Neue Studie zu Dialog und Deliberation in der Organisationskommunikation im "Journal of Communication Management" Freitag, 14. Juni 2024

Prof. Dr. Christian Schwägerl, Professor für Kommunikationsmanagement am Campus Lingen. Bild: Hochschule Osnabrück

Prof. Dr. Christian Schwägerl erforscht die Formen und Funktionen strategischer Kommunikation im Stakeholderdialog

Worauf kommt es beim Dialog zwischen Organisationen und Unternehmen mit der Gesellschaft an? Welche Verantwortung kommt den Unternehmen zu, wenn sie einen über Gemeinwohlthemen abwägenden Austausch planen und umsetzen? Mit diesen und weiteren Fragen hat sich Prof. Dr. Christian Schwägerl vom Campus Lingen der Hochschule Osnabrück in der Studie "Dealing with risk in stakeholder dialog: identification of risk indicators in a public service media organization`s conversation and discourse with citizens." in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZAHW Schweiz) beschäftigt.

In der jetzt im renommierten "Journal of Communication Management" veröffentlichten Studie hat der Professor für Kommunikationsmanagement gemeinsam mit Prof. Dr. Stücheli-Herlach, Prof. Dr. Philipp Dreesen und Dr. Julia Krasselt von der ZAHW die Formen und Funktionen strategischer Kommunikation im Stakeholderdialog erforscht. Dabei geht es um geplante dialogische Interaktionen von Organisationen mit ihren Anspruchsgruppen.

Im Spannungsfeld zwischen Organisations- und Stakeholderinteressen

"Über die Praxis von Stakeholderdialog ist bisher wenig bekannt, da er zumeist hinter verschlossenen Türen stattfindet", so Schwägerl. Besonders interessant sei für die Organisationskommunikationsforschung, dass die Akteure im Spannungsfeld von Organisations- und Stakeholderinteressen handelten.

Stakeholderdialog setze die Überwindung der Eigeninteressen aller Akteure zugunsten der Bearbeitung eines bestimmten gesellschaftlichen Problemfelds voraus. "Idealtypisch würden sie ein gemeinsames Verständnis der gesellschaftlichen Folgen oder Probleme entwickeln und diese bearbeiten. Empirische Studien zeigen jedoch, dass Stakeholderdialog in der Praxis seinem normativen Anspruch nicht gerecht wird", betont der Professor vom Institut für Kommunikationsmanagement am Campus Lingen. Dieser finde meist als direkter Austausch sowie in Onlineforen statt. "Nehmen Anspruchsgruppen und die breite Öffentlichkeit die Realisierung von Dialog als unzureichend wahr, können Glaubwürdigkeit und Legitimation der Organisation beschädigt werden."

Aufschlussreiche Ergebnisse

Ziel der Studie sei es gewesen, die Risiken bestimmter kommunikativer Praktiken der Akteure herauszufinden, bei denen die Orientierung auf den Dialog verlorengeht. "Dafür haben wir Topic Modeling, eine korpuslinguistische, computergestützte Diskursanalyse, sowie die Gesprächsanalyse angewendet. So konnten wir Indikatoren für das Risiko ermitteln, dass die Akteure diese Orientierung verlieren und das Ziel des Dialogs unterlaufen", erklärt Schwägerl.

Die Ergebnisse seien äußerst aufschlussreich. "Mit unseren Forschungsmethoden konnten wir in einer Fallstudie drei Indikatoren für Dynamiken ermitteln, in denen die Beteiligten von dieser Orientierung abweichen." Erstens, wenn die Akteure sich gegenseitig unterschiedliche Identitäten zuwiesen, die nicht akkurat die legitimen Ansprüche und Interessen der Stakeholder sowie der Organisation bezeichneten. Zweitens, wenn sich Themenbereiche im Forum außerhalb vorgegebener Strukturen entwickelten und polarisierten, und drittens, wenn die Organisationen unterdrückt geäußerte Kritik und Bedenken der Stakeholder nicht im Plenum erklären ließen. Aus diesen Befunden leite die Studie nun praktische Schlussfolgerungen für die Konzeption und Entwicklung von Stakeholderdialog her.

Weitere Informationen 
Hochschule Osnabrück
Fakultät Management, Kultur und Technik
Prof. Dr. Christian Schwägerl
Telefon: 0591 80098 460
c.schwaegerl@hs-osnabrueck.de

 

Von: Miriam Kronen