Fortgeschrittene Anwendung evidenzbasierter Praxis: Hals- und Brustwirbelsäule und obere Extremität

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 11.03.2025.

Modulkennung

22M0707

Niveaustufe

Master

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

nur Wintersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

In diesem Modul werden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Diagnostik und Behandlung von neuromuskuloskelettalen Beschwerden im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule sowie der oberen Extremität auf theoretischer Ebene vertieft und mittels Testverfahren und Behandlungstechniken praktisch angewandt. Die Testverfahren stellen unter anderem spezielle evidenzbasierte klinische Messinstrumente dar, welche erläutert und angewendet werden. Durch diese Inhalte wird der Clinical Reasoning Prozess vertieft und gestärkt. Die Bedeutung der evidenzbasierten Therapie wird in diesem Modul besonders hervorgehoben.

Lehr-Lerninhalte

Vertiefung und Reflexion neuromuskuloskelettaler Behandlungs- und Untersuchungstechniken sowie neuromuskuloskelettaler Funktionsstörungen des oberen Quadranten (Kopf-, Nacken- und Armregion).

Block 1

  • Schmerzdiagnostik, Assessment und Behandlung 
  • Schmerzmechanismen in Theorie und klinischer Präsentation 
  • Schmerzmanagementstrategien
  • Theorie neurodynamischer Behandlung des oberen Quadranten
  • Neurodynamische Differenzierungsprozedere und Behandlung des oberen Quadranten 
  • Spezielle neuromuskuloskelettale Testverfahren für den oberen Quadranten
  • Einflüsse von unterschiedlichen Fachgebieten und Settings auf das Krankheitserleben und die Behandlung eines Patienten

Block 2

  • Muskuloskelettale Dysbalance, Syndrome und Manipulation
  • Theorie zur Motorischen Kontrolle des oberen Quadranten
  • Zervikale Instabilität
    • Assessment und Behandlung
    • Theorie zu zervikaler und thorakaler Manipulation inklusive (Kontra-)Indikationen
    • Patientenvorstellung und Clinical Reasoning

Block 3

  • Klinische Muster des oberen Quadranten und Behandlung
  • Vertiefte neuromuskuloskelettale Funktionsdiagnose und Behandlung des oberen Quadranten
  • Vertiefung Klinischer Muster wie zervikaler Kopfschmerz, Whiplash Associated Disorders (WAD), Complex Regional Pain Syndrom (CRPS) 1 und 2, Concussion
  • Schulterinstabilität
  • Zervikale und thorakale Manipulationen
  • Manipulation „Safety“ Test nach IFOMPT Richtlinien
  • Manipulationstechniken der Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule

Block 4

  • Manipulationen -Theorie
  • Indikationen und Kontraindikationen zu Manipulationen an Hals- und Brustwirbelsäule (IFOMPT Framework für Manipulationen)
  • Wissenschaftliche Evidenz zu Manipulationen
  • Manipulationstechniken der Hals- und Brustwirbelsäule

IFOMPT-Kriterien: A1; D1, 2, 3, 4, 5, 6; K1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13; S1, 2, 4, 8

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
60SeminarPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
90SonstigesPraktisch: Fertigkeiten üben
Benotete Prüfungsleistung
  • Portfolio-Prüfungsleistung
Unbenotete Prüfungsleistung
  • regelmäßige Teilnahme
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Auswahl der benoteten und unbenoteten Prüfungsarten aus den vorgegebenen Optionen obliegt der jeweiligen Lehrperson. Diese hält sich dabei an die jeweils gültige Studienordnung.

Die Portfolio-Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und besteht aus einer einstündigen Klausur (K1) und einer praktischen Arbeitsprobe (APP). Die K1 wird mit 30 Punkten und die APP wird mit 70 Punkten gewichtet. 

Die aufgeführten Optionen für unbenotete Prüfungsleistungen im Modul werden als unterstützende Instrumente zur Vorbereitung auf die benotete(n) Prüfungsleistung(en) verstanden.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Für die im Modul zulässigen Prüfungsarten gelten jeweils die folgenden Angaben zum Umfang bzw. zur Dauer

  • Klausur (K1 -60 Min.) siehe jeweils gültige Studienordnung
  • Arbeitsprobe praktisch (APP): Dauer ca.  45 Min.

Regelmäßige Teilnahme: siehe Allgemeiner Teil der Prüfungsordnung

Die Anforderungen werden in der jeweiligen Veranstaltung konkretisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

"Vertiefung und Anwendung evidenzbasierter Praxis: Lendenwirbelsäule und untere Extremität", "Vertiefung und Anwendung evidenzbasierter Praxis: Hals- und Brustwirbelsäule und obere Extremität".

Wissensverbreiterung

Die Studierenden erweitern ihr Wissen zu Theorien von muskulären Dysbalancen, neurodynamischen Behandlungen und Manipulationen des oberen Körperquadranten. Sie kennen Behandlungsprinzipien des oberen Körperquadranten, neurodynamische Test- und Differenzierungsprinzipien des oberen Quadranten, deren zugrundeliegende Theorien und können diese vor dem individuellen Hintergrund (Fachgebiet/Setting) eines Patienten interpretieren. Dieses Wissen bildet die Voraussetzung für die Erfassung klinisch relevanter Informationen und Zusammenhänge.Zervikale Instabilitäten sind bekannt, mögliche Testverfahren und Anwendungsmöglichkeiten können durchgeführt werden. Es besteht ein ausführliches Hintergrundwissen über aktuelle Evidenzen und Literaturquellen bezüglich der zu Grunde liegende Schmerzmechanismen, Managementstrategien und Behandlungsansätze. Die Indikationen und Kontraindikationen für zervikale und thorakale Manipulationen sind den Studierenden bekannt. Sie sind in der Lage, eine sichere und indikationsspezifische Manipulationseinstellung durchzuführen und diese kritisch im Rahmen des biopsychosozialen Modells zu diskutieren und zu rechtfertigen. Das Prinzip von Muscle-Balance kann auf den oberen Körperquadranten angewendet werden. Die Studierenden können einen Befund und eine Behandlung aus Sicht des motorischen Kontroll-Prinzips durchführen. Sie verstehen die Einteilung von Bewegungsdysfunktionen, Muskelkrafteinteilungen und Managementstrategien im Kontext des biopsychosozialen Modells. Die Studierenden sind in der Lage, entsprechend der individuellen Situation des Patienten (Setting, Fachgebiet) zu reagieren und ein effizientes Management einzuleiten. Es können manualtherapeutische und motorische Testverfahren sinnvoll und effizient in das Management der muskuloskelettale Behandlung integriert werden. Es werden Wissenstransferleistungen zwischen manualtherapeutischen und Lebensstil- betreuenden Inhalten/Prinzipien durchgeführt, um die bestmögliche patientenzentrierte Behandlung zu ermöglichen.

Wissensvertiefung

Die Studierenden verfügen über vertieftes und detailliertes Verständnis von biomedizinischen und biopsychosozialen Modellen im Rahmen des Managements chronischer Kopf-, Nacken- und Schulterarmprobleme. Sie kennen neueste Theorien zu Schmerzmechanismen sowie deren klinische Ausprägungen und Management. Die Studierenden identifizieren externe Evidenz und prüfen sie auf ihren Nutzen. Sie erweitern ihr Wissen zu klinischen Zusammenhängen, auf dessen Grundlage sie klinische Muster bilden und therapeutische Entscheidungen treffen. Sie vertiefen ihr Wissen zu klinischen Mustern des oberen Körperquadranten und dessen Behandlung. Über das vertiefte Wissen hinsichtlich der Manuellen Therapie hinaus sind sie in der Lage, neuromuskuloskelettale Forschung und Wissenschaft direkt in die Patientenbehandlung einfließen zu lassen.

Wissensverständnis

Die Studierenden entwickeln ihre Clinical Reasoning Fähigkeiten weiter. Durch die Vernetzung der Wissensgrundlagen mit klinischen Erfahrungen entwickeln sie klinische Muster, auf die sie insbesondere in vertrauten Situationen zugreifen können. In unbekannten und neuen, komplexen klinischen Situationen nutzen sie unterschiedliche Reasoning Strategien. In der Auswahl ihrer Clinical Reasoning Strategie sind sie flexibel und schnell. Sie greifen auf „Forward Reasoning“ zu, um komplizierte klinische Muster wie z. B. Whiplash Associated Disorders (WAD), zervikale Instabilität, chronische radikuläre Syndrome, zervikale Spinalkanalstenose, Complex Regional Pain Syndrom, Commotio Cerebri und  kraniomandibuläre Dysfunktionen zu erkennen. Dabei reflektieren sie ihr Vorgehen selbstständig und kontinuierlich und entwickeln ihre therapeutischen Fähigkeiten im Sinne des Continuing Professional Development weiter.

Nutzung und Transfer

Erkennen von klinischen Mustern und Anwenden der Fähigkeiten in der täglichen Praxis

Die Studierenden interpretieren externe Evidenzen im Rahmen von Funktionsstörungen und Schmerzen der zervikalen und thorakalen Wirbelsäule, der kraniomandibulären Region sowie der Schulter-, Ellenbogen- und Handregion auf ihren Nutzen hin und wenden sie fallbezogen am Patienten an. Die Studierenden verfügen über vertiefte Fähigkeiten zur Durchführung der klinischen Untersuchung und Behandlung der Brust- und Halswirbelsäule und der oberen Extremitäten. Dabei berücksichtigen sie neuroorthopädische Differentialdiagnosen dieser Regionen. Die Studierenden verfügen über fortgeschrittene Fähigkeiten im Bereich der Behandlungstechniken Mobilisation, Manipulation, Neurodynamik, Übungen und Selbstmanagement des oberen Quadranten. Sie sind in der Lage, bei komplizierten Symptombildern des oberen Quadranten, Informationen zur neuromuskuloskelettalen Diagnose sowie zu Indikationen und Kontraindikationen der Manuellen Therapie richtig einzuschätzen.

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden wenden ihre kommunikativen Fähigkeiten an, um umfassende Informationen über die Art der Beschwerden des Patienten zu erhalten. Sie sind in der Lage, Patienten, Angehörigen, Kollegen und Fachvertretern Ursache-Wirkungszusammenhänge schlüssig und umfassend zu erklären und ihre therapeutischen Entscheidungen zu vertreten. Die Studierenden übernehmen im therapeutischen Team Verantwortung für die Implementation von Evidenzen und neuen Behandlungsansätzen in der Therapie des oberen Körperquadranten. Sie sind in der Lage, ihr Clinical Reasoning gegenüber Laien, Kollegen und angehenden Therapeuten verbal zu äußern.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Evidenzbasiertes Wissen kann in manualtherapeutische Fähigkeiten und Fertigkeiten umgesetz werden.

Literatur

  • Jull GA (1988): The accuracy of manual diagnosis for cervical zygapophyseal joint pain syndromes. Med J Austr 148: 233 – 236.
  • Grant R (ed.) (1994): Physical Therapy of the Cervical and Thoracic Spine, 2nd ed. Churchill Livingstone, Edinburgh.
  • Butler D (2000): The Sensitive Nervous System. Adelaide, Australia, Noigroup Publications.
  • Froböse I, Nellessen-Martens G, Wilke C (2009): Training in der Therapie. Grundlagen und Praxis. 3. Auflage. Elsevier, Urban & Fischer-Verlag.
  • Hollmann W, Strüder HK (2009): Sportmedizin: Grundlagen für körperliche Aktivität, Training und Präventivmedizin, 5. Auflage.Schattauer-Verlag.
  • Westerhuis, P, Wiesner, R (2018): Klinische Muster in der Manuelle Therapie, Thieme, Stuttgart, 2. Auflage.
  • Jull G, Moore A, Falla D, Lewis J, McCarthy C, Sterling M (2015) Grieve’s Modern Musculoskeletal Physiotherapy, 4th Edition, Elsevier, Edinburgh.
  • Fernandes de las Penas C, Cleland J, Dommerholt J (2015) Manual Therapy for Musculoskeletal Pain Syndroms, 1st Edition, Elsevier, Edinburgh.(2019)
  • Jull G., F.D., Treleaven J., O’leary S., Lewis J.S., Management of Neck Pain Disorders: a Research-Informed Appoach. Vol. 1. 2019: Elsevier.
  • Blanpied, P.R., et al., Neck Pain: Revision 2017. J Orthop Sports Phys Ther, 2017. 47(7): p. A1-A83.
  • Shahidi, B., D. Curran-Everett, and K.S. Maluf, Psychosocial, Physical, and Neurophysiological Risk Factors for Chronic Neck Pain: A Prospective Inception Cohort Study. J Pain, 2015. 16(12): p. 1288-1299.
  • Walton, D.M., et al., An Overview of Systematic Reviews on Prognostic Factors in Neck Pain: Results from the International Collaboration on Neck Pain (ICON) Project. Open Orthop J, 2013. 7: p. 494-505.
  • Falla, D, Cook, C, Lewis, J, McCarthy, C, Sterling, M (2024): Grieve’s Modern Musculoskeletal Physiotherapy, Elsevier LTD
  • Ballenberger, N (2025): Evidenzbasierte Assessments in der Muskuloskelettalen Physiotherapie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH
  • Aktuelle wissenschaftliche Studien, die sich mit der Modulthematik befassen, werden in die Veranstaltungen eingebunden.

Zusammenhang mit anderen Modulen

Dieses Modul ist ein Aufbau des Moduls "Fortgeschrittene Anwendung evidenzbasierter Praxis: Zervikale Wirbelsäule und obere Extremität" und dient als Vorbereitung zum Modul "Klinische Muster in der Manuellen Therapie und Vertiefung der motorischen Kontrolle" (4. Semester).

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Muskuloskelettale Therapie (Manuelle Therapie – OMT)
    • Muskuloskelettale Therapie (Manuelle Therapie - OMT) (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Piekartz, Harry
    Lehrende
    • Person unbekannt
    • Timpe, Timo
    • Kapitza, Camilla
    • Piekartz, Harry