Student aus Russland für ehrenamtliches Engagement mit Preis ausgezeichnet Donnerstag, 19. Dezember 2024

Ein junger Mann und eine Frau stehen vor einem roten Hintergrund mit dem großen, schwarzen Schriftzug "INTERNATIONAL". Der junge Mann auf der linken Seite trägt einen schwarzen Pullover und Jeans. Er hält eine Urkunde und einen kleinen Blumentopf mit einer roten Pflanze in den Händen und lächelt in die Kamera. Die Urkunde hat die Aufschrift "DAAD-Preis 2024".  Die Frau auf der rechten Seite trägt einen schwarz-weißen gemusterten Pullover und Jeans. Sie lächelt breit und steht mit den Händen vor dem Körper gefaltet. Beide stehen entspannt nebeneinander.
Für sein Engagement bekam Aleksandr Sindeev (links) in diesem Jahr den DAAD-Preis überreicht.

Die Hochschule Osnabrück zeichnet in diesem Jahr Aleksandr Sindeev für seinen ehrenamtlichen Einsatz und hervorragende Noten mit dem mit 1.000 Euro dotierten DAAD-Preis aus.

„Ich wollte noch etwas machen, jemandem helfen“, sagt Aleksandr Sindeev. Damit meint er das Ehrenamt bei der Wohnungslosenhilfe, dass er seit Herbst 2023 ausübt. Eigentlich studiert er Wirtschaftsinformatik im Bachelor an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Dort bringt er sich auch als Semestersprecher für die Fakultät ein und für das kommende Semester ist er als studentischer Mentor für seinen Studiengang gewählt worden. Für sein Engagement in verschiedensten Bereichen und seine hervorragenden Studienleistungen mit einem Notenschnitt von 1,44 bekam er nun den DAAD-Preis überreicht.

„Aleksandr hat nicht nur ein sehr gutes Zeugnis, sondern engagiert sich vor allem auch außerhalb des Studiums – besonders sein Ehrenamt in der Wohnungslosenhilfe hat mich sehr beeindruckt“, sagt Tatjana Maier vom Center for International Students (CIS), die Aleksandr an diesem Tag eine Urkunde und einen kleinen Weihnachtsstern überreicht. „Das hat auch die Jury in diesem Jahr absolut überzeugt.“

Von Twer nach Osnabrück

Dabei kam Aleksandr ursprünglich gar nicht für das Studium nach Osnabrück, sondern als Städtebotschafter. Davor hatte er in seiner Heimatstadt Twer Linguistik studiert und als Gymnasiallehrer gearbeitet. Aber er wollte ins Ausland und Osnabrück bot sich nicht nur wegen der Partnerschaft der beiden Städte an.

„Lustigerweise habe ich in Twer in der Osnabrücker Straße gewohnt. Es war irgendwie selbstverständlich“, erklärt er schmunzelnd. „Außerdem wohnten da bereits Freunde von mir in Osnabrück.“

Einer davon ist Sergey Loginov, ebenfalls ehemaliger Städtebotschafter und Gewinner des DAAD-Preises 2022. Er ermutigte Aleksandr auch zum Studium an der Hochschule, denn die Arbeit als Städtebotschafter ist von vorneherein eine befristete Tätigkeit.

„Offiziell sind die Städtebotschafter da, um die Kommunikation zu unterstützen. Es werden Briefe ausgetauscht, die ordentlich übersetzt werden müssen. Es kommen Delegationen vorbei, für die gedolmetscht werden muss“, sagt Aleksandr. „Bei mir ist das wegen des Krieges dann aber komplizierter geworden.“

Was für ihn vorher schon klar war, bekommt mit dem Ausbruch des Krieges noch einmal mehr an Deutlichkeit: Er möchte in Deutschland bleiben.

Während seiner Zeit als Städtebotschafter wohnt er in der Innenstadt, im Dachgeschoss eines Giebelhauses direkt am Weihnachtsmarkt. Die Stadt gefällt ihm, vor allem auch ihr Status als Friedensstadt.

Während der Corona-Pandemie arbeitet er dann ehrenamtlich bei der städtischen Hotline, mit Ausbruch des Krieges übernimmt er einen Posten bei der Ukraine-Hotline und fungiert als Berater und Dolmetscher, alles ehrenamtlich. Schließlich kommt der Vorschlag seines Freundes, Wirtschaftsinformatik zu studieren.

„Ich habe seit der Jugendzeit Interesse für das Technische und nachdem ich angekommen bin, hat mein Freund gesagt: ‚Aleksandr, das ist bestimmt was für dich.‘“

Und es ist etwas für ihn.

Aleksandr möchte keine Zeit verlieren, das Studium in Regelstudienzeit abschließen. Nebenbei hat er einen Job als Werksstudent und wird dort im nächsten Jahr seine Bachelorarbeit schreiben, um daraufhin direkt in den Arbeitsmarkt einsteigen zu können. Seine Ziele sind klar – für das nächste Jahr und auch darüber hinaus. Das Preisgeld kann er dabei gut gebrauchen.

„Ich habe viele Sachen, die ich gerne als Entwickler ausprobieren möchte, und da habe ich mir seit Langem überlegt, einen PC zu bauen. Dafür habe ich viel gespart, aber mit dem Preisgeld sollte es jetzt endlich möglich sein“, erzählt er.

 

Hintergrund

Der DAAD-Preis ist ein vom Deutschen Akademischen Austauschdienst initiierter Preis. Er wird seit mehr als zehn Jahren für hervorragende Leistungen von internationalen Studierenden an Hochschulen vergeben, die sich zusätzlich ehrenamtlich engagieren. Damit soll der großen Zahl internationaler Studierender an deutschen Hochschulen ein Gesicht gegeben werden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.

 

Weitere Informationen:
Tatjana Maier
Center for International Students
E-Mail: t.maier@hs-osnabrueck.de

 

Von: Kathrin Gottlieb