„Bezugshebammen im Team“ für werdende Mütter Montag, 23. September 2024

Lars Klenke von der BARMER, Anna-Maria Bruhn von der Hochschule, Dr. Götz Menke vom Marienhospital und Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein von der Hochschule freuen sich über den Projektstart. Foto: Hochschule Osnabrück

Bundesweit einmaliges Projekt von Hochschule Osnabrück und Marienhospital Osnabrück zur durchgängigen Begleitung durch Hebammen gestartet

Immer mehr Frauen wünschen sich eine durchgängige Betreuung durch eine ihnen vertraute Hebamme während der Schwangerschaft, der Geburt, dem Wochenbett und der Stillzeit. Allerdings mangelt es bundesweit an entsprechenden Versorgungsformen für Geburten im Krankenhaus.

Deshalb hat die Hochschule Osnabrück gemeinsam mit dem Marienhospital Osnabrück (MHO) der Niels-Stensen-Kliniken ein Modellprojekt gestartet, bei dem erstmals ein festes Team von Bezugshebammen die Frauen über diesen Zeitraum begleitet. So soll sichergestellt sein, dass immer eine Hebamme unter der Geburt zur Verfügung steht, welche die Frau bereits aus der Schwangerschaft kennt.

Das Projekt „Konzept Bezugshebammen im Team in Landkreis und Stadt Osnabrück“ (KoHaLa) wird mitfinanziert von der Europäischen Union. Die Hochschule entwickelt und evaluiert dabei zusammen mit dem MHO und weiteren Kooperationspartnern auf Grundlage von bereits etablierten Konzepten aus anderen Ländern ein neues Betreuungsmodell.

„Bezugshebammen im Team“ sei ein innovatives Arbeits- und Betreuungsmodell im Bereich der Hebammenversorgung, erläutert Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaft an der Hochschule Osnabrück. In diesem Modell arbeiten Hebammen freiberuflich in kleinen Teams und betreuen pro Hebamme 35-40 Frauen im Jahr durchgängig während der Zeit von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. “Dadurch ergeben sich auch interessante neue Arbeitszeitmodelle und ein spannendes Arbeitsfeld für die Absolventinnen und Absolventen unseres Studiengangs”, führt Prof. Sayn-Wittgenstein-Hohenstein aus.

Projektmitarbeiterin Anna-Maria Bruhn, Hebamme und Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule, konnte ein ähnliches Modell bereits in Australien erforschen. “Dort wurde bereits in Studien nachgewiesen, dass nicht nur die Kaiserschnittrate und die Vergabe von Schmerzmitteln unter der Geburt gesenkt werden konnte, sondern dass die Geburtserfahrungen von Frauen insgesamt deutlich positiver bewertet wurden”, fasst Frau Bruhn die Vorteile für die betreuten Frauen zusammen.

Auch Dr. Götz Menke, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am MHO, ist von den positiven Effekten eines solchen Modells überzeugt und freut sich, als Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level I) das Projekt gemeinsam mit der Hochschule und freiberuflichen Hebammen anzugehen.

Da die geregelte Zusammenarbeit von Hebammen im Team bei einer durchgängigen Betreuung derzeit nicht über die Hebammen-Gebührenvereinbarung abgerechnet werden kann, wird ein so genannter Selektivvertrag mit der BARMER-Ersatzkasse geschlossen. Dieser ermöglicht den Bezugshebammen die Geburten im Team abzurechen. Für die Frauen und Familien entstehen dadurch keine zusätzlichen Gebühren. Momentan können dadurch im Projekt KoHala zunächst nur Frauen betreut werden, die bei der BARMER versichert sind. Die Aufnahme weiterer Krankenkassen in den Selektivvertrag ist jedoch in Planung.

Weitere Informationen:

Hochschule Osnabrück
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Anna-Maria Bruhn
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Verbund Hebammenforschung
E-Mail: anna-maria.bruhn@hs-osnabrueck.de

Von: Katharina Lutermann