Tipps und Tricks zum wissenschaftlichen Schreiben – Teil 3: Der Schreibstil Montag, 29. März 2021
Die Strukturierung des Inhalts und der Aufbau einer schlüssigen Argumentation sind anspruchsvolle Aufgaben beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit. Doch sie können noch so gut bewältigt werden – stimmen Ausdrucksweise und Form nicht, verliert die Arbeit an Aussagekraft. Ein angemessener wissenschaftlicher Schreibstil ist daher essentiell.
Während unseres Lebens werden wir mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Textarten konfrontiert. Märchen, Romane, journalistische Artikel oder Blogbeiträge unterscheiden sich dabei nicht nur im Inhalt, sondern weisen auch eigene Sprachstile, ausgewählte Formulierungen und abweichende Zeitformen auf. Wissenschaftliche Ausarbeitungen bilden hier keine Ausnahme und folgen einigen Regeln, die Sie beachten sollten, um Ihren wissenschaftlichen Schreibstil zu verbessern.
Zunächst gilt es zu überprüfen, ob Sie die korrekte Zeitform eingesetzt haben. In der Wissenschaft wurde sich hierbei auf das Präsens verständigt, da Sie vielfach über allgemeingültige Aussagen und Fakten schreiben werden. Den Großteil Ihrer Arbeit sollten Sie daher in der Gegenwartsform verfassen und das Perfekt nur einsetzen, um vergangene Handlungen und Prozesse zu beschreiben. Darüber hinaus wird in der Wissenschaft auf die Verwendung von Personalpronomen wie ich, wir oder man verzichtet, stattdessen sollten Sie Passivkonstruktionen einsetzen. Auch die Wahl der richtigen Formulierungen ist entscheidend, um Ihrer Arbeit nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich einen wissenschaftlichen Charakter zu verleihen. Während in Blogbeträgen, wie diesem, Begriffe wie also, meist, offensichtlich oder entsprechend eingesetzt werden können, um Gedanken zu verknüpfen, den Lesefluss zu erleichtern oder Aspekte hervorzuheben, sollten Sie in Ihren wissenschaftlichen Ausarbeitungen auf solche Füllwörter verzichten. Sie verwässern Ihre Aussagen und können zu ungewollten Bewertungen der aufgezeigten Fakten führen. Vorsicht daher auch vor Begriffen wie wohl, in der Regel, anscheinend, gewiss, schon oder nämlich.
Haben Sie nun alle Füllwörter getilgt, sollten Sie im Anschluss einen kritischen Blick auf die genutzten Fachbegriffe werfen. Auch eine wissenschaftliche Arbeit sollte nach wie vor verständlich geschrieben sein und kein Konglomerat an adäquaten Fachtermini darstellen, die Ihre Ihnen inhärente Eloquenz subsidiär verdeutlichen ohne postfaktische oder gar dekadente Züge anzunehmen. Wie bitte? Genau: Beschränken Sie sich lieber auf die wesentlichen Fachbegriffe aus den Modulbeschreibungen und den Texten, die Ihrer Arbeit zugrunde liegen. Führen Sie diese gezielt durch Zitate ein und erläutern Sie sie im Anschluss mit Ihren eigenen Worten, bevor Sie die Fachbegriffe im weiteren Verlauf des Textes wieder aufgreifen. So können Sie Ihrer Prüferin bzw. Ihrem Prüfer weitaus besser aufzeigen, dass Sie die Materie verstanden haben, als wenn Sie Ihren Text mit unnötig vielen Fachbegriffen aufplustern. Direkte Verwandte der Fachbegriffswüste sind übrigens die allseits bekannten Schachtelsätze. Es nützt Ihnen wenig, wenn Ihre Prüferin bzw. Ihr Prüfer drei Anläufe braucht, um Ihrem Gedankengang folgen zu können. Achten Sie daher auf kurze, prägnante Sätze und die richtige Kommasetzung. Vor allem ist es wichtig, dass Sie sich im Vorhinein bewusst sind, was Sie genau ausdrücken möchten. Denn ohne klare Gedanken, können Sie keine klaren Sätze mit präziser Aussage formulieren.
Vor Ihnen liegt nun eine fokussierte, argumentationsgestützte und im wissenschaftlichen Stil verfasste Ausarbeitung, die nur noch eingereicht werden muss. Doch bevor es soweit ist, sollten Sie sich einen halben Tag Zeit nehmen, um Ihre Arbeit in aller Ruhe und Satz für Satz noch einmal durchzulesen. Nichts ist ärgerlicher als unnötige Rechtschreib-, Grammatik- oder Formfehler. Überprüfen Sie daher sorgfältig, ob Sie die Vorgaben in Bezug auf Schriftart und -größe, Umfang und Seitenränder sowie das Deckblatt eingehalten haben. Sind vorab keine Absprachen erfolgt, sollten Sie sich ein eigenes, gut lesbares Layout zusammenstellen und konsequent anwenden. Die Rechtschreib- und Grammatikprüfung können Sie währenddessen in weiten Teilen Ihrem Word-Programm überlassen, sollten jedoch zusätzliche Angebote wie den Duden-Mentor oder ein klassisches Lektorat im Freundschaftsdienst nutzen, da bei selbstständigen Korrekturarbeiten oftmals eine Betriebsblindheit für die eigenen Fehler eintritt. Hier kann es hilfreich sein, die Arbeit zwei, drei Tage ruhen zu lassen, um eine gewisse Distanz aufzubauen. Die Korrekturphase sollten Sie in Ihrer Zeitplanung daher explizit einbeziehen.
Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihr wissenschaftlicher Schreibstil noch verbesserungswürdig ist, kommen Sie gerne für einen Beratungstermin auf Ihren Studienbetreuer bzw. Ihre Studienbetreuerin zu. Schauen Sie sich auch den ersten und zweiten Teil unserer kleinen Serie zum wissenschaftlichen Schreiben an. Dort geht es um inhaltliche Aspekte rund um die Themenabgrenzung und die Aufbereitung von Informationen (Teil 1) sowie eine schlüssige Argumentationslinie (Teil 2).