlungsoptionen. Die Studierenden können Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung unterscheiden und analysieren und eine intersektionale Perspektive zur Analyse aktueller sozialer Probleme einnehmen. Sie können die Verwobenheit und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Differenzkategorien wie gender, race, class/Schicht/body erkennen und ihr Zusammenwirken auf den verschiedenen Ebenen sozialen Handelns analysieren.

Wissensverständnis

Studierende können Diversity und die damit verbundenen Dimensionen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven betrachten, einordnen und ihren Praxisnutzen bewerten. Sie können die Bedeutung diskriminierungskritischer und diversitätsbewusster Theorien und ihrer benachbarten Konzepte auf politischer, strategischer und fachlich-methodischer Ebene einschätzen.

Nutzung und Transfer

Die Studierenden sind aufgrund ihrer Wissensbasis in der Lage, sozialarbeiterische Handlungsoptionen für Menschen zu entwickeln, die auf unterschiedliche Art Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung erfahren haben. Studierende kennen Konzepte und Ansätze, die sie auf die Praxis übertragen können. 

Wissenschaftliche Innovation

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind in der Lage aus den grundlegenden theoretischen Erklärungen und empirischen Befunden Haltungs- und Handlungsanforderungen für die Soziale Arbeit abzuleiten und in die Entwicklung von diskriminierungskritischen und diversitätsbewussten Handlungsansätzen zu übertragen.

Kommunikation und Kooperation

Das Modul ist als Seminar angelegt, in dem Studierende in Arbeitsgruppen und im Lehrgespräch reflexive und kommunikative Kompetenzen der Präsentation und des wissenschaftlichen Diskurses erlangen.
Die Studierenden sind über die Bedeutung einer vorurteilsbewussten (An-)Sprache informiert, die ihnen im beruflichen Alltag die Zusammenarbeit Klient*innen erleichtern und Zugänge schaffen kann. Dazu gehört auch der differenzierte Sprachgebrauch und die kritische Auseinandersetzung mit Zuschreibungs- und Machtverhältnissen in der Interaktion mit als „anders“ markierten Menschen.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Sie können, aufbauend zu ihren Kenntnissen zu Intersektionalität und lebensweltbezogener Sozialer Arbeit, lebenslagenspezifische Problem- und Aufgabenstellungen umfassend reflektieren und daraus ein kritisches Selbstverständnis zu zielgruppenspezifischer Sozialer Arbeit ableiten.

Literatur

Allemann-Ghionda, C. (2013): Bildung für alle, Diversität und Inklusion: Internationale Perspektiven. Paderborn: Schöningh.

Bade, K. J. et al. (Hg.) (2008). Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert vom 17. Jahrhundert zur Gegenwart. Ferdinand Schöningh: Paderborn.

Biele Mefebue, A. V.,/ Bührmann, A. D./Grenz, S. (2020). Handbuch Intersektionalität. Wiesbaden: Springer Verlag

Brinkmann, H.U./Sauer, M. (Hg.) (2016). Einwanderungsgesellschaft Deutschland. Entwicklung und Stand der Integration. Springer VS: Wiesbaden.

Hensen, G. et al. (Hg.). Inklusive Bildung. Organisations- und professionsbezogene Aspekte eines sozialen Programms. Juventa: Weinheim

Herwartz-Emden, L./Riecken, A. (2001). Frauen in der Migration. In A. Franke/A. Kämmerer (Hg.). Klinische Psychologie der Frau. Ein Lehrbuch. Göttingen: Hogrefe, S. 581-611.

Ganz, K. /Hausotter, J. (2020): Intersektionale Sozialforschung. Bielefeld: transcript.

Kessl, F. /Plößer, M. (Hg.) (2010): Differenzierung, Normalisierung, Andersheit. Soziale Arbeit als Arbeit mit den Anderen – eine Einleitung. Wiesbaden: VS Verlag

Langsdorff von, N. (Hg.) (2014). Jugendhilfe und Intersektionalität. Opladen u.a.: Budrich UniPress. 

Polat, A. (Hg.): Migration und Soziale Arbeit, Stuttgart: Kohlhammer

Mecheril, P./Plößer, M. (2011). Diversity und Soziale Arbeit. In H.-U. Otto & H. Thiersch (Hg.). Handbuch Soziale Arbeit. München und Basel: Reinhardt, S. 278-286.

Scherr, A. (Hg.) (2016). Soziologische Basics. Eine Einführung für pädagogische und soziale Berufe. Springer VS: Wiesbaden.

Winker, G./Degele, N. (2010). Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten, 2. Aufl., Bielefeld: transcript.

Zusammenhang mit anderen Modulen

In diesem Modul werden die theoretischen Grundlagen für die folgenden Module dieses Schwerpunktes gelegt.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Soziale Arbeit
    • Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Radewagen, Christof
    Lehrende
    • Radewagen, Christof