RooBi - Roofs for Biodiversity
Innovative Verfahren für die Anlage multifunktionaler Dachbegrünungen
Über das Projekt
Dachbegrünungen können insbesondere in urbanen Räumen zur Abmilderung von Umweltauswirkungen menschlichen Wirkens beitragen (Regenwasserspeicherung, Temperaturregulation). Konventionelle Dachbegrünungen werden jedoch in der Regel mit artenarmen und züchterisch veränderten Sedum-Mischungen durchgeführt. Durch die Optimierung von Verfahren der extensiven Dachbegrünung lassen sich ökosystemare Leistungen von begrünten Dächern weiter entwickeln und steigern. Ziel des Forschungsprojekts Roobi ist die Entwicklung neuer Wildpflanzensaatmischungen aus gebietseigenen Pflanzenarten nordwestdeutscher Sandtrockenrasen und angepasster Vegetationstragschichten zur Anlage multifunktionaler extensiver Dachbegrünungen. Außerdem werden Versuche zur naturschutzfachlichen Aufwertung bereits bestehender konventioneller Dachbegrünungen durchgeführt. Zur Erhöhung der Stressverträglichkeit der Vegetation soll der Einsatz von Mykorrhizapräparaten in technogenen Vegetationssubstraten erprobt werden. Die aufeinander abgestimmten Saatmischungen und Vegetationssubstrate sollen nach erfolgreichen Tests für den gesamten nordwestdeutschen Raum nutzbar sein.
Arbeitspakete
Ziele:
Entwicklung artenreicher Wildpflanzensaatmischungen zur naturschutzfachlichen Aufwertung extensiver Dachbegrünungen in Nordwestdeutschland. Auf lokaler/regionaler Ebene können die Basismischungen um weitere Wildpflanzenarten der Region des Einsatzortes ergänzt werden.
- Eine Basissaatmischung für Neuanlagen extensiver Dachbegrünungen
- Eine Basissaatmischung zur Aufwertung bereits bestehender konventioneller extensiver Dachbegrünungen
Im September 2018 wurde auf ca. 500 m2 Dachflächen der Hochschule Osnabrück Experimente zur Erprobung von Saatmischungen und Substraten angelegt.
Ziele:
- Erprobung unterschiedlicher und teils neu entwickelter Gründachaufbauten und Substratkompositionen
- Erprobung unterschiedlicher Begrünungsverfahren: Ansaat mit und ohne Inokulation eines Mykorrhizaprodukts, Übertragung von Rechgut aus Sandtrockenrasen
- Erprobung artenreicher standortangepasster Saatmischungen (vollsonnig, halbschattig, schattig)
Im Rahmen des Versuchs werden drei verschiedene Wildpflanzensaatmischungen mit jeweils über 40 Wildpflanzenarten getestet. Auf insgesamt 54 Dauerbeobachtungsflächen wird in den kommenden Vegetationsperioden die Vegetationsentwicklung untersucht.
Im September 2017 wurden im Osnabrücker Stadtgebiet auf neun bestehenden konventionell extensiv begrünten Gründächern Experimente zur naturschutzfachlichen Aufwertung eingerichtet.
Ziel:
- Naturschutzfachliche Aufwertung bereits bestehender konventioneller extensiver Dachbegrünungen durch Ansaat einer Wildpflanzensaatmischung bei unterschiedlicher Flächenvorbereitung (z.B. vorherige Mahd und Bodenstörung)
Die Auswahl der Dachflächen erfolgte nach Kriterien wie Alter (> 10 Jahre), Mächtigkeit und Aufbau des Vegetationssubstrats sowie der Exposition (nur voll besonnte Dachflächen). Auf insgesamt 43 Dauerbeobachtungsflächen wird die Vegetationsentwicklung dokumentiert.
In den Vegetationsperioden 2017 und 2018 wurden an der Hochschule Osnabrück mehrmonatige Topfversuche durchgeführt.
Ziel:
- Erhöhung der Stressresistenz und –resilienz von Wildpflanzen in technogenen Vegetationssubstraten durch Inokulation mit Mykorrhizaprodukten.
Auf Flächen des Kooperationspartners Matthies Landwirtschaft, Wenzendorf wurden 2018 Versuchsflächen zur Vermehrung gebietseigener Wildpflanzen eingerichtet.
Ziele:
- Ermittlung des biologischen und ökonomischen Vermehrungspotentials ausgewählter Wildpflanzenarten, die bisher noch nicht für den Wildpflanzenmarkt in Nord-Westdeutschland verfügbar sind
Praxisleitfaden und weitere Veröffentlichungen
Schröder R., Jeschke D., Walker R. & Kiehl K. (2020): Extensive Dachbegrünung mit gebietseigenen Wildpflanzen am Beispiel Nordwestdeutschlands - ein Leitfaden für die Praxis. Eigenverlag Hochschule Osnabrück, 65 S. ISBN: 978-3-9820529-1-5 (E-Book), ISBN: 978-3-9820529-0-8 (Druckversion).
Kiehl K., Jeschke D. & Schröder R. (2021): Using native plant species of dry sandy grasslands for roof greening in north-western Germany - opportunities and challenges. In: Catalano C., Leone M., Andreucci M.B., Bretzel F., Menegoni P. & Guarion R.(Hrsg.): Urban services to Ecosystems: Green infrastructure benefits from the landscape to the urban Scale, S. 115-129. Springer, Berlin.
Schröder R. & Kiehl K. (2020): Extensive roof greening with native sandy dry grassland species: effects of different greening methods on vegetation development over four years. Ecological Engineering, 145: doi.org/10.1016/j.ecoleng.2020.105728
Schröder R. & Kiehl K. (2020): Gebietseigene Wildpflanzen für die extensive Dachbegrünung: Neue Landschaft 1/2020: 41-45.
Schröder R., Mohri M. & Kiehl K. (2019): AMF inoculation of green roof substrate improves plant performance but reduces drought resistance of native dry grassland species. Ecological Engineering 139: doi.org/10.1016/j.ecoleng.2019.105583.
Jeschke D., Mohri M., Ma J. S., Kiehl K. & Schröder R. (2019): Can arbuscular mycorrhizal fungi improve plant performance and drought resistance of native dry grassland species in shallow green roof substrates? GfÖ Annual Meeting. 9.-13.09.2019 , Münster. Poster
Jeschke D., Mohri M., Ma J. S., Kiehl K. & Schröder R. (2018): Use of arbuscular mycorrhizal fungi for urban restoration – a roof greening experiment. 11th Conference of the Society for Ecological Restoration, Europe. 9.-13.09.2018, Reykjavik, Iceland. Poster
Medienspiegel
Wie die Dächer der HS Osnabrück die Biodiversität fördern, Pressemitteilung vom 05.06.2019
Begrünte Dächer bieten seltenen Pflanzen Heimat, Radiobeitrag im Deutschlandfunk, Sendung Forschung aktuell vom 10.09.2019
Kooperationspartner und Förderung
Förderung: Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)
Durchführung: Hochschule Osnabrück, Fachgebiet Vegetationsökologie und Botanik
Laufzeit: 01.2017 – 12.2020