Neue Horizonte nach dem Niedersachsen-Technikum: Von der Orientierung zur Berufung Mittwoch, 28. Februar 2024

29 junge Frauen feierten jetzt ihren erfolgreichen Abschluss des Niedersachsen-Technikums in Osnabrück. (Foto: Hochschule Osnabrück / Josephine Katharina Groß)
Die wissenschaftliche Projektleiterin Prof. Barbara Schwarze (Mitte) sowie die beiden Vizes für Studium und Lehre, Prof. Alexander Schmehmann und Prof. Andrea Lenschow, gratulierten den Technikantinnen als Erste. (Foto: Hochschule Osnabrück / Josephine Katharina Groß)

Probiert und für gut befunden: 29 junge Frauen aus der Region Osnabrück schließen ihr „Niedersachsen-Technikum“ erfolgreich ab.

„Studieren? – Einfach probieren!“ Mit diesem Slogan richtet sich das Niedersachsen-Technikum an Frauen, die sich für Naturwissenschaften oder Technik interessieren, aber noch kein klares Berufsziel haben. 29 Teilnehmerinnen, 20 regionale Unternehmen, sieben Vorlesungen an der Hochschule und der Universität Osnabrück und 100 Prozent Zufriedenheit: Das sind die Zahlen hinter dem aktuellen Durchlauf. Jetzt (am 26. Februar) feierten die Technikantinnen ihren erfolgreichen Abschluss auf dem Campus Westerberg und berichteten über ihre Praxisprojekte und Erfahrungen im Programm. Über 150 Gäste aus Unternehmen und den beiden Hochschulen sowie aus Familen- und Freundeskreisen der Technikantinnen zeigten sich beeindruckt – von den jungen Frauen, ihren originellen technischen Projektlösungen und selbstbewussten Zukunftsplänen.

 

Wofür steht das Niedersachsen-Technikum?

Das Berufsorientierungsprogramm kombiniert ein bezahltes Betriebspraktikum mit einem Schnupperstudium im Bereich MINT, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Es dauert ein halbes Jahr, vom September bis Ende Februar. Teilnehmen daran können ausschließlich Frauen, denn sie sind in diesen Feldern stark unterrepräsentiert. Chemie, Physik, Mathematik, Informatik, Geografie oder Konstruktion – im Vorlesungsangebot des Wintersemesters war für jede Technikantin etwas dabei. Vielfältig sind auch die Branchen der Unternehmen, an denen die Technikantinnen vier Tage pro Woche gearbeitet haben. Das Technikum bietet noch mehr – etwa Exkursionen, Vernetzung mit Studentinnen und Expertinnen aus Naturwissenschaften, Ingenieurwesen,  und Informatik – und nicht zuletzt neue Freundschaften.


Louisa Willms: „Der Mix aus Kreativität und Technik entspricht genau meinen Vorstellungen.“

„Ich habe hier tolle, gleichgesinnte Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen, die über das Technikum hinweg bestehen werden“, ist sich Louisa Willms sicher. „Ich war mir nicht sicher, in welche berufliche Richtung ich gehen möchte“, erzählt die Technikantin. Architektur, Biomedizin- oder Orthopädietechnik fand sie genauso ansprechend, wie Psychologie, Geschichte und Literatur. „Obwohl ich die technischen Bereiche sehr interessant finde, hatte ich damit nie wirkliche Berührungspunkte. Deshalb bot das Niedersachen-Technikum eine fantastische Möglichkeit, einen Einblick in dieses Gebiet zu erlangen“, so die junge Frau: „Perfekt am Technikum ist, dass man nicht nur das Studentenleben miterlebt, sondern hauptsächlich das Arbeitsleben. Das hat mir sehr geholfen, einzuschätzen, ob mir die Richtung MINT liegt.“

Ihr Technikum absolvierte die Ostfriesländerin bei ZF in Dielingen. Dort hat sie eine bestehende Grundlagenschulung für Mitarbeitende an die Produktlinie „Achssysteme“ angepasst. „Dabei habe ich viel Neues gelernt und mir Fähigkeiten in der Arbeitsorganisation und im Projektmanagement angeeignet“, so Willms. Ihr Theoriewissen hat sie auch in die Praxis umgesetzt – Ergebnis ihres Technikums ist ein neues Schulungsmodell, das sie in einer selbstentwickelten Simulation ausprobiert und für das ZF-Team dokumentiert hat. Parallel zum Praktikum hat Louisa Willms an der Hochschule Osnabrück eine Vorlesung in der Programmierung besucht: „Sie hat mir gut gefallen, auch bei den praktischen Teilen der Lehrveranstaltung bekamen wir Unterstützung. So konnten wir unsere Lösungen im Programm erfolgreich durchgehen und umsetzen.“

Nicht nur fachlich, auch persönlich ist die Technikantin im letzten halben Jahr gewachsen: „Ich bin für das Technikum von zu Hause ausgezogen, was erst einmal eine große Umgewöhnung war. Auch die Anpassung an das Arbeitsleben war etwas Neues.“ Während ihres Projektes habe sie sehr viel selbstständig gearbeitet und musste verschiedene Sachen gleichzeitig koordinieren und berücksichtigen: „Zunächst war es eine Herausforderung, aber letztendlich hat das mein Vertrauen in eigene Fähigkeiten gestärkt und mir geholfen, mehr Selbstbewusstsein aufzubauen.“

Nach sechs lehrreichen und aufregenden Monaten steht für Louisa Willms fest: „Ich möchte an etwas mitarbeiten, was Menschen hilft und ihren Alltag erleichtert. Im nächsten Wintersemester möchte ich mit dem Studium ‚Industrial Design‘ beginnen – sehr gerne an der Hochschule Osnabrück! Diesen Studiengang kannte ich zuvor nicht und war beim Besuch dort sofort davon begeistert, da das Kreative und Technik hier vereint werden – ein perfekter Mix für mich!“

 

Lena Kuns und Ruth Schepers: „Auch mit Umwegen kann man zu dem Beruf kommen, der einem liegt und Spaß macht.“

Auch Lena Kuns und Ruth Schepers hat das Niedersachsen-Technikum bei ihrer Zukunftsplanung geholfen: „Wir haben während des Technikums gemerkt, dass ein Studium im naturwissenschaftlichen Bereich das richtige für uns ist“, so die beiden Abiturientinnen aus Bad Iburg: „Außerdem haben wir gelernt, dass Berufswege nicht immer linear verlaufen müssen, sondern man auch mit einigen Umwegen zu dem Beruf kommen kann, der einem liegt und Spaß macht.“

Kuns und Schepers haben ihr Niedersachsen-Technikum beim Kunststoff-Spezialisten Bischof + Klein absolviert: „Wir finden den Bereich der Forschung und Entwicklung sehr interessant und konnten dort viele Einblicke bekommen. Außerdem haben wir mehr über die Verarbeitung von Kunststoff erfahren – ein Thema, das wir schon in der Schule im Chemieunterricht spannend fanden.“ Die Technikantinnen waren vor allem in der Entwicklungsabteilung und im Labor beschäftigt, wo sie verschiedene Prüfungen an Laborgeräten durchführten. Als Abschlussprojekt haben sie eine eigene Prüfmethodik entwickelt: „Zum Verpacken von Spritzen wird ein Tub verwendet, das mit einem Lid durch Siegeln verschlossen wird“, erklärt Lena Kuns: „Mit unserer Prüfmethodik konnten wir das bisherige maschinelle Standardverfahren zur Siegelung auch im Labor nachstellen.“ Neben dem Betriebspraktikum haben die beiden Abiturientinnen die Vorlesung und Übung im Bereich Geoinformatik an der Universität Osnabrück besucht. „Vor allem die Übung war sehr interessant, da wir den Inhalt aus der Vorlesung praktisch anwenden konnten und Satelliten- und Luftbilder ausgewertet haben“, berichtet Ruth Schepers: „Auch der generelle Einblick ins Studentenleben war sehr hilfreich und bestärkend in der Entscheidung, nach dem Technikum ein Studium zu beginnen.“ Zum Wintersemester wollen die beiden Technikantinnen Physik bzw. Naturwissenschaften studieren.

 

Jetzt schon für den nächsten Durchlauf anmelden

Wie in den Jahren zuvor, planen auch diesmal mehr als 90 Prozent der Technikantinnen, ein Studium oder eine Ausbildung im MINT-Feld aufzunehmen. Aber auch in anderen Branchen schreiten Technik und Digitalisierung immer weiter voran – deshalb sei die Teilnahme am Niedersachsen-Technikum immer eine lohnende Erfahrung, so beiden Vizes für Studium und Lehre, Professorin Andrea Lenschow (Universität Osnabrück) und Professor Alexander Schmehmann (Hochschule Osnabrück). Zusammen mit der Initiatorin und wissenschaftlichen Programmleiterin, Professorin Barbara Schwarze von der Hochschule Osnabrück, gratulierten sie als Erste den erfolgreichen Technikantinnen.

Für das Niedersachsen-Technikum 2024/25, das im kommenden September startet, können sich interessierte junge Frauen aus Osnabrück und Umgebung bereits jetzt anmelden. Informationen stehen online bereit: https://www.niedersachsen-technikum.de/.

 

Kontakt für die Medien:
Hochschule Osnabrück
Judith Bräuer
Tel.: 0541 969-3703, E-Mail: j.braeuer@hs-osnabrueck.de

 

Zum Hintergrund:

Nach einer zweijährigen Pilotphase an der Hochschule Osnabrück beteiligen sich seit 2012 zehn niedersächsische Hochschulen und mehr als 100 Unternehmen an dem Projekt. Seitdem haben etwa 800 junge Frauen das Niedersachsen-Technikum absolviert. Die Anerkennung dafür kommt von vielen Seiten: Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung und die Stiftung NiedersachsenMetall fördern das Projekt von Anfang an. Auch örtliche Schulen, Agenturen für Arbeit, Kammern, Zentrale Studienberatungen sowie der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen kooperieren mit dem Niedersachsen-Technikum. In Hessen, Berlin und Nordrhein-Westfalen sind bereits ähnliche Initiativen gestartet.

Am Durchgang 2023/2024 in Osnabrück haben insgesamt 29 Technikantinnen teilgenommen, davon 11 an der Universität Osnabrück und 18 an der Hochschule Osnabrück.


Die angebotenen Vorlesungen waren folgende:

  • Universität Osnabrück: Fernerkundung | Dr. rer. nat. Thomas Jarmer
  • Einführung in eingebettete Softwaresysteme | Dr.-Ing. Christoph Borchert
  • Laborversuche zur Physik 1 | Prof. Dr. rer. nat. Holger Schnieder
  • Mathe für Anwender 1 | Prof. Dr. rer. nat. Holger Brenner
  • Hochschule Osnabrück: Konstruktion – Technisches Zeichnen und CAD | Dennis Bänsch
  • Programmierung 1 (E/ME) | Prof. Dr. Markus Weinhardt
  • Grundlagen der Chemie | Prof. Dr. Svea Petersen

 

Teilnehmende Unternehmen im Durchlauf 2023/24:
apetito AG | AVO-WERKE August Beisse GmbH | basecom GmbH & Co. KG | Bischof + Klein Holding SE & Co. KG | Georgsmarienhütte GmbH | Grimme Landmaschinenfabrik GmbH & Co. KG | Heytex Holding GmbH | Höcker Polytechnik GmbH | Hölscher Wasserbau GmbH | KME Germany GmbH & Co. KG | Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH & Co. KG | OASE GmbH | Tapetenfabrik Gebr. Rasch GmbH & Co. KG | Schoeller Technocell GmbH & Co. KG | Staatliches Baumanagement Region Nord-West | Symbic GmbH | The Plantly Butchers GmbH & Co. KG | Volkswagen Osnabrück GmbH | Westnetz | ZF Friedrichshafen AG

Von: Lidia Wübbelmann

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