Theoretische Grundlagen des Faches Midwifery

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 05.11.2024.

Modulkennung

22B1794

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

nur Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Besonderheiten des Moduls

Dieses Modul beinhaltet ein Begleitseminar zur Einführung in ein Studium übergreifendes Berufs- und Lernportfolio. Die Veranstaltung findet online statt und wird zu Beginn des Studiums der ersten Präsenzphase vorgeschaltet (Auftakt Lernprozessbegleitung).

Kurzbeschreibung

Die Fähigkeit, Erkenntnisse aus der Theorie mit den Anforderungen und Tätigkeiten in der Praxis zu verbinden sowie die eigene Arbeit kontinuierlich kritisch zu reflektieren und wiederum Fragen für die Theorie zu generieren, ist grundlegend für die Arbeit von Hebammen (Theorie-Praxis-Theorie-Transfer). Das Verhältnis von Theorie und Praxis steht in einer Praxisdisziplin in einem beständigen wechselseitigen Austausch und bedarf einer Ausrichtung auf individuelle Betreuungssituationen. Dabei bilden die wissenschaftliche Erforschung der Hebammenarbeit und die Entwicklung von Modellen und Theorien auf Basis von Forschungsergebnissen den Mittelpunkt der Hebammenwissenschaft. Die Basis für eine Verknüpfung von Theorie und Praxis bildet ein adäquates Verständnis von der Bedeutung, der Entwicklung, der Bewertung und der Implementierung von Theorien sowie für die Verknüpfung mit dem einzelnen Fall. Dieses Modul beinhaltet die Grundlagen der theoretischen Ansätze in der Hebammenwissenschaft und relevanter Bezugswissenschaften sowie deren Bedeutung für die Praxis. Zudem führt es in die Grundlagen zur Entwicklung einer umfassenden Fallkompetenz im Sinne des hermeneutischen Fallverstehens ein. Um den Bezug zu den Erfahrungen aus der eigenen praktischen Hebammentätigkeit herzustellen und diese Kompetenzen für das Studium nutzbar zu machen, soll darüber hinaus ein individuelles Berufs- und Lernportfolio entwickelt werden. Dazu soll unter Anleitung eine theoretisch fundierte Reflexion der jeweiligen Berufsbiographie erfolgen und anhand erster Fallbeschreibungen verdeutlicht werden.

Lehr-Lerninhalte

1. Reflexionsmodelle

2. Grundlagen zum Fallverstehen

3. Grundlagen der Theoriebildung

3.1 Theoriegeleitete Hebammenarbeit

3.2 Die Bedeutung von Wissenschaft, Forschung und Praxis für die Theorieentwicklung in der Hebammenwissenschaft

3.3 Die Bedeutung theoretischen Denkens für die Praxis und für das individuelle Fallverstehen

4. Ausgewählte Theorien, Modelle und Konzepte der Hebammenwissenschaft (exemplarisch z. B. Reva Rubin, Ramona Mercer, Joyce Thompson, Holly Kennedy)

5. Relevante Theorien, Modelle und Konzepte der Bezugswissenschaften (z. B. Antonovsky, Bowlby, Largo, Cierpka)

6. Entwicklungspsychologische Grundlagen

6.1 Aktuelle Theorien der Entwicklungspsychologie

6.2 Bedeutung der frühen Kindheit für die gesunde Entwicklung des Kindes (z. B. Bindung, Eltern-Kind-Interaktion, Entwicklung des Kindes, das frühgeborene Kind, Regulationsstörungen, Erziehungsstile)

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
55SeminarPräsenz oder Online-
10SonstigesPräsenz oder OnlineSelbsteinschätzung Berufs- und Lernportfolio
10betreute KleingruppenPräsenz oder Online-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
20SonstigesArbeit am Berufs- und Lernportfolio mit individueller Betreuung
15Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
25Prüfungsvorbereitung-
5Literaturstudium-
10Arbeit in Kleingruppen-
Weitere Erläuterungen

Die Veranstaltung wird seminaristisch durchgeführt; dazu arbeiten die Studierenden mit unterschiedlichen Seminarbeiträgen, Diskussionsrunden und ausgewählten Texten. Die zentralen Lehr- und Lernmethoden im Kontext des Moduls sind: Methoden zur (Selbst)Reflexion, Diskussionen, Fallarbeit, Gruppenarbeiten, Textanalysen. Die erarbeiteten Inhalte sind auf Anwendungsbeispiele zu übertragen. 

Unbenotete Prüfungsleistung
  • Praxisbericht (mündlich) oder
  • Hausarbeit oder
  • Lerntagebuch
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Auswahl der unbenoteten Prüfungsart aus den vorgegebenen Optionen obliegt dem*der jeweiligen Prüfer*in gemäß den jeweils gültigen Bestimmungen im Allgemeinen Teil der Prüfungsordnung (ATPO) sowie der Studienordnung für den Bachelorstudiengang Midwifery.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Für die im Modul zulässigen Prüfungsarten gelten jeweils die folgenden Orientierungswerte zum Umfang bzw. zur Dauer: 

Praxisbericht mündlich: in der Regel 15 Minuten 

Hausarbeit: in der Regel 10-15 Seiten

Lerntagebuch: in der Regel 10 Seiten

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

Siehe "Zusammenhang mit anderen Modulen"

Wissensverbreiterung

Die Studierenden können die zentralen Aussagen relevanter hebammenwissenschaftlicher Modelle, Konzepte und Theorien aus der Hebammenwissenschaft und den Bezugswissenschaften erläutern. Die Studierenden können den Prozess der induktiven und deduktiven Theorieentwicklung darstellen. Die Studierenden können Grundlagen zum Fallverstehen wiedergeben.

Wissensvertiefung

Die Studierenden können den Unterschied zwischen Konzepten, Modellen und Theorien beschreiben. Die Studierenden können die Bedeutung der Integration gesundheitsfördernder und präventiver Elemente in die Konzepte der Hebammenwissenschaft einschätzen. Die Studierenden können Entwicklungsschritte in der frühen Kindheit benennen und Abweichungen erkennen. Die Studierenden können elterliches Verhalten sowie die Dynamik in der frühen Eltern-Kind-Beziehung beschreiben und Einflussfaktoren identifizieren.

Wissensverständnis

Die Studierenden können die Reichweite von Theorien einordnen. Die Studierenden können die Bedeutung des theoriebasierten Handelns in der Hebammenarbeit einschätzen. Die Studierenden können den Nutzen der Forschung für die Theorieentwicklung beurteilen. Die Studierenden können den Stand der Theoriebildung in der eigenen Disziplin erkennen und in Beziehung zur Theoriebildung anderer Gesundheitsfachberufe setzen. Die Studierenden können die Bedeutung des interaktiven personenbezogenen Fallverstehens für die professionelle Beziehungsarbeit verstehen.

Nutzung und Transfer

Die Studierenden können theoretische Konzepte in der Hebammenarbeit anwenden. Die Studierenden können den Transfer theoretischer Konzepte in verschiedene Settings der Hebammenversorgung bewerten. Die Studierenden können entwicklungspsychologische Erkenntnisse für den Betreuungsprozess von Frauen und Familien anwenden und bisheriges eigenes Handeln entlang der Theorien reflektieren. Die Studierenden können die erforderlichen Voraussetzungen für die Implementierung eines Konzeptes in die Praxis ermitteln.

Wissenschaftliche Innovation

Die Studierenden können notwendige Modifizierungen von Modellen und Theorien begründen. Die Studierenden können Ansätze zur empirischen Fundierung für theoretische Konzepte und Modelle entwickeln.

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden können die Auswirkungen des institutionellen Rahmens auf die Umsetzung theoretischer Konzepte analysieren und veranschaulichen. Die Studierenden können die Umsetzbarkeit von Konzepten im beruflichen Handlungsfeld diskutieren. Die Studierenden können fallorientierte Handlungssituationen präsentieren und sich einem fach(-wissenschaftlichen) Diskurs stellen.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Die Studierenden können ihre Fähigkeiten, Stärken und ihren Lernbedarf einschätzen. Die Studierenden können ihr eigenes Handeln in der Berufspraxis kritisch reflektieren. Die Studierenden können ihr berufliches Handeln theoriebasiert begründen. Die Studierenden können die Bedeutung lebenslanger Lernprozesse einordnen.

Literatur

Die Literaturliste umfasst Vorschläge, die durch die Lehrenden ausgewählt, aktualisiert und erweitert werden:

Antonovsky, A. (1997): Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Deutsche erweiterte Herausgabe von Alexa Franke. Tübingen: Dgvt-Verlag. Berk, L. (2019): Entwicklungspsychologie. Pearson Studium. Bowlby, J. (2021): Frühe Bindung und kindliche Entwicklung. 8. Auflage. München, Basel. Reinhardt. Brisch, K. H.; Hellbrügge, T. (Hrsg.) (2008): Der Säugling – Bindung, Neurobiologie und Gene. Stuttgart: Klett-Cotta. Brisch, K. H. (2022): Entstehung von Beziehungen: Die Bindungstheorie. In: Adler, R., J. Herrmann, K. Köhle, O. W. Schonecke, T. von Uexküll und W. Wesiack (Hrsg.) Psychosomatische Medizin. Modelle ärztlichen Denkens und Handelns. München (Urban & Schwarzenberg). Bryar, R. M. (2003): Theorie und Hebammenpraxis. Bern. Hans Huber. Cierpka, M. (2014) Frühe Kindheit 0-3 Jahre. Beratung und Psychotherapie für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern. Springer. Cignacco, E. [Hrsg.] (2006): Hebammenarbeit. Assessment, Diagnosen und Interventionen. Bern. Hans Huber. Dunkley, J. (2003): Gesundheitsförderung und Hebammenpraxis. Bern. Hans Huber. Grossmann, K. & Grossmann, K.E. (2012): Bindungen - Das Gefüge psychischer Sicherheit. Völlig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Klett-Cotta. Kavemann, B.; Kreyssieg, U. (Hrsg.) (2013): Handbuch Kinder und häusliche Gewalt. 3. Auflage. Wiesbaden: Springer Fachmedien. Largo R.H., Jenni O.G. (2005): Das Zürcher Fit-Konzept. Familiendynamik, Interdisziplinäre Zeitschrift für systemorientierte Praxis und Forschung, Klett-Cotta, Stuttgart, 111-127. Lohaus, A.; Vierhaus, M. (2015): Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters für Bachelor. 3. Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag. Neumann-Ponesch, S. (2021): Modelle und Theorien in der Pflege. 5., aktualisierte und ergänzte Auflage. Wien. Facultas Universitätsverlag. Schneewind, K.A. (2012): Erziehungsstile. In: Stange W., Krüger R., Henschel A., Schmitt C. (eds) Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Welter-Enderlin, R.; Hildenbrand, B. (2012): Resilienz - Gedeihen trotz widriger Umstände. 4. unveränderte Auflage. Heidelberg: Carl-Auer Verlag. Wydler, H.; Kolip, P.; Abel, T. (2010): Salutogenese und Kohärenzgefühl. Grundlagen, Empirie und Praxis eines gesundheitswissenschaftlichen Konzepts. 4. Auflage. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz Juventa.

Zusammenhang mit anderen Modulen

Das Modul baut auf die Module der ersten drei Semester und damit auf die Erfahrungen aus der theoretischen und praktischen Ausbildung zur Hebamme und der sich anschließenden weiteren Berufserfahrung auf (Anrechnung beruflicher Kompetenzen/ Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Hebamme). Dieses Modul gehört zum Themenkomplex Wissenschafts- und Theorieverständnis und legt erste Grundlagen insbesondere für das Modul „Empirische Sozialforschung und Statistik im Fach Midwifery“, das Modul „Beratung, Kommunikation und evidenzbasierte Entscheidungsfindung“ sowie das Modul „Versorgungskonzepte und Kooperation in der Versorgungsgestaltung“. Es gibt zudem Impulse für das Modul „Gesundheitsförderung und Prävention im Kontext nutzerinnenorientierter Versorgungsgestaltung“, das parallel stattfindet. Im Hinblick auf das Studium übergreifende Berufs- und Lernportfolio, das in diesem Modul den Auftakt bildet, werden Verbindungen zu allen Modulen des Studiengangs gelegt.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Midwifery
    • Midwifery, B.Sc. (01.03.2024)

    Modulpromotor*in
    • Hellmers, Claudia
    Lehrende
    • Hellmers, Claudia
    • Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Friederike
    • Schneewind-Landowsky, Julia
    Weitere Lehrende

    zusätzlich weitere Lehrende der Fachgruppe Pflege- und Hebammenwissenschaft