Personenübergreifende PTPs - Team work is dream work Montag, 8. August 2022

Praxistransferprojekte (PTPs) gehören zum dualen Studium am Campus Lingen, wie der Wasserturm zu Lingen. Bei der Umsetzung haben die Studierenden mehrere Möglichkeiten. Lennart Elfert und Felix Muke arbeiten bei der Kampmann GmbH & Co. KG und erinnern sich im Interview an ihr erstes gemeinsames personenübergreifendes PTP.

Im Rahmen der PTPs wenden die Studierenden die erlernte Theorie aus dem Studium auf ein konkretes Praxisbeispiel aus ihrer beruflichen Tätigkeit im Kooperationsunternehmen an. Sie verknüpfen Theorie und Praxis und reflektieren ihre Erkenntnisse in einer wissenschaftlichen Ausarbeitung. Gängig ist, dass die Studierenden ein PTP pro Modul als Einzelleistung erstellen. Es gibt daneben aber auch die Möglichkeit, PTPs modul- oder personenübergreifend zu erarbeiten. Hintergrundinformationen sowie Tipps und Tricks liefert ein Experteninterview mit Marcel Laufmöller. Außerdem berichtete Bachelorabsolvent Colin Minx von seinen Erfahrungen mit modulübergreifenden PTPs; er verband gleich fünf Module.

Lennart Elfert, 21 Jahre alt, und Felix Muke, 25 Jahre alt, haben vor wenigen Wochen ihr duales Bachelorstudium Engineering technischer Systeme - Elektrotechnik abgeschlossen und sind Experten in der Durchführung personenübergreifender PTPs. Insgesamt haben sie im Laufe ihres Studiums drei üersonenübergreifende PTPs geschrieben. Das erste gemeinsame PTP schrieben die beiden im dritten Semester für das Modul „Technische Physik“. Im Rahmen ihrer praktischen Arbeit bei Kampmann haben die ehemaligen Studierenden frequenzabhängige Störungen in Klimageräten wahrgenommen und sich dazu entschieden, die Durchgangsdämpfung von verschiedenen Materialien zu untersuchen. Ziel war es herauszufinden, welche Materialien sich für welche Frequenzen besonders gut eignen.

Wie kamen Sie darauf, ein personenübergreifendes PTP zu schreiben? 

Muke: Wir beide haben bereits im Vorfeld gut bei Kampmann zusammengearbeitet und uns daraufhin überlegt, auch im Studium gemeinsam an einem PTP zu arbeiten. Außerdem war ich zu dem Zeitpunkt des PTPs in der passenden Abteilung Forschung- und Entwicklungscenter (F&E) eingesetzt, weshalb sich die Zusammenarbeit auch für Lennart angeboten hat.

Elfert: Wir wollten die Durchgangsdämpfungen in unserem im Forschungs- und Entwicklungscenter (FEC) in einem Experiment erproben. Da hat es sich fachlich gut gepasst und wir beide hatten bereits Erfahrungen in der Abteilung gesammelt.

Wie haben Sie die Aufteilung und die Aufgaben untereinander koordiniert? 

Elfert: Für die erste Recherche haben wir uns am Anfang zusammengesetzt. Nachdem wir uns eingelesen hatten, teilten wir auf, wer zu welchem Thema detaillierter recherchiert. Danach haben wir uns unsere Ergebnisse gegenseitig vorgestellt und hatten damit die Basis für das weitere Vorgehen. Den Aufbau unseres Experiments haben wir auch zusammen geplant, aber die Durchführung hat hauptsächlich Felix übernommen, weil er zu dem Zeitpunkt in der Abteilung gearbeitet hat. Die Vorarbeiten sowie die Analyse der (Zwischen-) Ergebnisse haben wir wieder gemeinsam erledigt und jeder hat einen Teil der Verschriftlichung übernommen. 

Muke: Ich habe die Messungen gemacht und ausgewertet. Beim Schreibprozess habe ich entsprechend mehr zu diesem Teil geschrieben, während Lennart mehr über die Verwendung und die späteren Einsatzmöglichkeiten der Ergebnisse geschrieben hat. Für das Fazit haben wir uns wieder zusammengesetzt. 

Was war bei der Erstellung des übergreifenden PTPs für Sie die größte Herausforderung und was sollten andere Studierende unbedingt beachten? 

Muke: Erstmal war es eine kleine Herausforderung sich wieder in das Thema Durchgangsdämpfung von verschiedenen Materialien einzulesen. Gerade bei unserem Thema gab es verschiedene Arten an Schalldämpfungen, aber da haben wir von der Firma gute Grundlagen bekommen. Ansonsten mussten wir erstmal Materialien heraussuchen. Dabei waren wir aber komplett selbstständig und konnten unsere Überlegungen frei ausprobieren.  

Elfert: Beachten sollte man auf jeden Fall, dass inhaltlich oder thematisch keine Sprünge gemacht werden. Auch wenn jeder einen Teil schreibt, sollte es nicht erkennbar sein, dass getrennt voneinander geschrieben wurde. 

Wie haben Sie die Zusammenarbeit im Team empfunden?

Muke: Motivierend auf jeden Fall. Es macht viel mehr Spaß. Vor allem bei großen Aufgaben ist es sinnvoll, die PTPs zusammen zu schreiben.

Elfert: Wenn man mit mehreren Leuten zusammenarbeitet, kann man sich auch komplexere Themen raussuchen. Ich finde persönlich, dass die tiefergehende Analyse und Auseinandersetzung mit einem Thema viel interessanter ist.

Muke: Ansonsten konnte ich viel aus der Teamarbeit mitnehmen. Es ist wichtig aufeinander einzugehen, damit alles aufeinander aufbaut. Ich konnte auch einiges von Lennart lernen, was das wissenschaftliche Arbeiten angeht. Lennart kann besser formulieren, kennt viele Fachbegriffe und kann sich vor allem wissenschaftlich gut ausdrücken, was für PTPs sehr wichtig ist. Es war eine gute Erfahrung, dass jeder für seine eigenen Teilaufgaben verantwortlich war. So ist es auch im Beruf. Da hat auch jeder seine Aufgaben.

Elfert: Ich finde, dass in der Zusammenarbeit jeder die Relevanz von Aspekten unterschiedlich wahrnimmt; dadurch kommt man sehr schnell in die Diskussion, arbeitet sich vertiefend ein und es kommt zu wechselseitigen Ergänzungen. Auch bei der Aufgabenteilung haben wir uns gut komplementiert. Felix ist einfach ein Macher. Gerade bei den Experimenten hat er immer einen Plan, den er auch sehr gut realisieren kann. Das war super!

Welche Unterstützungsmöglichkeiten haben Sie genutzt und wie hat diese ausgesehen?

Elfert: Unser Unternehmen hat uns unterstützt, wenn wir beispielsweise Zugriff auf den Hallraum gebraucht haben. Das ist ein Raum, der hinsichtlich der Akustik besonders gestaltet ist. Außerdem wurden wir bei der Planung und bei der Beschaffung der Materialien supportet.

Muke: Wir hatten alle zwei bis drei Wochen Meetings mit der Personalabteilung und mit Mitarbeitenden aus den anderen Fachabteilungen, die sich mit den Themen besonders gut auskennen. Mit der Studierenden- und Unternehmensbetreuung konnten wir unser Thema vorher besprechen und uns wurde Rückmeldung gegeben, ob das Thema so passt.

Elfert: Mit der Studierenden- und Unternehmensbetreuung (Stube) des IDS haben wir vorher besprochen, ob das Thema so passte. Die Stube hilft vor allem bei der Vorbereitung und die Fachabteilungen im Betrieb helfen  bei der Umsetzung des Themas.

Wie haben Sie PTPs zu Anfang Ihres Studiums wahrgenommen und wie hat sich Ihre Einstellung dazu verändert?

Elfert: Verglichen mit Ausarbeitungen aus der Schulzeit war es viel Arbeit und eine große Umstellung. Auf der einen Seite hat man die Arbeit, wo es sowieso schon viele Aufgaben gibt und dann kommen sechs Module auf einen zu, für die man jeweils ein PTP schreiben muss. Anfangs, und da spreche ich sicher für viele, bin ich planlos an die PTPs rangegangen, aber das hat sich über die Semester gebessert.

Muke: Dass es viel Arbeit ist, denke ich immer noch. Aber es ist mir in jedem Semester leichter gefallen, Themen zu finden oder auch an die Ausarbeitung heranzugehen. Zum Ende des Studiums war die Auseinandersetzung mit den Themen viel tiefer, weil die Studieninhalte komplexer sind als im ersten Semester.

Elfert: Wenn man komplexere Themen hat, macht die ganze Ausarbeitung mehr Spaß, weil man das Gefühl hat, wirklich Mehrwert für die Abteilung zu schaffen.

Sehen Sie PTPs allgemein als sinnvoll an?

Muke: Wenn ich meine ersten PTPs, durch die ich auch manchmal durchgefallen bin, mit denen im sechsten Semester vergleiche, sehe ich schon einen großen Unterschied. Hätte ich keine PTPs geschrieben und dadurch das wissenschaftliche Arbeiten nicht geübt, dann hätten sich meine Art wissenschaftlich im Unternehmen zu arbeiten und mein Schreibstil nicht so verbessert.

Elfert: Ich sehe da auf jeden Fall Sinn drin. Am Anfang war es nervig, aber man lernt, wie wissenschaftliche Projekte geplant werden und strukturiert vorgegangen wird. Und natürlich ist es interessant, welches Ergebnis man erarbeitet.

Welche Tipps könnt ihr anderen Studis geben, die ebenfalls ein personenübergreifendes PTP schreiben wollen?

Elfert: Regelmäßige Absprachen und gute Kommunikation untereinander und man darf sich nicht von dem Antrag, den man für ein personenübergreifendes PTP stellen muss, abschrecken lassen. Das scheint erstmal nach mehr Arbeit auszusehen, aber eigentlich leistet man da schon die Vorarbeit, die man für die Arbeit nachher nutzen kann.

Muke: Die Absprache ist vor allem bei Personen wichtig, die nicht in einer Firma arbeiten. Da kann ich auch nur empfehlen, selbst die andere Firma vor Ort zu besuchen und nicht alles über E-Mailverkehr zu klären. Außerdem ist es auch wichtig, feste Termine und Fristen zu setzen.

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