Hochschule auf der Hannover Messe: Das Elektroauto als Energiespeicher nutzen Dienstag, 18. April 2017
Während der Hannover Messe stellt Prof. Dr. Hans-Jürgen Pfisterer von der Hochschule Osnabrück mit seinen Kooperationspartnern zwei hochinnovative Projekte vor: eine neuartige, effizientere und zuverlässigere Wechselstrombatterie sowie eine bidirektionale Schnellladesäule. Auch Prof. Thomas Hofmann und Prof. Johannes Nehls präsentieren Exponate, die viel Aufmerksamkeit erhalten werden.
Ein neuartiges Batteriespeichersystem sowie eine bidirektionale Schnellladesäule, durch die ein Elektrofahrzeug als Energiespeicher dienen kann: Gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern wird Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen Pfisterer von der Hochschule Osnabrück während der Hannover Messe zwei hochinnovative, richtungweisende Forschungsarbeiten vorstellen.
Die neuartige Wechselstrombatterie – auch Alternating Current oder AC-Batterie genannt – kann als Großspeicher in der Industrie oder am Netz betrieben werden sowie als Quartiersspeicher von Wohneinheiten überschüssige Energie aus Solaranlagen zur späteren Nutzung speichern. So können Stromkosten gesenkt werden. Auch in der Elektromobilität spielt die AC-Batterie ihre Vorteile aus. Das Besondere: „Üblicherweise besteht die Batterie eines Elektroautos aus vielen einzelnen Zellen, die wie eine Kette aneinandergereiht sind. Das schwächste Glied bestimmt die Stärke der gesamten Kette“, erläutert Pfisterer. Ist die schwächste Zelle leer, nützt auch die restliche Energie in den anderen Batteriezellen nichts mehr. Und sollte eine Zelle defekt sein, bleibt das Fahrzeug liegen. Der komplette Stromspeicher muss ausgetauscht werden.
Bei der AC-Batterie gibt es diese lange Kette nicht mehr. „Die Batterie ist in mehrere Batteriemodule unterteilt, die durch unsere neuartige Leistungselektronik dynamisch miteinander verschaltet werden. Ist eine Zelle leer, während die anderen noch Energie gespeichert haben, klinkt sich das leere Batteriemodul einfach aus dem Verbund aus“, schildert Pfisterer weiter. Sie leitet den Strom an sich vorbei. Die anderen liefern weiter Energie. Und auch wenn eine Batteriezelle ausfällt, klinkt sich das Batteriemodul aus und leitet den Strom an sich vorbei.
Die Batterie ist in Zusammenarbeit vom KEA – Kompetenzzentrum Elektronik & Antriebstechnik der Hochschule Osnabrück mit der Universität der Bundeswehr in München und der Smart Power GmbH & Co. KG entwickelt worden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt konnte als Fördermittelgeber gewonnen werden. Denn die Wechselstrombatterie bietet eine höhere Effizienz als alle bisher auf dem Markt befindlichen Speichersysteme.
Das Auto als temporärer Batteriespeicher
Hochinnovativ ist auch die bidirektionale Schnellladesäule, die im Zuge des Forschungsprojektes „lokSMART Jetzt!2“ unter wissenschaftlicher Leitung von Hans-Jürgen Pfisterer an der Hochschule Osnabrück entwickelt wurde. Dabei dient ein Elektrofahrzeug als Energiespeicher und kann Energie aufnehmen beziehungsweise bei Bedarf abgeben. Die Ladesäule wirkt also in zwei Richtungen, deshalb bidirektional. So werden Synergien zwischen Energiemanagement und Mobilität in intelligenten lokalen Stromnetzen („Local Smart Grids“) geschaffen.
Pfisterer erläutert die Hintergründe des Projektes: „Die Verfügbarkeit von Wind- und Solarenergie ist abhängig von den Wetterverhältnissen. Anders ist dies, wenn die regenerative Energie kurz- oder langfristig zwischengespeichert werden kann. Hier kommt das E-Fahrzeug ins Spiel.“ Ein Elektroauto steht viele Stunden des Tages nur herum. Zeit, die besser genutzt werden kann, indem das Auto als temporärer Batteriespeicher verwendet wird. Mit der bidirektionalen Schnellladesäule kann die in der Fahrzeugbatterie gespeicherte Energie zu Zeiten erhöhten Energiebedarfs wieder an das häusliche Stromnetz zurückgegeben werden. Mehr noch: Das Gebäude kann mit eigenem Strom versorgt werden.
Das Forschungsprojekt lokSMART wendet sich an Betriebe mit planbaren und teilplanbaren Routen ihrer Flotten und an Privathaushalte. Mit diesen Zielgruppen kann die Lösung einer bidirektionalen Schnellladesäule für Millionen von Fahrzeugen interessant sein. Jedes Elektroauto trägt mit seinem Speicher zur Netzstabilisierung bei und kann seine Leistung abrech-nen. Projektpartner der Hochschule sind das Planungsbüro Koenzen, Ihr Bäcker Schüren, VillaMedia Gastronomie GmbH, Senertec Center Sachsen sowie die Westsächsische Hochschule Zwickau.
Lampe ahmt die Körperhaltung nach
Prof. Thomas Hofmann stellt in Hannover das Projekt SIG c|touch 2.0 vor. Darin geht es um ein Human Machine Interface (HMI) für Abfüllanlagen in der Lebensmittelindustrie. Im Projekt wird die Konzeption eines neuen HMI dargestellt und zugleich die Fähigkeit der Hochschule Osnabrück demonstriert, ein derartiges Projekt bis zur Serienreife zu begleiten. Das Projekt erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem für das Design.
Der Problematik der ergonomischen Fehlhaltung widmet sich schließlich Prof. Johannes Nehls mit seinem Team. Das Projekt mit dem Titel „Sensed - Der Stuhl und die Lampe“ beinhaltet ein interaktives System, welches durch die Bewegung der Lampe auf eine Fehlhaltung des Sitzenden hinweist. Die Lampe fungiert dabei als Ambient Device, also eine Art dezente Informationsquelle, die den Menschen auf ergonomisches Verbesserungspotenzial hinweist. Durch die Beobachtung der Lampe aus dem Blickwinkel und die dadurch gespiegelte aktuelle Körperhaltung kann man quasi automatisch die Sitzhaltung verbessern, ohne sich intensiv damit auseinandersetzen zu müssen.
Unterstützt werden die Wissenschaftler der Hochschule Osnabrück im Vorfeld und während der Messe von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Wissens- und Technologietransfers, einer gemeinsamen Einrichtung der Hochschule Osnabrück und der Universität Osnabrück.
Von: GB Kommunikation