4. Durchlauf des Niedersachsen-Technikums in Osnabrück erfolgreich abgeschlossen Montag, 3. März 2014
27 junge Frauen aus der Region Osnabrück/Emsland absolvierten im vergangenen halben Jahr das Niedersachsen-Technikum – ein Projekt, das ein Industriepraktikum mit den Vorlesungen an der Hochschule oder der Universität Osnabrück kombiniert. Jetzt stellten die „Technikantinnen“ auf der Abschlussveranstaltung ihre Praktikumsprojekte vor und berichteten über ihre – durchweg positiven – Erfahrungen.
(Osnabrück, 03.03.2014) „Ein tolles Projekt“, „Win-Win-Situation“, „Risikoloses Kennenlernen für beide Seiten“: Michael Laske von der Münsteraner Niederlassung von T-Systems und Peter Chollet von der Westnetz in Osnabrück sind voller Lobes über das „Niedersachsen-Technikum“. Ihre Unternehmen zählen zu den 24 regionalen Industriepartnern dieses Projekts, das vor 4 Jahren an der Hochschule Osnabrück startete und seit 2012 gemeinsam mit der Universität Osnabrück angeboten wird. Seit diesem Durchlauf beteiligen sich erstmals zwölf Hochschulen des Landes an dem Erfolgsprojekt, das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziert und in Osnabrück koordiniert wird.
Vom September 2013 bis Ende Februar absolvierten 27 „Technikantinnen“ aus unserer Region ein technisches Praktikum in den Unternehmen und bearbeiteten zum Schluss ein eigenes Projekt. Daneben besuchten sie wöchentlich Lehrveranstaltungen an der Hochschule und der Universität Osnabrück. Außerdem standen Exkursionen und Gespräche mit Naturwissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen und Informatikerinnen sowie Studentinnen der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) auf dem Programm.
Nun stellten die jungen Frauen auf der Abschlussveranstaltung ihre Projekte vor und berichteten darüber, was sie alles im Niedersachsen-Technikum gelernt hatten. Auch das war neu für die jungen Frauen – eine Präsentation vor 200 Gästen, darunter Firmenbetreuer, Familien, Freunde und Vertreter der beiden Hochschulen, die im Projekt eng zusammenarbeiten. „Trotz Lampenfiebers haben unsere Technikantinnen auch diese Aufgabe mit Bravour gemeistert“, freut sich die Projektleiterin Barbara Schwarze, Professorin für Gender und Diversity an der Hochschule Osnabrück.
Romina Aubke absolvierte ihr Praktikum bei T-Systems in Münster. „Nach dem Abitur habe ich bei einem Beratungsgespräch in der Agentur für Arbeit vom Niedersachsen-Technikum gehört“, erinnert sie sich. Obwohl sich Romina für Naturwissenschaften interessiert und auch entsprechende Leistungskurse belegt hatte, war sie unsicher, ob sie in diesem Bereich arbeiten wollte. Jetzt, nach sechs Monaten Praktikum, weiß sie – Technik liegt ihr. „In meiner Firma habe ich viel programmiert, eine Zuständigkeitsmatrix entwickelt und am Konzept für Nachwuchskräfte mitgearbeitet. Auch war ich mit den Technikern unterwegs, die Privatkunden betreuen – so habe ich gute Einblicke in alle Arbeitsbereiche erhalten.“ Außerdem hat die Technikantin eine Informatik-Vorlesung an der Hochschule besucht und für ihre Hausarbeit die Note „sehr gut“ bekommen. „Das Technikum hat Romina sehr gut gefallen. Der einzige ‚Wermutstropfen‘ war das Aufstehen um 5 Uhr morgens“, sagt ihre Mutter Silvia Aubke augenzwinkernd. „Aber auch daran hat sie sich schnell gewöhnt.“ Nach so vielen Erfolgen will die 19-Jährige nun eine Ausbildung zur Industriekauffrau und auch ein duales Studium der Informatik absolvieren. Ihr Betreuer Michael Laske, Elektrotechnik-Absolvent der Hochschule, hat die Praktikantin in ihrer Entscheidung bestätigt und lobt ihren Einsatz bei T-Systems: „Romina war immer fleißig, neugierig und gut gelaunt. Nicht nur sie hat bei uns viel gelernt – auch wir haben von ihrer Arbeit an verschiedenen Projekten, zum Beispiel von ihren Tipps zur Nachwuchsförderung, profitiert. Dieses Thema wird bei uns großgeschrieben, wir brauchen gute Nachwuchskräfte – und dieses Potential ist bei Frauen besonders groß.“ Deshalb will das Unternehmen auch in Zukunft beim „Niedersachsen-Technikum“ mitmachen.
Das gilt auch für die Westnetz in Osnabrück – das Unternehmen ist bereits seit drei Jahren am Projekt beteiligt und „unser Engagement wird nicht nachlassen“, sagt der Netzplaner Peter Chollet. „Als Energieversorger brauchen wir gerade jetzt, in Zeiten der Energiewende, neue Ideen und kreative Köpfe. Das Niedersachsen-Technikum bietet uns eine ausgezeichnete Chance, junge Frauen für unsere Branche zu gewinnen.“ Bei der Westnetz-Praktikantin Katrin Schulte hat das zumindest gut geklappt: Nach sechs Monaten im Technikum wird sie noch etwa ein weiteres halbes Jahr in der Firma bleiben und dann das Studium der Energietechnik aufnehmen. Im Gymnasium hat Katrin Physik und Mathematik als Leistungskurse belegt, war sich jedoch – wie viele Technikantinnen – unsicher, ob sie im MINT-Bereich arbeiten möchte. Die Kombination aus Praktikum und Schnupperstudium im Niedersachsen-Technikum hat sie überzeugt. „Ich war in unterschiedlichen Abteilungen tätig und habe verschiedenste Jobs gemacht: Trafostationen gewartet, Bauzähler eingebaut, gelötet, Schaltungen gebaut und verdrahtet und natürlich im Büro gearbeitet. In meinem Projekt habe ich die Qualität automatisiert in ein Gasnetz-Berechnungsprogramm eingespielter Daten überprüft und erhöht. Hierbei ging es in erster Linie um die Anpassung der zu Grunde gelegten Rohrdurchmesser und Abnahmeleistungen der Kunden“, erzählt die 18-jährige Abiturientin aus Melle. Neben ihrer Arbeit bei Westnetz besuchte Katrin eine reguläre Mathevorlesung an der Uni und konnte so auch das Studentenleben kennenlernen. Auch die erste Klausur ist schon geschrieben – und vielleicht kann die Technikantin sich die Note später, im Studium, anrechnen lassen.
„Einen Beruf ausprobieren, ins Studium hineinschnuppern, und ein Zertifikat und Praktikantengeld von Unternehmen gibt es auch noch dazu – die Technikantinnen profitieren auf der ganzen Linie von diesem Projekt“, waren sich die beiden Vizepräsidenten für Studium und Lehre, Prof. Dr. Alexander Schmehmann (Hochschule) und Prof. Dr. Joachim Härtling (Uni) einig. Auf der Abschlussveranstaltung dankten sie den beteiligten Unternehmen für die Unterstützung des Niedersachsen-Technikums und dem Team rund um die Projektleiterin Prof. Schwarze. Gemeinsam äußerten sie auch den Wunsch, dass das MWK dieses erfolgreiche Projekt auch weiterhin finanziell unterstützt. „Diese Investition zahlt sich garantiert aus“, stimmte ihnen Prof. Schwarze zu. Die Erfahrungen aus vier Jahren zeigten, dass sich fast alle Teilnehmerinnen direkt nach dem Projekt für ein technisches Studium oder eine Ausbildung im MINT-Bereich entscheiden. Und dann auch trotz möglicher Schwierigkeiten im anspruchsvollen Ingenieur- oder Informatik-Studium nicht aufgeben: „Sie kennen das Ziel, wissen, wie ihr künftiger Beruf ausschaut und dass er ihnen Spaß machen wird. Das alles, gepaart mit den zahlreichen Kompetenzen, die die Technikantinnen im Projekt erworben haben, erklärt ihren Erfolg auf dem Weg zum Wunschberuf.“
Von: Lidia Uffmann