Besonders Handwerk und Gastronomie könnten von syrischen Flüchtlingen profitieren Dienstag, 3. Mai 2016

Für ihre Masterarbeit befragte Denise Farag Flüchtlinge zu ihren beruflichen Plänen. Rund ein Drittel von ihnen möchte studieren. Die Hochschule Osnabrück bietet im Rahmen ihres Gasthörerprogramms Deutschkurse an, die auch Geflüchteten offenstehen.

Absolventin Denise Farag schreibt Masterarbeit zur Integration von Syrern in den Arbeitsmarkt

(Osnabrück, 3. Mai 2016) Über die Integration syrischer Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt wird derzeit viel diskutiert. Denise Farag, Masterabsolventin des Studienganges International Business and Management an der Hochschule Osnabrück, stellte das Thema in den Mittelpunkt ihrer Abschlussarbeit. Unter dem Titel “Skill Shortage in Germany and the Integration of Syrian Refugees into Apprenticeships”, zu Deutsch „Fachkräftemangel in Deutschland und die Integration syrischer Flüchtlinge in Ausbildungsberufe“, reichte Farag die Ergebnisse ihrer empirischen Befragung ein, für die sie 103 syrische Flüchtlinge interviewt hatte.

Im Fokus der Arbeit stand das Potenzial syrischer Flüchtlinge für den Ausbildungsmarkt. Mit Hilfe eines Fragebogens, der von einem Muttersprachler ins Arabische übersetzt worden war, befragte die Studentin syrische Flüchtlinge im Landkreis Heilbronn. Die Frauen und Männer im Alter von 16 bis 26 Jahren, die zum Zeitpunkt der Befragung seit mindestens drei Monaten in Deutschland lebten, wurden dabei unter anderem zu ihrem Bildungshintergrund, ihrer Arbeitserfahrung und zu ihren Plänen für den weiteren Berufsweg befragt.

Rund 70 Prozent der Befragten haben demnach eine zwölfjährige Schulausbildung erfolgreich abgeschlossen. „Auch wenn zwölf Jahre Schulbildung in Syrien nicht mit zwölf Jahren Schulbildung in Deutschland vergleichbar sind, die meisten Flüchtlinge bringen eine gute Vorbildung mit“, schlussfolgerte Farag. Zeugnisse und andere Dokumente seien vielen Syrern auf der Flucht abhandengekommen, „es gelingt aber häufig, diese durch Verwandte oder Freunde erneut beschaffen zu lassen.“

Ein Großteil der über 20-Jährigen kann Berufserfahrung im Handwerk, in der Hotel-, Gastronomie- oder Tourismusbranche nachweisen, so die Studie weiter. Darunter sind einige mit einer einschlägigen Berufsausbildung. „Vor dem Krieg hatten genau diese Branchen einen hohen Anteil am syrischen Arbeitsmarkt. Entsprechend viele Flüchtlinge haben Erfahrungen in diesen Bereichen und möchten deshalb auch gerne weiterhin in diesen Berufen tätig sein“, fasste Farag die Ergebnisse zusammen. „Da ist viel Potenzial, das genutzt und entwickelt werden könnte.“ Gerade für die Gastronomie-Branche und einzelne Bereiche des Handwerks, die Nachwuchssorgen plagen, sei das doch eine gute Nachricht.
Zudem gaben fast alle Flüchtlinge an, innerhalb Deutschlands mobil zu sein. Für eine Ausbildung oder ein Praktikum umziehen zu müssen, stellt somit für die Wenigsten ein Problem dar. Faktoren, wie die Größe der Stadt, die Nähe zu anderen Menschen gleichen kulturellen Hintergrunds oder zu bereits hier lebenden Verwandten spielen bei dieser Entscheidung eine sehr untergeordnete Rolle.

Die Bereitschaft zu Arbeiten ist unter den Befragten groß. „Ein erheblicher Teil hat aber auch bedauert, dass ihnen ausreichend Informationen fehlen, um eine Entscheidung über ihren zukünftigen Bildungsweg treffen zu können. Viele betonten auch, dass es schwer sei, die deutsche Sprache zu lernen, weil sie die ganze Zeit mit anderen Syrern zusammen untergebracht sind“, fasste Farag die Schwierigkeiten zusammen.

Nicht nur für den Ausbildungsmarkt könnten die Flüchtlinge eine Bereicherung sein. Etwas mehr als ein Drittel würde gerne ein Studium aufnehmen oder fortsetzen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Peter Mayer
Studiengangsbeauftragter International Business and Management

Telefon: 0541 969-3466
E-Mail: p.mayer@hs-osnabrueck.de

Von: Therese Heise / Isabelle Diekmann