Soziale Arbeit: Lokale Gestaltung sozialer Teilhabe (M.A.)
Einblicke
Einblicke
Akademische Bildung findet in der Auseinandersetzung mit anderen statt, im Austausch, in der kritischen Reflexion in Gruppen. Lernen als sozialer Prozess gelingt dabei umso besser, je intensiver die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden gestaltet wird. Unser Anspruch: Dialog und Kommunikation sollten die Lernbeziehung genauso prägen wie eine anerkennende und respektvolle Haltung, mit der sich Lehrende und Lernende begegnen. Die Studierenden sollen dazu befähigt werden, sich zu beteiligen, bestehende Annahmen zu reflektieren und zu diskutieren, ihr Umfeld mitzugestalten und Verantwortung für das eigene Lernen und somit auch für das eigene Handeln zu übernehmen. Dafür bietet der Studiengang einen Rahmen: Er ermöglicht eine offene, respektvolle und reflektierte Begegnung und andererseits Orte der Innovation, des Experimentierens und Begleitens neuer Wege der Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen. Gewinnen Sie an dieser Stelle Einblicke darüber, wie wir Erfahrungen teilen, Perspektiven einnehmen, Erkenntnisse bilden und Resonanz erleben.
Die Vorlesungszeit des Semesters ist abgeschlossen, einige Prüfungen stehen noch aus: Studierende ziehen zu diesem Zeitpunkt ihre ganz persönliche Bilanz, schmieden Pläne für das weitere Studium und bewerten ihre Erfahrungen. Zeit für uns, diese Erfahrungen auszutauschen, das Semester gemeinsam zu beschließen und in der Studierendengruppe noch einmal zusammenzukommen. Wie habe ich den Start des Studiums erlebt? Was sind meine Erfahrungen in den Lehrveranstaltungen des Semesters? Wie bewerte ich die Organisation des Studiengangs und die Betreuung der Studierenden während des Semesters? Wohin führt uns die selbstorganisierte Studienfahrt? In einer gelebten Lehr-Lerngemeinschaft sind alle immer auch Dazu-Lernende: Am Ende des Semesters teilen wir daher Erfahrungen in einem besonderen Rahmen und veranstalten einen Semesterkonvent.
Im Mittelpunkt der Studienfahrt, die jährlich jeweils zu Beginn des 3. Semesters an wechselnden Orten stattfindet und von den Studierenden eigenständig organisiert wird, stehen Fragen der Vernetzung, Partizipation und Kultur- bzw. Gesellschaftsentwicklung im Stadtteil. Unsere Bilanz zu den bisherigen Fahrten: Bürgerschaftlichkeit und Gemeinwesenkultur erkunden, Konzepte kennenlernen, fachliche Positionen vergleichen, (auch abends und in der Kneipe) diskutieren, Impulse für das weitere Studium erhalten, Kolleginnen und Kollegen als Gesprächspartner treffen – all das bietet uns die Studienfahrt sehr konzentriert. Das gemeinsam Erlebte wird die Studierenden und Lehrenden im nun beginnenden 3. Semester verbinden und eine Leitthematik formen: das Verhältnis von kommunaler Stadtentwicklung, Eigendynamiken der Zivilgesellschaft und ihrer Wege des öffentlichen Engagements, den lebensweltlichen Wünschen und Widerständen dabei sowie einer Sozialen Arbeit in den Stadtteilen, die sich mit ihrer Rolle in einer spürbar politisierenden Aktivierung des Lokalen (wieder) auseinandersetzen sollte.
Studienfahrt 2022 nach Leipzig: „Ich bin sehr wach.“ – Quartiersmanagement mit dem Blick für das soziale Potenzial
Zum zweiten Mal und immer wieder ein echtes Erlebnis: Nach 2016 führte uns die diesjährige Studienfahrt wieder nach Leipzig. Nur das Programm war dieses Mal ein ganz anderes: Es wurde von den Studierenden eigenständig erarbeitet und der vorab eingegangene Kontakt zu Einrichtungen der Quartiersarbeit hat uns alle neugierig gemacht. Welche Veränderungen nehmen wir vielleicht wahr? Was sind neue Themen in der Stadt? Von welchen Erfolgen der Stadtteilarbeit wird uns berichtet?
Nach der Ankunft am Donnerstag war das Quartiersmanagement im Leipziger Osten unser erstes Ziel: Die als sozial besonders belastet bekannte Eisenbahnstraße stand zunächst im Mittelpunkt. Hintergründe, aktuelle Projekte zur Stärkung des Zusammenhalts im Stadtteil sowie der Umgang mit vielfältigen Formen der sozialen Benachteiligung sowie Anforderungen der sozialen Integration wurden uns von der Quartiersmanagerin präsentiert: Der verfügbare Wohnraum, seine Qualität und Entwicklung haben wir als besonderen Einflussfaktor erleben können, ganz augenscheinlich in den unterschiedlichen Straßenzügen des Quartiers. Und ganz spontan haben wir einen Bauspielplatz besucht, die Fachkräfte dort kennengelernt und beobachten können, welchen Stellenwert der Platz für Kinder hat. Ein neuer Schulbau im Quartier und die Gestaltung von Grünflächen waren weitere Beispiele, wie Räume sich auf das Alltagserleben, Bildung, Wohlfühlen und Gemeinschaftlichkeit auswirken können.
Am zweiten Tag bot sich uns zunächst ein völliges Gegenbild: Im Umland von Leipzig in Markranstädt haben wir den Generationenhof besucht – ländlich, idyllisch, einladend hat sich der 4-Seiten-Hof uns gezeigt. Er bietet eine Wohneinheit für stationäre Erziehungshilfe junger Menschen und Seniorenwohnen, viel Grün- und Freiflächen und einen großzügigen Garten, um es zu einem Gesamtkonzept des Zusammenlebens, gemeinsamen Lernens und Pflegens der Hausgemeinschaft zu vereinen. Der Generationenhof drückt eine Erfolgsgeschichte von Gründung in der Sozialen Arbeit aus: Innovation, Mut, persönliches Engagement und die Initiative offener Menschen sind (nicht nur dort) dringend notwendig. Am Nachmittag waren wir dann erneut mit völlig gegensätzlichen Raumerfahrungen konfrontiert: In der Plattenbausiedlung Paunsdorf haben wir einen Stadtteilspaziergang gemacht, die Trennung der Lebensbedingungen in nur einem Quartier und durch eine große Straße symbolisiert erfahren, die Bedeutung der fachlichen und persönlichen Haltung eines positiven Quartiersmanagements erkennen und Einblicke in unermüdliche Tatkraft erhalten: Im offenen Freizeittreff Crazy trafen wir auf eine Integrationskoordinatorin, die Ansprechperson, Projektmanagerin und zentrale Quartierspersönlichkeit für die Menschen geworden ist – und authentisch mit lebt.
Diese positive Energie von Gestaltungswillen und Ideen für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts in Leipzig haben wir dann auch mit nach Hause genommen, nachdem sie bei unserem Besuch des sozikulturellen Zentraums VILLA nochmals aufgefrischt wurde: Die Kolleginnen begeisterten uns mit ihren Schilderungen zu den vielfältigen Aktivitäten der Kultur-, Sozial- und Gemeinwesenarbeit und ihrer Offenheit gegenüber den sich stets wandelnden Bedürfnissen der Menschen, deren Voraussetzung eine Kollegin auf den Punkt brachte: „Ich bin sehr wach.“ Diese Konzentration, Aufmerksamkeit und Initiativbereitschaft begleitet die Studierenden nunmehr in das 3. Semester des Studiums – als Ansporn und Erinnerung an die tolle Studienfahrt nach Leipzig.
Lebendige Lehre und ein vielseitiges Studienkonzept ermöglichen Bildung, Lernen und Erfahrung in vielseitiger Weise – wir eröffnen Zugänge, binden lokale Akteure ein und spannen Netze der Kooperation.
Schauen Sie sich hier gerne eine Auswahl an semesterbegleitenden Forschungs- und Entwicklungsstudien an, die von Studierenden im Rahmen der Forschungswerktätten erarbeitet werden:
- Potenziale der Demokratiebildung im Ehrenamt
- Gesundheitsförderliche Organisationsentwicklung von stationären Wohneinrichtungen für Menschen mit komplexer Behinderung
- Politische Partizipation von chronisch psychisch kranken Menschen - Am Beispiel von kommunalpolitischen Beiräten
- Aktives Altern im Sozialraum - Möglichkeiten der Partizipation im Alter - Beispiel einer christlichen Kirchengemeinde in NRW durch eine beziehungsbezogene Sozialraumanalyse
- Ein Sharehaus für Osnabrück - Rahmenbedingungen und Bedarfe von Menschen mit Fluchthintergrund in Osnabrück
- Technische Assistenzsysteme zur Unterstützung der beruflichen Teilhabe in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (Heilpädagogische Hilfe Osnabrück)
- Soziale Nachbarschaften im Wohnprojekt „Wir Quartier“ (Lebenshilfe Osnabrück)
- Evaluation des Projektes "Landschaftswandler.in" (BUNDJugend Niedersachsen)
- Stadtteil als Lebens- und Bildungsraum: Raumverstehen und -erleben von Kindern (Grundschule in Osnabrück)
- Beteiligung als mögliches Instrument von Demokratisierung – Ideen alternativer Nachnutzung öffentlicher Flächen als Impuls aktiven Stadtteillebens (Stadt Osnabrück)