Leitplanken im dualen Studium? – Mirco Jonkeren erklärt im Interview, was es damit auf sich hat Montag, 1. März 2021

Mirco Jonkeren ist 25 Jahre alt und hat bei uns am Campus Lingen seinen Bachelor of Engineering im dualen Studiengang Engineering technischer Systeme mit der Studienrichtung Maschinenbau erlangt. Im Gespräch berichtet er unter anderem von seinem Weg zum dualen Studium, seiner Einschätzung des Moduls „Projektmanagement“ und über Selbstmanagement.

Während seines dualen Studiums von 2014-2017 lebte Jonkeren in Lingen und war bei der GE Wind Energy GmbH angestellt. Anfang 2020 erlangte er seinen Masterabschluss, ebenfalls im Bereich Maschinenbau. Seitdem arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Dynamik und Schwingungen der Leibniz Universität Hannover.

 

Wieso haben Sie sich damals für die GE Wind Energy GmbH und ein duales Studium (in Lingen) entschieden?

Jonkeren: Der zentrale Beweggrund für ein duales Studium war für mich damals die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Ich wollte nach zwölf Schuljahren endlich beruflich relevante Praxiserfahrung sammeln, aber dennoch die akademische Laufbahn einschlagen. Das Konzept des dualen Studiums war somit ideal für mich. Bei der Wahl des Unternehmens war bei mir einfach das berühmte Bauchgefühl ausschlaggebend. Ich habe mich mit den Produkten des Unternehmens identifizieren können, ein Konzern bot natürlich viele Möglichkeiten und der Umgang mit mir als Bewerber war damals sehr offen und freundlich.

 

Erinneren Sie sich noch an das Bewerbungsverfahren? Wie lief dieses ab?

Jonkeren: Nachdem ich meine Bewerbung versendet hatte, wurde ich zu einem Kennenlerngespräch eingeladen. Dieses fand mit der verantwortlichen Person aus der Personalabteilung und einem Vertreter aus einer Fachabteilung statt. Die gesamte Atmosphäre war offen und angenehm, wenngleich es inhaltlich durchaus anspruchsvoll war.

 

Rückblickend auf das Studium: Haben Sie ein Modul, das Sie heute gerne nochmal hören möchen oder dessen Bedeutung Sie heute anders einschätzen?

Jonkeren: Letztlich ist das Zusammenspiel aller Module relevant, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen – deshalb würde ich im Nachhinein kein Modul als besonders wichtig oder relevant herausstellen wollen. Ein Modul, dessen Bedeutung ich heute jedoch anders einschätzen würde, ist das Modul „Projektmanagement“. Ein Fokus der Vorlesung liegt auf den vielen möglichen Planungsmethoden im Projektmanagement. Im ersten Moment hört es sich relativ simpel an, beispielsweise eine Zeitplanung vorzunehmen und Arbeitsschritte zu planen. Im beruflichen Alltag zeigt sich aber immer wieder, dass diese Aufgaben komplex sind und gut durchdacht sein müssen.

 

Was sind Ihrer Meinung nach die drei größten Vorteile des dualen Studiums?

Jonkeren: Den größten Vorteil sehe ich in der Verknüpfung von Theorie und Praxis. Das bedeutet für mich dreierlei. Erstens: Die in der Theoriephase erlernten Inhalte direkt in der Praxis anwenden. Zweitens: Das Gelernte im Unternehmen wiederfinden. Drittens: Die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis erkennen. Als zweiten großen Vorteil sehe ich die Berufserfahrung im Allgemeinen - das implizite Lernen von relevanten Verhaltensweisen, Aufbauen eines beruflichen Netzwerkes, Erlernen von Soft-Skills und so weiter. Der dritte große Vorteil sind meiner Meinung nach die kleinen Studiengruppen, welche eine enge Betreuung durch Lehrende und wissenschaftliche Mitarbeitende ermöglichen. Aber auch der enge Kontakt zu Kommilitoninnen und Kommilitonen, die in den verschiedensten Unternehmen und Branchen unterwegs sind, bietet eine gute Möglichkeit, um über den Tellerrand hinauszuschauen.

 

Passend zu deiner Erwähnung der Theorie-Praxis-Verknüpfung: In welchen Situationen Ihres Studiums konnten Sie die Theorie besonders gut mit der Praxis verbinden?

Jonkeren: Natürlich ermöglichen die Praxistransferprojekte als vorlesungsbegleitende Hausarbeiten oder die Abschlussarbeit hierzu gute Chancen. Aber auch das alltägliche Hinterfragen der eigenen Tätigkeit bietet unglaublich viele Möglichkeiten, Dinge zu verstehen und die Theorie mit der Praxis zu verknüpfen. Was ich damit sagen möchte ist, dass die Theorie-Praxis-Verknüpfung nicht nur auf dem Papier, wie beispielweise bei den eben genannten Praxistransferprojekten, stattfindet. Das Wesentliche passiert im Kopf und genau diese Denkweise konnte ich mir im dualen Studium aneignen.

 

Das duale Studium bedeutet auch ein gutes Selbstmanagement. Was waren für Sie die größten Herausforderungen? Wie haben Sie diese gemeistert?

Jonkeren: Die Aussage sehe ich eher differenziert. Im Hinblick auf die reine Organisation des Studiums ist durch die Studienform schon eine klare Grundstruktur gegeben - ich bezeichne das gerne bildlich als „Leitplanken“. Trotzdem kann man über das Studienangebot mit verschiedenen Wahlmodulen eigene Interessen in sein Studium integrieren. Die festen Leitplanken haben mir als Studienanfänger sehr geholfen, mich nicht zu weit vom Weg zu entfernen. Ein gutes Selbstmanagement war vor allem dann gefragt, wenn es darum ging, die Studieninhalte in einer doch recht begrenzten Zeit zu verinnerlichen. Ich habe mir beispielsweise im Laufe der Theoriephase immer einen klaren Lernplan erstellt. Mit den Klausurterminen und dem geschätzten Lernaufwand habe ich mir rückwärts dann entsprechende Arbeits- und Lernpakete geplant.

 

Würden Sie sich wieder für ein duales Studium entscheiden? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Jonkeren: Ich denke, dass es nicht die eine richtige oder falsche Studienform gibt. Dafür sind die Ziele, Interessen aber auch Fähigkeiten eines jeden viel zu individuell. Im Hinblick auf meinen persönlichen Werdegang würde ich mich definitiv wieder für das duale Studium entscheiden. Die fachlichen Studieninhalte und die Nähe zur Praxis haben mir einen guten Überblick im eigenen Fachgebiet geboten. Ich habe viele verschiedene Erfahrungen und Eindrücke sammeln können. Dies hat mir vor allem geholfen, um herauszufinden in welche Richtung ich meinen beruflichen Werdegang weiter gestalten möchte. Auch in meiner derzeitigen Tätigkeit in der Forschung helfen mir diese praktischen Erfahrungen und die praxisorientierte Denkweise ungemein.

 

Welchen Rat würden Sie Interessierten und/oder dual Studierenden mit auf den Weg geben wollen, um das Studium gut zu meistern?

Jonkeren: Nutzt die Zeit und seid neugierig! Sammelt Eindrücke und Erfahrungen, stellt Fragen, schaut auch mal über den Tellerrand hinaus und lotet eure Interessen und Stärken aus! Nutzt die Zeit, um Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen. Der gemeinsame Gang in die Mensa, der Kaffeeklatsch am Nachmittag oder das verdiente Feierabendbier gehören zum Studium ebenso dazu wie Vorlesung, Ausarbeitung und Klausur.

Verwandte News