Frauenpower im Ingenieurwesen: Josefa Shi über ihre Studienwahl und Erfahrungen im männerdominierten Wirtschaftsingenieurwesen Mittwoch, 10. Juli 2024

Josefa Shi

Immer mehr Frauen entscheiden sich für ein Studium in MINT-Fächern, und das ist eine großartige Entwicklung! Eine von ihnen ist Josefa Shi, 21 Jahre alt, die Wirtschaftsingenieurwesen (dual) am Campus Lingen studiert. Wenn sie nicht auf dem Campus ist, arbeitet sie bei ELA-Container. Wir wollten wissen, wie es für Josefa ist, in einem nach wie vor männerdominierten Bereich zu arbeiten. In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr außerdem, was der Studiengang für sie besonders macht und wie ihrer Meinung nach, das Ingenieurwesen für Frauen attraktiver werden könnte.

Warum hast du dich für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen entschieden?

„Ich habe mich für diesen Studiengang entschieden, weil er viele verschiedene Perspektiven bietet. Man lernt sowohl Ingenieur- als auch Wirtschaftswissenschaften kennen. Es ist nicht so, dass man nur im ersten Semester oder über mehrere Semester hinweg ausschließlich Ingenieurwissenschaften hat und keine Kenntnisse in Wirtschaftswissenschaften erwirbt. Stattdessen wechseln sich die Inhalte jedes Semester ab. Zum Beispiel hatten wir im ersten Semester zwei Drittel Ingenieurmodule und jetzt im zweiten Semester etwa zwei Drittel betriebswirtschaftliche Module.“

Du studierst Wirtschaftsingenieurwesen, eine klassischerweise eher männerdominierte Branche. Ist dir das auch schon aufgefallen?

„In unserem Kurs ist deutlich zu sehen, dass es mehr Männer in diesem Studiengang gibt. So sind wir leider nur eine Handvoll Frauen. Dennoch finde ich, dass der Studiengang zunehmend attraktiver für Frauen wird. In den höheren Jahrgängen gibt es zum Beispiel schon mehr weibliche Studierende. Insgesamt glaube ich, dass der Studiengang sehr attraktiv für Frauen ist.“

Was macht den Studiengang für Frauen attraktiver?

„Früher war das Interesse bei Frauen vielleicht nicht so stark ausgeprägt, möglicherweise aus Angst vor der vermeintlichen Komplexität. Heutzutage würde ich sagen, dass Frauen sich mehr zutrauen. In meinem Abitur hatten wir zum Beispiel viele Frauen im Physik-Leistungskurs, fast ein Drittel der Klasse. Früher tendierten vielleicht viele eher zu sprachlichen Richtungen, aber das ändert sich nun positiv, auch wenn ich an meine Schule denke.“

Du hast darauf hingewiesen, dass manche Frauen möglicherweise immer noch Zweifel haben könnten, ob sie einen MINT-Studiengang bewältigen können. Hattest du vor Studienbeginn ähnliche Bedenken?

„Vor meinem Studium habe ich definitiv darüber nachgedacht. Ich habe mich gefragt, ob ein MINT-Studium das Richtige für mich wäre, besonders weil ich Physik im Abitur komplett abgewählt hatte. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, weil meine persönlichen Interessen wichtiger sind als meine Bedenken und Sorgen. Ich bin überzeugt davon, dass man sich im Studium alles aneignen kann, was nötig ist. Und es hat gar nichts mit dem Geschlecht zu tun. Ich bin überzeugt, dass jede*r ein MINT-Studium schaffen kann. Es erfordert lediglich Interesse und Engagement.“

Hast du persönlich im Studium oder im Unternehmen bereits Erfahrungen gemacht, in denen Frauen in Ingenieursberufen oder -studiengängen nicht ernst genommen wurden?

Bis jetzt hatte ich persönlich noch keine solchen Erfahrungen. Aus meinem Freundeskreis und von meinen Eltern höre ich eigentlich nur Positives. Viele finden es eher bemerkenswert, dass ich als Frau diesen Weg eingeschlagen habe. Ich erhalte von allen Seiten Unterstützung. Ich bin fest davon überzeugt, dass die "Einteilung in für Frauen mehr oder weniger geeignete Berufe‘ heute wirklich überholt ist. Auch aus meinem beruflichen Umfeld wird mir dies von allen Seiten bestätigt.“

Beschreibe bitte deinen Studiengang mit drei Worten?

Interessant, abwechslungsreich, aber auch nicht zu unterschätzen.“