Schlaflos in Osnabrück: Teams entwickeln Ideen für eine lebenswerte Region Donnerstag, 16. Juli 2020

Platz 1 beim diesjährigen Osna Hack: Vanessa Barreda, Niklas Korte, Matthias Köhne und Felix Queisler freuten sich über den großen Erfolg ihres Projekts „Packosel“. (Foto: SWO Netz)

Studierende der Hochschule Osnabrück erzielen große Erfolge beim diesjährigen Osna Hack: Der erste Preis und der Sonderpreis des Osnabrücker Wettbewerbs um die beste Softwareentwicklung gehen an Teams mit Studierenden der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik.

Ende Juni hat sich die Tech-Szene Osnabrücks für zwei Tage getroffen, um gemeinsam Ideen, Lösungen und Prototypen für eine „smarte City“ zu entwickeln. Dieser Begriff steht für Entwicklungskonzepte, die Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver gestalten wollen.  

Aufgrund der Corona-Pandemie fand der diesjährige Wettbewerb um die beste Softwareentwicklung virtuell statt. Im Online-Modus trafen Programmierer dabei auf IT-Expertinnen, Strategen und Designerinnen. Nur 32 Stunden Zeit bekamen die Teams, um ihre Ideen auszuarbeiten, Programme zu entwickeln und Erklärvideos zu erstellen. An viel Schlaf war dabei nicht zu denken: Bereits am Nachmittag des zweiten Tages stand die Präsentation der Projekte vor der Expertenjury an.


Platz eins für den Service „Packosel“

Der mit 4.000 Euro dotierte erste Preis ging an Vanessa Barreda, Niklas Korte, Matthias Köhne und Felix Queisler. Mit ihrem Service „Packosel“ für einen taschenlosen Einkaufsbummel wollen sie das Shopping in Osnabrück revolutionieren. Ihre Idee: Der Einkauf wird direkt in der App erfasst und an die gewünschte Adresse geliefert, zum Beispiel zum Bahnhof oder zu einem Park & Ride Parkplatz. „Unser Ziel ist, die Stadt vom Autoverkehr zu entlasten und gleichzeitig den örtlichen Einzelhandel zu unterstützen“, erklärt der Initiator Felix Queisler. Er studiert Media & Interaction Design an der Hochschule Osnabrück und hat bereits am vorjährigen Osna Hack teilgenommen. Diesmal hat er eine eigene Idee für ein innovatives System eingereicht. Schnell fanden sich drei Gleichgesinnte aus anderen Disziplinen, zwei von ihnen ebenfalls von der Hochschule Osnabrück: „Vanessa hat einen Bachelor im Industrial Design und studiert jetzt Maschinenbau; Niklas ist Masterabsolvent im Public Management und neben seiner Arbeit beim Landkreis als Lehrbeauftragter tätig; Matthias studiert Wirtschaftsinformatik an der Universität Bremen“, erzählt Queisler.

Gemeinsam haben die vier jungen Leute knapp 30 Stunden an ihrem Konzept gefeilt, ihre Schlafpause dauerte nur zwei Stunden. Im Eiltempo und trotzdem sorgfältig haben sie eine Schnittstelle für ihre Applikation entwickelt und beschrieben, mit Geschäftsleuten in der Stadt gesprochen und ein Video gedreht, eingesprochen und geschnitten. Bis auf den Videodreh in der Stadt fand dabei alles im online statt. „Wir haben alle alles gegeben, und in dem schlaflosen Delirium war die Live-Verkündung des ersten Platzes dann natürlich total ekstatisch“, sagt der angehende Designer: „Zugegeben ist es nicht unbedingt das Schlauste, so etwas genau in der Prüfungsphase zu tun. Allerdings glaube ich daran, dass die Erfahrung, das Netzwerk an Menschen und in unserem Fall auch der Erfolg sich absolut gelohnt haben. Wir sind den Veranstaltern und der Stadt dankbar für diese Möglichkeit.“


Nachhaltigkeit im Fokus: Teamsprecher plant Firmengründung
Nach dem großen Erfolg seines Teams will der 25-Jährige das Projekt „Packosel“ weiterverfolgen: „Es ist unsere Pflicht, die Innenstadt für ein lebenswertes Osnabrück vom Verkehr zu entlasten und auch, unsere von Online-Konzernen und Corona-Pandemie bedrohten Einzelhändler zu retten.“ Dabei denkt Felix Queisler nachhaltig, mit dem Blick fürs Detail. Deshalb hat er ein Büro angemietet und arbeitet Technologie-fokussiert an einer Dienstleistung, die den Gästen der Innenstadt ein neues Einkaufserlebnis ohne Tüten-Schleppen ermöglichen soll. Der Service soll den Bahnverkehr und das Park & Ride-System attraktiver machen und mit und ohne App nutzbar sein. Wer mitmachen möchte, ist eingeladen, sich bei dem jungen Gründer unter post@packosel.de zu melden.


Weitere Teams ausgezeichnet
Den zweiten Platz belegte beim diesjährigen Osna Hack das sechsköpfige Team „OsnAction“, das eine App für lokale Freizeitangebote konzipiert hat. Die selbstlernende Anwendung schlägt typbasiert Aktivitäten in der Region vor, im Fokus stehen dabei Angebote für Familien. Auch an diesem Team waren Hochschul-Studierende beteiligt. Platz drei ging an das Team „OsnaHub“ für die Lösung einer Open-Data-Plattform: Dort können Daten wie Busabfahrtszeiten, Inhalte aus Bürgerforen oder aus Ausschusssitzungen gesammelt und öffentlich bereitgestellt werden. Der Clou: eine zentrale Plattform stellt Nutzerinnen und Nutzern die verschiedensten Daten zur Verfügung.


Sonderpreis für den besten Programm-Code und weitere Projekte
Den diesjährigen Sonderpreis für den besten Code vergab das aus IT-Fachleuten bestehende Code-Komitee an das Team „IoTree“, das ein automatisches Bewässerungssystem für Pflanzen entwickelt hat. Besonders gelobt wurden der Umfang des Codes, die Datensparsamkeit und die saubere Dokumentation. Das Team bestand aus Studierenden des Informatik-Masters der Hochschule Osnabrück „Verteilte und mobile Anwendungen“. Drei weitere Teams präsentierten ihre Ideen für eine intelligente und fahrradfreundliche Ampelschaltung, für eine optimierte und verzahnte Mobilität innerhalb Osnabrücks und für eine Plattform, um Anschluss an lokale Gruppen und Vereine zu finden.


Konkrete Anwendungsthemen während der Prüfungszeit verfolgt
Prof. Dr. Clemens Westerkamp, Sprecher des Kompetenzzentrums Industrie 4.0. an der Hochschule Osnabrück, ist einer der sechs Jurymitglieder: „Es hat mich besonders gefreut, dass viele Studierende der Hochschule sich trotz der laufenden Prüfungszeit mit den konkreten Anwendungsthemen des Wettbewerbs auseinandergesetzt haben. So hat das Siegerteam während der kurzen Zeit Interviews mit Händlern geführt und die Ergebnisse in den Prototypen eingebaut. Gleichzeitig freue ich mich, dass ein Team aus unserem Informatik-Master den Sonderpreis für den besten programmierten Code erhalten hat.“ Insgesamt finde er das Niveau des diesjährigen Wettbewerbs bemerkenswert, „hoffentlich werden viele gute Ideen weiterverfolgt“.


Starke Partner, ein Ziel
Veranstalter des Osna Hack ist die SWO Netz GmbH gemeinsam mit ihren Partnern: dem Kompetenzzentrum Industrie 4.0 der Hochschule Osnabrück, der Neuen Osnabrücker Zeitung, Marketing Osnabrück GmbH, dem Start-up Zentrum Seedhouse und der Wirtschaftsförderung Osnabrück.


Hintergrund:

Hack(athon)

Der Begriff Hackathon setzt sich aus „Hacken“ und „Marathon“ zusammen. Diese Veranstaltungen in lockerer Atmosphäre dauern zwischen 24 und 72 Stunden und widmen sich einem genau definierten Problem. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiten in Gruppen Lösungsansätze. Am Ende werden die Ergebnisse einer Jury präsentiert. Bewertet werden die Innovation, der Einfallsreichtum und die Kreativität sowie die Präsentation.

Der diesjährigen Jury gehörten an: Heinz-Werner Hölscher (Geschäftsführer SWO Netz), Marc Liepe (Vorstandsvorsitzender LM IT Services), Ralf Minning (Geschäftsführer WFO), Stefan Muhle (Staatssekretär für Digitalisierung im Nds. Wirtschaftsministerium), Katharina Pötter (Vorstand Soziales und Bürgerservice Stadt Osnabrück), Florian Stöhr (Geschäftsführer Seedhouse) und Prof. Dr.-Ing. Clemens Westerkamp (Hochschule Osnabrück).

 

SWO Netz GmbH

Die SWO Netz GmbH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadtwerke Osnabrück und für die Planung, den Bau und den Betrieb der Infrastrukturnetze im Stadtgebiet zuständig. Das umfasst die Sparten Strom, Gas, Wasser, Abwasser, Telekommunikation sowie Straßenbeleuchtung.

 

Weitere Informationen:

Hochschule Osnabrück
Prof. Dr. Clemens Westerkamp
E-Mail: c.westerkamp@hs-osnabrueck.de
Telefon: 0541 969-3649


Felix Queisler
E-Mail: post@packosel.de

Kurzvideo zum Packosel-Projekt

 

Von: Lidia Wübbelmann

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