Fach- und Führungskräftemangel permanente Herausforderung für Krankenhäuser Mittwoch, 6. Dezember 2023
Jahresfachtagung des Studiengangs Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen (BIG) an der Hochschule Osnabrück zur Personalnot und anstehenden Krankenhausreform
Vor dem Hintergrund des Fach- und Führungskräftemangels in der Krankenhausbranche und den zu erwartenden Strukturveränderungen als Folge der anstehenden Krankenhausreform, referierten Kooperationspartner*innen aus der Praxis zum Thema „Personalpolitik – eine permanente Aufgabe für Krankenhäuser“. Zum fachlichen Einstieg in das Thema erläuterte Studiengangbeauftragte Prof. Dr. Julia Oswald den Zusammenhang von Krankenhausleistungen, Finanzierung und Personal im Kontext der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen.
Niels-Stensen-Kliniken testen neue Arbeitszeitangebote
Zum personalpolitischen Handlungsbedarf aus Sicht eines Krankenhausverbundes referierte Dr. Bernd Runde, Geschäftsführer der Niels-Stensen-Kliniken. Er skizzierte die Auswirkungen der Krankenhausreform auf die Entwicklung der Klinikgruppe. Dazu zählen die Notwendigkeit, medizinische Leistungsangebote zu konzentrieren und die ambulante Versorgung am Krankenhaus auszubauen. Am Beispiel des Standortes Ankum erläuterte Runde, was Strukturveränderungen für das Personal und das Personalmanagement bedeuten können. Das Krankenhaus in Ankum wurde vor einigen Monaten in ein regionales Gesundheitszentrum umgewandelt. Darüber hinaus wies der Geschäftsführer auf die hohe Bedeutung von guter Führung hin und sprach über Konzepte und Maßnahmen, die der Verbund zur Gewinnung und Bindung von Pflegekräften, Ärzt*innen sowie Mitarbeitenden anderer Berufsgruppen entwickelt und in Teilen bereits umsetzt: Neue Arbeitszeitangebote, wie die Wahlarbeitszeit, die 4-Tage-Woche, (Lebens-)Arbeitszeitkonten, JobSharing, Remote-Arbeit und andere.
Krankenhauspersonal auf den anstehenden Wandel vorbereiten und einbinden
Dr. Matthias Bracht, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums Region Hannover, stellte die Herausforderungen für das Krankenhausmanagement dar, die sich bei einer veränderten Medizinstrategie ergeben. Bracht berichtete, wie die Unternehmensleitung bei der Entwicklung der Standortstrategie und medizinischen Profilierung vorgegangen ist. Angefangen mit einer Marktanalyse, über Workshops und ökonomische Bewertungen bis hin zur Kommunikation und Aufklärung. Der Referent skizzierte den Rahmen der strategischen Ausrichtung des Klinikums, der sich aus dem Versorgungsauftrag, dem Leistungsspektrum, den Strukturvorgaben, der Finanzierung und dem Krankenhauspersonal zusammensetze. Mit Blick auf die Mitarbeitenden schilderte der Geschäftsführer, wie diese auf die anstehenden Veränderungsprozesse vorbereitet werden und wie eine interne Geschlossenheit als wesentliche Voraussetzung für den Wandel erreicht werden konnte.
Aus Sicht der Krankenkassen sprach Dr. Simon Loeser von der AOK Rheinland-Hamburg über die aktuellen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen sowie die möglichen Auswirkungen der Krankenhausreform, unter anderen auf das Personal. Ein Schwerpunkt seiner Ausführungen lag auf der Finanzierung der Pflege im Krankenhaus über das Pflegebudget seit 2020 sowie mögliche Lösungsansätze zur Verbesserung dieses Ansatzes.