Ein Blick hinter die Kulissen mit Stefan Schlangen Montag, 23. Januar 2023

In unserem Format „Ein Blick hinter die Kulissen mit…“ stellen wir Ihnen einmal im Monat Lehrende oder Mitarbeitende der Hochschule vor, die Sie im Laufe Ihres Studiums am Campus Lingen am Institut für Duale Studiengänge (IDS) oder vorher beim Informationsprozess kennenlernen können. Dieses Mal im Interview: Stefan Schlangen.

Stefan Schlangen lehrt seit 2012 in Gebieten der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück und ist nebenbei als Gastprofessor in China tätig. Was er besonders an seiner Lehrtätigkeit und dem Austausch mit seinen Studierenden schätzt, beantwortet er im Interview.

1995 bis 2001 studierte Schlangen selbst Betriebswirtschaft an der Universität Osnabrück und wurde danach Assistenz der Geschäftsleistung bei der Deutschen Bank. Später promovierte Schlangen an seiner ehemaligen Universität. Anschließend arbeitete er als Projektmanager beim Sparkassenberatungshaus NordOst GmbH in Hannover. Nun ist er Professor an der FOM in Münster und im März wechselt er an die Hochschule Ruhr West in Mülheim. Zusätzlich lehrt Herr Schlangen seit über 10 Jahren an der Hochschule Osnabrück.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie als Dozent arbeiten möchten?

Schlangen: Das war ein glücklicher Zufall. Ich war bis 2012 Unternehmensberater und bin im selben Jahr Vater geworden. Als Unternehmensberater, der von montags bis freitags unterwegs war, habe ich mich dann gefragt, ob ich meine Tochter so aufwachsen sehen möchte. Ich habe gesehen, dass an der Hochschule Osnabrück die Möglichkeit gab, als Dozent tätig zu werden und tatsächlich meine erste Bewerbung überhaupt geschrieben. Vor 10 Jahren habe ich als Hochschuldozent angefangen und finde, es war eine sehr gute Entscheidung. Auch wenn es keine bewusste Entscheidung war, möchte ich den Beruf heute nicht mehr missen.

Warum haben Sie sich für die Lehre an der Hochschule Osnabrück entschieden und was hat Sie vom IDS überzeugt?

Schlangen: Ich habe bereits an der Universität Osnabrück studiert und mich mit meiner Frau, die gebürtige Osnabrückerin ist, für den Standort entschieden. Außerdem hat es mich dann wieder zur Universität bzw. der Hochschule gezogen.

Besonders wichtig ist für mich die Zusammenarbeit mit den Studierenden. Das macht mir viel Spaß. Ich habe sehr unterschiedliche Lehrerfahrung, da meine eigentliche Professur sich in Münster an der FOM befindet. Die Qualität der Lehrveranstaltungen und die Leistungen der Studierenden sind am IDS sehr hoch. Zusätzlich wird der Studiengang vom Institut sehr gut organisiert.

Wie finden Sie das Konzept des dualen Studiums?

Schlangen: Ein duales Studium ist heutzutage ein ideales Studienkonzept. Es ist förderlich für die Studierenden, die Theorie durch die Praxisverzahnung besser zu verstehen und die Konzepte in der Praxis selbst anzuwenden. Aber ich finde auch, dass ich von den Studierenden selbst viel lernen kann, da sie verschiedene und aktuelle Praxisbeispiele aus ihren Betrieben in die Vorlesung mitbringen. Beide Seiten profitieren unglaublich davon.

Vor Ihrer Zeit als Dozent haben Sie als Projektmanager beim Sparkassenberatungshaus in Hannover gearbeitet. Was waren damals Ihre Aufgaben?

Schlangen: Ich komme beruflich aus dem Finanzdienstleistungsbereich und habe auch im selben Bereich promoviert. Hauptsächlich ging es um Personalmanagementthemen wie Führungskräftetrainings oder leistungsorientierte Vergütung. Weiterhin habe ich Daten erhoben, um Balanced Score Cards in Unternehmen einzuführen. Da nicht alle Daten aus Fragebögen gezogen werden, habe ich persönlich auch Kunden befragt und Maßnahmen evaluiert.

Welches Arbeitsprojekt von Ihren vorherigen Arbeitsstellen ist Ihnen besonders in Erinnerungen geblieben? Was hat es so besonders gemacht?

Schlangen: Ich habe damals ein übergreifendes Projekt mit vielen Sparkassen aus Niedersachsen betreut, bei dem wir eine Online-Beratung eingeführt haben. Ein Beratungsprojekt mit 40 Sparkassen einzuführen, war sehr anspruchsvoll und herausfordernd. Bei dem Projekt hatte ich auf der einen Seite viel Kundenkontakt und auf der anderen Seite hat die Organisation eine große Rolle gespielt. Das Projekt war facettenreich und sehr vielfältig.

Wieso haben Sie sich für die Betriebswirtschaftslehre entschieden? Welches Thema mögen Sie am liebsten?

Schlangen: Ich muss ehrlich sagen, dass ich zu der Betriebswirtschaftslehre auch zufällig gekommen bin, *lacht*. Ich habe nach dem Abitur angefangen Mathematik zu studieren, aber konnte mir mit dem Studieninhalt nicht vorstellen, was ich damit später anfangen kann. Mich hat die Praktikabilität und die Anwendung der Modelle überzeugt, zu der Betriebswirtschaftslehre zu wechseln. Es ist in der Betriebswirtschaftslehre möglich, anwendungsorientierte Konzepte schnell in Unternehmen umzusetzen. Das ist sowohl für die Studierenden als auch die Betriebe hilfreich.

Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt im Personalbereich, aber mir gefällt auch die Verschiedenartigkeit der Problemstellung, mit denen mich die dual Studierenden konfrontieren. Hier finde ich die Diskussionen mit den Studierenden höchst interessant, besonders, wenn man nicht immer eine vorgefertigte Antwort im Kopf hat und sich darauf einlässt.

Wie gefällt Ihnen die Arbeit mit den Studierenden an der Hochschule?

Schlangen: Mir gefällt es sehr gut, aber ich finde es auch gleichzeitig sehr herausfordernd. In der Lehre kommt es vor, dass die Studierenden mit den unterschiedlichsten betrieblichen Hintergründen vor einem sitzen und man beispielsweise mit dem internationalen Key-Account-Management konfrontiert wird. Die Fragen der Studierenden sind dann teilweise sehr tief gängig, was mich dementsprechend fordert.

Welcher Moment ist Ihnen in Ihrer Zeit als Dozent am IDS am meisten in Erinnerungen geblieben?

Schlangen: Das sind zwei Momente. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mich Herr Arens-Fischer gefragt hat für den dualen Bereich tätig zu werden. Zu dem Zeitpunkt habe ich erst zwei Jahre an der Hochschule gelehrt und noch kaum Erfahrung als Dozent besessen. Ich habe mich damals gefragt, ob ich die dual Studierenden überhaupt unterrichten kann. Rückblickend hat mich die Entscheidung genau in die richtige Richtung gelenkt.

Und der zweite Moment war, als die Projektleiterin der Hochschule auf mich zukam und mich für eine Gastprofessur in China ansprach. Damals suchten sie einen Lehrenden für das Personalmanagement in Shanghai und ich habe mir wieder die Frage gestellt, ob ich das kann. Ich hatte zwar schon Erfahrung durch mein Studium „Internationales Management“ und habe in China bereits gearbeitet, aber wurde hier nochmal ins kalte Wasser geworfen. Wenn Sie mich vor 10 Jahren gefragt hätten, hätte ich niemals gedacht, dass ich mich zum einen auf dual Studierende konzentrieren und zum anderen gleichzeitig die Möglichkeit wahrnehme, interkulturell mit chinesischen Studierenden zusammenzuarbeiten.

Können Sie den Studierenden einen Einblick in Ihre Gastprofessur geben?

Schlangen: Ich bin zutage immer noch in meiner Gastprofessur in China tätig und betreue dort auch Bachelorarbeiten. Vor Corona bin ich für die entsprechenden Vorlesungen und Bachelorprüfungen vor Ort gewesen. Im Moment läuft die Lehre online weiter und ich unterrichte auf Englisch und Deutsch. Leider spreche ich kein chinesisch.  

Da haben Sie eine gute Überleitung vorgegeben. Welche Sprache würden Sie gerne sprechen?

Schlangen: Tatsächlich chinesisch. Ich kann ein bisschen Zählen, aber ich verwechsle immer “bezahlen” und “Reis”. Dann muss ich immer gucken, ob ich die Rechnung oder noch ein Schälchen Reis bekomme, *lacht*.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Schlangen: Am liebsten mit meiner Familie. Letztens war ich im Ski-Urlaub mit meiner Tochter und das hat viel Spaß gemacht. Ansonsten spiele ich wöchentlich Tennis und grille sehr gerne.

Welches Buch sollten die Studierenden unbedingt gelesen haben?

Schlangen: Aktuell habe ich „Lichtblick statt Blackout“ von Vince Ebert gelesen. Der Physiker beschäftigt sich kritisch mit dem Umgang der Klimapolitik.

Welche Serie haben Sie zuletzt gesehen?

Schlangen: Ich bin ein Star-Trek Enterprise Fan und habe auf Paramount Plus die neue Serie Star Trek: Strange New Worlds verschlungen.