Virtuelles Lernen im Pflegestudium am Campus Lingen Freitag, 10. April 2020

Urszula Hejna, wissenschaftliche Mitarbeiterin (links) und Prof. Dr. Stefanie Seeling vom Campus Lingen wollen die VR-Brille bald im Pflegestudium am Campus Lingen einsetzen. Foto: Hochschule Osnabrück
Sie wollen die VR-Brille bald im Pflegestudium am Campus Lingen einsetzen (v.l.:): Urszula Hejna, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Prof. Dr. Stefanie Seeling vom Campus Lingen. Foto: Hochschule Osnabrück

Neues interdisziplinäres Kooperationsprojekt „DiViFaG – Digitale und Virtuell unterstützte Fallarbeit in den Gesundheitsberufen" an der Hochschule Osnabrück – Campus Lingen gestartet

Desinfizieren, Handschuhe anziehen, Infusionen vorbereiten und verabreichen – und das alles in einem virtuellen Raum. Das Trainieren von pflegerischen Abläufen in einer künstlich erschaffenen Arbeitsumgebung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachdisziplinen könnte für Studierende des dualen Studiengangs Pflege am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück schon bald Realität werden. Im Januar 2020 ist das dreijährige Kooperationsprojekt „DiViFaG – Digitale und Virtuell unterstützte Fallarbeit in den Gesundheitsberufen“ an der Fakultät Management, Kultur und Technik in Lingen gestartet.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,7 Millionen Euro geförderte Projekt wird in Kooperation mit der Fachhochschule Bielefeld, der Universität Bielefeld und der Hochschule Emden / Leer durchgeführt. „Unser Ziel ist es, ein transferfähiges und digitales Konzept für die problemorientierte Fallarbeit im Studiengang Pflege zu entwickeln“, so Prof. Dr. Stefanie Seeling vom Campus Lingen. Das bedeute, dass bestimmte wiederkehrende Arbeitsschritte mit verschiedenen Szenarien mittels einer sogenannten VR-Brille (VR: Virtuelle Realität) durchgespielt und so geübt werden können. „Durch die innovative Mensch-Technik Interaktion ist ein ortsunabhängiges selbstbestimmtes Lernen möglich“, erklärt die Professorin für Pflegewissenschaft.

Berührungsängste und Unsicherheiten abbauen

Ein großer Vorteil der VR-Technologie sei die Vernetzung verschiedener Fachdisziplinen. „So werden Pflege- und Medizinstudierende für die jeweils andere Profession sensibilisiert. Die in der Praxis vorhandene Konkurrenz zwischen Pflege und Medizin kann dadurch abgebaut sowie die Zusammenarbeit und Gleichberechtigung gefördert werden“, betont Urszula Hejna, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsprojekts.

Darüber hinaus sei die virtuelle Fallarbeit ressourcensparend, nachhaltig und vor allem patientenschonend. „Insbesondere bei schwierigen Interaktionsfällen mit emotionaler Herausforderung können die Studierenden Berührungsängste und Unsicherheiten durch die virtuelle Möglichkeit abbauen und den sicheren Umgang üben“, erklärt Seeling. Die Simulation könne die Lehre allerdings nur ergänzen und die praktische Übung nicht ersetzen, stellt Hejna heraus.

Entwicklung von drei Fallszenarien am Campus Lingen

Die Entwicklung der Fallszenarien geschieht auf Basis von Studierenden- und Expertenmeinungen, die in einem Workshop die Technologie erproben und sich in anschließenden Fokusgruppen oder Einzelinterviews einbringen können. Am Campus Lingen werden drei von insgesamt zehn Fallszenarien entwickelt. „Bei der Anwendung und Nutzung kommen auch Filmsequenzen, digitale Dokumentationssysteme, Chats, Videokonferenzen und digitale Lernplattformen zum Einsatz“, so Seeling.

Der nächste Projektschritt sei nun, den Bedarf an möglichen Szenarien zu erheben, bevor zu Beginn des Wintersemesters 2021 erste davonmit Studierenden in Lingen und Bielefeld erprobt werden. „Abschließend soll aus dem Projekt ein in der Lehre fest verankertes didaktisches Konzept für die jeweiligen Studiengänge entstehen, welches allen Bildungs- und Lehreinrichtungen kostenfrei zur Verfügung steht“, betont die Pflegeprofessorin.

Von: Miriam Kronen