Das Dilemma des Auto 4.0 Freitag, 11. Dezember 2015

"Sind wir bereit für den vernetzten Straßenverkehr?", fragten sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion, zu der Rainer Stickelberger (l.), MdL und Justizminister des Landes Baden-Württemberg eingeladen hatte. Prof. Dr. Volker Lüdemann (2.v.r.), Vorsitzender der Ethik-Kommission an der Hochschule Osnabrück diskutierte darüber mit Dr. Sebastian Biedenkopf (r.), Chefsyndikus bei Robert Bosch und Kay Nehm, Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages und Generalbundesanwalt a.D. Es moderierte Denise Maurer. Foto: Justizministerium Baden-Württemberg

Podiumsdiskussion zum Thema Vernetzter Straßenverkehr mit dem Vorsitzenden der Ethik-Kommission der Hochschule Osnabrück, Prof. Dr. Volker Lüdemann

(Osnabrück/ Triberg, 11. Dezember 2015) Die Vision des fahrerlosen Wagens treibt die Fahrzeugindustrie und den Datenkonzern Google um. Forscher tüfteln seit Jahren an Systemen, die den Autofahrer eines Tages überflüssig machen könnten. Das bedeute mehr Komfort, geringeren Verbrauch und weniger Unfälle, weil ein computergesteuertes Fahrzeug regelkonformer unterwegs sei, argumentieren die Befürworter. Vor der missbräuchlichen Verwendung oder unrechtmäßgen Weitergabe der enormen Datenmengen, die ein selbstfahrendes Autos sammelt, warnen die Datenschützer.

Die ethisch-moralische Dimension des Auto 4.0, also die Frage, wie ein selbstfahrendes Auto in dramatischen Situationen entscheiden soll, dann, wenn unvermeidlich ist, dass Dritte zu Schaden kommen, verdeutlichte nun Prof. Dr. Volker Lüdemann von der Hochschule Osnabrück auf einem rechtspolitischen Symposium im baden-württembergischen Triberg. Der Jurist war in seiner Funktion als Vorsitzender der Ethik-Kommission der Hochschule vom Justizminster des Landes und MdL, Rainer Stickelberger, zur Podiumsdiskussion „Sind wir bereit für den vernetzten Straßenverkehr?“ eingeladen worden.

„Das Programmieren autonomer Fahrzeuge wirft zwangsläufig ethisch-moralische Fragen auf, das liegt daran, dass selbstfahrende Autos auch für kritische Fahrsituationen gerüstet sein müssen, um eine schnelle Entscheidung treffen zu können“, führte Lüdemann an. „Dabei entstehen typische Dilemma-Situationen: soll das Fahrzeug in die Schüler- oder in die Seniorengruppe ausweichen, soll es den Motorradfahrer mit Helm oder den ohne Helm anfahren?“ Schließlich sei das Auto in der Lage, Sterbewahrscheinlichkeiten zu berechnen, das Hineinfahren in den Fahrer mit Helm würde aber bedeuten, dass regelkonformes Verhalten bestraft wird. „Oder sollen Autos gar so programmiert werden, dass sie in solchen Situationen nicht ausweichen und der Fahrer Schaden nimmt?“ Ein Verkaufsargument sei das sicherlich nicht, verdeutlichte Lüdemann die vielen ungelösten Fragen an ein Auto, dass nicht nur selber fahren, sondern vor allem selber denken können muss.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Volker Lüdemann
Vositzender der Ethik-Kommission der Hochschule Osnabrück

Telefon: 0541 969-3889
E-Mail: v.luedemann@hs-osnabrueck.de

Von: Isabelle Diekmann/ Volker Lüdemann