Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit: Multiperspektivische Fallarbeit und Beratung

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 22.07.2024.

Modulkennung

22B1639

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

Winter- und Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Fallarbeit ist „die“ gemeinsame Basis der unterschiedlichen Tätigkeitsfelder Sozialer Arbeit. Eine Charakteristika sozialarbeiterischer Professionalität ist dabei die Einnahme der unterschiedlichen, auf das Fallgeschehen einwirkenden, Perspektiven. Ein solches multiperspektivisches Vorgehen zeichnet sich insbesondere durch einen bewussten Wechsel unterschiedlicher Bezugsrahmen aus. Eine Herausforderung, die Sozialarbeiter*innen eine hohe Professionalität abverlangt, um unter komplexen Rahmenbedingungen und schwierigen Beziehungskontexten kompetent im Sinne ihres Auftrags und der Klient*innen zu handeln.

Nur durch die Wahrnehmung und den ständigen Wechsel der unterschiedlichen Perspektiven kann die Komplexität des Falles/ Handlungsfeldes - können Zusammenhänge und Wechselwirkungen - erfasst, das fachliche Vorgehen generiert und einem strukturierten Reflexionsprozess zugeführt werden.

Hauptfokus sind Beratungssettings in unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit, sowie die Beziehungsgestaltung zu Klient*innen und die entsprechenden Wege der Informationsgewinnung. Dabei werden die Klient*innen in ihrem Subjektstatus gesehen und ihr Wille sowie ihre Ressourcen bei der Problembewältigung offensiv mit einbezogen. Das methodisch abgesicherte und fachlich begründete Vorgehen wird unter Berücksichtigung rechtlicher Rahmenbedingungen kontinuierlich dokumentiert.

Lehr-Lerninhalte

Ebenen und Phasen Multiperspektivischen Fallverstehens, Klärung des Rollenverständnisses in der Sozialen Arbeit, Rahmenbedingungen und Aufgaben der jeweiligen Institution, Bewältigung unsicherer Situation und damit die Stärkung einer berufsbiografischen Identität sowie die Schulung der Reflexion des eigenen (professionellen) Handelns, Argumentieren und Legitimieren des eigenen Handelns durch Verknüpfung von Theorie und Praxis auf Fallspezifische Situationen (theoriegeleitetes Handeln), Netzwerk- und Vermittlungswissen/ Kooperationen in der Sozialen Arbeit, Methoden kooperativer Fallarbeit (z.B. Kollegiale Fallberatung), Gestaltung professioneller Arbeitsbeziehungen zwischen Klient*innen und Netzwerken. Nutzung unterschiedlicher Beratungsmethoden.

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
20VorlesungPräsenz-
20SeminarPräsenz-
20betreute KleingruppenPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
30Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
20Literaturstudium-
30Arbeit in Kleingruppen-
10Prüfungsvorbereitung-
Benotete Prüfungsleistung
  • Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung) oder
  • mündliche Prüfung oder
  • Portfolio-Prüfungsleistung
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Portfolio Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und setzt sich aus den Prüfungselementen Mündliche Prüfung und Referat zusammen. Die mündliche Prüfung wird mit 30 Punkten gewichtet. Das Referat wird bei der Berechnung der Modulendnote mit 70 Punkten gewichtet.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Das Referat im Rahmen der Portfolio Prüfung hat einen zeitlichen Umfang von ca. 15 Minuten zzgl. einer Auseinandersetzung von 5 Seiten.

Das Referat als alleinige Prüfungsform hat einen zeitlichen Umfang von ca. 30 Minuten mit einer schriftlichen Ausarbeitung von ca. 5-10 Seiten

Mündliche Prüfung: siehe Allgemeiner Teil der Prüfungsordnung

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

Module „Praxisfelder der Sozialen Arbeit“, „Wissenschaft und Profession Soziale Arbeit“, „Beratung I: Grundlagen sozialprofessioneller Beratung“ und „Beratung II: Zielgruppen, Methoden, Anwendungsbereiche sozialprofessioneller Beratung“, „Mentorenprogramm I – Zielgruppen Sozialer Arbeit“, „Mentorenprogramm II – Organisation Sozialer Arbeit“, „Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit: Case Management und Dokumentation“

Wissensverbreiterung

Die Studierenden lernen die theoretischen Konzepte sozialprofessioneller Fallarbeit kennen. Die Grundlagen von Beratung und deren Kontexten werden hier wieder aufgenommen und fallspezifisch wiederholt. Die Studierenden erweitern ihr Wissen um die unterschiedlichen und detailreichen Fallsituationen und den dazugehörigen spezifischen Handlungsmöglichkeiten. 

Wissensvertiefung

Dieses Modul baut auf dem Wissen des gesamten Studiums auf. Darunter vor allem das Wissen um Arbeitsfelder, entwicklungspsychologische, pädagogische sowie sozialisationstheoretische Grundlagen und Case Management/Dokumentation. Auch das Wissen aus den Modulen Beratung I (Grundlagen sozialprofessioneller Beratung) und Bertung II (Zielgruppen, Methoden, Anwendungsbereiche sozialprofessioneller Beratung) wird in diesem Modul noch einmal deutlich vertieft. Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, erwerben einen vertieften Einblick ihres bisherigen beruflichen Wissens in den arbeitsspezifischen Kontexten.

Wissensverständnis

Die Studierenden können komplexe Bedingungen eines Falles erkennen, diese im entsprechenden Maße ordnen, reduzieren und relevantes Nicht-Wissen einholen. Sie sind in der Lage, Hypothesen aufzustellen und zu bearbeiten, ohne voreilig zu intervenieren. Babei stellen sie weder das eigene professionelle Handeln noch das der Klient*innen in Frage. Studierenden können damit zielgerichtet und überlegt Fallbearbeitungssituationen vorbereiten, diese in den jeweiligen Settings gestalten, durchführen und anschließend analysieren. Sie beziehen sich dabei auf die individuelle Situation, gehen transparent vor und berücksichtigen verfügbare Ressourcen.

Nutzung und Transfer

Studierende, sind aufgrund des Seminares in der Lage, Theorie und Praxis zu verbinden. Das Seminar schult die Herleitung theoretischer Implikationen und Interventionen. Studierende können eigene praktische Erfahrungen einbinden und theoretische Konzepte der Sozialen Arbeit im Rahmen der Fallberarbeitung anwendungsorientiert erproben. Das Seminar ist im Ganzen methodisch orientiert, die Fallbearbeitung verläuft über das gesamte Semester. Durch Rollenübungen und die ergänzenden Reflexionen sind Studierende in der Lage, das umfassende Wissen komplexer fallarbeitsbezogener Prozesse zu analysieren und angemessen auf die jeweiligen spezifischen Fallsituationen anzupassen und anzuwenden. Sie sind in der Lage ihr Handeln zu dokumentieren und fachlich zu reflektieren.

Wissenschaftliche Innovation

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind in der Lage, komplexe Fallverläufe theoriegeleitet zu analysieren und einem methodisch strukturierten Reflexionsprozess zuzuführen. Sie kennne darüber hinaus Wirkfaktoren für das Gelingen von Hilfen.

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden sind in der Lage, situationsadäquat und subjektangepasst zu beraten. Dabei wird eine Verbesserung der Einsichts-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der Klientel unter Berücksichtigung individueller Biografien und Sozialisationen sowie dem individuellen Kontext angestrebt. Die Studierenden können komplexe Situationen erfassen und die Gesprächsleitung übernehmen. Des Weiteren lernen sie die Kommunikation innerhalb von Kleingruppen und mittels angewandter Methoden in professionellen Netzwerken (Kollegiale Fallberatung, Praxispaten, Netzwerke).

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind in der Lage, ihr Handeln aus der Dialektik von theoretischer Bewertung und der darauf aufbauenden Reflexion rekonstruierbar zu generieren. Dabei orientieren sie sich an Handlungstheorien der Sozialen Arbeit.

Literatur

Ader, Sabine u.a. (2001) (Hrg.): Sozialpädagogisches Fallverstehen und sozialpädagogische Diagnostik in Forschung und Praxis. Tagungsdokumentation Universität Koblenz. Votum, Münster.

Hörster, Reinhard; Küster, Ernst-Uwe; Wolff, Stephan (Hrsg.) (2004): Orte der Verständigung. Beiträge zum sozialpädagogischen Argumentieren. Lambertus, Freiburg im Breisgau.

Peter Wißmann (Hrsg.): Werkstatt Demenz. Vincentz Networking, Hannover.

Michel-Schwartze, Brigitta (2002) Handlungswissen der Sozialen Arbeit. VS Verlag, Wiesbaden.

Michel-Schwartze, Brigitta (2016) Der zugang zum Fall. Beobachtungen, Deutungen, Interventionsansätze. Springer.

Müller, Burkhard (2017).Sozialpädagogisches Können. Ein Lehrbuch zur multiperspektivischen Fallarbeit. 8. Auflage. Lambertus, Freiburg im Breisgau.

Spiegel, Hiltrud, von (2021). Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit. 7. Auflage. Reinhard Verlag, München.

Wendt, Peter-Ulrich (2017): Lehrbuch Methoden der Sozialen Arbeit. 2. Auflage. Beltz Juventa, Weinheim

Zusammenhang mit anderen Modulen

Das Modul bereitet auf das Wissenschaftliche Praxisprojekt vor.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Soziale Arbeit
    • Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Radewagen, Christof
    Lehrende
    • Radewagen, Christof