Digitale Räume und Mediengesellschaft
- Fakultät
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)
- Version
Version 1 vom 22.07.2024.
- Modulkennung
22B1648
- Niveaustufe
Bachelor
- Unterrichtssprache
Deutsch
- ECTS-Leistungspunkte und Benotung
5.0
- Häufigkeit des Angebots des Moduls
Winter- und Sommersemester
- Dauer des Moduls
1 Semester
- Kurzbeschreibung
Moderne Gesellschaften sind in ihrem Prozess der Herausbildung sozialer Ordnungen, in Strukturen der Ungleichheit und Heterogenität sowie in den lebensweltlichen Ausprägungen von Formen der Vergesellschaftung inzwischen explizit durch Medien geprägt. Soziale Räume sind auch virtuelle Räume, die in allen Lebensaltersphasen und Lebenslagen der Menschen wirken, daher auch von Sozialer Arbeit systematisch berücksichtigt werden müssen. Das Modul „Digitale Räume und Mediengesellschaft“ bildet als erstes Modul des Schwerpunktes „Digitalisierung in der Sozialen Arbeit“ den Ausgangspunkt der Befassung mit den komplexen Zusammenhängen zwischen technologischer und gesellschaftlicher Transformation, die zusammen Digitalisierung und Mediatisierung als umfassende Perspektiven des Wandels ausmachen. Soziale Arbeit ist Teil dieses Wandels, indem sie selbst in ihren Arbeitsweisen, ihren Perspektiven auf Lebenswelten, mit gesellschaftlichen Dynamiken dessen sowie den lebensweltlichen Ausprägungen der Digitalisierung im Alltag der Adressat*innen konfrontiert ist. Eine lebensweltorientierte Soziale Arbeit ist immer auch eine sich in den virtuellen Räumen, in den Widersprüchen zwischen Ermächtigung und Handlungsbegrenzung sowie in den medial beeinflussten Spielräumen der Lebensführung entfaltet. Dieses Modul bietet daher einen Raum der Analyse, des Diskurses und der kritischen Positionierung an, indem Grundbegriffe und Zusammenhänge sowie das Konzept der Mediatisierung aus der Disziplin heraus und Interdisziplinär ausführlich erörtert werden. Auf dieser Grundlage lässt sich der Transformationsprozess, der Bezug zu den sozialen Räumen und die Konsequenzen für das Verständnis und die zukunftsfähige Professionalität der Sozialen Arbeit dezidiert bestimmen.
Ziel: Das Modul soll das Verhältnis von Gesellschaft, Medien und Sozialer Arbeit klären, indem vor allem auch eine raumtheoretische Perspektive zum Tragen kommen soll. Ziel ist die Erörterung des „digital divides“ in gesellschaftlichen Gruppen, Folgen für Sozialisation und Entwicklung sowie für die Entstehung inklusiver bzw. exklusiver Lebenslagen, die Soziale Arbeit zum Gegenstand hat
- Lehr-Lerninhalte
- Grundbegriffe und Zusammenhänge: Mediatisierung, Digitalisierung, soziale Räume, Netzwerke und Gesellschaft
- Mediatisierung als Konzept: Technische und organisatorische sowie alltagskulturelle und gesellschaftliche Transformation im Wechselspiel
- Digitaler Wandel als Einflussgeschehen auf die gesellschaftliche Integration von Medien und Kommunikationsprozesse sowie -bedingungen
- Rechtliche, ökonomische, soziale und kulturelle Bedingungen der gesellschaftlichen Transformation im Kontext der Mediatisierung
- Aktuelle, historische, kritische und prognostische Perspektiven auf Mediatisierung – und Auswirkungen auf die Soziale Arbeit
- Gesellschaftstheoretische Zugänge zur Mediatisierung: Kommunikation, Anerkennung, Systeme – digitale Infrastruktur und Lebensweltlichkeit
- Entwicklungen sozialer Arbeit im Kontext von Mediatisierungsprozessen
- Interaktion in sozialen Räumen und digitale Technologie in der Sozialen Arbeit: Digitale Räume als integrative Kategorie
- Gesamtarbeitsaufwand
Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").
- Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 60 Seminar Präsenz - Dozentenungebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 30 Erstellung von Prüfungsleistungen - 60 Veranstaltungsvor- und -nachbereitung -
- Benotete Prüfungsleistung
- Hausarbeit oder
- Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung) oder
- Klausur
- Prüfungsdauer und Prüfungsumfang
Hausarbeit: im Umfang von ca. 12 - 15 Seiten netto Text),
Referat: im Umfang von in der Regel 15 - 20 Min. Präsentation plus Schriftversion im Umfang von ca. 4 - 5 Seiten pro studierende Person
Klausur: Die Klausurdauer kann der jeweils gültigen Studienordnung entnommen werden.
Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.
- Empfohlene Vorkenntnisse
Keine
- Wissensverbreiterung
Die Studierenden:
- haben ihre Kenntnisse zum Zusammenhang von digitalen Räumen und Mediengesellschaft wesentlich erweitert, indem sie theoretische Begriffe, Kontexte und Forschungsbefunde hierzu aus der Perspektive unterschiedlicher Fachdisziplinen erarbeitet haben. Zusätzlich können sie die in anderen Modulen behandelten Grundkenntnisse zu Sozialraum, Virtualität von Lebenswelten und digitale Organisationsformen in der Sozialen Arbeit differenzieren, theoretisch reflektieren und problembezogen in ihrer Reichweite einordnen.
- Wissensvertiefung
Die Studierenden:
- können einzelne Themen- und Diskursschwerpunkte aus dem Bereich digitaler Räume und Mediengesellschaft in einer vertieften Form analysieren, bewerten und theoriegeleitet diskutieren. Sie können bestimmte Fachzusammenhänge (wie z.B. Kommunikation und Virtualität, Teilhabe und Digitalisierung von Partizipation, Netzwerkentwicklung in institutioneller, sozialer, virtuell unterstützter Verbindung) theoretisch versiert betrachten und neu bewerten.
- Wissensverständnis
Die Studierenden:
- können Begriffe, Grundverständnisse und Hypothesen im Kontext des Themenkomplexes Digitalisierung und Mediengesellschaft kritisch reflektieren und vergleichen. Sie erkennen die Bedeutung solcher Perspektiven für die Analyse und Bearbeitung sozialer Probleme und Gestaltungsanforderungen im Raum.
- Nutzung und Transfer
Die Studierenden:
- können sich selbständig unter Verwendung von Literatur und Recherche in für sie neue Problemstellungen einarbeiten bzw. bekannte oder erarbeitete vertiefen. Sie können für ausgewählte Probleme sozialer Arbeit im Kontext der Mediengesellschaft Lösungen unter Anwendung der Theorieperspektiven entwickeln.
- können unterschiedliche Theorieansätze unterscheiden, vergleichen und einordnen: Aus einer solch kritischen Reflexion, dem Austausch in der Studiengruppe und der Verschriftlichung eigener Positionen erwerben sie Kompetenzen, um Bezüge und Zielstellungen des Komplexes digitaler Räume in der Mediengesellschaft klar zu benennen, zu begründen und für Gestaltungsaufgaben nutzbar zu machen. Dabei können sie das Zusammenspiel unterschiedlicher disziplinärer Perspektiven für die Analyse exemplarischer Fragestellungen heranziehen.
- Wissenschaftliche Innovation
Die Studierenden:
- lernen, die in den vorhergehenden Semestern zunächst eher separat gelehrten Fachrichtungen anhand konkreter Problemstellungen im Themenkomplex dieses Moduls in Verbindung zu bringen. Dabei entsteht eine neue, integrative Qualität von Fachwissen, die durch Vergleiche, Differenzierungen und Perspektivenwechsel zustande kommt.
- Kommunikation und Kooperation
Die Studierenden:
- diskutieren in Arbeitsgruppen, können Argumente ausführen, relativieren und anhand von Gegenargumenten entweder untermauern oder modifizieren. Sie können Arbeitsergebnisse nachvollziehbar präsentieren und sich einem kritischen Diskurs stellen, indem sie eigene Positionen begründet einnehmen. Ihre Urteilsfähigkeit gewinnt im Rahmen des gemeinsamen Diskurses an Präzision und erfährt Relativierungen, Impulse sowie Hinweise auf Differenzierungen. Die kommunikative und kooperative (auf Problemstellungen hin bezogene) Arbeitsweise im Seminar ermöglicht eine sozial gestützte Erkenntnisbildung der Einzelnen.
- Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität
Die Studierenden:
- erkennen die Bedeutung des Wissens um digitale Räume und Mediengesellschaft als Baustein von Professionalität in der Sozialen Arbeit. Sie erkennen zudem, dass sozialpädagogisches Handeln in der Kommune (in seinen Zielgruppen-, Themen- und Problembezügen) grundsätzlich immer in virtuell vermittelten Räumen erfolgt und wann dieser generelle Bezug auch explizit in Konzepten und Methoden der Sozialen Arbeit hervorzuheben ist, damit die anvisierten Ziele erreicht werden. Die Studierenden ergänzen ihr Bild von Professionalität um entsprechende Kenntnisse und vertiefen eine raumsensible Fachlichkeit der Sozialen Arbeit um Aspekte der Digitalisierung.
- Literatur
Günzel, S. (2019): Raumwissenschaften. 4. Aufl. Frankfurt/M.
Hoffmann, B. (2020): Medienpädagogik und Soziale Arbeit – kongruent, komplementär oder konträr im Umgang mit Digitalisierung und Mediatisierung. Kutscher, N. u.a., (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung. Weinheim und Basel, S. 42-56
Kutscher, N./Ley, T./Seelmeyer, U. (2015): Mediatisierung im Horizont sozialpädagogischer und technikbezogener Theorieperspektiven. in: dies. (Hrsg.): Mediatisierung (in) der Sozialen Arbeit. Baltmannsweiler, S. 281-303
Krotz, F. (2020): Mediatisierung als Konzept für eine Analyse von Sozialer Arbeit im Wandel der Medien. In: Kutscher, N. u.a., (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung. Weinheim und Basel, S. 30-41
Kutscher, N. u.a., (Hrsg.) (2020): Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung. Weinheim und Basel
Ley, T./Seelmeyer, U. (2011): Informationstechnologien in der Sozialen Arbeit. In: Otto, H.-U./Thiersch, H. (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit. München
Löw, M./Sayman, V./Schwerer, J./Wolf, H. (Hrsg.) (2021): Am Ende der Globalisierung: Über die Re-Figuration von Räumen. Bielefeld
Reutlinger, C./Fritsche, C./Lingg, E. (2010): Raumwissenschaftliche Basics. Eine Einführung für die Soziale Arbeit. Wiesbaden
Tillmann, A. (2020): Veränderte Lebenswelten im Zuge gesellschaftlicher Digitalisierungsprozesse. In: Kutscher, N. u.a., (Hrsg.) (2020): Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung. Weinheim und Basel, S. 89-100
Witzel, M. (2021): Sozialpädagogische Orte im digitalen Raum. In: Wunder, M. (Hrsg.): Digitalisierung und Soziale Arbeit: Transformationen und Herausforderungen. München, S. 68-79
- Zusammenhang mit anderen Modulen
Dieses Modul ist das erste im Rahmen des Schwerpunktes „Digitalisierung in der Sozialen Arbeit“.
- Verwendbarkeit nach Studiengängen
- Soziale Arbeit
- Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)
- Modulpromotor*in
- Maykus, Stephan
- Lehrende
- Maykus, Stephan