Fachbereich Logopädie
Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie (B.Sc.)
In 3 Semestern Logopädie studieren an der Hochschule Osnabrück
Sie sind staatlich geprüfte Logopädin oder staatlich geprüfter Logopäde und suchen nach einer Möglichkeit, sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln? Sie möchten Ihren Patientinnen und Patienten ein effektives und wissenschaftlich fundiertes Therapieangebot machen? Und Sie möchten das im Austausch und auf Augenhöhe mit anderen Gesundheitsberufen tun? Dann bietet Ihnen der Fachbereich Logopädie der Hochschule Osnabrück ein attraktives Studienangebot.
Preise von Absolvent*innen
StudyUp-Award für zwei Absolventinnen im Bereich Logopädie
Besonderheiten
Welche Schwerpunkte erwarten Sie im Logopädie-Studium an der Hochschule Osnabrück?
Aktuelle Bachelorarbeits-Themen in der Logopädie
Kooperierende Berufsfachschulen der Logopädie
Der Studiengang kooperiert mit besonders qualifizierten Berufsfachschulen der Logopädie in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Berufsfachschülerinnen und Berufsfachschüler dieser Kooperationspartner werden bereits während ihrer Ausbildung optimal auf das Studium vorbereitet.
Der Studiengang ist offen für Absolventinnen und Absolventen aller Logopädie-Schulen in Deutschland.
DAA - Deutsche Angestellten Akademie
Zweigstellenverbund Osnabrück + Oldenburg
Lehranstalt für Logopädie
Franz-Lenz-Straße 6
49084 Osnabrück
Telefon: 0541 50537-0
Schule für Logopädie
Harffstraße 51
40591 Düsseldorf
Telefon: 0211 73779680
Bildungscampus für Gesundheits- und Sozialberufe St. Johannisstift GmbH
Schule für Logopädie
Arminiuspark 7
33175 Bad Lippspringe
Telefon: 05252 954570
Helios St. Anna Klinik Duisburg
Albertus-Magnus-Straße 33
47259 Duisburg
Telefon: 0203 755-0
Team
Aktuelles
Am 14. September 2024 trafen sich ca. 80 Interessierte in Osnabrück zum Symposium „Beziehungsweisen“, das als Thema den Beziehungsaspekt in der logopädisch-sprachtherapeutischen Arbeit in den Mittelpunkt stellte. Veranstaltet wurde die Tagung durch die Hochschule Osnabrück und das Netzwerk Beziehung in der Logopädie und Sprachtherapie. Das Konzept der Tagung sah vor, das Thema Beziehung in der Logopädie und Sprachtherapie durch verschiedene Formate von Beginn nicht nur informativ zu gestalten, sondern auch praxisnah und erlebbar zu machen.
Nach einem ersten Austausch unter Kolleg:innen bei einem Willkommenskaffee stimmte die sehr lebhafte, interdisziplinäre Podiumsdiskussion mit renommierten Fachpersonen aus den Bereichen Psychotherapie, sozialer Arbeit, Pädagogik, Pflege und Logopädie auf das Thema Beziehung ein. Franziska Zimmermann und Vera Wanetschka moderierten mit ihren Fragen souverän den interessanten und engagierten Austausch und gaben mit einem praxisnahen Beispiel den Auftakt zu einem Abgleich von Gemeinsamkeiten und Unterschieden beim Thema Beziehungsarbeit der unterschiedlichen Disziplinen. Resümee aus dem facettenreichen Diskurs war für viele Teilnehmende, dass Beziehungsarbeit als relevant angesehen wurde, sie lern- und lehrbar sei, es aber Kompetenzen und zeitliche Ressourcen dafür brauche. Die Möglichkeit zur Reflektion und Übertragung der Ideen auf die eigene Arbeit ergab sich durch den im Anschluss an die Podiumsdiskussion moderierten Austausch in Kleingruppen und die am Nachmittag angebotenen Workshops, die das Thema Beziehung in unterschiedlichen Kontexten, z.B. in der Kinder- oder in der Erwachsenentherapie oder mit Blick auf die Therapeutenpersönlichkeit, beleuchteten.
Das Thema der Evidenzen mit Blick auf Beziehungsgestaltung in der Logopädie und Sprachtherapie, das vielen Teilnehmenden wichtig war, wurde durch den abschließenden Vortrag von Hilke Hansen aufgenommen. Auch wenn der experimentelle Nachweis derzeit noch aussteht, können Logopäd:innen vor dem Hintergrund des aktuellen Forschungsstands davon ausgehen, dass ihre Beziehungskompetenz zusammen mit ihrer Methodenkompetenz von zentraler Bedeutung für erfolgreiche logopädische Interventionen ist.
Die Wahrnehmung, Anerkennung und Berücksichtigung der individuellen Patient:in und ihrer Bedürfnisse durch die Therapeut:innen wird in der Literatur als zentraler beziehungsförderlicher Aspekt thematisiert.
Die lichtdurchfluteten und großzügigen Räume der Hochschule Osnabrück sowie die Caprivi Lounge, in der das gemeinsame Mittagessen eingenommen wurde, trugen sehr zu einer anregenden und vertrauten Atmosphäre des Austausches und der Begegnung bei.
Wer sich weiterhin zum Thema informieren möchte, ist herzlich zu den 2x jährlich stattfindenden Gesamttreffen oder zur Mitarbeit in den jeweiligen Arbeitsgruppen (AG Forschung – AG Ausbildung – AG Praxis) eingeladen oder findet Informationen auf der im Aufbau befindlichen Homepage unter www.netzwerk-beziehung.de.
Logopädie-Vertreter*innen des Studiengangs „Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie“ (ELP) der Hochschule Osnabrück waren auf dem diesjährigen Kongress des Deutschen Bundesverbands für Logopädie (dbl) in Oberhausen am 14. und 15. Juni 2024 präsent. Prof. Dr. Hilke Hansen, Jannis Hansa und Prof. Dr. Barbara Schneider informierten nicht nur Interessent*innen am Hochschulstand über die Studiengänge ELP und HELPP, sondern ermöglichten zahlreichen Besucher*innen Einblicke in das aktuelle Forschungsprojekt „ProVoiceVR“. Beim Erproben der VR-Brille konnten sich die Kolleg*innen den Nutzen der virtuellen Umgebungen für den Transfer in der Stimmtherapie unmittelbar vorstellen; die Idee fand großen Anklang.
Der aktuelle Projektstand wurde von Jannis Hansa, wissenschaftlicher Mitarbeiter im „ProVoiceVR“-Projekt, in Form eines wissenschaftlichen Posters vorgestellt. Hilke Hansen gestaltete außerdem das interaktive Forum zum Thema „Die Therapeutische Allianz – Ein grundlegendes Modell in der Arbeitsbeziehung in der Logopädie/Sprachtherapie“. Sie ist Mitinitiatorin des Netzwerks „Beziehung in der Logopädie/Sprachtherapie“, das am 14. September 2024 an der Hochschule Osnabrück eine Tagung zum Thema „Beziehungsweisen – Wirkfaktor Beziehung in der Logopädie/Sprachtherapie“ ausrichtet.
Den Posterpreis gewann Katharina Geier, Masterstudentin an der RWTH Aachen. Ihr Masterprojekt zu der Frage, was Kindern in der Beziehung zur ihrer Logopäd*in wichtig ist, wird von Hilke Hansen gemeinsam mit Thomas Günther von der RWTH Aachen betreut.
Am 13. März 2024 präsentierten drei Absolventinnen des Bachelorstudiengangs „Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie“ (ELP) in der Fachrichtung Logopädie ihre herausragenden Abschlussarbeiten im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung. Rund 70 Teilnehmer*innen nahmen an der hybriden Präsentation teil – die meisten vor Ort an der Hochschule Osnabrück. Darunter befanden sich u.a. praktisch tätige Logopäd*innen, Lehrende und Schüler*innen der Kooperationsschulen, Kommilitoninnen, aber auch Familienangehörige und Freunde der Absolventinnen. Prof. Dr. Hilke Hansen moderierte die Veranstaltung, während Prof. Dr. Barbara Schneider die von ihr betreuten Referentinnen und Projekte einführte:
- Meike Lauber: Poststroke Depression bei Aphasie. Evaluierung eines diagnostischen Vorgehens
- Nicole Scherbak: Gleitmittel als Unterstützung bei Medikamentendysphagie bei Menschen mit Morbus Parkinson
- Hanna Düßmann: Bewertung von Stressfaktoren und deren Bewältigung in der Logopädie-Ausbildung aus der Perspektive von Schüler*innen
Die Bachelor-Projekte von Frau Lauber und Frau Scherbak wurden durch die Kooperation mit dem Klinikum Osnabrück hervorragend unterstützt. Nach den jeweils 20-minütigen Vorträgen kam eine rege Diskussion mit dem überaus interessierten Publikum zustande. Die öffentliche Präsentation stellte zudem einen feierlichen Rahmen für den Abschluss des Studiums dar.
Lehrende der Hochschule Osnabrück referieren auf dem dbl-Kongress in Erlangen
Gleich drei Logopädinnen des Studiengangs „Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie“ (ELP) der Hochschule Osnabrück waren auf dem diesjährigen Kongress des Deutschen Bundesverbands für Logopädie (dbl) in Erlangen vertreten. Christina Haupt, Prof. Dr. Hilke Hansen und Prof. Dr. Barbara Schneider informierten nicht nur Interessent*innen am Hochschulstand über die Studiengänge ELP und HELPP – Versorgungsforschung und -gestaltung, alle drei waren auch mit Beiträgen zu aktuellen Forschungsprojekten vor Ort. Christina Haupt berichtete aus dem „Sprach-Balou“, einem Sprachförderkonzept für Kinder anderer Herkunftssprachen im häuslichen Kontext. Prof. Dr. Hilke Hansen stellte mit „KONTakt“ ein Open-Source-Training für eine erfolgreiche Verständigung in der Gesundheitsversorgung vor. Prof. Dr. Barbara Schneider referierte über die Ergebnisse einer Fragebogenstudie zum Bekanntheitsgrad erworbener Kommunikationsstörungen bei angehenden Ergo- und Physiotherapeut*innen, das in Kooperation mit der fh gesundheit in Tirol durchgeführt wurde. Am Hochschulstand konnten sich interessierte Kolleg*innen außerdem über das Projekt „VR ProVoice“ informieren. Aktuell kann mit der Aufnahme gesunder und beeinträchtigter Stimmen zur Entwicklung eines KI-gestützten Feedbacksystems beigetragen werden. Weitere Informationen unter: provoice.vreedback.de
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Barbara Schneider
E-Mail: b.schneider@hs-osnabrueck.de
Absolvierende präsentieren öffentlich Themen ihrer Bachelorarbeiten
Die alljährliche öffentliche Präsentation von Bachelorarbeiten des Studiengangs „Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie“ (ELP) konnte in diesem Semester erstmals wieder in Präsenz auf dem Caprivi-Campus durchgeführt werden. Zahlreiche Schüler*innen der kooperierenden Berufsfachschulen, Studieninteressierte, aktuell Studierende, Absolvent*innen sowie praktisch tätige Therapeut*innen fanden sich in den Hörsälen der Hochschule Osnabrück ein, um sich über den Studiengang und aktuelle Bachelorprojekte zu informieren. Auch Familienangehörige und Freunde der Referent*innen waren anwesend, um den erfolgreichen Abschluss des Studiums zu würdigen.
Für die Logopädie begrüßten Prof. Dr. Hilke Hansen, Christina Haupt (MPhil, MSc) und Prof. Dr. Barbara Schneider als Lehrende und Betreuerinnen der Arbeiten die Gäste. Insgesamt vier Absolvent*innen stellten dem Publikum ihre Projekte vor:
Evaluation des kooperativen Förderprojektes „Sprach-Balou“ für Vorschulkinder mit Migrationshintergrund
- Lena Wolf: (A) Interviewstudie über die Erfahrungen beteiligter Familienbegleiterinnen
- Luisa Niemöller: (B) Fallstudien zweier zweijähriger mehrsprachiger Kinder zu Veränderungen der pragmatisch-kommunikativen Fähigkeiten nach fünf Wochen Sprachförderung
Aphasie-Therapie
- Joschka Basteck (vertreten durch Prof. Dr. Barbara Schneider): Wirksamkeit des Therapieverfahrens "ESKOPA-TM" bei chronischer Aphasie in der ambulanten Versorgung – eine Einzelfallstudie
Nachhaltigkeit in der logopädischen Praxis
- Daniela Schippers: Ökologische Nachhaltigkeit in der ambulanten logopädischen Praxis – eine explorative Fokusgruppenstudie
Die Vorträge und ihre Themen bildeten auf der einen Seite die inhaltliche und methodische Vielfalt der Bachelorprojekte in der Logopädie ab. Auf der anderen Seite wurde deutlich, wie wissenschaftliche Erkenntnisse sowie gesellschaftliche und politische Strömungen von den Studierenden aufgenommen und auf die alltägliche Versorgung in der Logopädie übertragen werden. Die Zuhörer*innen erlebten einen informativen Abend und angeregten Austausch.
Beginnend mit der Auftaktveranstaltung „Fachgespräch Logopädie Osnabrück“ (FLO) im September 2022 entwickelte sich eine Kooperation zwischen dem Studiengang ELP – Fachbereich Logopädie – und dem Klinikum Osnabrück. Das interaktive Fachgespräch zum Thema „Dysphagie bei Morbus Parkinson – Diagnostik und Therapie“ wurde von Frau Dr. Kerstin Erfmann (Entwicklungsprofessorin an der Hochschule Osnabrück und Logopädin am Klinikum Osnabrück) und Herrn Prof. Dr. Tobias Warnecke (Chefarzt der Neurologie und neurologischen Frührehabilitation, Schwerpunkt Parkinsonsyndrome und neurodegenerative Erkrankungen am Klinikum Osnabrück) gestaltet und stieß auf großes Interesse bei etwa 80 Teilnehmer*innen.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Fachbereich Logopädie und dem Klinikum Osnabrück ermöglicht Studierenden der Logopädie neue Möglichkeiten für Praktika und Bachelorprojekte. Über die Anbindung an das Parkinsonnetzwerk, das Herr Prof. Dr. Warnecke 2017 im Münsterland ins Leben rief und welches nun auch die Osnabrücker Region umfasst, bieten sich den Studierenden Erfahrungsräume im Bereich der multiprofessionellen ambulanten und stationären Parkinson-Versorgung für das studienintegrierte Praktikum. Ebenso können durch die Kooperation Bachelorprojekte im genannten Themenbereich (insbesondere Dysphagie und Dysarthrie bei Parkinson-Syndromen), aber auch der Neurologie allgemein durchgeführt werden, die zu neuen Erkenntnissen für die interprofessionelle Versorgung von betroffenen Menschen beitragen sollen.
Weitere Informationen auf der Website des Klinikums Osnabrück
Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung einer Virtual-Reality-Applikation, die sowohl in logopädischen Praxen von Stimmtherapeut*innen als auch im Heimtraining von Stimmpatient*innen selber angewendet werden kann.
Das Forschungsprojekt „ProVoiceVR“ der Hochschule Osnabrück ist mit einer geplanten Laufzeit von knapp drei Jahren im August 2022 offiziell gestartet und wird in Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker Start-Up Unternehmen VReedback realisiert, das auf diese Technologie spezialisiert ist und bereits einen VR-Rhetoriktrainer entwickelte, der nun als Grundlage für die neue Therapieanwendung dient.
Ansatzpunkt in der Therapie ist der Transfer von erlernten Sprechtechniken und -hilfen in den Berufsalltag der Patient*innen. Dieser gestaltet sich in der Praxis häufig problematisch, da sich die Übungs- und Realsituation, also die Einzeltherapie in der Praxis im Vergleich zum Berufsalltag, meist deutlich unterscheiden und das Übertragen einer gesunden Stimmfunktion in das berufliche Umfeld durch viele Faktoren erschwert wird.
Simulation realer Sprechsituationen in Klassenzimmer, Meetingraum oder Sporthalle
Die geplante VR-Anwendung ermöglicht es, durch Simulation individueller Sprechsituationen, zum Beispiel im Klassenzimmer, Meetingraum oder in der Sporthalle, und Biofeedback, damit sind Echtzeitanzeigen zu Lautstärke, Tonhöhe, Sprechgeschwindigkeit unter anderem gemeint, die Umstände des Berufsalltags bereits im geschützten Rahmen der Therapie erleben und mit ihnen üben zu können. Angeleitet durch Therapeut*innen sollten die Patient*innen die Anwendung auch im Heimtraining nutzen können.
Dieser innovative Ansatz beschleunigt und erleichtert den Transfer der gesunden Stimmfunktion in den beruflichen Alltag, spart Zeit und Geld und wirkt Frustrationen entgegen.
Die Entwicklung orientiert sich am nutzer*innenzentrierten Designansatz und findet daher unter enger Einbeziehung von Stimmtherapeut*innen und -patient*innen statt.
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Weitere Informationen zum Forschungsvorhaben:
20 Jahre Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie: Prof. Dr. Hilke Hansen spricht sich gegen Teilakademisierung aus
Hochschule Osnabrück: Im Zuge des Bologna-Prozesses vor etwa 20 Jahren wurde mit der Akademisierung verschiedener Gesundheitsfachberufe, darunter auch die Logopädie, begonnen. Wie blicken Sie nach 20 Jahren auf diesen Prozess? Was wurde bisher erreicht? Was bleibt für die kommenden Jahre zu tun?
Hilke Hansen: Der Bologna-Prozess war für die Logopädie ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer hochschulischen Ausbildung, die international Standard ist. Der Wissenschaftsrat geht in seiner im Juni dieses Jahres veröffentlichten Studie zum Stand der hochschulischen Qualifikation (HQGplus Studie) davon aus, dass 2019 mehr als ein Drittel aller Logopäd*innen an einer Hochschule ausgebildet wurden. Dazu kommen noch Absolvent*innen sprachtherapeutischer Studiengänge, wie beispielsweise der klinischen Linguistik. Die Logopädie hat also viel erreicht. Gleichzeitig weist die Studie auf einen hohen Entwicklungsbedarf, in Lehre und Forschung, hin. Der entscheidende nächste Schritt ist jetzt die Verankerung einer regulären hochschulischen Ausbildung in der anstehenden Reform des Berufsgesetzes. Hier ist jetzt zeitnah eine politische Entscheidung gefordert, die der deutschen Logopädie ermöglicht an internationale Ausbildungsstandards anzuschließen.
Das Logopädie-Studium ist in Deutschland noch nicht zur Regel geworden, trotz der seit 2009 primärqualifizierenden Studienangebote. Dabei gibt es gute Gründe für eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung. Inwiefern profitieren Logopäd*innen, Fachkolleg*innen anderer Gesundheitsberufe und auch die Patient*innen von einem akademischen Background?
Der Mehrwert für die Patient*innen muss im Zentrum jeder Ausbildungsreform in den Gesundheitsberufen stehen. Logopäd*innen brauchen aktuelles, wissenschaftliches Wissen, um beispielsweise Menschen mit Schlaganfall bestmöglich auf ihrem Weg zurück in kommunikative Teilhabe zu unterstützen. Sprache ist eine der komplexesten kognitiven Funktionen, kommunikative Teilhabe ein vielschichtiger sozialer Prozess. Eine wissenschaftliche Ausbildung ist daher grundlegend für die Praxis und gehört strukturell an die Hochschulen. Das gilt auch, wenn die Berufsfachschulen in der derzeitigen Ausbildungspraxis hervorragende Arbeit leisten. Eine hochschulische Qualifikation ist zudem eine zentrale Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen, wie der Medizin und der Psychologie. Eine gute interprofessionelle Kooperation kommt unmittelbar den Patient*innen zu Gute. Aber auch die Logopäd*innen profitieren von einer erfolgreichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Es ist jetzt notwendig in der anstehenden Berufsgesetzreform das Verhältnis zwischen Logopädie und Medizin neu zu justieren und Logopäd*innen den Einsatz ihrer Kompetenzen für die Patientenversorgung umfassend zu ermöglichen.
Aus Ihrer Sicht ist es also notwendig, dass alle Logopäd*innen an einer Hochschule ausgebildet werden?
Ja, Logopäd*innen sollten zu 100 Prozent hochschulisch für die Praxis ausgebildet werden, um Patient*innen flächendeckend eine bestmögliche Versorgung zu bieten. Die Arbeit in der Diagnostik und Therapie mit Menschen mit sprachlich-kommunikativen Beeinträchtigungen und ihrem Umfeld ist nicht teilbar. Das Szenario einer hochschulisch ausgebildeten „Elite“, die zum Beispiel logopädische Diagnosen stellt und Therapiepläne entwirft, die dann in der Praxis nur noch ausgeführt werden, ist für eine Arbeit, die auf einer intensiven und individuellen Zusammenarbeit mit den Patient*innen beruht, in keiner Weise angemessen. Eine Teilakademisierung führt zudem zu teuren Doppelstrukturen. Berufsfachschulen und Hochschulen müssen dann parallel reformiert, organisiert und finanziert werden. Wir brauchen jetzt eine zukunftsfähige Entscheidung, auch um den Beruf attraktiv zu machen für die nächste Generation.
Osnabrück gehört mit dem Studiengang Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie (ELP) zu den Pionieren bei der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe. Was zeichnet das Studium der Logopädie an der Hochschule Osnabrück aus und wie bereitet es Studierende auf eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Berufstätigkeit vor?
Als Bachelorstudiengang, der auf eine abgeschlossene Ausbildung als Logopäd*in aufbaut, steht für uns besonders die Vermittlung wissenschaftlicher Schlüsselkompetenzen für die Arbeit mit Patient*innen im Mittelpunkt. Unsere Studierenden lernen, sich aktiv mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Ansätzen für die Diagnostik und Therapie auseinander zu setzen. Sie lernen sich aktuelles Wissen anzueignen und den Einsatz dieses Wissens in der Praxis zu reflektieren. Die kritische Reflexion des eigenen therapeutischen Handels in der Diagnostik, Therapie und partizipativen Gestaltung einer logopädischen Intervention ist eine zentrale Kompetenz, die der Studiengang vermittelt. Besonders wichtig ist uns, unsere Studierenden in einer intensiven Auseinandersetzung mit eigenen Fragestellungen und Interessen zu stärken und zu unterstützen.
Zum dritten Mal in Folge trafen sich auf dem diesjährigen dbl-Kongress (Deutscher Bundesverband für Logopädie) Teilnehmende zum interaktiven Forum Lehre und Forschung. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Diskussion der Potenziale qualitativer Forschung für die Logopädie.
In einem einführenden Impulsvortrag stellte Prof. Dr. Hilke Hansen, Professorin für Logopädie an der Hochschule Osnabrück, eine Definition qualitativer Forschung vor. Sie machte deutlich, dass qualitative Forschung ein breites Spektrum von Analyseverfahren und Forschungstraditionen umfasst. Diese zielen systematisch darauf ab, soziale Phänomene authentisch, kontextbezogen und interpretativ angemessen zu beschreiben und zu erklären. Kommunikative Teilhabe als soziales Phänomen und sozialer Prozess kann in der Logopädie als ein zentraler Forschungsgegenstand qualitativer Forschung identifiziert werden.
Im Anschluss an eine knappe Vorstellung grundlegender Kennzeichen des qualitativen Forschungsstils skizzierte die Logopädie Professorin die Potenziale der drei Forschungstraditionen Konversationsanalyse, Ethnografie und Case Studies. „Diese ermöglichen der Logopädie ein vertieftes Verständnis der Erfahrung des Lebens mit kommunikativen Beeinträchtigungen, eine detaillierte Analyse beeinträchtigter kommunikativer Teilhabe in Alltagssituationen, aber auch eine kontextbezogene Auseinandersetzung mit den Wirkfaktoren logopädischer Intervention und ihrer Ergebnisse im kommunikativen Alltag“, schildert Hansen.
Mit etwa 35 Teilnehmende wurde in Kleingruppe diskutiert, wie aktuell an Schulen und Hochschulen qualitative Methodenkompetenzen vermittelt und qualitative Forschung umgesetzt wird und wie dieser Forschungsstil verstärkt genutzt werden kann. In der Diskussion zeigte sich große Übereinstimmung, dass in Deutschland sowohl in der Lehre als auch in der Forschung weiterhin hoher Entwicklungsbedarf besteht. Viele der teilnehmenden Lehrenden und Forschenden beschrieben ihre eigene Sozialisation durch den quantitativen Forschungsstil geprägt. Als besonders bedeutsam betrachteten die Teilnehmenden die verstärkte Nutzung von mixed-methods-Forschungsansätzen für die Methodenausbildung in der Logopädie.
Die Coronasituation führte durch Kita-Schließungen und andere Besonderheiten dazu, dass viele Kinder über die letzten zwei Jahre nur ein sehr eingeschränktes Angebot der deutschen Sprache erhalten haben. Aktuell besteht dadurch ein erhöhter Bedarf an deutschem Sprachinput, den Familien und Kitas allein nicht gewährleisten können. An diesem Problem setzt das im Frühjahr gestartete, neue Projekt „Sprach-Balou“ des Fachbereichs Logopädie der Hochschule Osnabrück und des Fachbereichs für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Osnabrück an. Durch das Tandemprojekt soll der Spracherwerb von Kindern mit Migrationshintergrund in Osnabrück gefördert und unterstützt werden. Das Projekt wurde mit ersten ausgewählten Familien pilotiert.
Die Logopädie-Studierenden – die Sprach-Balous – des Studiengangs Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie (ELP) agieren als Unterstützungspersonen innerhalb der Familien: Sie treten aktiv mit den Kleinkindern in Interaktion, spielen Spiele mit ihnen, so dass der deutsche Wortschatz angeregt und erweitert wird. Dabei fungieren sie zusätzlich als Vorbild für das sprachförderlich Verhalten der Eltern.
Die Kontaktaufnahme erfolgt über qualifizierte Familienbegleiterinnen der Stadt Osnabrück, die als Brückenbauerinnen in verschiedenen Stadtteilen schon lange direkt vor Ort tätig sind. Sie haben bereits gute Beziehungen zu Familien mit Migrationshintergrund, an die sie verschiedene Angebote richten, um ihr Ankommen in Osnabrück zu erleichtern. Insofern werden einerseits Tandems zwischen Kindern/Familien und Logopädie-Studierenden als auch zwischen Familienbegleiterin und Studierenden gebildet, um eine gute Basis für den Erfolg des zusätzlichen Sprachangebots zu bilden. Für die Maximierung der Nachhaltigkeit des Projektes wird es zudem von fachlichen Informationsveranstaltungen samt regelmäßigem Austausch aller Akteur*innen begleitet und evaluiert.
Logopädie-Studierende des Studiengangs ELP sind herzlich eingeladen, weitere Familien aktiv zu unterstützen!
Weitere Informationen:
Christina Haupt
E-Mail: c.haupt@hs-osnabrueck.de
Telefon: 0541 969-3797
Der Bereich Logopädie des Studienprogramms Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie (ELP) kooperiert im Rahmen eines Forschungsprojekts mit der FH Gesundheit Innsbruck.
Es soll herausgefunden werden, ob bzw. inwieweit erworbene Beeinträchtigungen der Sprache oder des Sprechens (Aphasien und Dysarthrien) bei Auszubildenden und Studierenden der Ergotherapie und Physiotherapie bekannt sind und ob in diesem Bereich Informationsbedarf besteht. Das langfristige Ziel ist es, durch Aufklärungs- und Bildungsangebote die Kommunikation für betroffene Menschen in Alltags- und Therapiesituationen zu erleichtern und somit ihre Teilhabe an der Gesellschaft zu unterstützen.
Aufbauend auf der österreichischen Fragebogenuntersuchung unter der Leitung von Dr. Anja Wunderlich-Roßmair sollen an der Hochschule Osnabrück unter der Leitung von Prof. Dr. Barbara Schneider vergleichbare Daten für Deutschland erhoben werden.
Nähere Informationen bei:
Prof. Dr. Barbara Schneider
Telefon: 0541 969-3672
E-Mail: b.schneider@hs-osnabrueck.de
Der Fachbereich Logopädie des Studienganges Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie an der Hochschule Osnabrück möchte mit der Reihe „Fachgespräche Logopädie Osnabrück“ (FLO) einen
jährlich stattfindenden Austausch von Logopäd*innen in der Ausbildung und im Studium, sowie Logopäd*innen in der Praxis oder Klinik zu unterschiedlichen Themen der logopädischen Versorgung ins Leben rufen. Die Veranstaltung soll jährlich Ende September online stattfinden und ist für alle Teilnehmenden kostenlos.
Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung des FLO 2022 steht das Thema „Dysphagie bei Morbus Parkinson – Diagnostik und Therapie“, welche am 24.09.2022 von 12 bis 15 Uhr via Zoom stattfindet. Neben Fachvorträgen von Prof. Dr. Tobias Warnecke (Chefarzt der Neurologie und neurologischen Frührehabilitation, Schwerpunkt Parkinsonsyndrome und neurodegenerative Erkrankungen am Klinikum Osnabrück) und Dr. Kerstin Erfmann (Entwicklungsprofessorin an der Hochschule Osnabrück und Logopädin am Klinikum Osnabrück), soll insbesondere der praxisbezogene Austausch anhand von Fallbeispielen vertieft werden. Weitere Themen in den kommenden Jahren werden u.a. die Therapeutische Beziehung in der Logopädie/Sprachtherapie, Mehrsprachigkeit, Interkulturalität und Kommunikative Barrierefreiheit in logopädischen Praxen sein.
Wir freuen uns auf einen fachlichen Austausch mit Ihnen!
Programm am 24.09.2022
- 12:00-12:05: Begrüßung
- 12:05-12:45: Impulsvortrag „Dysphagie bei Patient*innen mit Morbus Parkinson“, Schwerpunkt: Diagnostik - Prof. Dr. Tobias Warnecke
- 12:45-13:00: Fragen und Diskussion
- 13:00-13:15: Patienten-Fallbeispiel 1
- 13:15-13:30: Fachgespräch zu Fall 1
- 13:30-14:00 Pause
- 14:00-14:30: Dysphagietherapie bei Patienten mit Morbus Parkinson - Dr. Kerstin Erfmann
- 14:30-14:40: Patienten-Fallbeispiel 2
- 14:40-14:55: Fragen und Fachgespräch zu Fall 2
- 14:55-15:00: Verabschiedung
Zoom-Meeting beitreten
https://hs-osnabrueck.zoom.us/j/94644952239?pwd=ZW54enR0OW5veFZ5VlZoRnlJb05aQT09
Meeting-ID: 946 4495 2239
Kenncode: FLO2022
Bündnis „Therapieberufe an die Hochschulen“ setzt sich für eine vollständige hochschulische Ausbildung ein
Ende März startete eine vom Bündnis „Therapieberufe an die Hochschulen“ initiierte, bundesweite Öffentlichkeitskampagne zur vollständigen Akademisierung aller Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen und Physiotherapeut*innen. Ende Juni soll dem Gesundheitsminister eine Petition mit dieser Forderung übergeben werden.
Das Ziel der Kampagne
Das Bündnis setzt sich für eine primärqualifizierende hochschulische Ausbildung als Regelausbildung ein, weil diese die Therapieberufe Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie zukunftsfest macht. Die hochschulische Ausbildung erweitert die Fähigkeiten der Berufsangehörigen, macht die Berufe attraktiver und hebt die therapeutische Versorgung insgesamt auf eine neue Stufe. So wie es in Europa längst Standard ist. In Deutschland laufen seit Jahren Modellprojekte zur Akademisierung, mit Erfolg – doch die Politik zögerte den nächsten Schritt hinaus. Ziel der Kampagne ist es, die für die weitere Entwicklung der Therapieberufe zentrale politische Entscheidung für eine vollständige hochschulische Ausbildung in der anstehenden Berufsgesetzreform zu erreichen.
Saskia Zimmermann und Anne Tenhagen, Absolventin der Hochschule Osnabrück, nennen im Video zentrale Argumente für eine Verbesserung der Versorgungsqualität durch eine flächendeckende hochschulische Ausbildung:
Über das Bündnis
Im Bündnis „Therapieberufe an die Hochschulen“ haben sich die mitgliederstärksten Berufs- und Ausbildungsverbände der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie zusammengeschlossen. Gemeinsam repräsentieren sie über 130.000 Ausübende und Auszubildende der Gesundheitsfachberufe Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie.
Unterstützungsmöglichkeiten
Die Fachgruppe Therapieberufe der Hochschule Osnabrück unterstützt das Bündnis und bittet um Ihre Mithilfe. Möglichkeiten gibt es viele:
- Unterschreiben Sie die Online-Petition zur Ausbildungsreform der Therapieberufe.
- Werden Sie zum Gesicht der Kampagne, erstellen Sie ein Plakat und teilen Sie es in den sozialen Netzwerken.
- Informieren Sie sich auf der Homepage, dem Facebook- oder Twitter-Account des Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen über die Inhalte der Kampagne.