Beteiligungskonzepte und Teilhabe in der Kinder- und Jugendhilfe
- Fakultät
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)
- Version
Version 1 vom 02.04.2024.
- Modulkennung
22B1656
- Niveaustufe
Bachelor
- Unterrichtssprache
Deutsch
- ECTS-Leistungspunkte und Benotung
5.0
- Häufigkeit des Angebots des Moduls
Winter- und Sommersemester
- Dauer des Moduls
1 Semester
- Kurzbeschreibung
Die Zusammenarbeit mit Eltern und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in der Kinder- und Jugendhilfe ist ein ambivalentes Thema: Die Plausibilität eines engen Kontaktes zu Eltern betreuter Kinder in Jugendhilfeangeboten ist zumeist hoch, gleichzeitig klafft aber eine deutlich erkennbare Lücke zwischen der in Konzepten als Anspruch beschriebenen Zusammenarbeit und Beteiligung und ihrer tatsächlichen Umsetzung in die Praxis.
Mit dem Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen (Kinder- und Jugendstärkungsgesetz - KJSG), das nicht nur die Rechte von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sondern auch die Rechte von Eltern stärkt, ist ein neuer Bezugsrahmen geschaffen worden, wie Zusammenarbeit und Beteiligung im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe gestaltet werden soll.
Die Zusammenarbeit mit Eltern in der Kinder- und Jugendhilfe ist nicht selten stark beeinflusst durch Haltungen und Zuschreibungen der Professionellen gegenüber Eltern. Zwischen einer verstärkten Einsicht in die notwendige Erziehungspartnerschaft beider Seiten und der Frage nach praktikablen und wirksamen Methoden der Zusammenarbeit entsteht ein Gestaltungsspielraum, mit dem sich angehende Sozialarbeiter/innen, die in der Kinder- und Jugendhilfe tätig werden, auseinandersetzen müssen.
Das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz steht für Verbesserungen vor allem für diejenigen jungen Menschen, die benachteiligt sind, die unter belastenden Lebensbedingungen aufwachsen oder die Gefahr laufen, von der sozialen Teilhabe abgehängt zu werden. Der Gesetzentwurf beinhaltet fünf Aspekte. Drei Aspekte werden in diesem Modul in den Fokus genommen
A. Stärkung von Kindern und Jugendlichen, die in Pflegefamilien oder in Einrichtungen der Erziehungshilfe aufwachsen
B. Mehr Prävention vor Ort
C. Mehr Beteiligung von jungen Menschen, Eltern und FamilienBesserer Kinder- und Jugendschutz sowie der inklusive Leitgedanke wird in den vorhergehenden Modulen dieser Vertiefung bzw. in anderen Vertiefungsgebieten (Kinderschutz, klinische Soziale Arbeit) tiefergehend behandelt.
- Lehr-Lerninhalte
1. Begriffe und Definitionen, Erscheinungsformen der Zusammenarbeit mit Eltern, Lebenslagen von Eltern und Familien in der modernen Gesellschaft sowie Erörterung von Herausforderungen familiärer Erziehungssituationen
2. Vorstellung spezieller Theoriebezüge (z.B. systemtheoretische oder sozialökologische Zugänge) und Verknüpfung dieser mit Anwendungsbereichen in der Kinder- und Jugendhilfe (z.B. Beteiligungskonzepte und Zusammenarbeit mit Familien in der stationären Kinder- und Jugendhilfe, in der Schulsozialarbeit, in der Familienberatung).
3. Spezielle Problemfelder der Elternarbeit (z.B. Eltern mit Flucht und Migrationsgeschichte, in prekären Lebenslagen, psychisch kranke Eltern oder im Bereich der Kindeswohlgefährdung) werden in Zusammenarbeit mit Praktikerinnen erläutert.
4. Erarbeitung methodischer Beispiele für die Beteiligung von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe ermöglichen den Studierenden eine vertiefende Auseinandersetzung.
Ziel ist es, die Kenntnisse von Theorien, Konzepten und praxisbezogenen Modellen der Elternarbeit zu vertiefen und die Fähigkeit, sie vor dem Hintergrund unterschiedlicher Handlungskontexte der Kinder- und Jugendhilfe reflektieren zu können. Fokussiert wird hierbei auf das Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen (Kinder- und Jugendstärkungsgesetz - KJSG) und seine Folgen in der Praxis
• Rechtsanspruch auf Beratung, Unterstützung und Förderung ihrer Beziehung zum Kind für alle Eltern, somit Herkunfts- sowie Pflege- und Adoptionsfamilien gleichermaßen,
• Einführung von Verfahrenslotsin oder einen Verfahrenslosten
• Ortnahe, unbürokratische und schnelle Hilfen für Familien, Kinder und Jugendliche in Notsituationen zur Bewältigung ihres Alltags
• Verankerung von Ombudsstellen als externe und unabhängige Anlaufstellen für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern
• Erweiterung der Beschwerdemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in Einrichtungen und in Pflegefamilien
- Gesamtarbeitsaufwand
Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").
- Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 30 Vorlesung Präsenz - 30 Seminar Präsenz - Dozentenungebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 20 Veranstaltungsvor- und -nachbereitung - 30 Literaturstudium - 40 Prüfungsvorbereitung -
- Benotete Prüfungsleistung
- Hausarbeit oder
- Portfolio-Prüfungsleistung oder
- Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung)
- Bemerkung zur Prüfungsart
Die Portfolio Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und besteht aus den Prüfungselementen schriftliche Arbeitsprobe (ABS) und Lerntagebuch (LTB). Beide Teile werden mit jeweils 50 Punkten gewichtet.
- Prüfungsdauer und Prüfungsumfang
Hausarbeit: ca. 10 Seiten
Referat: ca. 15 Minuten; dazugehörige Ausarbeitung: ca. 5 Seiten
Schriftliche Arbeitsprobe im Rahmen der Portfolio Prüfung: ca. 5 Seiten
Lerntagebuch im Rahmen der Portfolio Prüfung: ca. 8 - 10 Seiten
Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.
- Empfohlene Vorkenntnisse
Kenntnisse aus den Modulen "Erziehungswissenschaftliche Grundlagen der Sozialen Arbeit", „Familien- und Jugendrecht für die Soziale Arbeit“, „Praxisfelder der Sozialen Arbeit“, „Beratung I: Grundlagen sozialprofessioneller Beratung“ und „Beratung II: Zielgruppen, Methoden, Anwendungsbereiche sozialprofessionaller Beratung“.
„Grundlagen der Kinder- und Jugendhilfe / Hilfen zur Erziehung und Interventionen“ sowie „Leistungen und Konzepte allgemeiner Förderung der Kinder- und Jugendhilfe“ dieses Schwerpunktes
- Wissensverbreiterung
Die Studierenden erwerben theoretische Kenntnisse zu Konzepten und Methoden der Zusammenarbeit mit Eltern sowie zu Beteiligungskonzepten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Sie können aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen (z. B. Familie, Herausforderungen und Ansprüche an Familien, Elternrolle in der modernen Gesellschaft) einordnen. Die Studierenden können anhand unterschiedlicher theoretischer Grundlagen Lebenslagen von Familiensituationen, den Bedarf an spezifischen Formen der Beteiligung und berufliche Anforderungen an Professionelle in der Kinder- und Jugendhilfe beschreiben.
- Wissensvertiefung
Dieses Modul versteht sich als vertiefende Studienmöglichkeit, indem hier grundlegende Kenntnisse u. a. aus den Modulen „Familien- und Jugendrecht für die Soziale Arbeit“, „Praxisfelder der Sozialen Arbeit“, „Exklusion – Prekäre Lebenslagen“ sowie den beiden anderen Modulen der Vertiefung Kinder- und Jugendhilfe. Die Studierenden können neue Anwendungskontexte vertiefend analysieren und davon ausgehend Handlungskonzepte fachlich fundiert earbeiten.
- Nutzung und Transfer
Nach der erfolgreichen Absolvierung des Moduls können die Studierenden die gelernten und reflektieren fachlichen Inhalte auf verschiedene Kontexte und Tätigkeitsfelder in der Kinder- und Jugendhilfe übertragen.
- Wissenschaftliche Innovation
Das Leben von Familien ist permanenten gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen. Studierende, die dieses Modul erfolgreich besucht haben, können diese Veränderungen reflektieren und auf Grundlage der Analysen fachlich fundiert und eigenständnig innovative Konzepte für die Arbeit mit Familien erarbeiten.
- Kommunikation und Kooperation
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, sind in der Lage mit verschiedenen Zielgruppen (Familien, anderen Fachvertreter*innen und interdisziplinären agierenden Kooperationspartner*innen) jeweils entsprechend der Bedürfnislage zu kommunizieren, transparent und wertschätzend Angebote zu unterbreiten und Ziele für die Zusammenarbeit zu formulieren und zu evaluieren.
- Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität
Die Zusammenarbeit mit Familien und jungen Erwachsenen ist in verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Sozialen Arbeit zentral (Schulsozialarbeit, Suchtberatung, Fachdienst Familie/Jugendamt, ambulante und stationäre Jugendhilfe etc.). Studierende, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, haben eine wertschätzende Haltung verinnerlicht und zeigen im Umgang mit Klient*innen einen professionellen Umgang, auch in Konfliktsituationen. Die Studierenden sind sensibel und reflektiert in Hinblick auf ihre eigenen Möglichkeiten und Grenzen in der Tätigkeit als Sozialarbeitende. Sie sind sich darüber bewußt, dass auch eigene Themen in der Auseinandersetzung mit Familien wirksam werden können und sind in der Lage im Sinne der Selbst- und Fremdfürsorge professionell mit derartigen Herausforderungen umzugehen.
- Literatur
Faltermeier, J., Knuth, N., Stork. (2021). Handbuch Eltern in den Hilfen zur Erziehung. Beltz Juventa
Lemme, M. & Körner, B. (2019). Neue Autorität in Haltung und Handlung: Ein Leitfaden für Pädagogik und Beratung. Carl Auer Verlag
Lutz, Ronald, Steinhaußen, Jan, Kniffki, Johannes (2021). Covid-19 - Zumutungen an die Soziale Arbeit. Praxisfelder, Herausforderungen und Perspektiven. Beltz Juventa. Weinheim und Basel 2021
Omer, H. & von Schlippe, A. (2016). Stärke statt Macht: Neue Autorität in Familie, Schule und Gemeinde. Vandenhoeck & Ruprecht
Prasad, Nivedita, Muckenfuss, Katrin, Foitzik, Andreas (Hrsg.)(2020). Recht vor Gnade. Bedeutung von Menschenrechtsentscheidungen für eine diskriminierungskritische (Soziale) Arbeit. Weinheim/Basel: Beltz Juventa.
Rohr, A., Omer, H., Aarts, M., Furman, B. (2021). Gelingende Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen: Neue Autorität, Marte Meo und Ich schaffs! (Beratung, Coaching, Supervision) Carl Auer Verlag
Schopp, J. & Tschöpe-Scheffler, S. (2019). Eltern Stärken. Die Dialogische Haltung in Seminar und Beratung: Ein Leitfaden für die Praxis. Sigrid Verlag Barbara Budrich
Stange, W. et al. (Hrsg.) (2012). Erziehungs- und Bildungspartnerschaften: Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Springer
Stange, W. et al. (Hrsg.) (2013). Erziehungs- und Bildungspartnerschaften: Praxisbuch zur Elternarbeit. Springer
Thomas Meysen, Katharina Lohse, Lydia Schönecker, Angela Smessaert (Hrsg.) (2022). Das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz – KJSG. Nomos
Tschöpe-Scheffler, S. (2009). Familie und Erziehung in der Sozialen Arbeit (Grundlagen Sozialer Arbeit). Wochenschau Verlag.
- Zusammenhang mit anderen Modulen
Das Modul ist Teil des Schwerpunktes „Kinder- und Jugendhilfe“ und steht damit in Zusammenhang mit den Modulen „Grundlagen der Kinder- und Jugendhilfe / Hilfe zur Erziehung und Interventionen“ und „Leistungen und Konzepte allgemeiner Förderung der Kinder- und Jugendhilfe“.
- Verwendbarkeit nach Studiengängen
- Soziale Arbeit
- Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)
- Modulpromotor*in
- Schneewind-Landowsky, Julia
- Lehrende
- Schneewind-Landowsky, Julia