Theorien sozialer Räume aus interdisziplinärer Perspektive
- Fakultät
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)
- Version
Version 1 vom 17.01.2024.
- Modulkennung
22B1549
- Niveaustufe
Bachelor
- Unterrichtssprache
Deutsch
- ECTS-Leistungspunkte und Benotung
5.0
- Häufigkeit des Angebots des Moduls
Winter- und Sommersemester
- Dauer des Moduls
1 Semester
- Kurzbeschreibung
Das Modul vermittelt auf die (den Themenbereich Sozialraum betreffenden) grundlegenden Modulinhalten des Curriculums aufbauende und vertiefende Kenntnisse der Raumtheorie. Dabei ist die Erarbeitung einer interdisziplinären Wissensbasis das zentrale Ziel dieses Moduls: Es wird zunächst in die unterschiedlichen Perspektiven relevanter Fachdisziplinen auf Räume eingeführt, um eine theoretische Hintergrundfolie für die Konkretisierung dessen in Theorie- und Praxisbezügen der Sozialen Arbeit zu bilden. Das Theoriekonzept der dualen bzw. relationalen Raumtheorie ist dabei im Ergebnis prägend. Aktuelle Anwendungsfelder raumtheoretischer Perspektiven vermitteln die interdisziplinäre Relevanz der Beschäftigung damit und sind Rahmen für vergleichende Analysen zu Kategorien der Sozialen Arbeit (wie z. B. Lebenswelt, Milieu). Ziel: Stadteile und Gemeinden sollen als nahräumliche Gestaltungsfelder der Sozialen Arbeit theoretisch beschrieben, analysiert, bewertet und erörtert werden. Hierfür wird die gemeinsame Erarbeitung einer Matrix mit interdisziplinären Leitkategorien angestrebt, die fortan den Studierenden als Rahmen der weiteren raumtheoretischen Studien in diesem Schwerpunkt dienen soll.
- Lehr-Lerninhalte
- Räume: Hintergründe und Einordnungen, Begriffe und Zusammenhänge einer leitenden Kategorie Sozialer Arbeit aus Sicht unterschiedlicher Disziplinen – Räume im Diskurs der Soziologie, Sozialgeografie, Philosophie, Kulturwissenschaft, Psychologie sowie Erziehungswissenschaft und Sozialen Arbeit.
- Relationale Raumtheorie: Grundlagen und Begriffe der dualen Perspektive auf Räume als sozial und strukturell konstruierte Kontexte
- Bezüge zu theoretischen Begriffen Sozialer Arbeit im Raumbezug, z.B.: Lebenswelt, Quartier, Milieu, Nahraum, Ort, Feld, Aktions- und Aneignungsraum
- Aktuelle Anwendungsfelder raumtheoretischer Perspektiven, z. B.: Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Verhältnis von Globalisierung und Lokalität im Kontext der kommunalen Gemeinwohlförderung, demokratische Teilhabe in ihren räumlichen Bedingungen, Raum und Biografie, intersektionale Raumbezüge, territoriale Bedingungen von Gerechtigkeit, Freiheit und (welt-) gesellschaftlicher Integration
- Schwerpunkt: Stadtteile und Gemeinden als nahräumliche Gestaltungsfelder einer sozialräumlich orientierten Sozialen Arbeit sowie von Gesellschaftlichkeit in und durch soziale Räume
- Schwerpunkt: Stadt und Stadtteile als Räume kultureller Differenz, stadtkulturell definierte Matrix von Differenzkriterien zur Analyse von Räumen und gesellschaftlichem Handeln
- Gesamtarbeitsaufwand
Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").
- Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 60 Seminar Präsenz - Dozentenungebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 30 Erstellung von Prüfungsleistungen - 60 Veranstaltungsvor- und -nachbereitung -
- Benotete Prüfungsleistung
- Hausarbeit oder
- Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung) oder
- Klausur
- Prüfungsdauer und Prüfungsumfang
Hausarbeit: im Umfang von ca. 12 - 15 Seiten netto Text
Referat: im Umfang von in der Regel 15 - 20 Min. Präsentation plus Schriftversion im Umfang von ca. 4 - 5 Seiten pro studierende Person
Klausur: Die Klausurdauer kann der jeweils gültigen Studienordnung entnommen werden.
Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.
- Empfohlene Vorkenntnisse
Kompetenzen aus den Modulen des 1. Studienabschnitts.
- Wissensverbreiterung
Die Studierenden:
- haben ihre raumtheoretischen Kenntnisse wesentlich erweitert, indem sie theoretische Begriffe, Kontexte und Forschungsbefunde zu sozialen Räumen aus der Perspektive unterschiedlicher Fachdisziplinen erarbeitet haben. Zusätzlich können sie die in anderen Modulen behandelten Grundkenntnisse zu Lebenswelt, Milieu oder Sozialraum in der Sozialen Arbeit differenzieren, theoretisch reflektieren und problembezogen in ihrer Reichweite einordnen.
- Wissensvertiefung
Die Studierenden:
- können einzelne Themen- und Diskursschwerpunkte der Raumtheorie in einer vertieften Form analysieren, bewerten und theoriegeleitet diskutieren. Sie können bestimmte Fachzusammenhänge (wie z.B. Gesellschaftlichkeit, soziale Integration, Teilhabe und Inklusion) raumtheoretisch versiert betrachten und neu bewerten.
- Wissensverständnis
Die Studierenden:
- können Begriffe, Grundverständnisse und Hypothesen der Raumtheorie kritisch reflektieren und vergleichen. Sie erkennen die Bedeutung raumtheoretischer Perspektiven für die Analyse und Bearbeitung sozialer Probleme im Raum.
- Nutzung und Transfer
Die Studierenden:
- können sich selbständig unter Verwendung von Literatur und Recherche in für sie neue Problemstellungen einarbeiten bzw. bekannte oder erarbeitete vertiefen. Sie können für ausgewählte Probleme raumbezogener Praxis sozialer Arbeit unter Anwendung der Theorieperspektiven Lösungen entwickeln.
- können unterschiedliche Theorieansätze unterscheiden, vergleichen und einordnen: Aus einer solch kritischen Reflexion, dem Austausch in der Studiengruppe und der Verschriftlichung eigener Positionen erwerben sie Kompetenzen, um raumtheoretische Bezüge und Zielstellungen klar zu benennen, zu begründen und für Gestaltungsaufgaben nutzbar zu machen. Dabei können sie das Zusammenspiel unterschiedlicher disziplinärer Perspektiven für die Analyse exemplarischer Fragestellungen heranziehen.
- Wissenschaftliche Innovation
Die Studierenden:
- lernen, die in den vorhergehenden Semestern zunächst eher separat gelehrten Fachrichtungen anhand konkreter raumbezogener Problemstellungen in Verbindung zu bringen. Dabei entsteht eine neue, integrative Qualität von Fachwissen, die durch Vergleiche, Differenzierungen und Perspektivenwechsel zustande kommt.
- Kommunikation und Kooperation
Die Studierenden:
- diskutieren in Arbeitsgruppen, können Argumente ausführen, relativieren und anhand von Gegenargumenten entweder untermauern oder modifizieren. Sie können Arbeitsergebnisse nachvollziehbar präsentieren und sich einem kritischen Diskurs stellen, indem sie eigene Positionen begründet einnehmen. Ihre Urteilsfähigkeit gewinnt im Rahmen des gemeinsamen Diskurses an Präzision und erfährt Relativierungen, Impulse sowie Hinweise auf Differenzierungen. Die kommunikative und kooperative (auf Problemstellungen hin bezogene) Arbeitsweise im Seminar ermöglicht eine sozial gestützte Erkenntnisbildung der Einzelnen.
- Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität
Die Studierenden:
- erkennen die Bedeutung raumtheoretischen Wissens als Baustein von Professionalität in der Sozialen Arbeit. Sie erkennen zudem, dass sozialpädagogisches Handeln in der Kommune (in seinen Zielgruppen-, Themen- und Problembezügen) grundsätzlich immer raumbezogen erfolgt und wann dieser generelle Bezug auch explizit in Konzepten und Methoden der Sozialen Arbeit hervorzuheben ist, damit die anvisierten Ziele erreicht werden. Die Studierenden ergänzen ihr Bild von Professionalität um raumtheoretische Kenntnisse und vertiefen eine raumsensible Fachlichkeit der Sozialen Arbeit.
- Literatur
Eckardt, F. (Hrsg.) (2012): Handbuch Stadtsoziologie. Wiesbaden
Günzel, S. (2019): Raumwissenschaften. 4. Aufl. Frankfurt/M.
Herrmann, H. (2019): Soziale Arbeit im Sozialraum. Stadtsoziologische Zugänge. München
Löw, M. (2010): Soziologie der Städte. Frankfurt/M.
Löw, M./Steets, S./Stoetzer, S. (2008): Einführung in die Stadt- und Raumsoziologie. 2. Aufl. Opladen
Löw, M./Sayman, V./Schwerer, J./Wolf, H. (Hrsg.) (2021): Am Ende der Globalisierung: Über die Re-Figuration von Räumen. Bielefeld
Reutlinger, C./Fritsche, C./Lingg, E. (2010): Raumwissenschaftliche Basics. Eine Einführung für die Soziale Arbeit. Wiesbaden
Maresch, R./Werber, N. (2008): Raum – Wissen - Macht. 2. Aufl. Frankfurt/M.
Maykus, S. (2017): Kommunale Sozialpädagogik. Theorie einer Pädagogik des Sozialen in der Stadtgesellschaft. Weinheim und Basel
Rosa, H. (2021): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. 5. Aufl. Frankfurt/M.
Siebel, W. (2019): Die Kultur der Stadt. 3. Aufl. Frankfurt/M.
- Zusammenhang mit anderen Modulen
Dieses Modul ist das erste im Rahmen des Schwerpunktes „Soziale Räume und Lebenswelten“.
- Verwendbarkeit nach Studiengängen
- Soziale Arbeit
- Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)
- Modulpromotor*in
- Maykus, Stephan
- Lehrende
- Maykus, Stephan