Integrierte Raumentwicklung in Stadt und Land
- Fakultät
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)
- Version
Version 1 vom 17.01.2024.
- Modulkennung
22B1550
- Niveaustufe
Bachelor
- Unterrichtssprache
Deutsch
- ECTS-Leistungspunkte und Benotung
5.0
- Häufigkeit des Angebots des Moduls
Winter- und Sommersemester
- Dauer des Moduls
1 Semester
- Kurzbeschreibung
Das Modul schließt unmittelbar an die Erkenntnisse des ersten Moduls dieses Schwerpunktes an: Die interdisziplinäre Perspektive auf Theorie sozialer Räume erhält nunmehr eine konzeptionelle und gestaltende Entsprechung in Form der integrierten Raumentwicklung. Sie steht für das Zusammenspiel wesentlicher Lebenslagenmerkmale der Menschen, die sich ebenso als Merkmale von individuellen und sozialen Lebensräumen erweisen. Das Lebenslagenkonzept der Sozialen Arbeit wird Studierenden in seiner Verzahnung mit dem Raumentwicklungskonzept vermittelt. Ressourcenerschließung und Reduzierung einschränkender Faktoren der Lebenslage sind demnach nicht nur Ziele Sozialer Arbeit im Allgemeinen, sondern auch Ziele einer in die Raumentwicklung eingebundene Soziale Arbeit, die Raumpotentiale und -ressourcen im Kontext der Lebensführung von Menschen für die integrierte Förderung von Handlungsermächtigung und Wirksamkeitserfahrungen nutzt. Dafür fließen raumentwickelnde und -gestaltende sowie sozialräumlich sensible, soziale Prozesse gestaltende und lebensweltorientierte Wissensbestände aus der Sozialen Arbeit sowie der Freiraum- und Landschaftsplanung zusammen.
- Lehr-Lerninhalte
- Integrierte Raumentwicklung als Anwendungsgebiet interdisziplinärer Raumtheorie: Bezüge zu den Lehr- Lernzielen des ersten Moduls dieses Schwerpunktes
- Grundlagen der integrierten Raumentwicklung als prozessuales und querschnittartiges Geschehen in sozialen Räumen von Stadt und Gemeind
- Lebenslagenkonzept der Sozialen Arbeit und Raumgestaltungsansätze in ihren Synergien: Ermöglichende oder eingeengte Spielräume der Lebensführung (z. B. im Bereich Bau und Wohnen, Grün- und Freiräumen, Verkehr, Kultur, Sport, öffentliche Räume)
- Sozioökonomie von Räumen als Bedingungsgeflecht einer raumorientierten Sozialen Arbeit (z. B. verdeutlicht an den Aspekten von Gemeinwohlökonomie und Commons als Leitprinzipien einer veränderten Gestaltung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts in lokalen Räumen)
- Gestaltung sozialer Räume in der integrierten Perspektive – Definition und Planung eines studentischen Raumgestaltungsvorhabens in Stadtteilen oder Gemeinden der Region Osnabrück (z. B. im Rahmen von green care oder gesunde bzw. achtsame Stadt, soziales Gemeindeleben)
- Prozesse und Methoden integrierter Sozialplanung in ihrer Bedeutung für eine integrierte Raumentwicklung (Bestands- und Bedarfsklärung, beteiligungsorientierte Zielklärung, Maßnahmenpläne, Beschlüsse und Evaluationsverfahren) und in Anwendung auf das studentische Raumgestaltungsprojekt
- Gesamtarbeitsaufwand
Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").
- Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 60 Seminar Präsenz - Dozentenungebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 30 Erstellung von Prüfungsleistungen - 60 Veranstaltungsvor- und -nachbereitung -
- Benotete Prüfungsleistung
- Portfolio-Prüfungsleistung oder
- Hausarbeit oder
- Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung)
- Bemerkung zur Prüfungsart
Die Portfolio-Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und besteht aus den Prüfungselementen Präsentation (PR) und mündlicher Projektbericht (PBM). Die Präsentation wird mit 50 Punkten gewichtet. Der mündliche Projektbericht wird bei der Berechnung der Modulendnote ebenfalls mit 50 Punkten gewichtet,
- Prüfungsdauer und Prüfungsumfang
Portfolio-Prüfung: Präsentation ca. 15-20 Minuten und mündlicher Projektbericht ca. 15-20 Minuten
Hausarbeit: im Umfang von ca. 12 - 15 Seiten netto Text
Referat: im Umfang von in der Regel 15 - 20 Min. Präsentation plus Schriftversion im Umfang von ca. 4 - 5 Seiten pro studierende Person
Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.
- Empfohlene Vorkenntnisse
Das erste Modul „Theorien sozialer Räume aus interdisziplinärer Perspektive“ des Schwerpunktes „Soziale Räume und Lebenswelten“ sollte erfolgreich absolviert sein.
- Wissensverbreiterung
Die Studierenden:
- haben ihre Kenntnisse integrierter Raumentwicklung wesentlich erweitert, indem sie theoretische Begriffe, Kontexte und Forschungsbefunde zu sozialen Räumen aus der Perspektive unterschiedlicher Fachdisziplinen auf diese anwendungsbezogene Zielsetzung hin erarbeitet haben. Zusätzlich können sie die in anderen Modulen behandelten Grundkenntnisse zu Sozialraummethoden, Sozialplanung und Netzwerkmanagement in der Sozialen Arbeit differenzieren, theoretisch reflektieren und problembezogen in ihrer Reichweite auf integrierte Raumentwicklung hin einordnen.
- Wissensvertiefung
Die Studierenden:
- können einzelne Themen- und Gestaltungskontexte der Raumentwicklung in einer vertieften Form analysieren, bewerten und theoriegeleitet diskutieren. Sie können bestimmte Fachzusammenhänge (wie z. B. integrierte Raumanalyse, Einflüsse auf Lebenslagen und -qualität beschreiben, Zusammenhang von Lebenslagen und Raumbeschaffenheit) theoretisch versiert betrachten und neu bewerten.
- Wissensverständnis
Die Studierenden:
- können Begriffe, Grundverständnisse und methodische Konzepte der integrierten Raumentwicklung kritisch reflektieren und vergleichen. Sie erkennen die Bedeutung dessen für die Analyse und Bearbeitung sozialer Probleme im Raum sowie für eine darauf aufbauende Konzipierung sowie Implementierung von Projekten bzw. Interventionen der Raumgestaltung.
- Nutzung und Transfer
Die Studierenden:
- können sich selbständig unter Verwendung von Literatur und Recherche in für sie neue Problemstellungen einarbeiten bzw. bekannte oder erarbeitete vertiefen. Sie können für ausgewählte Probleme raumbezogener Praxis sozialer Arbeit in der integrierten Raumentwicklung unter Anwendung der Theorieperspektiven Lösungen entwickeln.
- können unterschiedliche Theorieansätze sowie Konzepte der Raumentwicklung unterscheiden, vergleichen und einordnen: Aus einer solch kritischen Reflexion, dem Austausch in der Studiengruppe, in der Konzipierung eines raumgestaltenden Projektes sowie der Präsentation eigener Positionen erwerben sie Kompetenzen, um raumgestaltende Bezüge und Zielstellungen klar zu benennen, zu begründen und für Aufgaben integrierter Raumentwicklung nutzbar zu machen. Dabei können sie das Zusammenspiel unterschiedlicher disziplinärer Perspektiven für die Analyse exemplarischer Fragestellungen heranziehen.
- Wissenschaftliche Innovation
Die Studierenden:
- lernen, die in den vorhergehenden Semestern zunächst eher separat gelehrten Fachrichtungen anhand konkreter raumbezogener Problemstellungen in Verbindung zu bringen. Dabei entsteht eine neue, integrative Qualität von Fachwissen zur integrierten Raumentwicklung, die durch Vergleiche, Differenzierungen und Perspektivenwechsel zustande kommt.
- Kommunikation und Kooperation
Die Studierenden:
- diskutieren in Arbeitsgruppen, können Argumente ausführen, relativieren und anhand von Gegenargumenten entweder untermauern oder modifizieren. Sie können Arbeitsergebnisse problem- und projektorientierten Lernens nachvollziehbar präsentieren und sich einem kritischen Diskurs stellen, indem sie eigene Positionen begründet einnehmen. Ihre Urteilsfähigkeit gewinnt im Rahmen des gemeinsamen Diskurses an Präzision und erfährt Relativierungen, Impulse sowie Hinweise auf Differenzierungen. Die kommunikative und kooperative (auf Problemstellungen hin bezogene) Arbeitsweise im Seminar ermöglicht eine sozial gestützte Erkenntnisbildung der Einzelnen.
- Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität
Die Studierenden:
- erkennen die Bedeutung von Konzepten und Wissensbereichen integrierter Raumentwicklung als Baustein von Professionalität in der Sozialen Arbeit. Sie erkennen zudem, dass sozialpädagogisches Handeln in der Kommune (in seinen Zielgruppen-, Themen- und Problembezügen) grundsätzlich immer im Geflecht unterschiedlicher Akteure, Systeme und Gestaltungsbezügen erfolgt und wann dieser integrierte Bezug auch explizit in Konzepten und Methoden der Sozialen Arbeit hervorzuheben ist, damit die anvisierten Ziele erreicht werden. Die Studierenden ergänzen ihr Bild von Professionalität um Kenntnisse der integrierten Raumentwicklung und vertiefen eine raumsensible Fachlichkeit der Sozialen Arbeit.
- Literatur
Thiersch, H. (2020): Lebensweltorientierte Soziale Arbeit – revisited. Weinheim und Basel
Becker, M. (2014): Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit in der Sozialen Arbeit. Stuttgart
Felber, C. (2018): Gemeinwohlökonomie. 6. Aufl. München
Früchtel, F./Straßner, M./Schwarzloos, C. (2016): Relationale Sozialarbeit. Versammelnde, vernetzende und kooperative Hilfeformen. Weinheim und Basel
Helfrich, S. (Hrsg.) (2014): Commons. Für eine neue Politik jenseits von Staat und Markt. 2. Aufl. Bielefeld
Kessl, F./Reutlinger, C. (2010): Sozialraum. Eine Einführung. 2. Aufl. Wiesbaden
Kessl, F./Reutlinger, C. (2019): Handbuch Sozialraum. Grundlagen für den Sozial- und Bildungsbereich. 2. Aufl. Wiesbaden
Herrmann, H. (2019): Soziale Arbeit im Sozialraum. Stadtsoziologische Zugänge. München
Reutlinger, C./Fritsche, C./Lingg, E. (2010): Raumwissenschaftliche Basics. Eine Einführung für die Soziale Arbeit. Wiesbaden
Baum, D. (2018): Lehrbuch Stadt und Soziale Arbeit. Stadtsoziologische Grundlagen Sozialer Arbeit. Weinheim und Basel
Debiel, S. (2012): Soziale Arbeit im ländlichen Raum. Wiesbaden
Kluschatzka,R. E./Wieland, S. (Hrsg.) (2009): Sozialraumorientierung im ländlichen Kontext. Wiesbaden
Stöglehner, G. (Hrsg.) (2019): Grundlagen der Raumplanung 1: Theorien, Methoden, Instrumente. Wien
Stöglehner, G. (Hrsg.) (2020): Grundlagen der Raumplanung 2: Strategien, Konzepte, Schwerpunkte. Wien
- Zusammenhang mit anderen Modulen
Dieses Modul ist das zweite im Rahmen des Schwerpunktes „Soziale Räume und Lebenswelten“.
- Verwendbarkeit nach Studiengängen
- Soziale Arbeit
- Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)
- Modulpromotor*in
- Maykus, Stephan
- Lehrende
- Maykus, Stephan