Theaterstück „Angerichtet!“ servierte drei Tage lang „Diskurshäppchen“ zur Zukunft der Ernährung Dienstag, 19. November 2024

Die Erbse tanzt - das Diskurstheaterstück „Angerichtet“ setzt sich auf ungewöhnliche Weise mit der Zukunft der Ernährung auseinander und verknüpft Erkenntnisse aus Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. Fotos: Hochschule Osnabrück/ Aileen Rogge

Interaktiver Austausch zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft zur Ernährungswende

Die Aufführungen des Diskurstheaterstücks „Angerichtet!“ im November im emma-theater in Osnabrück boten mehr als „nur“ Theater: Sie lösten einen interaktiven Austausch zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft aus, der die Zuschauenden aktiv in die Diskussion um die Ernährung der Zukunft einbezog. Entwickelt im Rahmen des Transferprojekts GROWTH der Hochschule Osnabrück, unter Leitung der Theaterpädagogen Prof. Dr. Bernd Ruping und Frederik Hochheimer sowie der Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Dorothee Straka, setzte das Stück auf Dialog und Teilhabe.

Das Bühnenstück präsentierte in zehn „Diskurshäppchen“ wissenschaftlich fundierte Ansichten, die packend inszeniert und durch die Mitwirkung des Publikums lebendig wurden. Ruping, wissenschaftlicher Leiter des Teilvorhabens Diskurstheater, äußerte sich begeistert: „Der ästhetische Wert der Aufführung – zu messen an der Spannung zwischen dem Bühnengeschehen und dem Publikum – war hoch: Die Zuschauenden "gingen mit" und zeigten hohe Bereitschaft, die Impulse von vorn aufzugreifen, und quittierten gesangliche und tänzerische Elemente mit Zwischenbeifall, mitgesungen wurde auch.“

Große Dialogbereitschaft der Zuschauenden
Diese emotionale Öffnung der Zuschauenden, bereitete für die Verantwortlichen auf schlüssige Weise den entscheidenden Teil des angestrebten Theaterformats vor: Den Diskurs. Schon zu Beginn wurde das Publikum in Kleingruppen eingeteilt, die als „Ernährungsräte“ fungierten. In drei Diskussionsphasen konnten die Teilnehmenden ihre Perspektiven zur Zukunft der Ernährung austauschen, Themen wie Klimawandel, Tierwohl und Ressourcenknappheit aufgreifen und ihre Ideen für eine nachhaltigere Ernährungsweise einbringen. In den Phasen der Gruppengespräche innerhalb des Publikums lag eine Atmosphäre intensiver Dialogbereitschaft über zum Teil aufgelöste Sitzreihen. Ruping ergänzte: „Die Diskurse waren intensiv, Positionen wurden eingenommen, Gegenpositionen verargumentiert, Zwischenergebnisse und stimmige Sentenzen protokolliert. In meiner Gruppe wurde die zu kurze Zeit für die Auseinandersetzung bedauert und allgemein die Neu-Vermischung der Zuschauenden in den Gruppen begrüßt.“

Spielfreudiges Ensemble entfaltet komplexes Thema mit großer Leichtigkeit
Frederik Hochheimer, Regisseur des Theaterstücks, berichtete: „Das hochmotivierte Ensemble entfaltete mit Leichtigkeit, starken Bildern und musikalischen Einwürfen die teilweise gegensätzlichen Standpunkte und komplexen Argumente eines notwendigen Ernährungswandels mit seinen wissenschaftlichen Hintergründen und gesellschaftlichen Implikationen.“

In der abschließenden Runde wurden Vorschläge zur Ernährungspolitik gesammelt. Die Ideen sollen als Anstoß für die lokale Politik und die Wissenschaft dienen, die Ergebnisse werden auch auf der Projekt-Website veröffentlicht. Die Aufführungen zeigten, wie wichtig das Thema Ernährung als gesellschaftliche Frage und wie groß das Interesse der Bevölkerung daran ist, Einfluss auf die Gestaltung ihrer Ernährungsgewohnheiten zu nehmen.

Notwendigkeit eines Ernährungswandels wird greif- und diskutierbar
Mit „Angerichtet!“ hat die Hochschule Osnabrück ein neues Format geschaffen, das auf besondere Weise zum Nachdenken und Handeln anregt. An drei Abenden vor nahezu ausverkauften Rängen zeigte das spielfreudige Ensemble, wie Wissensvermittlung, gesellschaftliche Teilhabe und Diskurs kurzweilig gelingen können. „Mit Leichtigkeit und ohne moralischen Zeigefinger wurden die Standpunkte eines notwendigen Wandels der Ernährung greif- und diskutierbar“, so Hochheimer abschließend. Ein Theaterabend, der in Erinnerung bleibt und Perspektiven für die Zukunft öffnet.

Um den Diskurs aus dem Theater weiter in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, ist geplant, das Theaterstück auch im öffentlichen Raum, zum Beispiel in Schulen und auf Marktplätzen in der Region Osnabrück-Lingen, aufzuführen.

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Frederik Hochheimer
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt GROWTH | Teilvorhaben 5 - "Eine Bühne für den Wandel"
f.hochheimer@hs-osnabrueck.de

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