Partizipative Gestaltung sozialer Räume

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 17.01.2024.

Modulkennung

22B1551

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

Winter- und Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Ziel ist die gemeinsame Entwicklung eines den Schwerpunkt „Soziale Räume und Lebenswelten“ mit diesem Modell abschließenden Arbeitsmodells, das es ermöglicht, die soziale Stadtteil- und Gemeindeentwicklung in der Praxis genauer zu beschreiben und Handlungsschritte sowie Angebotsformen zu konzipieren. Denn die aktive Quartiersentwicklung benötigt Anreize, Themen, Strukturen und Organisation, Öffentlichkeiten, gestaltbare Räume sowie selbstwirksame Persönlichkeiten, die in und mit Gruppen ihre Interessen verfolgen. Grundgedanke: In Gruppen vollzieht sich dann ein „Gemeinwesen-Flourish“, das vor allem mit dem Leitbegriff des Empowerments in sozialen Räumen verbunden werden kann: „Handlungsziel einer sozialberuflichen Empowerment-Praxis ist es, Menschen das Rüstzeug für ein eigenverantwortliches Lebensmanagement zur Verfügung zu stellen und ihnen Möglichkeitsräume aufzuschließen, in denen sie sich die Erfahrung der eigenen Stärke aneignen und Muster einer solidarischen Vernetzung erproben können“ (Herriger 2020, S. 19 f.). Projekt- und problemorientierte Aufgaben bieten vielfältige Einblicke in Erfahrungen der Quartiersentwicklung, Schlüsselthemen und Herausforderungen dabei sowie ein themenspezifisches Anwendungsfeld für die Erkundung eigener Fragestellungen der Studierenden im Kontext von Partizipation im Raumbezug. 

Lehr-Lerninhalte

  • Grundbegriffe der Partizipation im Raumbezug: Demokratie und Öffentlichkeit, Äußerungsweisen von Menschen, Rechte und anerkennende Strukturen der Partizipation im kommunalen Raum, Bürgerschaftlichkeit und Empowerment
  • Theoretische Perspektiven auf Konfliktfelder der partizipatorischen Gestaltung von sozialen Räumen und Konsequenzen für Methoden und Konzepte
  • Beispiel der urbanen Interventionen in Osnabrücker Stadtteilen als Anwendungsfeld partizipatorischer Raumgestaltung und des Quartiergemeinwohlindex des Hansa-Forum Münster
  • Partizipative Methoden, Konzepte und Arbeitsformen in der Gestaltung von Lebensräumen in Stadt und Gemeinden (z.B. in den Konzepten der Sozialen Stadt in Stadtteilen mit Gestaltungs- und Erneuerungsbedarf in Osnabrück)
  • Fortsetzung des problem- und projektorientierten Lernens aus dem Modul „Integrierte Raumentwicklung in Stadt und Land“ unter Berücksichtigung von partizipativen Gestaltungsprinzipien

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
60SeminarPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
30Erstellung von Prüfungsleistungen-
60Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
Benotete Prüfungsleistung
  • Portfolio-Prüfungsleistung oder
  • Hausarbeit oder
  • Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung)
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Portfolio-Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und besteht aus den Prüfungselementen Präsentation (PR) und schriftlicher Projektbericht (PBS). Die Präsentation wird mit 50 Punkten gewichtet. Der schriftliche Projektbericht wird bei der Berechnung der Modulendnote ebenfalls mit 50 Punkten gewichtet.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Portfolio-Prüfung: Präsentation ca. 15-20 Minuten und schriftlicher Projektbericht ca. 10-12 Seiten

Hausarbeit: im Umfang von ca. 12 - 15 Seiten netto Text

Referat: im Umfang von in der Regel 15 - 20 Min. Präsentation plus Schriftversion im Umfang von ca. 4 - 5 Seiten pro studierende Person

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

Das erste Modul „Theorien sozialer Räume aus interdisziplinärer Perspektive“ sowie das zweite Modul „Integrierte Raumentwicklung in Stadt und Land“ des Schwerpunktes „Soziale Räume und Lebenswelten“ sollten erfolgreich absolviert sein.

Wissensverbreiterung

Die Studierenden:

  • haben ihre Kenntnisse partizipativer Raumgestaltung wesentlich erweitert, indem sie theoretische Begriffe, Kontexte und Forschungsbefunde zu sozialen Räumen aus der Perspektive unterschiedlicher Fachdisziplinen auf Fragen der Partizipation und des Empowerments hin erarbeitet haben. Zusätzlich können sie die in anderen Modulen behandelten Grundkenntnisse zu Sozialraummethoden, Gruppen- und Netzwerkmethoden sowie Multiperspektivität in der Sozialen Arbeit differenzieren, theoretisch reflektieren und problembezogen in ihrer Reichweite auf partizipative Raumentwicklung hin einordnen.

Wissensvertiefung

Die Studierenden:

  • können einzelne Themen- und Gestaltungskontexte der partizipativen Raumgestaltung in einer vertieften Form analysieren, bewerten und theoriegeleitet diskutieren. Sie können bestimmte Fachzusammenhänge (wie z. B. demokratische Strukturen der Partizipation, Bedürfnisanalysen, raumbezogene Ästhetik von Äußerungsformen und Ausdrucksarten der Interessen) theoretisch versiert betrachten und neu bewerten.

Wissensverständnis

Die Studierenden:

  • können Begriffe, Grundverständnisse und methodische Konzepte der Partizipation und des Empowerments im Raumbezug kritisch reflektieren und vergleichen. Sie erkennen die Bedeutung dessen für die Analyse und Bearbeitung sozialer Probleme im Raum sowie für eine darauf aufbauende Konzipierung sowie Implementierung von Projekten bzw. Ermöglichungsformen der partizipativen Raumgestaltung.

Nutzung und Transfer

Die Studierenden:

  • können sich selbständig unter Verwendung von Literatur und Recherche in für sie neue Problemstellungen einarbeiten bzw. bekannte oder erarbeitete vertiefen. Sie können für ausgewählte Probleme raumbezogener Praxis sozialer Arbeit in der partizipativen Raumentwicklung unter Anwendung der Theorieperspektiven Lösungen entwickeln. 
  • können unterschiedliche Theorieansätze sowie Konzepte von raumbezogener Partizipation unterscheiden, vergleichen und einordnen: Aus einer solch kritischen Reflexion, dem Austausch in der Studiengruppe, in der Fortführung und des Abschlusses eines raumgestaltenden Projektes sowie der Präsentation von Befunden erwerben sie Kompetenzen, um raumgestaltende Bezüge und Zielstellungen klar zu benennen, zu begründen und für Aufgaben integrierter Raumentwicklung unter Beteiligung der Menschen vor Ort nutzbar zu machen. Dabei können sie das Zusammenspiel unterschiedlicher disziplinärer Perspektiven für die Analyse exemplarischer Fragestellungen heranziehen.

Wissenschaftliche Innovation

Die Studierenden:

  • lernen, die in den vorhergehenden Semestern zunächst eher separat gelehrten Fachrichtungen anhand konkreter raumbezogener Problemstellungen einer konsequenten Bürgerbeteiligung und Partizipation in Verbindung zu bringen. Dabei entsteht eine neue, integrative Qualität von Fachwissen zur partizipativen Raumentwicklung, die durch Vergleiche, Differenzierungen und Perspektivenwechsel zustande kommt.

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden:

  • diskutieren in Arbeitsgruppen, können Argumente ausführen, relativieren und anhand von Gegenargumenten entweder untermauern oder modifizieren. Sie können Arbeitsergebnisse problem- und projektorientierten Lernens nachvollziehbar präsentieren und sich einem kritischen Diskurs stellen, indem sie eigene Positionen begründet einnehmen. Ihre Urteilsfähigkeit gewinnt im Rahmen des gemeinsamen Diskurses an Präzision und erfährt Relativierungen, Impulse sowie Hinweise auf Differenzierungen. Die kommunikative und kooperative (auf Problemstellungen hin bezogene) Arbeitsweise im Seminar ermöglicht eine sozial gestützte Erkenntnisbildung der Einzelnen.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Die Studierenden:

  • erkennen die Bedeutung von Konzepten und Wissensbereichen der Partizipation und Förderung von Empowerment im Raumbezug als Baustein von Professionalität in der Sozialen Arbeit. Sie erkennen zudem, dass sozialpädagogisches Handeln in der Kommune (in seinen Zielgruppen-, Themen- und Problembezügen) grundsätzlich immer auf partizipatorische Prozesse angewiesen ist und wann dies auch explizit in Konzepten und Methoden der Sozialen Arbeit hervorzuheben ist, damit die anvisierten Ziele erreicht werden. Die Studierenden ergänzen ihr Bild von Professionalität um Kenntnisse der Partizipation und des Empowerments als Kontext der Abgabe, Stärkung und Verstetigung von Gestaltungsmacht und vertiefen auf diese Weise ihre raumsensible Fachlichkeit der Sozialen Arbeit als Teil der demokratischen Kommunalentwicklung.

Literatur

Baum, D. (2018): Lehrbuch Stadt und Soziale Arbeit. Stadtsoziologische Grundlagen Sozialer Arbeit. Weinheim und Basel

Beck, I./Nieß, M./Silter, K. (2018): Partizipation als Bedingungen von Lebenschancen. In: Dobslaw, G. (Hrsg.): Partizipation – Teilhabe – Mitgestaltung. Interdisziplinäre Zugänge. Opladen u.ö., S. 17-41

Becker, M. (2014): Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit in der Sozialen Arbeit. Stuttgart

Bukow, W.-D. (2020): Urbanität – ein globales Narrativ wird zur Herausforderung. In: Meier, S./Schlenker, K. (Hrsg.) (2020): Teilhabe und Raum. Interdisziplinäre Perspektiven. Opladen u.ö., S. 37-52

Herrmann, H. (2019): Soziale Arbeit im Sozialraum. Stadtsoziologische Zugänge. München

Herriger, N. (2020): Empowerment in der Sozialen Arbeit. 6. Aufl. Stuttgart

Janko, D. u.a. (2019): Impulse für lebenswerte Stadträume – urbane Interventionen in Osnabrück. Osnabrück 

Kessl, F./Reutlinger, C. (2019): Handbuch Sozialraum. Grundlagen für den Sozial- und Bildungsbereich. 2. Aufl. Wiesbaden 

Krön, A./Rüßler, H./Just, M. (2019): Teilhaben und Beteiligen auf Quartiersebene. Aufbaue von Partizipationsstrukturen mit älteren Menschen. Opladen u. ö. 

Lafont, C. (2021): Unverkürzte Demokratie. Eine Theorie deliberativer Bürgerbeteiligung. Frankfurt/M.

Maykus, S. (2018): Praxis kommunaler Sozialpädagogik. Das Gemeinwesen der Stadt als pädagogischer Handlungszusammenhang: Leitstandards und Arbeitshilfen. Weinheim und Basel

Meier, S./Schlenker, K. (Hrsg.) (2020): Teilhabe und Raum. Interdisziplinäre Perspektiven. Opladen u.ö.

Müller, C./Szynka, P. (2010): Community Organizing. In: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online. Weinheim und München

Straßburger, G./Rieger, J. (2014): Partizipation kompakt: für Studium, Lehre und Praxis sozialer Berufe. Weinheim und Basel

Zusammenhang mit anderen Modulen

Dieses Modul ist das dritte im Rahmen des Schwerpunktes „Soziale Räume und Lebenswelten“.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Soziale Arbeit
    • Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Maykus, Stephan
    Lehrende
    • Maykus, Stephan