Ein Auslandssemester im dualen Studium?! Das geht! Anika Mahlmann berichtet Montag, 11. Januar 2021

Auch, wenn die Auslandssemester im vergangenen Jahr anders ausgefallen sind als von den Studierenden erhofft, bedeutet die Pandemie kein Ende der studienbezogenen Aufenthalte im Ausland. Wer sich bisher fragte, ob ein Auslandsaufenthalt auch während eines dualen Studiums möglich ist, weiß spätestens seit der Überschrift – ja, das klappt.

Anikas Weg zum Auslandssemester

2019 hatte Anika bereits von Juli bis Oktober ein Praktikum in Bristol durchgeführt. Dabei gefiel ihr das Land so gut, dass sich ihr Wunsch entwickelte, während des dualen Studiums für ein Semester in England zu studieren. „Nach einigen Absprachen mit meinem Praxisunternehmen und dem IDS erhielt ich die Rückmeldung, ein Auslandssemester in mein Studium integrieren zu können“, berichtet Anika. Sie bewarb sich daraufhin in Zusammenarbeit mit der Organisation International Education Centre (IEC) an der University of Liverpool als „Freemover“ (eine Person, die ihren Auslandsaufenthalt selbst plant und die Studiengebühren tragen muss). Dafür stellte sie ihren Transcript of Records, einen Nachweis über ihre Englischkenntnisse und weitere Unterlagen zusammen. Diese schickte sie an das IEC, welches anschließend die Bewerbung an der University of Liverpool durchgeführt hat. „Als ich dann die Zusage von der University of Liverpool bekommen habe, habe ich mich sehr gefreut. Gleichzeitig war ich aber auch ziemlich nervös, da diese Nachricht der Beginn des großen Abenteuers für mich war“, berichtet Anika.

Um möglichst wenig Stress mit der Wohnungssuche zu haben, entschied sich Anika, dass sie in einem der vielen Studierendenwohnheime der University of Liverpool wohnen wollte. Bei der Bewerbung um einen Wohnheimplatz konnte sie Präferenzen angeben und hatte Glück – sie bekam einen Platz bei ihrem Erstwunsch, dem Studierendenwohnheim „Tudor Close“, welches speziell für internationale Studierende ist. „Es ist ratsam, sich möglichst frühzeitig auf einen Platz im Wohnheim zu bewerben, da sonst die Gefahr besteht, dass bereits alle Zimmer vergeben sind“, warnt Anika.

Da Anika beschloss, ihr Studium durch das Auslandssemester zu verlängern (Urlaubssemester), bot sich ihr die Möglichkeit, Module auszuprobieren, die nicht der Modulbeschreibung ihres Studiengangs entsprechen mussten. Noch von Deutschland aus wählte sie die Kurse für ihr Auslandssemester. Dabei kam ihr besonders gelegen, dass sie die Kurse in den ersten zwei Wochen des Semesters noch wechseln konnte: „Ich habe in den ersten Vorlesungen gemerkt, dass mir für meine ursprünglich gewählten Vorkurse doch einige Vorkenntnisse gefehlt haben.“  Schlussendlich belegte Anika die Kurse Digital Marketing, Operations Management Tools and Techniques und Theory of the Firm. „Mich interessierten die Module Digital Marketing und Theory of the Firm besonders. Bei dem Modul Operations Management Tool and Techniques habe ich die Möglichkeit, mir die Leistung anrechnen zu lassen“, erklärt Anika. Sie ergänzt: „Bei der Entscheidung bezüglich meiner Kurswahl hat es mir sehr geholfen, dass ich mich jederzeit an das IDS wenden konnte und beraten sowie auch unterstützt wurde.“

Das Abenteuer Auslandssemester beginnt

Mitte September 2019 ging es los. Anika flog von Düsseldorf nach Manchester und wurde dort von einem Bus der University of Liverpool abgeholt und zum Studierendenwohnheim gefahren. Bereits am ersten Wochenende konnte Anika relativ einfach viele Leute kennenlernen – schließlich waren alle im Wohnheim international Studierende und damit in der gleichen Situation. Gemeinsamkeiten verbinden. „Über die Woche verteilt hatten wir dann viele verschiedene Einführungsveranstaltungen. Am ersten Tag gab es beispielsweise eine Rallye durch Liverpool, die von der Uni durchgeführt wurde. Dadurch konnten wir die Stadt gut kennenlernen und bekamen direkt viele Tipps über das Leben sowie das Studieren in Liverpool“, erzählt Anika. Neben den offiziellen Veranstaltungen bot auch das Studierendenwohnheim einige Einführungsveranstaltungen, wie zum Beispiel einen Filmabend am Ende der Welcome Week, an. „Cool war, dass sich Studierende eines Wohnheims in einem  Student Halls Komitee engagieren konnten, um eigene Veranstaltungen zu planen. Im Laufe des Semesters feierten wir so unter anderem eine Halloween Party und eine Christmas Movie Night“, ergänzt Anika.

Studieren und leben an einer englischen Universität

Hinsichtlich der Vorlesungen war das Studium in Liverpool für Anika zunächst eine große Umstellung. „Aus meinem Studium in Lingen war ich Vorlesungen mit einer Gruppengröße von 20-30 Studierenden gewohnt. In meiner ersten Vorlesung in England saßen dann auf einmal knapp 400 im Vorlesungsraum“, berichtet Anika. Neben den Vorlesungen mit sehr vielen Anwesenden gab es aber auch Seminare, in denen praktische Aufgaben in der bekannten Gruppengröße von circa 20-30 Studierenden bearbeitet wurden. „Dadurch hatte ich zumindest in den Seminaren einen Praxisbezug, auch wenn dieser nicht mit dem Praxisbezug am IDS zu vergleichen ist“, ergänzt sie.

In England besteht die Prüfungsleistung vieler Module aus zwei Teilen: einem Essay mit Abgabe in der Mitte und einer Prüfungsleistung am Ende des Semesters. „Meine Prüfungsleistungen in England waren daher über das gesamte Semester verteilt, wodurch ich mich fast zu jeder Zeit auf eine Abgabe oder eine Prüfungsleistung vorbereiten musste“, so Anika. Außerordentlichen Stress hat sie dabei nicht empfunden: „Da ich durch das duale Studium gewohnt war, über das Semester hinweg Prüfungsleistungen abzulegen, also PTPe, Klausuren oder andere Prüfungsleistungen, habe ich die Art und Weise des Prüfungssystems in England nicht als deutlichen Stress empfunden. Bekannt kam Anika auch die Anwesenheitspflicht vor, die genau wie am IDS, auch an der University of Liverpool besteht. Sie sieht diese Pflicht positiv: „Dadurch wurde der Druck und auch die Motivation gesteigert wirklich bei jeder Vorlesung anwesend zu sein.“ Die Präsenzveranstaltungen nahmen etwa 15 Wochenstunden in Anspruch; das Selbststudium dagegen deutlich mehr.

Der Aufwand, der für das Selbststudium in England gefordert wird, und der geringe persönliche Kontakt zu den Lehrenden empfindet Anika als großen Unterschied zum IDS: „Gerade in dem Modul Theory of the Firm, indem wir knapp 500 Studenten waren, hatte ich während der Vorlesungen keinen direkten Kontakt zu den Lehrenden.“ In zwei Modulen, in denen nur knapp 25 Studierende waren, war der Kontakt wiederum sehr ähnlich wie am IDS. „Besonders gut hat mir in dem Modul Digital Marketing gefallen, dass unsere Dozentin jeden Einzelnen von uns in seinem Research Projekt individuell unterstützt hat“, ergänzt Anika.

Auch den Kontakt zu ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen nahm Anika anonymer wahr als in Lingen: „Der geringere Kontakt lag aber vermutlich auch daran, dass ich in allen Kursen mit anderen Personen zusammen studiert habe und es generell weniger Gruppenarbeiten gab, in denen man sich näher kennenlernen konnte. Da ich meistens auch nur ein Modul pro Tag hatte, gab es auch keine Pausen, die man hätte gemeinsam verbringen können.“

Außerhalb der Vorlesungen hat Anika besonders das Angebot von vielen verschiedenen Societies (Gruppierungen innerhalb der Universität) wahrgenommen und dort ihre neuen Freundinnen und Freunde kennengelernt. Von sportlichen bis hin zu religiösen, künstlerischen oder auch einer baking Society boten sich zahlreiche Möglichkeiten für die Freizeitbeschäftigung. „Während meiner Zeit in Liverpool war ich Mitglied der Dance Society. Die Tanzstunden haben mir super viel Spaß gemacht. Zugleich bot die Society auch eine super Möglichkeit, neben den internationalen Studierenden auch mit den englischen Studierenden in Kontakt zu kommen, da zusätzlich zu den wöchentlichen Trainingsstunden auch regelmäßige „Socialising“ Veranstaltungen organisiert wurden, bei denen man zum Bespiel gemeinsam eine Bar Crawl (Anm.: Bar Hopping) gemacht hat“, berichtet Anika. Am Ende des Semesters durfte sie gemeinsam mit der Society ihre gelernten Choreographien im Rahmen einer Show präsentieren. 

Anikas Fazit

„Abschließend kann ich sagen, dass mein Auslandssemester in Liverpool definitiv eine der tollsten Zeiten meines Lebens war. Ich konnte mich persönlich durch mein Auslandssemester deutlich weiter entwickeln. Zum einen war es eine gute Erfahrung, um mal eine ganz andere Art des Studierens kennenzulernen und zum anderen habe ich gelernt, kulturelle Unterschiede zu verstehen und damit umgehen zu können. Außerdem habe ich natürlich auch viele wundervolle neue Freundinnen und Freunde auf der ganzen Welt gefunden, zu denen ich hoffentlich noch lange Kontakt haben werde.“

Auslandsaufenthalte während des dualen Studiums

Im Rahmen des dualen Studiums gibt es mehrere Möglichkeiten, einen Auslandsaufenthalt zu integrieren. Dazu gehört beispielsweise ein dreimonatiger Aufenthalt während der Praxisphase bei einer Zweigstelle ihres Praxisunternehmens. Eine andere Variante ist ein halbjähriger Aufenthalt im 5. Bachelorsemester an einer ausländischen Hochschule/Universität, bei dem sich die Studierenden entscheiden können, ob sie ihr Studium verlängern möchten (Urlaubssemester) oder nicht.

Damit sich das Studium nicht verlängert, können vor Reiseantritt zwischen der*dem Studierenden und dem IDS verbindliche Absprachen (Learning Agreements) getroffen werden, damit die ausländischen Module auf Modul am IDS angerechnet werden können. Dazu ist eine inhaltliche Nähe der Module notwendig. Ist diese nicht gegeben oder werden andere Module gewählt, kann die Leistung am IDS nicht angerechnet werden. Das Modul muss nachgeholt werden und das Studium kann sich verlängern.

Die Fakultät Management, Kultur und Technik am Campus Lingen, zu welcher das IDS gehört, kooperiert mit verschiedenen ausländischen Hochschulen, an denen sich Studierende beispielsweise über Erasmus bewerben können.

Interessierten an einem Auslandssemester steht ihr*e Studienbetreuer*in und das International Faculty Office beratend zur Seite.

 

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