Solmisation und Ensembleleitung
- Fakultät
Institut für Musik
- Version
Version 12.0 vom 09.04.2021
- Modulkennung
66B6206
- Modulname (englisch)
Solmisation and Ensemble Direction
- Studiengänge mit diesem Modul
Musikerziehung - Klassik (B.A.)
- Niveaustufe
1
- Kurzbeschreibung
Die relative Solmisation (RS) ist ein auf Guido von Arezzo (11. Jh.) zurückgehendes Modell zum auditiven Erfahren diatonischer Intervallverhältnisse und melodischer Strukturen. Modifiziert im Laufe der Jahrhunderte erhielt die RS eine wesentliche Bereicherung durch die von John Curwen im 19. Jahrhundert eingeführten Handzeichen für die 7 Tonstufen Do-Re-Mi-Fa-So-La-Ti. Durch die Verbindung von Optik und Klang entsteht eine intensivierte Wahrnehmung musikalischer Vorgänge und eine nachhaltige musikalische Memorierfähigkeit. Das Solmisations-Vokabular verhindert daher theoretische Betrachtung ohne klanglich vorgestellte Fundierung. Insofern ist dies eine Methodik, die besonders im Kindesalter sinnvoll angewendet werden kann, und nicht nur für den Gesangs-, sondern auch für den Instrumentalunterricht wertvolle Hilfe zur musikalischen Vorstellungsfähigkeit darstellt. In neuerer Zeit hat sich vor allem diese Form des inneren Hörvorgangs im Begriff der AUDIATION (E. E. Gordon) gebündelt zum Verständnis für alle Formen cheironomischer (= durch Handzeichen dargestellte melodische oder harmonische Vorgänge) musikvermittelnder Praktiken.Die Tonika-Do-Methode ist eine Variante der RS, wendet das gleiche Silbenmaterial an, versteht sich aber mehr als eine besondere Form der singend erarbeiteten melodischen Hörerziehung, in dem das "Do" der Grundton aller Modi ist. Beide Methoden vermitteln eine solide Basis für die zu entwickelnde Fähigkeit des Prima-Vista-Singens bei den Studierenden, ohne die eine sinnvolle pädagogische und künstlerische Tätigkeit nicht denkbar ist.
Das Modul Ensembleleitung zählt zu den wichtigsten berufsorientieren Ergänzungsfächern im instrumental- und vokalpädagogischen Studium. Die Leitung instrumentaler, vokaler oder gemischter Ensembles ist in den Arbeitsbereichen Musikschule, Musizieren bzw. Singen mit Schulkassen (Klassenmusizieren/Singklasse) zu einem unverzichtbaren Bestandteil der musikpädagogischen Berufsausübung geworden. Die Teilbereiche "Dirigieren" und "Probentechnik" erhalten dabei das ihnen gebührende Gewicht.
- Lehrinhalte
Ensembleleitung:
• Funktion des Dirigenten und die daraus resultierenden Verhaltenskonsequenzen• Probenvorbereitung• Probendurchführung• Probenauswertung• Haltung• kommunikative Kompetenzen• Körperliche und schlagtechnische Grundlagen• Schlagfiguren in den wichtigsten gebräuchlichen Taktarten; Zusammenfassung von Zählzeiten• verschiedene Formen des Einsatz-Gebens auf unterschiedlichen Zählzeiten• Auftakte und Schlüsse in ihrer musikalischen Diktion und technischen Realisierung• Übungen zur unabhängigen Bewegung beider Hände; Dynamik und Phrasierung• Anwendung der Kenntnisse und dirigentischen Grundfähigkeiten bei der Einstudierung• Probenvorbereitung• Probendurchführung• Probenauswertung• kommunikative Kompetenzen bei der Arbeit mit verschieden besetzten Instrumental- und Vokalgruppen• Ensemble-Organisation Fragen der räumlichen Position • Literaturkunde sowie Einsatz eigener Arrangements
- Lernergebnisse / Kompetenzziele
Wissensverbreiterung
Relative Solmisation:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind in der Lage, jede tonale Melodie und jede einfache Harmoniefolge mit dem Vokabular der RS einschließlich Alterationen zu benennen und die entsprechenden Einordnungen vorzunehmen. Sie kennen die theoretischen Grundzüge der methodischen Verfahren.
Tonika-Do-Methode:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, können Melodien, deren Grundton bestimmbar ist, kompetent beschreiben und singend wiedergeben. Sie haben die Kompetenz, auch in der vokalen oder instrumentalen pädagogischen Praxis mittels der Tonika-Methode musiktheoretische Inhalte zu vermitteln sowie basale Anregungen zur Improvisation und Komposition im tonalen und modalen Kontext zu geben.
Ensembleleitung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, verfügen über die erforderlichen Kenntnisse, wie man sich auf eine Probe vorbereitet, welche Ausgangsposition einzunehmen ist, auf welche Weise Einsätze und Schlüsse gegeben werden, und welche Rolle die Atmung und Mimik dabei spielt. Sie kennen die verschiedenen Grundschlagarten, wissen, wie der differenzierte Einsatz der beiden Arme für die musikalische Gestaltung erfolgt, welche methodischen Gestaltungsmöglichkeiten in den verschiedenen Phasen der Probenarbeit angewendet werden können, worin der Unterschied in der Probenarbeit zwischen vokalen und instrumentalen Gruppierungen besteht, und welche Indikatoren zur Gründung oder Weiterführung eines Ensembles von Bedeutung sind.
Wissensvertiefung
Solmisation:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, verfügen über detailliertes Wissen in Theorie und Praxis der RS und der Tonika-Do-Methode und können sich von hier aus auch weiteren cheironomischen Konzepten ggf. ergänzend zuwenden (z.B. Ward-Methode)
Ensembleleitung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, vertiefen Kenntnisse aus der Instrumentenkunde, der Partiturkunde sowie der Musiktheorie im praktischen Umgang mit Ensemble-Stücken und deren Rezeption aus Sicht der praktischen Umsetzung bezogen auf unterschiedliche Ensemblestrukturen.
Ensembleleitung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, vertiefen Kenntnisse aus der Instrumentenkunde, der Partiturkunde sowie der Musiktheorie im praktischen Umgang mit Ensemble-Stücken und deren Rezeption aus Sicht der Praktikabilität für diverse Ensemblestrukturen.
Können - instrumentale Kompetenz
Solmisation:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind in der Lage, die Methodiken der relativen Solmisation und der Tonika-Do-Methode zu verknüpfen und praktisch im Vom-Blatt-Singen, in der elementaren Komposition sowie in der melodischen Analyse kompetent zu vermitteln.
Ensembleleitung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind in der Lage, die Probenarbeit für ein vokales oder instrumentales Ensemble vorzubereiten und durchzuführen. Sie verfügen über die für öffentliche Auftritte mit einem Ensemble erforderlichen dirigentischen Fähigkeiten und sind mit der Organisation eines Ensembles weitgehend vertraut.
Können - kommunikative Kompetenz
Solmisation:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind befähigt, die Unterschiede in den Ansätzen der RS und der Tonika-Do-Methode zu erkennen, und ihre jeweiligen konzeptionellen Grundansichten zu verstehen.
Ensembleleitung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, nutzen ensemblespezifische pädagogische Erkenntnisse ebenso wie instrumental- und vokaldidaktische Grundlagen, um im musikpädagogischen Beruf Ensembles unterschiedlicher Besetzungen und Niveaustufen professionell aufzubauen und zu führen.
Können - systemische Kompetenz
Solmisation:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, wenden rezipierte Inhalte der in Teilen unterschiedlichen Fach-Ansätze der relativen Solmisation und der Tonika-Methode in ihren differenten pädagogischen Praxisfeldern an. Sie sind in der Lage, diese Fachbereiche auch inhaltlich auf ihre speziellen Fachausrichtungen hin zu modifizieren und zu erweitern.
Ensembleleitung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, reflektieren die Aufgaben der Ensembleleitung sowohl aus dirigentischer als auch musizierpraktischer Sicht heraus. Sie bewerten Literatur, Spiel- und Singfähigkeit der Ensemblemitglieder, akustische Grundlagen und probenmethodische Fragen anhand der im Modul erworbenen Erkenntnisse ebenso wie aus den ihnen bekannten instrumental- und vokaldidaktischen Blickwinkeln.
- Lehr-/Lernmethoden
Relative Solmisation:Die Veranstaltung ist ein Seminar mit starkem Praxisanteil. Die Veranstaltungsmethodik führt über das Mit- und Nachmachen zum selbständigen Handeln. Sie versucht, die Fähigkeit zum eigenständigen Formulieren der Prozesse zu entwickeln.
Tonika-Do-Methode:Die Lehrveranstaltung bietet neben den theoretischen Grundlagen vor allem Praxis durch eigene Sing- und Schreibübungen. Darüber hinaus werden Hörbeispiele eingesetzt, anhand derer vor allem die do-basierte sichere Bestimmung der in der Musik verwendeten Modi von Bedeutung ist.
Prima-Vista-Singen: Praktische Übungen.
Enembleleitung:Gruppenarbeit, Übungen im Kurs, ggf. Hospitationen in bestehenden Ensembles an der Musik- und Kunstschule Osnabrück sowie anderen Partnern des IfM (insbesondere den angeschlossenen Partnerschulen).
- Empfohlene Vorkenntnisse
Rhythmische Grundlagen aus der Gehörbildung des ersten Studienjahres, gleichzeitiger Besuch der Lehrveranstaltung "Instrumentenkunde".
- Modulpromotor
Holland-Moritz, Thomas
- Lehrende
- Putzke, Hanna Margarete
- Heygster, Malte
- Schmoll, Michael
- Leistungspunkte
5
- Lehr-/Lernkonzept
Workload Dozentengebunden Std. Workload Lehrtyp 27 Seminare 56 Seminare Workload Dozentenungebunden Std. Workload Lehrtyp 30 Veranstaltungsvor-/-nachbereitung 30 Prüfungsvorbereitung
- Literatur
- Relative Solmisation:
- 1. Heygster, Relative Solmisation. Grundlagen, Materialien, Unterrichtsverfahren, Mainz: Schott, 2012.
- 2. Michael Schmoll und Michael Blume, Tonika-Do-Methode (Manuskript, zur Veröffentlichung vorgesehen).
Ensembleleitung: - 1. Schaper, Heinz-Christian, Dirigieren compact, Mainz: Schott Verlag.
- 2. Bastian, Hans Günther und Wilfried Fischer, Handbuch der Chorleitung, Mainz: Schott, 2006.
- 3. Lukoschek, Hans, Dirigierkurs, Köln: Tonger, 1998.
- 4. Völkl, Helmut, Praxishandbuch Chorleitung. Loseblattsammlung (mit Artikeln von Michael Schmoll), Stuttgart: Edition Dr. Völkl, cantus mundi, 2001–2004.
- 5. Wolschke, Martin, Elementare Dirigierlehre, Mainz: Schott.
- 6. Bimberg Siegfried (Hrsg.), Handbuch der Chorleitung, Deutscher Verlag für Musik, 1981.
- 7. B. Rucha, Crashkurs Dirigieren, Mainz: Schott, 2016.
- 8. R. Göstl, Chorleitfaden Band 1 und 2, Conbrio, 2006/2008.
- Unbenotete Prüfungsleistung
Künstlerische Prüfung
- Prüfungsanforderungen
Die Prüfungsanforderungen werden kursintern festgesetzt.
- Dauer
2 Semester
- Angebotsfrequenz
Wintersemester und Sommersemester
- Lehrsprache
Deutsch