Schneller, höher, stärker: Studierende des Medien- und Interaktionsdesigns stellen ihre Projekte vor Donnerstag, 16. Juli 2015
Belgrad, Berlin, Dortmund, Hannover und natürlich Osnabrück: In all diesen Städten präsentierten Studierende des Programms „Media & Interaction Design“ (MID) an der Hochschule Osnabrück in diesem Sommersemester ihre Arbeiten. Überall stießen sie auf großes Interesse der Öffentlichkeit und des Fachpublikums.
Ideen entwickeln, umsetzen und überzeugend präsentieren: Das gehört zum Alltag in einem der kreativsten Berufe – Designer. Das gilt auch für sogenannte Medien- und Interaktionsdesigner. In diesem recht jungen Beruf arbeiten Fachleute für die Mensch-Maschine-Kommunikation, die unser Leben mit Hilfe von Smartphones, Computern, Apps und Internet mitgestalten, erleichtern und im besten Falle auch bereichern. Seit vier Jahren bildet die Hochschule Osnabrück solche Fachleute im Bachelor-Studiengang „Media & Interaction Design“ (MID) aus. Er kombiniert die Bereiche Design, Informationstechnologie, Psychologie und Kommunikationswissenschaften. Das Programm ist sehr anwendungsorientiert angelegt, es beinhaltet neben dem obligatorischen Praxissemester auch viele studentische Projekte.
Wie präsentiere ich Projektergebnisse vor Laien und vor dem Fachpublikum? Wie organisiere ich eine Ausstellung auf einer großen internationalen Messe oder am Rande einer Konferenz? Wie fühle ich mich nach einem 10-Stunden-Tag, an dem ich fast pausenlos Exponate auf Englisch vorgestellt und Fachgespräche geführt habe? – Nach diesem Sommersemester können 23 MID-Studierende all diese Fragen beantworten. Denn in den letzten Monaten haben sie all das ausgiebig ausprobiert.
„Resonate“-Konferenz in Belgrad, European Media Art Festival und die Ausstellung „Freiraum“ in Osnabrück, die DMY-Messe in Berlin, die „Maker Faire“ in Hannover sowie die Typografie-Konferenz namens "33PT" in Dortmund: Überall dort konnten Besucher in den letzten Monaten Arbeiten der MID-Studierenden besichtigen und bewundern. Und diese Arbeiten hatten es in sich. So lag zuletzt in Berlin der Fokus auf Wearables, den tragbaren Geräten, die beispielsweise mithilfe von Applikationen verschiedene, oft erstaunliche, Funktionen erfüllen. Unter dem Titel „Schneller, höher, stärker“ zeigten die Osnabrücker Studierenden ihre Projekte des Vorjahres. Entstanden sind diese Arbeiten in den Kursen Webtechnologien und Interaction Design, betreut von Prof. Hannes Nehls, der Lehkraft für besondere Aufgaben Björn Plutka sowie dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Sebastian Möller.
Eines davon heißt Bob. Es ist ein intelligenter Gürtel, der seinem Träger ein unbewusstes Gewahrsein über seine Ausgaben ermöglicht. Sobald der Träger online ein Produkt bezahlt und damit sein definiertes Tagesbudget überschreitet, schnallt sich der Gürtel enger. „Die im Zeitalter der Kartenzahlung virtuelle Ausgabe von Geld wird so wieder erfahrbar“, erläutern die Studenten Mathis Krüper, Fabian Schucht und Dennis Timmermann die Idee ihres Projekts.
Ein anderes Exponat namens „MeerQualm“ ist ein Adapter für handelsübliche E-Zigaretten. Der Adapter ist an ein Tablet angeschlossen, auf dem das gleichnamige „rauchgesteuerte“ Computerspiel läuft: Um das Spiel zu gewinnen und das virtuelle Boot möglichst schnell zu manövrieren, wird der Raucher dazu verführt, seine Nikotinaufnahme drastisch zu erhöhen. „Natürlich haben wir für unsere Pfeife nikotinfreie E-Zigaretten mit Erdbeergeschmack eingesetzt“, berichten Lea Ahlers, Sven Corbach und Carsten Greif. „Aber selbst sie möglichst zügig zu rauchen empfanden unsere Probanden als unangenehm. Vielleicht schaffen wir auf diesem Weg, ein paar Messegäste zu Nichtrauchern zu machen“, schmunzeln die Viertsemester.
Mit dem digitalen Fernglas namens „Itto“ wollen ihre Kommilitonen Lucas Köhler, John Moss und Nils Wächter den Menschen die Natur näherbringen. Wie kann ein computergesteuertes Gerät dazu beitragen? „Schaut der Nutzer in die Richtung eines ihm unbekannten Ortes, färbt sich das Sichtfeld des Monokulars blau – das geschieht mit Hilfe einer App“, erklären Köhler und Moss. So hilft das Fernglas z. B. Wanderern, bei ihrem „Spaziergang ins Blaue“, den richtigen Weg an unbekannte Orte zu finden.
Sämtliche 23 Osnabrücker Studierenden, die ihre Arbeiten ausgestellt hatten, wurden in der begleitenden Messezeitung namentlich erwähnt. Der Beitrag der Hochschule Osnabrück wurde von der Jury des DMY-Awards als eines der drei empfehlenswertesten Exponate genannt. Lob kam auch von Professor Nehls, der die Studierenden bei der Projektarbeit betreut und auf der Berliner Messe begleitet hat: „Unsere Studierenden haben Objekte und Lösungen entworfen, die poetisch, aber auch ganz praktisch freundliche Momente im Leben ihrer Besitzer schaffen.“ Nehls würdigte auch das professionelle Auftreten seiner Studierenden auf Messen und Ausstellungen im Laufe des gesamten Semesters: „Die Studierenden haben sich sehr diszipliniert vorbereitet und ihre Arbeiten mehrsprachig präsentiert. Durch dieses professionelle Auftreten haben die ohnehin starken Projektarbeiten ein vorbehaltlos positives Feedback durch diverse Besucher erhalten – wie Fachpublikum, Lehrende und Studierende andere Hochschulen.“ Einige Studierende verließen die Messen und Konferenzen mit Praktikaangeboten in der Tasche. „Insgesamt finde ich, dass die Studierenden gestärkt und selbstbewusst aus diesem Semester mit den zahlreichen Messeerfahrungen gehen“, das sei ihm ein wichtiges Anliegen gewesen, so Nehls.
Von: Lidia Uffmann