Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement für Studentin aus Kamerun Dienstag, 5. Dezember 2023
Für ihren ehrenamtlichen Einsatz und hervorragende Noten zeichnet die Hochschule Osnabrück in diesem Jahr Marina Christine Tama mit dem mit 1.000 Euro dotierten DAAD-Preis aus.
„Ich kann das gar nicht glauben“, sagte Marina Tama, als sie Blumenstrauß und Urkunde überreicht bekommt. „Es gibt doch so viele Leute, die auch gute Sachen tun.“
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet sie für den DAAD-Preis ausgewählt wird – einen Preis, der für gute Studienleistung und gleichzeitiges ehrenamtliches Engagement verliehen wird. Tatjana Maier vom Center for International Students dagegen findet diese Auszeichnung mehr als verdient: „Sie ist so ein großartiger Mensch und berührt mit dem, was sie tut, zahlreiche andere.“
Marina engagiert sich für verschiedene Projekte, möchte neben dem Studium alle ihr sich bietenden Möglichkeiten mitnehmen. „Viele von meinen Freunden fragen mich immer: Wie schaffst du das?“, sagt sie und lacht. „Ich weiß das auch nicht.“ Aber To-Do-Listen helfen, um nicht den Überblick zu verlieren.
Seit letztem Semester ist sie zum Beispiel beim Buddy-Programm der Hochschule dabei und hilft ankommenden internationalen Studierenden, sich in ihrer ersten Zeit in Osnabrück zurechtzufinden. „Es war auch für mich am Anfang schwierig. Mein Buddy hat mir sehr geholfen und ich habe mir gedacht: Ich habe diese Hilfe bekommen, also möchte ich auch hilfreich sein“, sagte sie dazu. Abgesehen davon interessiert sie sich für andere Kulturen und ist froh, über ihre Buddies mehr davon erfahren zu können. Auch im Sprachcafé der Hochschule ist sie dabei, als Tutorin für Französisch. Daneben spricht sie Englisch und Deutsch, ihre Stammessprache, ein bisschen Swahili und ein wenig Chinesisch. Wenn die Aussprache nicht wäre, wäre Chinesisch leichter zu lernen als Deutsch, sagt sie schmunzelnd.
„Wenn ich die Möglichkeit habe, etwas zu tun, dann tue ich es.“
Marina kam im April 2022 nach Deutschland, um im Master International Business und Management zu studieren. Ihre erste Zeit verbrachte sie in Marburg und auch dort engagiert sie sich noch heute: Im Februar hatte eine Freundin sie an die Adolf-Reichwein-Schule eingeladen, um mit einem Grundkurs Englisch zu den Themen „Gendernormen und -identitäten“, „Extremsituationen“ und „Dilemmas“ zu sprechen. Marina gab den Schüler*innen dort die Möglichkeit, in einem freien Austausch eine ganz andere Kultur und Perspektive kennenzulernen. Die Aktion lief so gut, dass sie auch im nächsten Jahr wieder stattfinden soll.
Marina selbst ist nach Deutschland gekommen, um ihren Horizont zu erweitern. Vor dieser Entscheidung hatte sie bereits drei Jahre in einem Bauunternehmen in Kamerun gearbeitet. Zuerst in der Werkstatt und Instandhaltung, nach zwei Jahren wurde sie befördert, ihre Arbeitszeiten änderten sich und sie konnte die frei gewordene Zeit nutzen, um sich zu engagieren. In ihrer Firma war gerade eine Frauenvereinigung gegründet worden, in der Marina die Organisation für gemeinsame Aktivitäten und die Pflege des LinkedIn-Profils übernahm. Die Vereinigung besuchte zum Beispiel Schulen und Kinderheime und unterstützte diese Einrichtungen mit Spenden. Um nach Deutschland zu kommen, musste Marina ihre Position im Organisationsteam aufgeben, aber Mitglied ist sie immer noch: Sie kann die Besuche zwar nicht mitmachen, aber sich zum Beispiel beim Sammeln von Spendengeldern beteiligen.
„Ich mag es sehr, Leuten helfen zu können“, sagt sie. „Das ist ein Teil von mir, den ich nicht wirklich ändern kann und wenn ich die Möglichkeit habe, etwas zu tun, dann tue ich es.“
Momentan studiert sie noch International Business und Management an der WiSo-Fakultät der Hochschule. Das System verstehen, um Gutes damit zu tun. Marina hat große Ziele. „Als ich noch in meiner Heimat war, hatte ich das Gefühl, das die Welt nicht viel über mein Land weiß“, erklärt sie. „Wir beliefern schon sehr viele Länder in Zentralafrika, Tschad, die Zentralafrikanische Republik und dann noch Gabon, Kongo und Äquatorialguinea. Das ist es, wo wir stehen. Aber als ich nach Deutschland kam, konnte ich nur Produkte aus Nigeria oder Ghana finden.“
Ihr Traum: Ein Unternehmen, das frische, landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Kamerun in die Welt hinausträgt. Dafür möchte sie so viel Erfahrung wie möglich sammeln, gerne auch international, aber immer mit ihrem Heimatland im Herzen. Und das ist nun auf wunderbare Art und Weise belohnt worden: Vor zwei Jahren war sie zuletzt in ihrer Heimat. Von dem Geld des DAAD-Preises kann sie sich jetzt einen Flug nach Kamerun finanzieren und den 50. Geburtstag ihrer Mutter im Kreis der Familie feiern.
Hintergrund
Der DAAD-Preis ist ein vom Deutschen Akademischen Austauschdienst initiierter Preis. Er wird seit mehr als zehn Jahren für hervorragende Leistungen von internationalen Studierenden an Hochschulen vergeben, die sich zusätzlich ehrenamtlich engagieren. Damit soll der großen Zahl internationaler Studierender an deutschen Hochschulen ein Gesicht gegeben werden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Weitere Informationen:
Tatjana Maier
Center for International Students
Telefon: 0541 969-3045
E-Mail: t.maier@hs-osnabrueck.de
Von: Kathrin Gottlieb