Ein Auslandssemester während des dualen Studiums ist doch nicht möglich! Oder doch? Mittwoch, 31. Januar 2024

Das Auslandssemester in den USA zu verbringen ist der Traum vieler Studierenden, doch für Jan Meyer wurde dieser Traum zur Wirklichkeit. Der Wirtschaftsinformatikstudent befindet sich derzeit im fünften Semester seines dualen Studiums und absolviert seine Praxisphase seit dem letzten Jahr in Charlotte (USA). Unterstützt wird er dabei von seinem Praxispartner – Firma Hellmann in Osnabrück. Im Rahmen unseres Interviews gewährt er Einblicke in kulturelle Unterschiede, erzählt von seinen Tätigkeiten vor Ort und gibt anderen Studierenden wertvolle Empfehlungen, wie auch sie während ihres dualen Studiums ihren Traum vom Auslandssemester verwirklichen können.

Jan, du befindest dich seit dem letzten Jahr in den USA. Wie kam es dazu?

„Mein Praxispartner ist die Firma Hellmann in Osnabrück. Hellmann ist ein internationales Logistikunternehmen und kümmert sich um weltweite Warentransporte. Bereits während meiner Bewerbungsphase bin ich auf die Firma aufmerksam geworden, da ich vorrangig bei einem internationalen Unternehmen arbeiten wollte. Während meines Vorstellungsgesprächs bei Hellmann hat das Unternehmen Werbung für die Auslandspraxisphasen gemacht, was mich sehr angesprochen hat, denn mein Wunsch war es, von Anfang an dual zu studieren, aber dennoch die Möglichkeit zu haben, für einen Zeitraum ins Ausland zu gehen. Ich fand es cool, diese Erfahrung während meiner Praxisphase mitzunehmen. Dabei hat mich insbesondere der kulturelle Austausch gereizt.“

War es von vornherein klar, dass du in die USA gehst?

„Nein, das wurde erst im Verlauf entschieden. Bei der Firma Hellmann bin ich als Wirtschaftsinformatiker hauptsächlich in der IT eingesetzt, also durchlaufe ich in meinen Praxisphasen alle drei Monate die verschiedenen IT-Abteilungen der Firma. So lerne ich nach und nach die verschiedenen IT-Teams und die neuen Bereiche kennen, in denen ich die erlernte Theorie in die Praxis umsetzen kann. Das ist natürlich hilfreich, um sein Potenzial zu entwickeln und zum Ende des Studiums sich in eine Richtung zu spezialisieren.

Nachdem ich mich bei der Firma „eingelebt“ hatte, informierte ich mich über die Möglichkeiten eines Auslandeinsatzes. Unter der Berücksichtigung meiner Wunschliste hat mir Hellmann angeboten, in den USA das Digital Transformation & Innovation Team in Charlotte, USA, zu unterstützen.“

Was war die größte Umstellung für dich?

„Grundsätzlich musste ich mich nicht großartig umstellen. Die Kolleg*innen sind genauso nett wie in Deutschland. Die Prozesse gleichen sich ebenfalls. Allerdings unterscheidet sich die kulturelle Ausrichtung. Die Leute hier sind etwas kommunikativer und neugieriger. Zudem unterscheidet sich meiner Meinung nach die Arbeitsmoral in den USA im Vergleich zu Deutschland. Hier liegt der Fokus stärker auf Arbeiten. Der private Austausch, wie man den in Deutschland kennt, wird dort deutlich weniger gelebt.“

Hattest du Sorgen vor deinem Auslandsaufenthalt? Wie war dein Einstieg dort?

„Ich hatte eher Fragen als Sorgen. Wie gestalte ich mein Privatleben? Wie werde ich von Kolleg*innen vor Ort aufgenommen?

Mein Einstieg war einigermaßen entspannt. Ich habe mich recht schnell eingelebt. Leider habe ich hier vor Ort noch nicht so viele Leute in meinem Alter kennengelernt. Dennoch sind hier alle sehr nett und offen. Ich werde oft nach Feierabend eingeladen – beispielsweise war ich bei einer Familie beim Thanksgiving-Essen dabei. Das war eine spannende Erfahrung für mich.“

Was empfiehlst du anderen dual Studierenden, die auch ins Ausland wollen?

„Ich würde jedem dualen Studierenden empfehlen, die Chance zu nutzen, ins Ausland zu gehen, wenn diese Option vom Unternehmen geboten wird. Den kulturellen Austausch bekommt man nach dem dualen Studium wahrscheinlich nicht mehr so einfach. Nach dem Bachelorstudium wird man als Mitarbeiter mit vielen neuen Aufgaben konfrontiert sein und nicht mehr die Zeit haben, um für einen längeren Zeitraum ins Ausland gehen zu können. Traut euch, ich bin sicher, so etwas bereut man nicht.“

Hat sich dein Englisch verbessert?

„Absolut. Ich finde es total beeindruckend, wie sich mein Englisch innerhalb von ein paar Wochen verbessert hat. Bereits nach kurzer Zeit konnte ich meine sprachlichen und grammatikalischen Defizite ausbessern. Ich spreche die Sprache mittlerweile sehr fließend und manchmal denke ich sogar Englisch und allein dafür hat sich mein Auslandsaufenthalt schon gelohnt.“

Könntest du dir vorstellen dauerhaft in den USA zu leben?

„Für mich persönlich kommt eine Auswanderung nicht in Frage. Ich bin eher ein deutsches Kind. Ich habe mir in Deutschland meinen privaten Kreis aufgebaut und möchte diesen auf keinen Fall aufgeben. Aus meinem Umfeld können es sich aber einige vorstellen, eines Tages auszuwandern.“