30 Jahre BIG-Jahresfachtagung Dienstag, 8. Dezember 2015

Die Redner, Referenten und Verantwortlichen freuen sich über dreißig Jahre BIG-Jahresfachtagung. V.l.: Prof. Dr. Markus Lüngen, Prof. Dr. Uwe P. Kanning, Prof. Dr. Sabine Eggers, Staatssekretär Jörg Röhmann, Prof. Dr. Julia Oswald, Prof. Dr. Hendrike Berger, Dr. Matthias Bracht, Prof. Dr. Winfried Zapp.

Betriebswirtschaftler im Gesundheitswesen feiern Jubiläum und diskutieren über die Bedeutung von Vor- und Leitbildern

(Osnabrück, 8. Dezember 2015) Zum dreißigsten Mal trafen sich die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen (BIG), Studierende, Lehrende und Referenten in den Räumen der Hochschule Osnabrück zur BIG-Jahresfachtagung.

„Dreißig, das ist eine ordentliche Zahl“, unterstrich Dekanin Prof. Dr. Sabine Eggers zur Eröffnung und freute sich über eine „offenbar hohe Identifikation mit dem Studienangebot und eine starke Vernetzung untereinander, die Sie alle immer wieder an unsere Hochschule zurückkehren lässt.“

Die Beauftragte des Studiengangs, Prof. Dr. Julia Oswald, freute sich über rund 200 Gäste auf dem Caprivi-Campus und betonte, „es ist und bleibt das Ziel des Studienangebots, Praxis und Theorie nicht nur miteinander zu verbinden, sondern als gleichwertig zu betrachten“.

Zu Beginn sprach Staatssekretär Jörg Röhmann vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung über Perspektiven für die Krankenhausstrukturen in Niedersachsen.

Röhmann betonte, Krankenhäuser seien Hochleistungsbetriebe mit begrenzten wirtschaftlichen Ressourcen, die sich dem technischen Fortschritt wie dem demografischen Wandel stellen müssen. Vom neuen Krankenhausstrukturgesetz verspreche er sich unter anderem mehr Qualität in der stationären Versorgung und die Neuorganisation zentraler Aufgaben. Außerdem plädierte Röhmann für den Erhalt von kleineren, „systemrelevanten“ Krankenhäusern im ländlichen Raum, um im Flächenland Niedersachsen eine Unterversorgung zu vermeiden.

Mit den Worten, dass angesichts der angespannten Lage im Krankenhausbereich strategische Initiativen und Prozessoptimierungen allein nicht zum Erfolg führen, sondern auch unternehmenskulturelle Aspekte Berücksichtigung finden müssen, leitete Betriebswirtschaftlerin Oswald zum Thema „Vorbilder sind wichtiger als Leitbilder!?“ über. „Die Kultur verleiht dem Krankenhaus die unverwechselbare Unternehmensidentität. Sie entwickelt sich aus der Zusammenarbeit heraus und muss veränderte Wertevorstellungen berücksichtigen.“ Leitbilder dienen dabei als Orientierung, wobei das reine Formulieren nicht ausreiche. „Leitsätze müssen insbesondere von Führungskräften auch vorgelebt und im realen Handeln erfahrbar werden“, betonte Oswald.

Wirtschaftspsychologe Professor Dr. Uwe Kanning von der Hochschule Osnabrück formulierte daraus in seinem Vortrag die Frage, ob und wie Menschen von Führungskräften lernen können. Die Forschung zeige, dass das Einprägen vorgelebten Führungsverhaltens von sehr vielen Variablen beeinflusst werde. So sei allein schon der Lernprozess unter anderem davon abhängig, inwieweit das Verhalten der Führungskraft beoabachtbar sei, sie tatsächlich einen hohen Status genieße und mit ihrem Führungsstil Erfolg habe. „Es gibt sehr viele Stellrädchen, die richtig stehen müssen, damit das Verhalten einer Führungskraft imitiert wird,“ gab Kanning zu bedenken.

Über den Umgang mit Leitbildern in der Krankenhauspraxis referierte Dr. Klaus Goedereis, Vorstandsvorsitzender der St. Franziskus-Stiftung Münster. Er schilderte, wie der größte freigemeinnützige Krankenhausträger in Deutschland seine schriftlich formulierten Wertvorstellungen lebendig macht. Er berichtete vom Prozess der Leitbildentwicklung und der Implementierung in den Arbeitsalltag.

Dr. Matthias Bracht, Geschäftsführer Medizin des Klinikums Region Hannover, verwies darauf, dass Unternehmenserfolg keine Aufgabenkultur sondern eine Verantwortungskultur voraussetze. Diese wiederum erfordere Führung und Vorbilder. Dabei reichen laut Bracht Vorbilder auf der obersten Managementebene eines Krankenhauses nicht aus. Auch die Verantwortlichen der mittleren Führungsebene, wie Chefärzte und Oberärzte, müssten als Vorbild fungieren und neben der Verantwortung für den Patienten auch ökonomische Ziele in den Blick nehmen.

Am Nachmittag wurde das Thema der Tagung aus unterschiedlichen Perspektiven in vier verschiedenen Workshops diskutiert. Im Anschluss daran fand der obligatorische BIGer-Austausch zwischen Studierenden und Ehemaligen zum Thema Karriereplanung statt. Den Abschluss der Fachtagung bildete der gemeinsame Abend in der Lagerhalle Osnabrück, der anlässlich des Jubiläums durch Livemusik von Studierenden des Instituts für Musik der Hochschule begleitet wurde.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Julia Oswald
Beauftragte des Studiengangs Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen

Telefon: 0541 969-7274
E-Mail: j.oswald@hs-osnabrueck.de

Von: Isabelle Diekmann / Julia Oswald

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