Lernprozesse und Praxisanleitung

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 09.06.2023.

Modulkennung

22B1749

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

nur Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Besonderheiten des Moduls

Gruppenteilung anteilig für 2 SWS praktische Anleitung

Kurzbeschreibung

Die professionelle Berufsausübung und die Weiterentwicklung der beruflichen Praxis im Hebammenwesen hängen entscheidend von einem gelingenden Theorie-Praxis-Transfer und lebenslangen Lernprozessen ab. Studierende der Hebammenwissenschaft haben Anspruch auf eine gezielte Begleitung der berufspraktischen Einsätze durch Praxisanleitung und Praxisbegleitung, um eine bestmögliche berufliche Handlungskompetenz zu erlangen. Aufgabe der Praxisanleiter*innen ist eine schrittweise Hinführung der Lernenden/Studierenden zur Wahrnehmung der Tätigkeiten und Aufgabenbereiche der Hebamme in unterschiedlichen Settings. Der/die Praxisanleiter*in begleitet den Lernprozess der Lernenden/Studierenden während der berufspraktischen Einsätze und fungiert als Ansprechpartner*in für die verantwortliche Praxiseinrichtung und die Hochschule. Um diese Aufgabe übernehmen zu können und auch an der Gestaltung der Rahmenbedingungen aktiv mitzuwirken, bedarf es fundierter Kenntnisse zu Lehr- und Lernprozessen, zu Anleitungssituationen und zu den Voraussetzungen im Rahmen eines praxisintegrierenden Studiengangs. Dafür müssen auch die vorliegenden Bedingungen in der Praxis Aufmerksamkeit erfahren. Studierendenorientierte, selbstorganisierte Lernprozesse müssen unterstützt und im Rahmen einer respektvollen Beziehung begleitet werden. Darüber hinaus ist zur Entwicklung der Lehr-/Lernpersönlichkeit eine kontinuierliche Reflexion eigener individueller (Lern-)Erfahrungen und persönlicher Haltungen und Werte relevant und unabdingbar. Das Modul befähigt Hebammen, eine zentrale Rolle im Theorie-Praxis-Transfer zu übernehmen, eine strukturierte Anleitung von Lernenden (und Praktiker*innen) im Hebammenwesen zu planen, durchzuführen und zu evaluieren, Lernprozesse zu begleiten sowie die notwendigen Rahmenbedingungen mitzugestalten. Dadurch kann ein Beitrag für nachhaltige Veränderungen in der Hebammenarbeit geleistet werden.

Lehr-Lerninhalte

1. Lerntheorien

2. Lernen von Erwachsenen

3. Grundlagen der Didaktik

4. Lehr-Lern-Konzepte für praktische Anleitungssituationen

5. Grundlagen der Kompetenzentwicklung/Kompetenzorientierung

6. Anleitung von Lernenden und Praktiker*innen

7. Begriffsterminologien im Kontext von Anleitungssituationen

8. Anleitungszyklus

9. Rahmenbedingungen und Lernortkooperationen

10. Lernprozessbegleitung und -beurteilung

11. Planung, Durchführung, Evaluation und Dokumentation begleitender Gespräche

12. Beziehungsgestaltung, Gesprächsführung/Umgang mit Konflikten

13. Simulation und Reflektion von Anleitungssituationen                   

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
40SeminarPräsenz oder Online-
20ÜbungPräsenz oder Online-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
25Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
30Prüfungsvorbereitung-
10Literaturstudium-
10Selbsteinschätzung-
10Peer-Feedback-
5SonstigesArbeit am Berufs- und Lernportfolio
Weitere Erläuterungen

Die Lehr- und Lernformen fokussieren auf Wissen aneignende, Studierenden aktivierende und lernbegleitende Lehr-Lernformen. Vor dem Hintergrund der Inhalte und der Ziele des Moduls sowie eines kontinuierlichen Praxis- und Wissenschaftsbezuges sind folgende Methoden geeignet / zu empfehlen: Gruppenarbeit, Diskussionen, praktische Übungen, Rollenspiele, fallorientierte Methoden. Video-Feedback, Videoanalyse, Selbsteinschätzung und Peer-Feedback, Vorträge. Die erarbeiteten Inhalte sind in fallorientierte Anwendungsbeispiele zu übertragen.

Benotete Prüfungsleistung
  • Arbeitsprobe (praktisch) oder
  • mündliche Prüfung oder
  • Hausarbeit
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Auswahl der benoteten Prüfungsart aus den vorgegebenen Optionen obliegt dem*der jeweiligen Prüfer*in gemäß den jeweils gültigen Bestimmungen im Allgemeinen Teil der Prüfungsordnung (ATPO) sowie der Studienordnung für den Bachelorstudiengang Midwifery.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Für die im Modul zulässigen Prüfungsarten gelten jeweils die folgenden Orientierungswerte zum Umfang bzw. zur Dauer: 

Praktische Arbeitsprobe: in der Regel 30 Minuten 

Mündliche Prüfung: siehe gültige Bestimmungen im Allgemeinen Teil der Prüfungsordnung (ATPO)

Hausarbeit: in der Regel 15 Seiten

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

Siehe "Zusammenhang mit anderen Modulen"

Wissensverbreiterung

Die Studierenden können lernförderliche und lernhinderliche Rahmenbedingungen für Anleitungssituationen beschreiben. Die Studierenden können einen idealtypischen Anleitungszyklus darstellen und die einzelnen Phasen erklären. Die Studierenden können Lehr-Lernkonzepte für die praktische Anleitung benennen. Die Studierenden können Phasen kompetenzorientierter Lernprozesse skizzieren.

Wissensvertiefung

Die Studierenden können methodisch-didaktische Konzepte für die praktische Anleitung von Lernenden und Praktiker*innen im Hebammenwesen beschreiben. Die Studierenden können Bedingungen, unter denen Lehren und Lernen stattfinden, verstehen, analysieren und anpassen. Die Studierenden können den Nutzen von Praxis- und Forschungsprojekten für notwendige Veränderungsprozesse darlegen.

Wissensverständnis

Die Studierenden können die Notwendigkeit von geplanten Anleitungssituationen für die Qualifikation zur Hebamme einschätzen. Die Studierenden können die Bedeutung eines gelingenden Theorie-Praxis-Transfers für eine professionelle Handlungskompetenz von Hebammen und für die Gesundheit der betreuten Frauen und Familien begründen. Die Studierenden können die Notwendigkeit der Kompetenzorientierung für die theoretische und berufspraktische Qualifikation zur Hebamme beurteilen.

Nutzung und Transfer

Die Studierenden können strukturierte Anleitungssituationen und lernförderliche Ausbildungsbedingungen gestalten. Die Studierenden können Anleitungssituationen planen, durchführen und evaluieren. Die Studierenden können Lernende zielgerichtet in ihrem Lernprozess begleiten und unterstützen. Die Studierenden können gemeinsam mit der anzuleitenden Person realistische Ziele definieren und Strategien zur methodischen Umsetzung entwickeln. Die Studierenden können lernförderliche Reflexionsgespräche mit Lernenden und Praktiker*innen im Hebammenwesen führen. Die Studierenden können in ihren Handlungsfeldern Veränderungsbedarfe und Veränderungsoptionen erkennen, analysieren und entsprechende Problemlösungsstrategien entwickeln. Die Studierenden können Ideen für einen Transfer von neuem Wissen in die Praxis entwickeln und sich an der Umsetzung beteiligen.

Wissenschaftliche Innovation

Die Studierenden können methodisch-didaktische Konzepte für die praktische Anleitung von Lernenden und Praktiker*innen im Hebammenwesen auf ihre Anwendbarkeit und Effektivität überprüfen. Die Studierenden können Forschungsbedarfe für Lernprozesse erkennen und eine Bearbeitung organisieren. Die Studierenden können eine Implementierung neuer pädagogischer und didaktischer Konzepte kritisch beurteilen und bei Bedarf einen Transfer initiieren.

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden können lernförderliche Zielvereinbarungsgespräche und Reflexionsgespräche mit Lernenden und Praktiker*innen im Hebammenwesen führen. Die Studierenden können Veränderungsbedarfe erkennen, kommunizieren und interdisziplinär diskutieren. Die Studierenden können im Rahmen der Lernortkooperation eine Bindegliedfunktion zwischen dem Lernort Praxis und dem Lernort Theorie übernehmen. Die Studierenden können intra- und interdisziplinär ihre Anliegen vertreten und mit anderen Berufsgruppen kollegial kooperieren.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Die Studierenden sind in der Lage, die Anwendung ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten in der beruflichen Praxis kritisch zu überprüfen. Die Studierenden können Verantwortung für die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz von Studierenden übernehmen und die berufliche Identitätsbildung in ihrer Profession unterstützen. Die Studierenden können die Bedeutung kollegialer Beratung zur Qualitätssicherung ihrer Tätigkeit erkennen und nutzen. Die Studierenden können die Bedeutung lebenslanger Lernprozesse erkennen und zeigen die Bereitschaft, ihre Kompetenzen kontinuierlich weiter zu entwickeln. Die Studierenden können ihre persönliche Lernbiographie und ihre Haltungen reflektieren und ihre Bedeutung für die Begleitung von Lern- und Anleitungsprozessen erkennen.

Literatur

Die Literaturliste umfasst Vorschläge, die durch die Lehrenden ausgewählt, aktualisiert und erweitert werden:

Arnold, R. u. Erpenbeck, J. (2016): Wissen ist keine Kompetenz. Dialoge zur Kompetenzreifung. 4. unveränderte Auflage. Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler. Benner, P. (2012): Stufen zur Pflegekompetenz. From Novice to Expert. Aus dem Englischen von Martin Wengenroth. 2. Auflage. Bern: Hans Huber. Denzel, S. (2007): Praxisanleitung - beim Lernen begleiten. 3., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme Verlag. Gudjons, H.; Traub, S. (2020): Pädagogisches Grundwissen: Überblick - Kompendium – Studienbuch. 13. aktualisierte Auflage. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. Hellmers, C. (2002): Praxisanleitung in der Hebammenausbildung. Handlungsempfehlungen für Hebammen. Aachen: Shaker Verlag. Igl, G. (2020): Gesetz über das Studium und den Beruf von Hebammen (Hebammengesetz - HebG) Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen (HebStPrV). Gesetzes- und Verordnungsbegründungen – Erläuterungen. Heidelberg: Medhochzwei. International Confederation of Midwives (ICM) (2019): Essential Competencies for Midwifery Practice 2019 UPDATE. www.internationalmidwives.org . Kerres, Andrea; Wissing, Christiane; Wershofen, Birgit (Hg.) (2021): Skillslab in Pflege und Gesundheitsfachberufen. Intra- und interprofessionelle Lehrformate. 1st ed. 2021. Berlin: Springer (Studium Pflege, Therapie, Gesundheit). Kron, F. W. (2014): Grundwissen Didaktik. 6. überarbeitete Auflage. Stuttgart: UTB Verlag. Jank, W. und Meyer, H. (2021): Didaktische Modelle. 14.Auflage. Berlin. Cornelsen. KMK (2017). Kultusministerkonferenz: Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse. Im Zusammenwirken von Hochschulrektorenkonferenz und Kultusministerkonferenz und in Abstimmung mit Bundesministerium für Bildung und Forschung erarbeitet und von der Kultusministerkonferenz am 16.02.2017 beschlossen. Mamerow, R. (2021): Praxisanleitung in der Pflege. 7. Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer. Pehlke-Milde, J. (2009): Ein Kompetenzprofil für die Hebammenausbildung: Grundlage einer lernergebnisorientierten Curriculumsentwicklung. Dissertation. Online verfügbar. Poser, M.; Schneider, K. (2005): Leiten, Lehren und Beraten. Fallorientiertes Lehr- und Arbeitsbuch für Pflegemanager und Pflegepädagogen. Bern: Verlag Hans Huber

Quernheim, G. (2013): Spielend anleiten und beraten: Hilfen zur praktischen Pflegeausbildung. 4. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag/ Elsevier. Schewior-Popp, S. (1998): Handlungsorientiertes Lehren und Lernen in Pflege- und Rehabilitationsberufen. Stuttgart, New York: Thieme Verlag.

Zusammenhang mit anderen Modulen

Das Modul baut auf die Module der ersten drei Semester und damit auf die Erfahrungen aus der theoretischen und praktischen Ausbildung zur Hebamme und der sich anschließenden weiteren Berufserfahrung auf (Anrechnung beruflicher Kompetenzen/ Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Hebamme). Dieses Modul gehört zum Themenkomplex Wissenschafts- und Theorieverständnis. Es knüpft an die Module „Theoretische Grundlagen des Faches Midwifery“ und „Beratung, Kommunikation und evidenzbasierte Entscheidungsfindung“ an.  Es setzt Impulse für das Modul Praxisprojekt in den Versorgungsbereichen der Hebamme und für die Bachelorarbeit.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Midwifery
    • Midwifery, B.Sc. (01.03.2024)

    Modulpromotor*in
    • Hellmers, Claudia
    Lehrende
    • Hellmers, Claudia
    • Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Friederike
    • Adler, Inga
    Weitere Lehrende

    Zusätzlich weitere Lehrende der Fachgruppe Pflege- und Hebammenwissenschaft