Sitzen ist das neue Rauchen Mittwoch, 2. März 2016

Die „Storno“-Kabarettisten Jochen Rüther, Harald Funke und Thomas Philipzen (v.l.) rechneten unter vollem Körpereinsatz mit den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des Jahres 2015 ab.

Kabarett-Trio Storno begeistert Alumni der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit Jahresrückblick

(Osnabrück, 2. März 2016) An seiner Rolle als Optimismusbeauftragter für das Jahr 2015 habe er schwer zu tragen gehabt, meinte Thomas Philipzen. Der Kabarettist des Satire-Trios „Storno“ aus Münster und seine Kollegen Harald Funke und Jochen Rüther wollten sich den Dramen des Jahres 2015 jedoch nicht beugen und entfachten ein Feuerwerk der guten Laune und Heiterkeit in der ausverkauften Aula der Hochschule Osnabrück. Drei Stunden lang rechneten sie auf sehr unterhaltende Art mit den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen zwölf Monate ab.

Die Mitglieder des Alumni-Vereins wiconnect der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften honorierten den Parforceritt aus Schauspiel, Pantomime und Gesang, das Spiel auf Gitarre, Flügel und Akkordeon, und den Mut zur freien Improvisation, mit höchster Aufmerksamkeit und lange anhaltendem Applaus.

Dabei wären die Themen eine Steilvorlage für schlechte Laune gewesen, aber ganz egal, ob es um die Anschläge der Terrormiliz Islamischer Staat in Paris, die sexuellen Übergriffe in Köln während der Silvesternacht oder den maroden Zustand der Bundeswehr ging, Storno setzte dem Entsetzen das Lachen entgegen. Als Rüther konstatierte, der kleine Waffenschein erfreue sich derzeit größter Beliebtheit, fragte Funke, ob dieser auch von Ottfried Preußler sei?

Als eine Form von Pazifismus bezeichnete Philipzen den Umstand, dass Deutschland 63 Tornados habe, „von denen 64 nicht fliegen können“. Und mit den Worten, „egal, ob die Geschichte stimmt oder nicht, ich glaube sie“, spielte Funke auf „diese AfD-Frau“ (Frauke Petry) an, die mit der Mär vom missbrauchten russlanddeutschen Mädchen, Stimmung gegen Asylsuchende machte.

Geographisch waren die Westfalen damit in Ostdeutschland angekommen und baten um ein Auswanderungsgesetz für Nazis. Leider seien diese nicht mehr rein optisch als solche zu erkennen. Mit der Entstehung der Pegida-Bewegung „ist es nun der besorgte Bürger, der seine Gesinnung Gassi führt“.

Zur Komposition „der Bayer ist high“ fühlte sich das Trio durch das Auftreten der politischen Opposition in Form von Horst Seehofer provoziert. Der Wahlslogan der CSU könne nun auch lauten, „CSU – wir haben das Gesetz verabschiedet.“

Den Hackerangriff auf den Deutschen Bundestag nutzte Storno zum Einstieg in die Analyse gesamtgesellschaftlicher Phänomene. „Wir müssen an unserer Connectivity arbeiten“, formulierte Funke über das „Internet der Dinge“, die Ausstattung aller technischen Geräte mit Chips zur Sammlung von Nutzerdaten. Das Kofferwort „Smombie“, zusammengesetzt aus den Begriffen Smartphone und Zombie, sei nicht zufällig zum Jugendwort des Jahres gewählt worden.

Dem Klimawandel konnten die drei Komiker nur Positives abgewinnen. Für den Tourismus ergäben sich ganz neue Möglichkeiten, wenn es demnächst hieße, „Willkommen an der Strandpromenade Melle“. Und was sei schlecht daran, „wenn die Braunbären weiter in den Norden wandern, dort die Eisbären treffen und es hinterher Karamellbären gibt?, fragte Philipzen.

Sichtlichen Gefallen fanden die Stornos an ihrer Abrechnung mit den hysterischen Diskussionen über Familie und Kindererziehung, den Helikoptereltern, der Flut an Elternratgebern und dem Bildungswettkampf der bürgerlichen Mitte. „Meine Noten gingen meine Eltern nichts an“, hielt Funke fest. Heute würden gleich jedem Kind von Ärzten und Müttern ein Defizit und eine passende Diagnose angedichtet, wenn es von der Norm abweiche. In Anspielung auf den Ratgeber „Jedes Kind kann schlafen lernen“, formulierte Funke „Jede Mutter kann Mund halten lernen.“

In eine weitere Kerbe schlugen die Spaßvögel mit ihrem Angriff auf den Optimierungswahnsinn. Seit seine Frau eine Apple Watch habe, laufe sie abends hektisch im Haus auf und ab, um die noch fehlenden Schritte zu kassieren. Überhaupt sei Sitzen zum neuen Rauchen mutiert. Und die Tatsache, dass er nicht wie ein Thermomix von Vorwerk über zwölf Funktionen, einschließlich emulgieren, verfüge, „stellt den Mann nun gänzlich in den Schatten einer einzigartigen Küchenmaschine“, bedauerte Funke.

Als auch Papst Franziskus und die katholische Geistlichkeit ihren Spott abbekommen hatten, „da treffen sich 400 Priester zu einer Familiensynode“, wunderte sich Rüther, schlossen die Komiker mit einer apokalyptischen Szene aus Wagners „Ring des Nibelungen“ ihren Rückblick ab. Erst nach mehreren Zugaben und begeistertem Applaus verabschiedete sich das Trio bis zum kommenden Jahr.

„Die humorvolle „Abrechnung“ mit dem Vorjahr bildet bei wiconnect traditionell den Auftakt für unsere weiteren Alumni-Aktivitäten des Jahres, dazu zählen zum Beispiel das Mentoringprogramm für Erstsemester, oder „wimentos 2016“, das unseren Studierenden ein einzigartiges Coaching durch Führungskräfte aus der Praxis ermöglicht. Außerdem organisieren wir viele spannende Seminare und weitere Veranstaltungen“, lud Lennard Struckmeier, seit Kurzem neuer Geschäftsführer von wiconnect, zu weiteren Treffen ein.

Weitere Informationen:

Lennard Struckmeier
Geschäftsführer wiconnect – Alumni der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Hochschule Osnabrück e.V.

Telefon: 0541 969-3118
E-Mail: lennard.struckmeier@hs-osnabrueck.de

Web: <link de alumninetzwerk-wiconnect>www.hs-osnabrueck.de/de/alumninetzwerk-wiconnect

Von: Isabelle Diekmann

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