Nachhaltigkeit im Fokus: Verbundprojekt der Transformationsforschung erhält Förderzusage über 1,5 Millionen Euro Montag, 9. November 2015

Prof. Dr. Guido Recke von der Hochschule Osnabrück wird den Bereich Betriebswirtschaftliche Untersuchungen von Nebenströmen im Projekt erforschen.

1,5 Millionen Euro für die Erforschung der Lebensmittelproduktion aus Nebenströmen von Karotten, Kartoffeln und Raps: Das Verbundprojekt „Bioökonomie 2.0: Innovationspotenziale von Nebenströmen der Lebensmittelverarbeitung“ gehört zu den sieben geförderten Projekten des Programms „Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung“ aus dem Niedersächsischen Vorab. Sprecherin des Projekts ist die Vechtaer Geographin Prof. Dr. Christine Tamásy vom Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten der Universität Vechta. Außerdem beteiligt sind Prof. Dr. Klaus-Peter Wiedmann (Universität Hannover, Institut für Marketing und Management), Prof. Dr.-Ing. Ralf Günter Berger (Universität Hannover, Institut für Lebensmittelchemie), Dr.-Ing. Alexander Mathys (Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V.), Prof. Dr. Guido Recke (Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur) und Prof. Dr. Achim Spiller (Universität Göttingen, Lehrstuhl Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte). Das Projekt wird für drei Jahre gefördert.

Das Verbundprojekt „Bioökonomie 2.0“ zielt darauf ab, neue Wertstoffe für die Lebensmittelproduktion - z.B. Ballaststoffe, natürliche Aromastoffe, Enzyme - aus pflanzlichen Nebenströmen der Kartoffel-, Karotten- und Rapsverarbeitung zu gewinnen. Das Projekt wird zum einen aus technisch-naturwissenschaftlicher Perspektive gemeinsam mit Partnern der niedersächsischen Wirtschaft neue innovative Produkte entwickeln. Zum anderen werden aus sozialwissenschaftlichen Perspektiven Strategien für eine erfolgreiche Implementierung dieser Produkte erforscht. Sind die vorhandenen Systeme fähig und die Produzenten willens, Veränderungen anzugehen? Was bedeuten die neuen Nutzungsformen für die Branche, und vor allem für ihre Wirtschaftlichkeit? Und wie reagieren die Verbraucherinnen und Verbraucher? Das interdisziplinäre Verbundprojekt verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der ein breites Spektrum an bioökonomischen Verfahren und sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden (z.B. Befragungen, Interviews, Experimente) umfasst. Die effiziente Nutzung von natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen und das Schließen von Stoff- bzw. Energiekreisläufen stellen Schlüsselelemente einer nachhaltigen Entwicklung dar. Bislang werden die produktionsimmanenten Nebenströme vor allem an Biogasanlagen verheizt, verfüttert oder mit Kostenaufwand entsorgt und somit nicht in Wert gesetzt.

Prof. Dr. Guido Recke von der Hochschule Osnabrück wird im Projekt für den Bereich der wirtschaftlichen Analysen zuständig sein. „Bei der Verarbeitung von pflanzlichen Rohstoffen zu Lebensmitteln fallen große Mengen an Nebenströmen an: Reststoffe, die nicht zum Verzehr geeignet sind“ erklärt der Wissenschaftler vom Campus Haste die Forschungshypothese. „Meist werden diese als Futter‐ oder Energiequelle genutzt. Durch die Verwendung von Kartoffel‐ und Karottenschalen beispielsweise oder auch Ölpresskuchen zur Herstellung von höherwertigen Produkten, wie Aromen und Enzymen, ergeben sich große ökonomische Potentiale für die in diesen Wertschöpfungsketten agierenden Unternehmen. Die gilt es zukünftig zu definieren und zu nutzen.“

Insgesamt waren 15 Projekte von ursprünglich 50 eingereichten Anträgen in der engeren Auswahl der Gutachterkommission. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die VolkswagenStiftung unterstützen die Forschergruppen des Förderprogramms „Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung“ mit 12,2 Millionen Euro aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab.

Von: Sabrina Daubenspeck (Uni Vechta) / Ralf Garten (HS Osnabrück)