Ein Blick hinter die Kulissen mit Prof.'in Dr. Stefanie Seeling Montag, 17. Januar 2022

In unserem Format „Ein Blick hinter die Kulissen mit…“ stellen wir Ihnen einmal im Monat Lehrende oder Mitarbeitende der Hochschule vor, die Sie im Laufe Ihres Studiums am Campus Lingen am Institut für Duale Studiengänge (IDS) oder vorher beim Informationsprozess kennenlernen können. Dieses Mal im Interview: Prof.'in Dr. Stefanie Seeling.

Seeling zählte 1997 zu einer der ersten Studierenden an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg, die das Studium Pflegewissenschaft in Deutschland antraten, denn der Studiengang wurde ein Jahr zuvor erstmals an deutschen Universitäten eingeführt. Zuvor absolvierte sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester und machte eine Weiterbildung zur Lehrkraft für Pflegeberufe, denn Seeling stellte früh fest, dass sie als Dozentin im Bereich der Pflege tätig sein wollte. Aus diesem Grund entschied sie sich auch nach ihrem Studium für die Promotion im Bereich Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke, um an der Hochschule lehren zu können. Mittlerweile ist Seeling seit über acht Jahren als Professorin für Pflegewissenschaft bei uns am IDS tätig und hat als Studiengangbeauftragte unseren Bachelorstudiengang Pflege dual mit aufgebaut.

Warum haben Sie sich für den Bereich Pflegewissenschaft entschieden?

Seeling: Aufgrund meiner Ausbildung zur Krankenschwester komme ich aus der Pflege. Für mich war immer klar, dass ich weiterhin für die Patient*innen arbeiten wollte. Deswegen habe ich geschaut, wo ich weiterhin nah an den Patient*innen bleiben kann und wo ich die Wissenschaft in die Praxis übertragen kann. Mein Fokus lag also auf der Patientenversorgung und der Qualitätssicherung durch Wissenschaft in der Pflege. Aus diesem Grund habe ich das Studium im Bereich Pflegewissenschaft absolviert.

Warum haben Sie sich für die Lehre an der Hochschule Osnabrück entschieden?

Seeling: Ich habe mich für die Hochschule Osnabrück entschieden, weil die Hochschule vor 40 Jahren die erste Professorin für Pflegewissenschaft beschäftigt hat und somit als eine der ersten Hochschulen für den Bereich Pflege eingestanden ist. Es ging los an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit dem Studiengang Gesundheitsmanagement. Deswegen war es für uns im Bereich Pflege schon immer eine renommierte Hochschule. Letztlich bin ich dann auf eine Stellenausschreibung am Campus Lingen aufmerksam geworden und habe vom Bauchgefühl direkt gemerkt, dass das genau meine Stelle ist. Vor allem der Standort Lingen als Außenstelle der Hochschule hat mir gut gefallen, um hier Studierenden eine Pflegephilosophie für die Vernetzung von Praxis und Wissenschaft zu vermitteln.  

Sie arbeiten nun seit einigen Jahren am IDS. Beschreiben Sie das IDS in wenigen Worten. Was ist das Besondere am IDS?

Seeling: Ganz besonders am IDS ist die Bezeichnung. Das IDS ist das einzige Institut, was die Methodologie bzw. die Struktur des Studiengangs im Titel trägt. Alle anderen Institutsbezeichnungen an der Hochschule sind auf die Fachlichkeit ausgerichtet. Das hebt sehr schön hervor, dass wir uns hier am IDS durch die Dualität und Vielfalt auszeichnen und der Theorie- und Praxistransfer im Mittelpunkt steht.
Darüber hinaus schätze ich es sehr, dass wir am IDS die Möglichkeit haben, in Kleingruppen zu lehren. Dadurch entsteht ein hohes Maß an Flexibilität in der Lehre, was ich persönlich sehr wichtig finde.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job als Dozentin am besten?

Seeling: Mich hat es schon immer begeistert, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten und diese Menschen ein Stück weit auf ihrem Lebensweg zu begleiten – ihnen eine Philosophie und Vorstellung davon mitzugeben, wie eine personalisierte Patientenversorgung in der Häuslichkeit, in einem klinischen Setting oder in einem stationären Langzeitversorgungsbereich aussehen kann – und das geht besonders gut in einem dualen Studium. Ich habe den Beruf Krankenschwester damals mit Leib und Seele erlernt und hatte damals leider nicht die Möglichkeit, den Studiengang Pflege zu studieren, denn den gab es zu der Zeit, wo ich den Beruf erlernt habe, noch nicht. Es begeistert mich einfach die Möglichkeit zu haben, ein neues bzw. verändertes Tätigkeitsfeld, das der akademisch qualifizierten Pflegefachkraft (Bachelor Pflege dual), mitaufzubauen, zu gestalten und weiterzuentwickeln.

Welcher Moment ist Ihnen in Ihrer Zeit als Dozentin am IDS am meisten in Erinnerung geblieben?

Seeling: Ich hatte einen richtigen Gänsehautmoment bei der Abschlussveranstaltung der ersten Kohorte von Pflege dual Studierenden, als die Absolvent*innen auf der Bühne standen und ihre Urkunden überreicht bekommen haben. Es war für mich ein ganz besonderer Moment zu wissen, dass sie nun in die Arbeitswelt gehen und ihre erworbenen Kompetenzen hinaustragen. Dieser Moment wiederholt sich seitdem jedes Jahr auf der Abschlussveranstaltung und das genieße ich sehr.

Aber auch bei Veranstaltungen wie der Campus Convention berührt es mich immer, wenn der erste Preis an eine*n Pflegestudierende*n geht. Ich finde diese Würdigung total toll. Vor allem auch, weil man Pflege noch nicht so lange studieren kann und sich die Profession noch im Aufbau befindet. Zu sehen, dass die Studierenden so exzellente Leistungen erbringen und dieses auch von anderen gesehen wird, finde ich sehr beeindruckend.

Erinnern Sie sich an ein besonders gelungenes Praxisprojekt in der Pflege? 

Seeling: Beim Praxisprojekt gehen die Studierenden für circa zehn Wochen ins Ausland oder führen in einer Praxiseinrichtung im Inland ein eigenständiges Projekt durch. Im letzten Jahr habe ich ein Projekt von einer Studentin mit dem Schwerpunkt auf einer stationären Langzeitversorgungseinrichtung betreut. Die Studentin hat erforscht, wie man mithilfe von verschiedenen Spielen auf einem großen Tablet (Tovertafel) Menschen mit einem unterschiedlichen Demenzgrad dabei unterstützen kann, dass ihre Kognition erhalten bleibt und ihr Demenzzustand sich nicht verschlechtert. Das fand ich sehr spannend. Generell bin ich von der Vielfältigkeit der Projekte beeindruckt. Die Projekte reichen von der Ausarbeitung eines Konzepts zur Suizidprävention in Finnland, über die Untersuchung der Sauerstoffmaskennutzung in China bis hin zur Darstellung der Patientenversorgung in den Slums von Brasilien. Das verdeutlicht sehr gut, wie vielfältig der Pflegebereich ist. Das finde ich in diesen Praxisprojekten immer sehr gelungen.

Was glauben Sie, was die Studierenden am meisten an Ihnen schätzen?

Seeling: Ich glaube, den Studierenden gefällt vor allem meine Authentizität und Zuverlässigkeit. Ich bin immer für die Studierenden ansprechbar, wenn sie ein Anliegen haben. Gemeinsam finden wir für jedes Problem eine Lösung. Mir ist es wichtig, jede*n Studierende*n individuell zu beraten, deswegen stehe ich auch für Perspektivberatungen zur Verfügung. Ich glaube, die Studierenden schätzen es sehr, dass ich gemeinsam mit ihnen schaue, wo ihr Karriereweg hingehen kann. Ich versuche die Studierenden sowohl anhand ihrer Interessen und Schwerpunkte als auch anhand ihrer Stärken und Kompetenzen bestmöglich zu beraten, wo und in welchen praktischen Tätigkeitsfeldern sie ihr Talent entfalten können.

Kommen wir nun zu ein paar privateren Fragen: Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Seeling: Ich bin sehr viel auf dem Rad unterwegs. Fahrradfahren ist einfach toll hier in Lingen. Zudem versuche ich täglich, irgendwo gemütlich einen Latte Macchiato trinken zu gehen. Ich gehe sehr gerne in ein tolles Café, zum Beispiel ins Aivilo hier am Marktplatz in Lingen. Des Weiteren backe ich sehr gerne Torten. Ein weiteres, etwas extremeres Hobby von mir ist das Eisbaden. Ich finde es enorm bereichernd, im Eiswasser zu meditieren, weil es sehr viel Energie im Körper freisetzt.

Welches Buch sollte jeder gelesen haben?

Seeling: Ich bin ein großer Schottland-Fan und habe deswegen auch mein Forschungsprojekt in Schottland verbracht. Daher sind die Krimis von Ian Rankin, die in Schottland in meiner Lieblingsstadt Edinburgh spielen, natürlich ein Muss. Mein letztes Buch war „Ein kalter Ort zum Sterben“. Ich empfehle jedem, mal mit dem Kommissar Rebus einen Mordfall in Edinburgh zu lösen.

Welche Sprache würden Sie gerne sprechen?

Seeling: Ich würde gerne niederländisch sprechen. Ich habe seit ein paar Jahren Projekte mit den Niederländern und die können immer sehr gut deutsch sprechen, deswegen bin ich immer sehr neidisch. Aus diesem Grund habe ich jetzt mit einem Abendsprachkurs Niederländisch begonnen, um mich mehr mit der Sprache zu beschäftigen.

Was steht auf Ihrer Bucket List? Gibt es etwas, dass Sie in Ihrem Leben unbedingt noch erleben oder erreichen möchten?

Seeling: Ich möchte gerne einmal Urlaub auf den Malediven machen, beziehungsweise generell gerne verschiedene extreme Orte bereisen, zum Beispiel auch verschiedene Wildparks in Afrika. Zudem würde ich gerne einmal einen Tandemsprung aus dem Flugzeug machen, um jetzt mal die Extreme meiner Bucket List zu nennen. Einen Punkt meiner Bucket List habe ich tatsächlich gerade zur Jahreswende abgehakt. Ich war in der Wüste Sinai mit dem Kamel für acht Tage und sieben Nächte unterwegs. War einfach phänomenal mit so vielen Eindrücken zurückzukommen.
Beruflich bin ich sehr zufrieden. Ich habe einen tollen Arbeitsplatz und bin gespannt, was dort noch für spannende Projekte auf mich zukommen. Ich denke, man sollte immer offen sein für Herausforderungen und Chancen, die sich bieten, ergreifen.

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