Lebenslage Migration und Flucht

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 22.07.2024.

Modulkennung

22B1417

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

Winter- und Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Zuwanderung und Fluchtbewegungen haben Auswirkungen auf die Institutionen und Einrichtungen der Sozialen Arbeit. Sie müssen sich verstärkt mit den Fragen auseinandersetzen, welche Faktoren und Prozesse zur Benachteiligung von Geflüchteten und Migrant*innen führen und welche Teilhabe fördern, wie bestimmte Zielgruppen mit Angeboten erreicht und unterstützt werden können und welche Kompetenzen dafür erforderlich sind. Dieses Vertiefungsmodul hat zum Ziel, den Studierenden einen Einblick in die institutionelle Verortung der Sozialen Arbeit im Kontext von Flucht und Migration zu geben, eine diskriminierungs- und rassismuskritisch ausgerichtete Soziale Arbeit zu vermitteln sowie Wissen über die Lebenslage der Menschen mit Flucht- /Migrationserfahrung zu vertiefen.

Lehr-Lerninhalte

Das Modul widmet sich den zentralen Herausforderungen, die mit migrationsgesellschaftlichen Veränderungen verbunden sind. Dabei geht es zum einen um die rechtlichen und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit mit Geflüchteten und Migrant*innen und zum anderen um die Frage, welche Rolle und welches Mandat professionelle Akteur*innen der Sozialen Arbeit im Beratungs- und Unterstützungssystem einnehmen können. 
Neben theoretischen Ansätzen, werden eine Vielzahl von Institutionen in den Blick genommen, die für die Soziale Arbeit mit Geflüchteten und Migrant*innen von Relevanz sind, z.B. die Jugendmigrationshilfe, Migrationsberatungsstellen, Erstaufnahmeeinrichtungen, Gemeinschaftsunterkünfte, Beratungsstellen, Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Geflüchtete und Selbstorganisationen von Migrant*innen.
Die Studierenden reflektieren ihre professionelle Haltung vor dem Hintergrund migrationsspezifischer und interkultureller Fragen und festigen ihr professionelles und rassismuskritisches Selbstverständnis. Vorurteilsbildung, Probleme der Kulturalisierung und der Umgang mit Stereotypen werden thematisiert. 
Auf der Grundlage von Studien wird auf die unterschiedlichen Lebenslagen von Geflüchteten und Migrant*innen eingegangen und Konzepte der Unterstützung vorgestellt, die an dem Selbstverständnis der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession anknüpfen. Darüber hinaus werden Einblicke in nationale sowie internationale best practice Beispiele gegeben. Geplant ist außerdem ein Austausch mit einzelnen Akteur*innen aus der Praxis.

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
60SeminarPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
40Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
50Arbeit in Kleingruppen-
Benotete Prüfungsleistung
  • Portfolio-Prüfungsleistung oder
  • Präsentation oder
  • Hausarbeit
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Portfolio-Prüfung umfasst 100 Punkte und setzt sich aus den Prüfungselementen Präsentation (PR) und Hausarbeit (HA) zusammen, die jeweils mit 50 Punkten gewichtet werden.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Hausarbeit: ca. 15 Seiten

Hausarbeit im Rahmen der Portfolio-Prüfung: ca. 8 Seiten

Präsentation: ca. 30 Minuten

Präsentation im Rahmen der Portfolio-Prüfung: ca. 20 Minuten

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

Module: „Soziale Exklusion und Inklusion im Kontext Sozialer Arbeit“, „Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit: Case Management und Dokumentation“, „Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit: Sozialräumliche Methoden und Konzepte“

Wissensverbreiterung

Die Studierenden erwerben Kenntnisse über die Lebenslage von Menschen mit Flucht-/ Migrationserfahrung sowie die institutionelle Verortung der Sozialen Arbeit im interkulturellen Kontext. Sie sind in der Lage diese Kenntnisse in Bezug auf die eigenen Vorstellungen kritisch zu reflektieren und können darauf aufbauend, für die verschiedenen Institutionen konzeptionelle Ideen zu entwickeln.

Wissensvertiefung

Die in den Module 1 und 2 des Schwerpunktes gewonnene Erkenntnisse zum Thema Diversity werden um den Aspekt Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft erweitert. Die Studierenden kennen die Arbeitsfelder, in denen Sozialarbeiter*innen mit dem Fokus Flucht und Migration tätig sind und können die damit verbundenen vielschichtigen Handlungsanforderungen an Professionelle beschreiben.

Wissensverständnis

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, verstehen Rassismus und soziale Ausgrenzung nicht allein als individuelle Herausforderung, sondern haben ein vertieftes Verständnis für strukturelle bzw. gesellschaftspolitische Hintergründe entwickelt, die zu Ausgrenzung und Benachteiligung von Geflüchteten und Migrant*innen führen können. 
Sie haben sich außerdem Kenntnisse über eine diversitätsbewusste Netzwerkarbeit und interkulturelle Öffnung in der Sozialen Arbeit angeeignet.

Nutzung und Transfer

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind in der Lage aus den grundlegenden theoretischen Erklärungen und empirischen Befunde Haltungs- und Handlungsanforderungen für die Soziale Arbeit mit Geflüchteten abzuleiten und in die Entwicklung von diskriminierungskritischen und menschenrechtsorientierten Handlungsansätzen zu übertragen.

Wissenschaftliche Innovation

Die Studierenden können aus der Analyse aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Thematik Desiderate und Hypothesen für die anwendungsbezogene Forschung und menschenrechtsorienterte Praxis abzuleiten.

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden wissen um die Bedeutung von Zuschreibungs- und Machtverhältnissen in der Interaktion mit als „anders“ markierten Menschen und können diese – auch unter einer selbstreflexiven Perspektive – in Interaktionsprozessen im Feld der Sozialen Arbeit mit Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung einfließen lassen. Sie sind über die Bedeutung einer vorurteilsbewussten (An-)Sprache informiert, die ihnen im beruflichen Alltag die Zusammenarbeit mit anderen Menschen erleichtern und Zugänge schaffen kann. Dazu gehört auch der differenzierte Sprachgebrauch und das Verstehen der dahinterliegenden Konstrukte (Interkultur, Fremdheit, Flüchtling, Migrant*in, Einwanderer*in, …).

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Die Studierenden setzen sich unter selbstkritischer Perspektive mit Haltungsanforderungen in der menschenrechtsbasierten und diskrimiierungskritischen Sozialen Arbeit auseinander und können fachlich fundierte Auseinandersetzungen zu professionellem Handeln in der Migrationsgesellschaft führen. 

Literatur

Brinkmann, Heinz Ulrich & Uslucan, Haci-Halil (2013). Dabeisein und Dazugehören: Integration in Deutschland. Springer.

Detemple, K. (2013). Zwischen Autonomiebestreben und Hilfebedarf: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Jugendhilfe.

Dirim, I., Gogolin, I. et al. (Hrsg.) (2015) Impulse für die Migrationsgesellschaft (Bildung in Umbruchsgesellschaften). Waxmann.

Ezli, Ö. & Staupe, G. (2014). Das Neue Deutschland. Von Migration und Vielfalt. Konstanz University Press.

Fischer, V. (2011). Handbuch Migration und Familie: Grundlagen für die Soziale Arbeit mit Familien. Wochenschauverlag.

Geier, T. & Zaborowski, K. (Hrsg.) (2015). Migration: Auflösungen und Grenzziehungen: Perspektiven einer erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung. Springer.

Grimm, M. & Schlupp, S. (Hrsg.) (2018). Flucht und Schule. Herausforderungen der Migrationsbewegung im schulischen Kontext. Beltz Juventa

Hargesser, B. (2014). Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Sequentielle Traumatisierungsprozesse und die Aufgaben der Jugendhilfe. Brandes & Apsel.

Hartwig, L. & Mennen, G. (2018). Handbuch Soziale Arbeit mit geflüchteten Kindern und Familien. Beltz

Kunz, T. & Puhl, R. (2011). Arbeitsfeld Interkulturalität: Grundlagen, Methoden und Praxisansätze der Sozialen Arbeit in der Zuwanderungsgesellschaft. Juventa.

Meier-Braun, K-H & Weber, R. i (2013). Deutschland Einwanderungsland: Begriffe - Fakten – Kontroversen. Kohlhammer.

Meier-Braun, K.-H. (2015). Die 101 wichtigsten Fragen: Einwanderung und Asyl. Beck.

Polat, A. (Hrsg.) (2017). Migration und Soziale Arbeit. Kohlhammer.

Prasad, N. (2017). Soziale Arbeit mit Geflüchteten: Rassismuskritisch, professionell, menschenrechtsorientiert. UTB

Reuter, J. & Mecheril, P. (Hrsg.) (2015). Schlüsselwerke der Migrationsforschung: Pionierstudien und Referenztheorien. Springer.

Treibel, A. (2011). Migration in modernen Gesellschaften: Soziale Folgen von Einwanderung, Gastarbeit und Flucht. Juventa.

Treibel, A. (2015). Integriert Euch! Plädoyer für ein selbstbewusstes Einwanderungsland. Campus 

Zusammenhang mit anderen Modulen

Das Modul steht in Zusammenhang mit den anderen beiden Modulen des Schwerpunktes „Diversity und Intersektionalität“: „Diversity in der Sozialen Arbeit“, „Gendertheorien und Gendermainstreaming in der Sozialen Arbeit“ sowie darüber hinaus mit dem Modul „Soziale Exklusion und Inklusion im Kontext Sozialer Arbeit“.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Soziale Arbeit
    • Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Radewagen, Christof
    Lehrende
    • Radewagen, Christof